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Special-Kategorie: Film  |   von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. April 2008
In den Zeiten, bevor es Videokassetten und DVDs gab, zog es die Zuschauer noch häufiger in die Lichtspielhäuser als heutzutage. In jener Zeit prägte der Filmemacher George Lucas den Begriff des modernen Blockbuster; seine Star Wars-Trilogie zog die Menschen weltweit in ihren Bann und sorgte letztlich für eine ganze Reihe Neuerungen, Erfindungen in technischer Hinsicht hinter den Kameras. Eine ebenso große Welle Nachahmer und ähnlich gesinnter Filmemacher, die endlich den Beweis dafür geliefert bekamen, dass dem Science Fiction-Genre an sich nur die Grenzen des Einfallsreichtums des Filmemachers gestellt sind, entstand.
Noch bevor Lucas die epische Sternen-Mär um Jedi-Ritter, Angehörige der Dunklen Seite der Macht und Tragödien galaktischen Ausmaßes zu Papier brachte, ersann der leidenschaftliche Fan von Serials – Fortsetzungs- und Abenteuerromanen – aus den 1930er Jahren und den darauf folgenden einen anderen Helden, eine Figur, die seit ihrer Entstehung lange Zeit in der Schublade des Regisseurs schlummerte.

Im Sinne schwebte Lucas ein Abenteurer, der an exotischen Orten der Welt auf Entdeckungsreise geht, dabei all jene Schätze enthüllt, von denen andere Archäologen nur träumen konnten, und doch (gelegentlich) mit beiden Beinen auf dem Boden stehen würde.
Indiana Jones war geboren. Es war aber erst nach der Veröffentlichung von Krieg der Sterne [1977], dass das Projekt konkrete Formen annahm. Traditionell verbrachte George Lucas das Eröffnungswochenende seines Films weit weg vom üblichen Hollywood-Rummel und verkroch sich auf Hawaii, wo ihn Steven Spielberg besuchte. Als die beiden beobachteten, wie sich der durchschlagende Erfolg von Star Wars abzeichnete, kamen sie ins Gespräch, in dessen Verlauf Lucas seinen Kollegen von seiner Idee zu Indiana Jones erzählte – der Rest, wie man so schön sagt, ist Filmgeschichte.

Mit einem Gesamt-Einspielergebnis von 1,2 Milliarden Dollar (Inflation nicht eingerechnet) errang sich das Franchise, Teil vier noch gar nicht mitgerechnet, um den charismatischen Archäologen Jones und seine Abenteuer nicht nur einen vorderen Platz bei der Zuschauergunst, sondern untermauerte auch das Ansehen von Spielberg und Lucas als erfinderische Filmemacher mit einem goldenen Zeigefinger. Dabei sei die Filmreihe, so Lucas, von Anfang an auf mindestens drei Teile ausgelegt gewesen. Auch Regisseur Spielberg und Hauptdarsteller Harrison Ford – den Lucas zuerst nicht besetzen wollte, weil er bereits in zweien seiner Projekte mitgewirkt hatte (Star Wars und American Graffiti [1973]) und den er genausowenig wie sich selbst darauf festlegen wollte, dass sie immer zusammen arbeiteten mussten sich verpflichten, bei zwei Fortsetzungen erneut anzutreten.
Diese entstanden, nach dem bahnbrechenden Erfolg von Jäger des verlorenen Schatzes [1981] mit drei, beziehungsweise anschließenden fünf Jahren Abstand. Während die Macher allerdings für ihren Einstand sehr viel Lob kassierten, viel das folgende Urteil von Zuschauern und Kritikern weniger positiv aus. Indiana Jones und der Tempel des Todes [1984] zeichnete sich durch eine sehr viel düsterere Grundstimmung und einen merklich gestiegenen Gewaltanteil aus. Die mystischen Elemente der Geschichte konzentrierten sich auf indische Kulte, und auch die Darstellung des Gezeigten mochte weit weniger dem Flair des ersten Films entsprechen. Ein Erfolg war er dennoch.
Als Antwort auf die Reaktion der US-Zuschauer – die an dem Film vor allem kritisierten, dass er seinerzeit die Altersfreigabe PG (Parental Guidance Suggested) erhielt, was bedeutete, dass auch Jugendliche und Kinder die Vorstellung besuchen konnten, obgleich der Film ein sichtlich erwachseneres Publikum ansprach – setzte sich Steven Spielberg mit dem Vorsitzenden der Motion Picture Association of America in Verbindung, die letztlich für die Freigaben verantwortlich ist. Er schlug vor, zwischen den Freigabestufen PG und R (diese Freigabe ermöglicht nur Zuschauern ab 17 Jahren den Zutritt, oder jüngeren in Begleitung eines Erwachsenen) eine weitere Stufe einzuführen, speziell für Jugendliche ab 13 oder 14 Jahren. Nur wenig später wurde die Freigabegrenze PG-13 eingeführt, die Zuschauern und Eltern einen neuen Anhaltspunkt für ihre Entscheidungen bieten sollte.
Mit Indiana Jones und der Tempel des Todes ist Spielberg, wie er heute selbst zugibt, zwar nicht unzufrieden, aber es ist der Film der Reihe, der ihm am wenigsten bedeutet. Auch George Lucas fühlt sich mit dem Endergebnis nicht ganz wohl, das noch düsterer ausgefallen ist, als ursprünglich angestrebt. Dennoch markiert die Geschichte einen Meilenstein des Genres und nimmt kurz hinter Teil eins und drei den zweiten Platz in der Rangliste vieler Fans ein.
Für den dritten Teil der Saga wollte Lucas ein Storyelement aufgreifen, das er bereits früher einbringen wollte, das Spielberg allerdings nicht zusagte, da es seiner Meinung nach nicht die Gewichtigkeit der bisherigen Artefakte einbrachte, nach denen Indiana Jones bislang gesucht hatte. Er wollte dafür endlich Jones' Vater vorstellen und veranschaulichen, wie aus dem bekannten Charakter der ersten beiden Teile eigentlich jene Figur wurde, wer ihn prägte und wie er "geschliffen" wurde. Dass Sean Connery zusagte, war für die Macher ein Glücksgriff, zumal Spielberg sich von vorne herein den schottischen Akteur gewünscht hatte, das aber aus einem anderen Grund.
Connery Indiana Jones' Vater spielen zu lassen bedeutete für Spielberg ein Erfolg in doppelter Hinsicht; er selbst wollte zu Beginn seiner Karriere mehr als alles andere einen James Bond-Film inszenieren, wurde von den Produzenten allerdings abgelehnt. Indiana Jones stellte für ihn eine Art James Bond der 1930er Jahre dar, und wäre er damals von den Machern des britischen Superagenten nicht abgelehnt worden, hätte er vermutlich Jäger des verlorenen Schatzes gar nie angenommen – Connery mimte insofern sowohl im wörtlichen, als auch im übertragenen Sinne, Indiana Jones Vater.
Sowohl bei der Kritik, als auch bei den Zuschauern kam Indiana Jones und der Letzte Kreuzzug [1989] sehr gut an und rundete die bei vielen Fans sehr hoch eingeschätzte Trilogie gekonnt ab.

Es dauerte nur drei Jahre, ehe Produzent und Drehbuchautor George Lucas ein neues Format ins Fernsehen brachte und mit Die Abenteuer des jungen Indiana Jones [1992-1993] die Abenteuer des sympathischen Helden während seiner Jugendzeit chronologisierte. Die Zuschauer erhielten dabei Einblick in das Leben des zukünftigen Archäologen im Alter von 10 (1909) und 16 (1915), wobei die einzelnen Episoden meist von einem sehr alten Indiana Jones eingeleitet wurden, der anderen Menschen von seinen Erlebnissen berichtete. In einer Episode war sogar Harrison Ford als Gastdarsteller zu sehen.
Aber anstatt sich darauf zu konzentrieren, die bekannte Figur weiter zu vertiefen, aufzuzeigen, wie viele der Eigenarten des Abenteurers überhaupt enstanden, und damit die Fans lediglich zu unterhalten, lag Lucas mehr an der Serie; das Hauptaugenmerk lag darauf, historisch bedeutende Ereignisse jener Zeit durch die Augen von Indiana Jones aufzuzeigen, der Figuren wie Albert Schweitzer, Sigmund Freud oder auch Ernest Hemmingway begegnet – Indiana Jones arbeitet als Übersetzter am Friedensvertrag von Versailles und ist auch auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs zugegen. Sicherlich unterhaltsam aufgemacht und nicht immer zu 100% historisch korrekt verbarg sich hinter den Abenteuer des jungen Indiana Jones somit Geschichtsunterricht der lehrreichen Art mit einem merklichen Produktionsaufwand, der viele andere US-Serien in den Schatten stellte.
Die daraus entstehenden hohen Kosten bedeuteten zusammen mit den leider nur mäßigen Zuschauerzahlen das frühe Aus der vielversprechenden und sehr empfehlenswerten Serie, die sich ebenso sehr an Indiana Jones-Fans richtete, wie an all jene, die einen weiteren Einblick in die Geschehnisse jener Zeit haben wollten.
Bis 1996 wurden Fernsehfilme produziert, die zwar nicht ganz so aufwändig erschienen, aber dennoch einen sehr beeindruckenden Grad an Authentizität boten – bis heute sind aber manche Episoden gar nie ausgestrahlt worden.

Auf eine DVD-Veröffentlichung der Serie warteten Fans indes schon seit Jahren, auch wenn diese immer wieder angekündigt wurde, um wenig später wieder verschoben zu werden. Zwischenzeitlich war eine Veröffentlichung 2007 angedacht, wobei die Macher bei Lucasfilm 22 Kapitel Indiana Jones-Chronik veröffentlichen wollen, jedes Kapitel mit eigenem Bonusmaterial und historischen Dokumentation. Jahrelang wurde bereits an der Umsetzung gearbeitet, und man konnte nur hoffen, dass die Macher ihre selbst sehr hoch gesteckten Ziele auch erreichen werden.
Doch wie bereits bei der Veröffentlichung der Originalen Star Wars-Trilogie, hatte auch die DVD-Veröffentlichung von Die Abenteuer des jungen Indiana Jones im Herbst 2007 einen Haken. Aufgeteilt in drei Teile enthalten die DVD-Veröffentlichungen zwar alle Episoden, doch wurden diese wie bereits für die VHS-Veröffentlichung 1999 umgeschnitten. So präsentieren sich die Geschichten zwar in chronologisch richtiger Reihenfolge von 1908 ab, doch gehen die Änderungen – für Lucas nicht unüblich – noch weiter. Die einleitenden und ausklingenden Szenen mit dem "alten" Indiana Jones, verkörpert vom inzwischen leider verstorbenen George Hall, wurden gänzlich gestrichen. Und wie man von Star Wars bereits gewohnt ist, gibt es diesbezüglich auch keinerlei alternative Fassungen oder Gelöschte Szenen auf den Silberscheiben. Die neue Fassung ist die einzige, die Lucas den Zuschauern gönnt – wer die originalen Schnittfassungen damals vom Fernseher aufgenommen hat, sollte seine Sammlung hüten. So werden sie nicht wieder zu sehen sein.
Dafür allerdings (diesbezüglich sind sich alle Quellen einig) sei die Bild- und Tonqualität der DVD-Boxen beeindruckend.

2003 erschien nach langem Flehen und Warten der Fans endlich die Film-Trilogie auf DVD, die es Kenner der Reihe endlich ermöglichte, den Abenteuern des Helden in brillant restauriertem Bild und Ton zu folgen – die dazu erhältliche Bonus-Disc enthält außerdem Dokumentationen über die Entstehung der einzelnen Filme, sowie Featurettes zu bestimmten Aspekten der Produktion wie den Spezialeffekten, der Musik, dem Ton und den Stunts. Auf eine zweifelsfrei existierende Reihe Gelöschter Szenen oder gar verpatzter Aufnahmen wartet man als Zuschauer allerdings vergebens, auch wenn gemunkelt wird, dass selbige in einer kommenden Veröffentlichung auf einem digitalen Medium womöglich enthalten sein werden.

Bereits kurz nach Erscheinen von Indiana Jones und der Letzte Kreuzzug tauchten Gerüchte auf, nach denen George Lucas und Steven Spielberg an einer weiteren Fortsetzung interessiert seien – auch Harrison Ford und Sean Connery wollten wieder dabei sein. Es tauchten in Printmedien immer wieder Berichte auf, nach denen sogar Drehbuchentwürfe in Auftrag gegeben worden seien, wobei manche dieser Skripts selbst zu jener Zeit den Weg auf Computer in der ganzen Welt fanden – Anfang der 1990er Jahre!
Es dauerte aber bis in die 90er Jahre hinein, ehe sich die Gerüchte erhärteten, dass eine weiterer Film produziert werden sollte. Im Sommer 2003 hatte Frank Darabont, der unter anderem an der Entstehung der Serie beteiligt gewesen war, seinen Drehbuchentwurf eingereicht, der den Vorstellungen von George Lucas entsprechen sollte – im Frühjahr 2004 wurde Indiana Jones 4 von George Lucas einmal mehr auf Eis gelegt, nachdem er das Skript von Darabont abgelehnt hatte – neuer anvisierter Veröffentlichungstermin des vierten Films war 2007.
Schenkt man allerdings kursierenden Gerüchten Glauben, könnte es damit um die Filmreihe noch nicht bestellt sein (wenn denn überhaupt je ein weiterer Teil entsteht). Nicht nur, dass Lucas angeblich für vier Fortsetzungen zugesagt habe, Indiana Jones und der Tempel des Todes sei genau genommen keine Fortsetzung, sondern ist vor dem ersten Teil angesiedelt – so argumentieren Fans, die daraus schlussfolgern, dass gar sechs Filme möglich seien.
Aber selbst George Lucas, der in Interviews verriet, es seien nur drei Filme angedacht gewesen, war sich lange Zeit nicht sicher, ob Teil vier tatsächlich in Produktion gehen würde.

Im Januar 2007 kam dann endlich die Nachricht, dass der letzte Drehbuchentwurf von Autor David Koepp, der unter anderem das Drehbuch zu Spielbergs Erfolg Jurassic Park [1993] verfasste, von allen Parteien angenommen wurde. Im Jahr 2006 hatte sich Harrison Ford noch geäußert, dass er nicht mehr zur Verfügung stehen würde, wäre der Film nicht bis 2008 fertig. Diesen Termin konnten die Filmemacher einhalten.
Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels markiert nun das vierte Abenteuer um den Archäologen, wobei das übersinnliche Element im Vorfeld für viel Aufsehen bei den Filmemachern und Darstellern sorgte – nach außen drang zur Produktion allerdings so gut wie nichts.
Weitere Fortsetzungen schließen die Macher dabei jetzt wieder nicht aus, gegebenenfalls die Geschichte stimmt. Dabei wird höchst wahrscheinlich vorbereitet, dass der in Das Königreich des Kristallschädels erstmals eingeführte Shia LaBeouf Hut und Peitsche in zukünftigen Geschichten übernehmen könnte.

Selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, sorgt der Umfang des Franchise um den am 1.7.1899 geborenen Archäologen, dessen Markenzeichen der unverkennbare Hut und die vielseitig verwendbare Peitsche sind, auch bei Kennern für Staunen:
  • vier Kinofilme
  • eine TV-Serie bestehend aus 40 Episoden (darunter zahlreiche Mehrteiler und vermutlich vier nie gesendeten Folgen)
  • mehr als drei Dutzend Romane (darunter auch mehrere, die der deutsche Autor Wolfgang Hohlbein verfasste)
  • Videospiele
  • DVDs
  • und Vieles mehr.

Das Universum um den sympathischen Abenteurer übt eine Faszination für zahllose Zuschauer aus, die darin aber neben der vordergründigen Unterhaltung noch tiefere Aussagen sehen – und eben das Gespür der Macher, diese Botschaften mit zu verweben, zeichnet die geistigen Väter der Filmikone gegenüber vielen anderen Filmemachern der Unterhaltungsindustrie aus.

Treffpunkt: Kritik.de – Kritiken:

Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes [1981]
Indiana Jones und der Tempel des Todes [1984]
Indiana Jones und der Letzte Kreuzzug [1989]
Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels [2008]


Im Internet finden sich zahlreiche gute Seiten, die sich mit Indiana Jones beschäftigen.
Hier ein paar empfehlenswerte Anlaufstellen:

IndianaJones.com (Englischsprachig)
de.Wikipedia.org (Deutschsprachiger Eintrag)
en.Wikipedia.org (Englischsprachiger Eintrag)
IMDb.com (Deutsche Übersichtsseite)
TV.com (Die Abenteuer des jungen Indiana Jones englische Übersichtsseite)
Amazon.de (eine große Auswahl an Indiana Jones-Artikeln in Buch- oder Filmform)