Superman [2025]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 8. Juli 2025
Genre: Action / Fantasy

Originaltitel: Superman
Laufzeit: 129 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: James Gunn
Musik: David Fleming, John Murphy
Besetzung: David Corenswet, Rachel Brosnahan, Nicholas Hoult, Edi Gathegi, Anthony Carrigan, Nathan Fillion, Isabela Merced, Pruitt Taylor Vince, Neva Howell, Wendell Pierce, Skyler Gisond, Beck Bennett, Mikaela Hoover, Christopher McDonald, Sara Sampaio, Terence Rosemore, Frank Grillo, María Gabriela de Faría, Milly Alcock, Sean Gunn


Kurzinhalt:

Vor Jahrhunderten sind Metawesen auf die Erde gekommen, ausgestattet mit Fähigkeiten jenseits der menschlichen Vorstellungskraft. Vor ein paar Jahren hat sich das mächtigste dieser Wesen zu erkennen gegeben: Superman (David Corenswet). Der Sohn vom Planenten Krypton wurde zur Erde entsandt, um den Menschen zu dienen, wie seine Eltern im in einer Videobotschaft mitteilten. Sie ist sein täglicher Ansporn, ein Beispiel für die Menschheit zu sein. Deshalb hat er auch einen drohenden Krieg in Osteuropa verhindert, was nicht nur die Weltpolitik aufgeschreckt hat. Bisher wähnte man Superman als Verbündeten und nicht als denjenigen, der die Richtung vorgibt. Für den einflussreichen Lex Luthor (Nicholas Hoult) stellt Superman seit jeher eine Gefahr für die Welt dar. Darum unterbreitet er dem Pentagon seinen Vorschlag einer Truppe, die die heimliche Herrschaft der Metawesen beenden kann. Während Superman unter seiner bürgerlichen Identität Clark Kent in der Beziehung mit Journalistin Lois Lane (Rachel Brosnahan) in eine Krise schlittert, kommen Informationen ans Licht, die Supermans Absichten auf der Erde in Zweifel ziehen und das Ansehen der Ikone in der Öffentlichkeit nachhaltig beschädigen. Es ist nur ein weiteres Puzzlestück in Luthors Plan, den Sohn Kryptons ein für alle Mal zu vernichten …


Kritik:
Mit Superman beginnt der Neustart der Verfilmungen aus dem DC Comics-Franchise. Das ist insofern bereits passend, da der beinahe unbezwingbare Außerirdische, der als Baby auf die Erde entsandt wurde, da seine Heimatwelt dem Untergang geweiht war, wohl wenigstens einer der bekanntesten Superhelden überhaupt ist. Filmemacher James Gunn destilliert auf gelungene Art und Weise, was die Figur auszeichnet, doch gerade zum Ende hin steht genau das nicht mehr im Mittelpunkt.

Anstatt ein neues filmisches Universum aufzubauen, wird das Publikum von der ersten Minute an in ein bestehendes hineingeworfen. Einblendungen klären darüber auf, dass übermenschliche Wesen, sogenannt Metawesen, bereits vor Jahrhunderten auf die Erde gekommen sind. Vor dreißig Jahren traf ein Junge vom Planeten Krypton ein, der bei einer menschlichen Familie aufwuchs und sich vor drei Jahren als Superman der Welt vorgestellt hat. Für seine Heldentaten ist Superman beliebt, aber ohne sich an Landesgrenzen oder diplomatische Gepflogenheiten zu halten, hat er sich kürzlich in die Weltpolitik eingemischt und einen Krieg verhindert. Damit hat er auch Verbündete der Vereinigten Staaten brüskiert und die Frage aufgeworfen, ob die Metawesen das Recht haben sollten, sich in die Weltpolitik einzumischen. Firmenmagnat Lex Luthor, der seit Jahren jede Bewegung von Superman studiert und geschworen hat, die Herrschaft der Menschen über die Erde wiederherzustellen, hat wenigstens eine Antwort auf die Frage gefunden, wie man den schier unbesiegbaren Wesen überhaupt Herr werden soll. An einem tief im Eis verborgenen Rückzugsort Supermans, der Festung der Einsamkeit, wird Luthor fündig und gelangt in den Besitz von Informationen, mit denen er nicht nur Superman bezwingen, sondern seinen Ruf zerstören wird.

Denn, und das verbindet ihn mit vielen anderen Superhelden, Superman ist mehr, als nur ein übermenschlich starker Außerirdischer, der fliegen kann. Er ist ein Symbol, eine Figur, die dafür steht, die Menschheit zu beschützen und stets jemand zu bleiben, zu dem eine Jede und ein Jeder aufsehen kann. Diese Figur zu brechen, ihr Ansehen zu zerstören, würde ihn selbst, der seinen Ansprüchen nie ganz gerecht wird, stärker treffen als alle Schläge, die er einstecken muss. In der ersten Filmhälfte zeigt Superman genau dies. In den ersten Minuten ist der Held schwer verwundet am Boden und wird von Superhund Krypto gerettet. Doch es trifft ihn mehr, als der ganze Sinn seiner Existenz, seine Aufgabe auf der Erde, in Frage gestellt wird. Regisseur James Gunn beginnt so mit Szenen, wie man den Helden bislang wenn überhaupt, dann nur selten gesehen hat. Während Clark Kent, Supermans bebrilltes Alter Ego, als das er bei der Tageszeitung „Daily Planet“ arbeitet, seinem Alltag nachgeht, zieht Luthor nach Jahren der Planung die Schlinge um Supermans Hals enger. Hintergrund hierfür ist der Krieg zwischen den fiktiven Ländern Boravia und Jarhanpur, den Superman verhinderte, der nach dessen Diffamierung jedoch wieder im Raum steht.

Die Geschichte und Luthors Pläne sind dabei durchaus interessant, zumal letztere lange Zeit im Dunkeln bleiben. Es ist vielmehr das Filmuniversum darum herum, in das hineinzufinden, schwieriger ist, als erwartet. Beispielsweise sind die Figuren zu Beginn bereits alle definiert. Die Feindschaft zwischen Superman und Luthor schwelt seit Jahren, Clark und seine Journalisten-Kollegin Louis sind bereits ein Paar. Superman ist auch nicht das einzige Metawesen, es gibt interdimensionale Kreaturen, riesige Geschöpfe, die ganze Städte dem Erdboden gleichmachen, Nanobots, künstlich verbesserte Übermenschen und Superschurken, die die Welt zerstören wollen. Ganz abgesehen von der „Justice Gang“ um die Comicfiguren Green Lantern, Hawkgirl und Mister Terrific. Auch andere Aliens sind im Gespräch. Man hat weniger das Gefühl, Superman wäre der Auftakt einer neuen Filmreihe, als ein Teil einer seit Jahren etablierten. Das einzige, was es in dieser Welt nicht mehr geben kann, sind Versicherungsgesellschaften. Bei jedem einzelnen Auftritt eines Superhelden oder einer Superheldin in der Großstadt Metropolis gehen derart viele Gebäude zu Bruch, dass man sich nicht vorstellen kann, wie sich irgendjemand gegen diese Zerstörungswut versichern können sollte.

Doch diesen Aspekt hat Superman lediglich mit den vielen anderen Comic-Verfilmungen gemein, die es schon gab. Wie auch, dass sich die Geschichte immer mehr von den Figuren entfernt, um am Ende ein Finale zu präsentieren, das beinahe ausschließlich im Computer entstanden ist. Vor künstlichen Hintergründen bekämpfen sich hier wenig realistisch aussehende Personen, währen die Welt unmittelbar am Abgrund steht. Das ist umso bedauerlicher, da es im letzten Drittel einen zweiten Handlungsstrang gibt, der bedeutend mehr Potential bietet, das Publikum wirklich mitzureißen, da eben der Kampf der Unterlegenen gegen eine Übermacht im Raums steht. Das heißt nicht, dass Luthors „Geständnis“ seiner Motivation nicht gelungen wäre und auch Supermans Ansprache, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, trifft den Nagel auf den Kopf. Hier bringt die Comic-Verfilmung erneut auf den Punkt, was den Reiz dieser Comicfigur ausmacht und weshalb er seit bald 100 Jahren so beliebt ist. Doch auf dem Weg dorthin ist die Geschichte mit so vielen Aspekten versehen, die eingestreut werden, ohne groß zur Geltung zu kommen. Von der schieren Vielzahl der Charaktere, die teil der Erzählung sind, bekommen nur eine Handvoll wirklich etwas zu tun. Dafür sollen künftige Filme im Franchise angekündigt werden, ohne hier wichtig zu sein, bis hin zu einem Gastauftritt kurz vor Schluss und vielleicht sogar der Szene nach dem Abspann. All dies macht die Erzählung nur länger. Dass der Humor darüber hinaus oft nicht wirklich zünden will, wobei der notwendig ist, um die Geschichte nicht zu düster geraten zu lassen, fällt dabei kaum mehr ins Gewicht.


Fazit:
Nicht nur, dass die Erzählung inmitten einer Auseinandersetzung beginnt, deren Anfang man gar nie zu Gesicht bekommt, die Welt und die Menschen darin scheinen, als würden sie den Mann aus Stahl bereits seit Jahren kennen und als wären Dimensionsportale, haushohe Monster oder schier unbesiegbare Metawesen bzw. Außerirdische Teil ihres Alltags. Obwohl man die Geschichte bereits oft gehört hat, man würde sich doch wünschen, die Feindseligkeit zwischen Luthor und Superman in der Entstehung beobachten zu können, oder auch, wie sich Lois und Clark in einander verliebt haben. In Anbetracht der wenigen Interaktionen eben dieser Figuren fällt es sonst einfach schwer, nachzuvollziehen, was für sie auf dem Spiel steht. Dabei erzählt James Gunn seinen Fantasyfilm nicht nur actionreich, sondern durchaus mit treffenden politischen Bezügen. Die Besetzung ist dem auch mühelos gewachsen, vor allem David Corenswet scheint die Titelrolle förmlich auf den Leib geschrieben. Der gelungenste Aspekt von Superman ist jedoch, wie toll die Erzählung einfängt, was diesen Superhelden ausmacht und dass er für mehr steht als für einen Mann, den man auf der großen Leinwand fliegen sieht. Er ist ein Held, der sein eigenes Schicksal schreibt, dabei den selbst gesteckten Ansprüchen aber nicht immer gerecht wird, obwohl er es sich manchmal selbstgefällig einredet. Vor allem tut er gerade dann das Richtige, wenn es nicht einfach ist. Es ist eine gerade heute wichtige und richtige Botschaft, die immer noch mitnimmt und in den richtigen Momenten ergreift. Das können nicht alle Inkarnationen des Helden von sich behaupten. Vor allem Fans werden hier gut aufgehoben sein.