Die nackte Kanone [2025]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. Juli 2025
Genre: Komödie

Originaltitel: The Naked Gun
Laufzeit: 85 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Akiva Schaffer
Musik: Lorne Balfe
Besetzung: Liam Neeson, Pamela Anderson, Paul Walter Hauser, Danny Huston, Kevin Durand, Liza Koshy, Cody Rhodes, CCH Pounder, Busta Rhymes, Michael Bisping, Eddy Yu, Moses Jones


Kurzinhalt:

Auch wenn er selbst ein gefeierter Polizist der Spezialeinheit ist, Lieutenant Frank Drebin Jr. (Liam Neeson) sehnt sich nach dem Rat seines verstorbenen Vaters, seines Zeichens selbst ein legendärer Ermittler. Doch Franks unkonventionelle Methoden haben ihm nicht nur Kritik von seiner Vorgesetzten (CCH Pounder) eingebracht. Das gesamte Police Squad steht in Fokus und könnte aufgelöst werden. Deshalb werden Frank und sein Partner Ed Hocken Jr. (Paul Walter Hauser) von der Aufklärung eines mysteriösen Bankraubs abgezogen und sollen einen Verkehrsunfall untersuchen. Aber es scheint eine Verbindung zwischen den Fällen zu geben, weshalb Frank den einflussreichen Wohltäter Richard Cane (Danny Huston) ins Visier nimmt. Da wendet sich die mysteriöse Beth (Pamela Anderson) an Frank, die den Mord an ihrem Bruder aufgeklärt sehen will. Die Hinweise verdichten sich, dass hier etwas Großes auf dem Spiel steht und alsbald gerät Frank selbst in Verdacht. Um den Fall zu lösen und die Welt zu retten braucht es mehr als nur geballte Kompetenz von Seiten der Polizei – es braucht nacktes Selbstvertrauen …


Kritik:
Akiva Schaffers späte Fortsetzung beziehungsweise weicher Reboot der Die nackte Kanone-Filmreihe bietet Fans genau das, was sie erwarten. Überzogener, bewusst alberner Humor, der zahlreiche Krimis und Situationen aus diesen durch den Kakao zieht, durchsetzt mit ein paar durchaus boshaften Spitzen, die den Nagel auf den Kopf treffen. Man mag sich fragen, warum sich namhafte Stars für so etwas hergeben, doch es gibt ein Publikum, dem genau diese Art Humor zusagt und für das Die nackte Kanone in genau dem richtigen Moment zurückkehrt.

Ebenso mit dabei sind die zentralen Figuren der bisherigen Teile bzw. ihre Nachfahren. Neben Polizei-Lieutenant Frank Drebin Jr., Sprössling von Leslie Nielsens Charakter, ist auch Captain Ed Hocken Jr. mit an Bord, der jedoch über weite Strecken überraschend wenig zu tun bekommt. Insbesondere spart die Geschichte vollständig aus, ob es den gleichermaßen erwachsenen Kindern jener Ikonen der Spezialeinheit gelingt oder sie daran selbst zweifeln, in die Fußstapfen ihrer Väter zu treten. Andererseits, bei einer Laufzeit von weniger als eineinhalb Stunden, inklusive langsamem Abspann, muss man irgendwo Abstriche machen. Drebin Jr. ist ein ebenso angesehener Polizist wie sein Vater. 1.000 Kriminelle hat er bereits verhaftet und dabei nicht selten das Gesetz so ausgelegt, wie es ihm in den Kram gepasst hat. Doch seine unkonventionelle Lösung eines Banküberfalls hat ein Nachspiel, weshalb die Spezialeinheit vor dem Aus steht. Drebin und Hocken sollen daher einen Verkehrsunfall untersuchen, der sie auf die Spur des Weltverbesserers Richard Cane führt. Der Firmenmogul wollte die Welt retten, wird aber zunehmend ungeduldig angesichts dessen, dass die Menschheit sich weigert, gerettet zu werden. Gleichzeitig wendet sich die mysteriöse Beth an Drebin, die den Tod ihres Bruders rächen will.

Was auch aufgrund der musikalischen Untermalung wie ein Noir-Krimi in Los Angeles beginnt, bei dem sich der Ermittler selbst als Verdächtiger wiederfindet, wandelt sich dementsprechend in einen Thriller, bei dem nicht weniger als das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht. Mit der Besetzung, allen voran Liam Neeson als Frank Drebin Jr., Pamela Anderson als mögliche Liebschaft mit dunklem Geheimnis Beth sowie Danny Huston in der Rolle des Schurken, könnte das auch als Satire funktionieren, doch besitzt das Drehbuch weder genügend Ambitionen, noch Fantasie, aus den Ideen der Story auch etwas machen zu wollen. Stattdessen begnügen sich die Verantwortlichen mit plattem Humor in dem Stil einer Parodie, wie man es auch in der Filmvorschau zu sehen bekommt. Was es für ein Publikum, das nicht von Haus aus mit dieser Art einer Komödie etwas anzufangen weiß, so schwer macht, sich darin zurecht zu finden, ist der Umstand, dass nie wirklich deutlich wird, ob Drebin ein Einfaltspinsel oder ein Ermittler ist, der Manches zu wörtlich nimmt. Mitunter kombiniert er gelungen und weitsichtig, dann jedoch sieht er den Wald vor lauter Bäumen nicht. Auch bei Ed Hocken Jr. wird nie klar, ob er nun das eigentliche „Gehirn“ des Teams ist, wie beispielsweise bei Inspektor Clouseau und seinem Assistenten, oder gleichermaßen stumpf. Eine solche Differenzierung in den Figuren findet schlichtweg nicht statt.

Wäre es nicht um einige treffende und schneidende Verweise, beispielsweise hinsichtlich Polizeigewalt gegen nichtweiße Bevölkerungsgruppen, oder einige anzügliche Momente, würde sich der Humor durchweg auf dem Niveau dessen bewegen, was eine Krabbelgruppe entzückt. Dabei erschließen sich manche Anspielungen in Die nackte Kanone durchaus nur für ein aufmerksames Publikum. Angefangen vom „Plot Device“ des Schurken bis hin zum Titel des Wrestling-Stadions beim Finale. Auch der Running Gag mit den Kaffeebechern ist gelungen oder wörtliche Umsetzungen von Genreklischees im Hintergrund. Dem gegenüber stehen Momente zum Fremdschämen oder die ein und denselben Witz bis zur Schmerzgrenze ausdehnen. Doch genau hierfür werden Fans von Parodien wie Hot Shots! - Die Mutter aller Filme [1991] oder Spaceballs - Mel Brooks' verrückte Raumfahrt [1987] einschalten und dieses Publikum wird nicht enttäuscht sein.

Ob eine solche Art und Humor dreißig Jahre nach den ursprünglichen Filmen noch funktioniert, wird sich zeigen. Schade ist dabei nur, dass die Verantwortlichen hinter der Kamera nicht versuchen, der subtilen Satire ein stärkeres Gewicht zu verleihen. Es ist ein Klischee des Genres, dass der Ermittler von seinem tragischen persönlichen Hintergrund berichtet, auch wenn nichts hiervon je zu sehen ist, keine Fotos oder Erinnerungen oder Sonstiges. Aber auch davon abgesehen bleiben die Figuren und die Story auffallend oberflächlich. Dabei hätte es mehr als genügend Potential gegeben, Beth mit einer Nebenhandlung um ihre Kriminalbücher stärker einzubinden, oder auch den von Kevin Durand gespielten Leiter von Canes Sicherheit. Nichts davon wird jedoch genutzt und so schwer es unbestritten sein mag, das Timing auch des platten Humors richtig zu treffen, es hätte Die nackte Kanone nicht geschadet, mehr sein zu wollen, als eine Fortsetzung, die aber doch erstaunlich wenig Genregrößen der letzten Jahrzehnte durch den Kakao zieht. Vorlagen hätte es dabei genügend gegeben.


Fazit:
Sieht man die weit absehbaren Gags, von denen die Publikumslieblinge bereits in der Filmvorschau gezeigt werden, fühlt man sich in der Tat an die Zeit zurückerinnert, in der diese Art Komödie regelmäßig ein großes Publikum ins Kino locken konnte. Dabei sind es die leisen, aber schneidenden Spitzen, die hier den Nagel auf den Kopf treffen und auch der Schurke ist gelungen, der nicht von ungefähr an lebende Firmenmagnaten erinnert und dessen Plan die Wirklichkeit beinahe erschreckend, wenn auch überzeichnet, widerspiegelt. Das Flair eines Noir-Krimis fängt Regisseur Akiva Schaffer zu Beginn ebenso ein wie die Atmosphäre eines Mission: Impossible-Films im letzten Drittel. Abseits der versteckten Anspielungen bietet Die nackte Kanone jedoch wenig, das selbst die kurze Erzählung tragen würde, zumal sich der platte Humor in vielen Momenten schnell abnutzt. Die Besetzung scheint dennoch auf ihre Kosten gekommen zu sein und entschädigt insbesondere dank des Gespanns aus Liam Neeson und Pamela Anderson für viele Längen. Als Komödie oder Satire taugt das, wie zu erwarten war, kaum. Doch als vollkommen überzogene Parodie werden Fans der vorigen Filme hier durchaus auf ihre Kosten kommen. Mehr war offenbar nicht der Anspruch und mehr wird nicht geboten.