The Fantastic Four: First Steps [2025]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 27. Juli 2025
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: The Fantastic Four: First Steps
Laufzeit: 115 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA / Kanada / Neuseeland
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Matt Shakman
Musik: Michael Giacchino
Besetzung: Pedro Pascal, Vanessa Kirby, Ebon Moss-Bachrach, Joseph Quinn, Julia Garner, Natasha Lyonne, Paul Walter Hauser, Ralph Ineson, Matthew Wood (Stimme), Ada Scott, Mark Gatiss, Sarah Niles


Kurzinhalt:

Als Wissenschaftler Reed Richards (Pedro Pascal) zusammen mit seiner Frau Sue Storm (Vanessa Kirby), ihrem Bruder Johnny (Joseph Quinn) und Ben Grimm (Ebon Moss-Bachrach) zu Beginn der 1960er-Jahre zu einer Weltraummission aufbrachen, ahnten sie nicht, dass die kosmische Strahlung, der sie ausgesetzt waren, ihr Leben für immer verändern würde. Als sie auf die Erde zurückkehrten, waren sie nicht mehr dieselben und besaßen übermenschliche Fähigkeiten. Seither sind sie als die „Fantastic Four“ zu den Beschützern der Erde geworden und haben nicht nur Bösewichten Einhalt geboten, sondern die Erde in einer nie dagewesenen Allianz vereint. Dafür stehen sie wie kaum jemand anderes im Rampenlicht, weshalb sich alle Augen auf sie richten, als nach beinahe zwei Dutzend Nachrichten, die sie aus dem Weltall empfangen haben, plötzlich ein Wesen über dem Himmel von New York erscheint. Silver Surfer (Julia Garner) verkündet, dass Galactus (Ralph Ineson) in Kürze ankommen und die Erde vernichten werde, worauf sich die Menschen vorbereiten sollen. Die Fantastic Four machen sich auf, mit Galactus zu verhandeln, sehen sich aber einem uralten und unbesiegbaren Wesen gegenüber, dessen Hunger nie gestillt werden kann …


Kritik:
Die inzwischen fünfte Leinwandadaption des Superhelden-Comics Fantastic Four [seit 1961] markiert gleichzeitig als 37. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU) den Beginn der sechsten Phase der sogenannten Multiverse-Saga. Was Fans der Superheldenverfilmungen entzücken wird, hört sich für einen anderen Teil des Publikums nur wie Techno-Gebrabbel an. Tatsächlich gelingt es Filmemacher Matt Shakman in The Fantastic Four: First Steps aber ausgesprochen gut, nicht nur neue Figuren in die bekannte Welt der Comic-Helden einzuführen, sondern eine ganz eigene Welt zu etablieren. Dass man dabei am Ende des Gefühl hat, dass dies hier wirklich eine Familie ist, die zusammensteht, ist vielleicht das größte Kompliment.

Die Geschichte spielt in den 1960er-Jahren auf der Erde-828 (zur Erinnerung, die Ereignisse des Beginns des MCU spielen auf Erde-616 in einem anderen Universum), die sich am ehesten als retro-futuristisch beschreiben lässt. Es existieren Technologien, die es heute mitunter nicht einmal als Konzepte gibt, bis hin zum Überlichtantrieb und Weltraumreisen. Doch all dies ist eingebettet in das Design und Aussehen der 1960er-Jahre, angefangen von der Mode über Architektur, Autos und Schallplatten oder klobiger Bildschirme und grieseliger Aufnahmetechniken. Vor vier Jahren ist Reed Richards mit seiner Frau Sue, ihrem Bruder Johnny und dem befreundeten Ben Grimm zu einer Weltraummission aufgebrochen und sie wurden dabei kosmischer Strahlung ausgesetzt, die ihre DNA veränderte. Seither ist der brillante Wissenschaftler Richards flexibel und dehnbar, Sue verfügt über telekinetische Kräfte und kann sich unsichtbar machen, während Johnny zu einer menschlichen Fackel wird. Ben Grimms Veränderungen sind permanent und sichtbar: er besitzt zwar übermenschliche Kraft, dafür sieht er aus wie ein aus Gestein und Fels bestehendes Wesen. Als Superhelden sind die Fantastic Four, wie sie genannt werden, zu den Beschützern ihrer Welt geworden und haben die Menschen viele Male vor Schurken oder dem Mole Man gerettet. Doch gerade, als Sue und Reed von einer freudigen Nachricht überrascht werden, an die sie selbst nicht mehr geglaubt haben, erscheint ein Wesen über der Stadt New York. Silver Surfer verkündet die Ankunft von Galactus – und das Ende der Welt.

Obwohl es sich so anhört, erzählt The Fantastic Four: First Steps keine Ursprungsgeschichte im eigentlichen Sinn. Wie die Superhelden so wurden, wie sie sind, wird zwar in einem Prolog vorgestellt, der Teil einer Fernsehshow angesichts ihres vierten Jahrestages ist, doch wird das Publikum mit diesen Figuren und ihrer Welt konfrontiert, anstatt sie Zug um Zug kennenlernen zu dürfen. Gerade in der ersten halben Stunde überrollt Regisseur Shakman dabei sein Publikum förmlich mit Informationen, angefangen von den Fähigkeiten der vier, ihrer Berühmtheit, die dafür sorgt, dass sie nicht nur auf Schritt und Tritt begleitet werden, sondern ihre Stimmen auch Gewicht besitzen. Bis hin zu Schurken und Widersachern, die hier stellenweise nur namentlich vorgestellt werden und von denen der Mole Man aber im Verlauf immerhin nochmals eine kleine Rolle zugeschrieben bekommt. Der eigentliche Bösewicht ist jedoch Galactus, der Verschlinger von Welten. Ein Wesen, älter als das Universum selbst, das um seinen Hunger zu stillen, ganze Planeten verschlingt und nun die Erde in den Blick genommen hat. Bei dem Versuch, mit der mächtigen Kreatur zu verhandeln, zeigt sich zwar eine Möglichkeit, dass Galactus die Erde verschont, doch dafür müsste jemand anderes geopfert werden. Im Zentrum der Geschichte steht damit ein moralisches Dilemma, das sich dahingehend auswirkt, dass die heldenhaften Stars, die zu Beginn von den Menschen gefeiert werden, zuerst Zweifel aufkommen lassen, ob sie der existenziellen Bedrohung des gesamten Planeten überhaupt Herr werden können, ehe sie dafür offen kritisiert werden, Galactus nicht einfach zu geben, wonach er verlangt.

All dies verpacken die Verantwortlichen in eine Präsentation, die den Klischees des Genres treu bleibt, ihnen aber dennoch frisches Leben einhaucht. Angefangen von ausladenden Actionsequenzen, bei denen viel zu Bruch geht, über lockere Sprüche, die die Stimmung auch dann aufhellen, wenn im Grunde alles verloren erscheint. Dass dies zusammen mit dem eingängigen wie erfrischenden Design der futuristischen 1960er-Jahre so gut funktioniert, liegt auch an der Musik von Michael Giacchino, dessen Thema zu The Fantastic Four: First Steps bereits so gekonnt eine Aufbruchstimmung vermittelt, dass man sich dies in einer Endlosschleife immer wieder anhören könnte. Die Atmosphäre ist hier förmlich mit Händen zu greifen und sieht man beim Finale, wie diese Figuren füreinander einstehen, wie jede Person für die anderen ihr Leben geben würde, um sie und die Erde zu beschützen, hat man nicht nur das Gefühl, dass was auf dem Spiel steht kaum größer sein könnte. Es wird vielmehr deutlich, dass sie mit allem kämpfen, um eine aussichtslose Konfrontation zum Guten zu wenden.

Nachdem die letzten Einträge des Comic-Franchise lediglich altbekannte Ideen aufgewärmt präsentierten, wirkt The Fantastic Four: First Steps so unverbraucht und gleichzeitig groß, dass man diese Welt sofort weiter erkunden möchte, die beinahe wirkt, wie was für unsere bereits vor einem halben Jahrhundert möglich gewesen wäre. Dass sich das Drehbuch dabei mit einer Geschichte beschäftigt, bei der die Figuren nur vorgestellt, aber kaum vertieft werden, von den vielen Nebencharakteren, die buchstäblich im Untergrund verschwinden, ganz zu schweigen, verzeiht man daher gern. Als weiterer Eintrag des MCU ist das gleichermaßen eine Überraschung, wie es sich als Einstieg für ein neues Publikum eignet.


Fazit:
Wie handwerklich gelungen Matt Shakmans Inszenierung ist, sieht man insbesondere am Highlight des Films, der Flucht der Fantastic Four vor Galactus in der Mitte der Erzählung. Die ist mit einer Finesse und einer Choreografie zum Leben erweckt, dass man dem ebenso staunend zusieht, wie man die Welt bewundert, die der Filmemacher zuvor und danach auf der Erde erschafft. Aber auch wenn all dies dazu beiträgt, dass dies einer der kurzweiligsten und einladendsten Filme des MCU seit Langem ist, was The Fantastic Four: First Steps am Ende auszeichnet, ist dass sich dies anfühlt, als würde man das Abenteuer einer richtigen Superheldenfamilie miterleben. Das macht Spaß und reißt mit, vor allem aber fragt man sich, wohin dies führen wird angesichts der Szene während des Abspanns. Dass man sich auf ein Wiedersehen mit diesen Figuren freut, ist mehr als eine willkommene Überraschung.