Jurassic World: Die Wiedergeburt [2025]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. Juni 2025
Genre: Action / Fantasy / Horror / Thriller

Originaltitel: Jurassic World: Rebirth
Laufzeit: 134 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Gareth Edwards
Musik: Alexandre Desplat
Besetzung: Scarlett Johansson, Mahershala Ali, Jonathan Bailey, Rupert Friend, Manuel Garcia-Rulfo, Luna Blaise, David Iacono, Audrina Miranda, Ed Skrein, Philippine Velge, Bechir Sylvain


Kurzinhalt:

Das Angebot, das Zora Bennett (Scarlett Johansson), die sich auf die Erledigung von Missionen auch abseits des Gesetzes spezialisiert hat, von Martin Krebs (Rupert Friend) erhält, klingt zu verlockend, um es abzulehnen. Für eine hohe Summe soll sie eine Expedition auf eine abgelegene Insel führen, wo der Paläontologe Dr. Loomis (Jonathan Bailey) Proben von Dinosauriern nehmen soll, mit deren Hilfe sich neue Medikamente entwickeln lassen. Das Betreten der Insel ist allerdings strengstens untersagt, weshalb Bennett die Hilfe ihres ehemaligen Kollegen Duncan Kincaid (Mahershala Ali) sowie seines Teams in Anspruch nimmt. Noch bevor sie die Insel erreichen, erhalten sie einen Notruf von Reuben Delgado (Manuel Garcia-Rulfo), dessen Segelboot nach einem Dinosaurier-Angriff gekentert ist. Er, seine Töchter Teresa (Luna Blaise) und Isabella (Audrina Miranda) sowie Teresas Freund Xavier (David Iacono) stranden jedoch wenig später wie Bennett, Krebs, Loomis und Kincaid auf der nahegelegenen Insel, auf der in einer Forschungseinrichtung nicht nur Dinosaurier gezüchtet wurden. Für ihre einzige Chance auf Rettung, müssen sie tief in die Insel vordringen, auf der was sie erwartet viel größer und gefährlicher ist, als sie sich vorstellen können …


Kritik:
Filmemacher Gareth Edwards fängt mit dem inzwischen siebten Film des Jurassic Park-Franchise die Atmosphäre, welche die ersten drei Teile ausgezeichnet hat, derart gekonnt ein, dass man sich lange Zeit fühlt, als wäre man wieder auf einer Insel mit Dinosauriern. Dank vieler frischer Ideen und spannender Situationen, verzeiht man Jurassic World: Die Wiedergeburt darum auch lange, dass sich die Geschichte weg von einem Überlebensthriller mit Urzeitechsen und hin zu einem klassischen Monsterfilm wandelt. Das vermag immer noch zu unterhalten, aber mit Schwächen.

Seit 32 Jahren wandeln Dinosaurier wieder auf der Erde und haben das Zeitalter des „Neo-Jura“ eingeläutet. Doch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit hat nachgelassen und inzwischen sind die riesigen Kreaturen mehr eine Unannehmlichkeit, wenn ihretwegen der Nachhauseweg länger dauert, anstatt dass sie für Staunen sorgen. Zudem haben ihnen die Klimakrise und die Veränderungen auf der Welt stark zugesetzt, sodass sich die überlebenden Spezies auf einem Gürtel um den Äquator niedergelassen haben. Das Reisen zu diesen Inseln ist strengstens untersagt, was die Expertin für verdeckte Einsätze, Zora Bennett, nicht abhalten würde, als sie von Martin Krebs angesprochen wird. Krebs repräsentiert den Pharmakonzern Parker Genetics, der ein Medikament gegen Herzkrankheiten entwickeln will. Doch dafür werden Blutproben von lebenden Exemplaren der drei größten Dinosaurierspezies benötigt. Zu Wasser dem Mosasaurus, zu Land dem Titanosaurus und dem Flugsaurier Quetzalcoatlus. Letztere befinden sich auf der abgelegenen Insel Ile Saint-Hubert, auf der die Firma InGen vor beinahe 20 Jahren experimentelle Züchtungen vornahm, ehe die Forschungseinrichtung nach einem Zwischenfall aufgegeben wurde. Krebs und Bennett heuern Zoras Vertrauten Duncan und sein Team an, um sie zur Insel zu bringen und zusammen mit dem Paläontologen Dr. Loomis die Proben zu sammeln. Doch bereits auf dem Weg dorthin erreicht sie ein Notruf.

Sieht man einmal von der Grundidee ab, dass Proben von lebenden Dinosaurier genommen werden sollen, wiederholt Jurassic World: Die Wiedergeburt einmal mehr die bereits bekannte Story, dass eine Gruppe von Personen wieder zu einer Insel fährt und dort von Dinosaurier gejagt wird. Dass man aus dem Konzept eine unterhaltsame Geschichte erzählen kann, haben nicht zuletzt die vorigen Filme erfolgreich bewiesen und tatsächlich gelingt es Drehbuchautor David Koepp, der auch die Skripte für die ersten beiden Filme lieferte, den vertrauten Elementen neues Leben einzuhauchen. Anstatt wie zuvor einen Park zu zeigen, aus dem die Urzeitriesen ausbrechen, sieht man sie hier gewissermaßen in ihrem natürlichen Lebensraum. Sei es der Mosasaurus, der wie in Der weiße Hai [1975] Boote ins Visier nimmt, oder die Dinosaurier, die sich die aufgegebene Forschungsinsel seit vielen Jahren zurückerobert haben. Dass darin keine bloßen Saurier gezüchtet wurden, sieht man bereits bei der Eröffnungssequenz, in der der neue, große „Star“ des Films angeteasert wird. Als Begründung wird hierzu erzählt, dass die Erschaffer des Parks mit sinkendem Interesse des Publikums zu kämpfen hatten und daher nicht nur Dinosaurier züchteten, sondern auch etwas „anderes“. Dies spiegelt gewissermaßen die Befürchtung der Verantwortlichen des Films selbst wieder, dass Zuschauerinnen und Zuschauer nicht erneut für einen bloßen Abenteuerfilm mit den riesigen Urzeitwesen ins Kino gehen würden, weshalb man sich nun entscheidet, aus dem einstigen Jurassic Park einen Monsterpark zu machen.

Das ist, man kann es nicht anders sagen, einfach schade. Konnte man in den ersten Filmen noch die überwältigenden Kreaturen zum Leben erweckt sehen, deren Knochen man bislang nur aus Museen kannte, ist Jurassic World: Die Wiedergeburt nicht viel mehr als ein Monsterfilm mit Geschöpfen, die lediglich eine gewisse Ähnlichkeit mit Dinosauriern aufweisen. Das heißt nicht, dass die spannenden Momente nicht funktionieren würden, im Gegenteil. Sei es der Angriff auf das Boot, die Sequenz mit dem T-Rex am Fluss oder auch dem Flugsaurier sind packend in Szene gesetzt, selbst wenn lange absehbar ist, wer aus der Gruppe es bis zum Abspann schaffen wird, und wer nicht. Dabei fiebert man aber weniger mit Zora Bennett und ihrem Team mit, als mit der Familie, die sie von ihrem sinkenden Boot retten. Zusammen mit seinen beiden Töchtern Teresa und Isabella sowie Teresas Freund Xavier gerät Reuben Delgado in Not und strandet letztlich ebenfalls auf der Forschungsinsel. Ihr Kampf ums Überleben ist spürbar packender und man würde sich beinahe wünschen, das Drehbuch hätte auf die übrigen Figuren komplett verzichtet, von denen zwar Zora und Duncan zumindest ein gewisser Hintergrund zugeschrieben wird, die aber trotzdem keine Tiefe entwickeln. In ein paar Dialogen sollen hier Charaktere gebildet werden, die aber am Ende dennoch keine Entwicklung erfahren.

Wäre es nicht um die handwerkliche Umsetzung, würde man dies Jurassic World: Die Wiedergeburt eher zum Vorwurf machen. Doch die Aufnahmen auf See sowie auf der Insel erzeugen ein geradezu einladendes Abenteuerflair und dank vieler neuer Einfälle vermag man, bestimmte Wiederholungen wie eine beinahe Kopie der Küchensequenz aus Jurassic Park [1993] als Hommage zu akzeptieren. Aber im Vergleich dazu fällt auf, dass die Dinosaurier vor über 30 Jahren nicht schlechter und mitunter sogar besser ausgesehen haben. Ganz davon abgesehen, dass hier die Hintergründe ganz oft als nicht real erkennbar sind oder die Besetzung in einem wirklichen Feld steht, dass ein paar Meter hinter ihnen sichtbar endet, ehe ein offensichtlich computergenerierter Hintergrund eingefügt wird. Hört man dann noch die unvergleichliche Musik von John Williams, wird umso deutlicher, dass Regisseur Gareth Edwards trotz des sichtlichen Aufwands den ersten beiden Filmen zu keiner Zeit das Wasser reichen kann.


Fazit:
Selbst wenn sich die etwas mehr als zwei Stunden Laufzeit länger anfühlen, man hat währenddessen nicht das Gefühl, man wäre nicht durchgehend unterhalten. Dank der zwei unterschiedlichen Erzählstränge, einerseits um die Söldnertruppe, die für ein Pharmaunternehmen Proben sammeln will und andererseits um eine Familie, die ums Überleben kämpft, bietet Filmemacher Gareth Edwards genügend Möglichkeiten, Mensch und Dinosaurier einander gegenüber zu stellen. Diese Aufnahmen sind auch überaus gelungen. Es sind die offensichtlichen Greenscreen-Aufnahmen mit nachträglich eingefügten Hintergründen, die den Spaß merklich trüben. Wie auch die Tatsache, dass die Kreaturen, gegen die die Menschen ums Überleben kämpfen, vor allem im letzten Drittel keine Dinosaurier sind. Sieht man darüber hinweg und arrangiert sich mit der oftmals aufdringlich eingespielten Musik, die dem Publikum kaum Ruhe gibt, sich auf die Szenerie einzulassen, fängt Jurassic World: Die Wiedergeburt gekonnt das Abenteuergefühl der Originaltrilogie ein, das man seither merklich vermisst hat. Mag sein, dass nichts hiervon derart für Staunen sorgt, wie noch bei Jurassic Park, aber gelungenen, actionreich packenden Horror liefert die Geschichte allemal, wie man es von sommerlicher Unterhaltung auf der großen Leinwand erwartet.