Wonder Woman [2017]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 3. Januar 2018
Genre: Action / Fantasy / ThrillerOriginaltitel: Wonder Woman
Laufzeit: 141 min.
Produktionsland: Hongkong / China / USA
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Patty Jenkins
Musik: Rupert Gregson-Williams
Darsteller: Gal Gadot, Chris Pine, Connie Nielsen, Robin Wright, Danny Huston, David Thewlis, Saïd Taghmaoui, Ewen Bremner, Eugene Brave Rock, Lucy Davis, Elena Anaya
Kurzinhalt:
Schon in jungen Jahren wusste Diana (Gal Gadot), Tochter der Anführerin Hippolyta (Connie Nielsen) der Amazonen, dass sie eine Kriegerin werden und – wie es den Amazonen aufgetragen ist – die Welt vor dem finsteren und zerstörerischen Einfluss des Kriegsgottes Ares schützen will. Die stärkste Kämpferin, Antiope (Robin Wright), hat Diana unterrichtet. Als der britische Spion Steve Trevor (Chris Pine) mit deinem Flugzeug auf der versteckten Insel der Amazonen abstürzt, erfährt Diana, dass die Welt seit Jahren im Kriegschaos versinkt. Sie ist überzeugt, dass dies das Werk von Ares ist, der in Gestalt des deutschen Generals Erich Ludendorff (Danny Huston) die beinahe Niederlage mit einer verheerenden Waffe in einen Sieg verwandeln will. Zusammen mit einer kleinen Gruppe sollen Steve und Diana Ludendorff und seine Wissenschaftlerin Dr. Maru (Elena Anaya) nahe der Front aufhalten. Hierfür haben sie sogar die Unterstützung von Steves Vorgesetztem Sir Patrick (David Thewlis). Dabei weiß Diana weder um ihre Bestimmung, noch wer der wirkliche Feind ist …
Kritik:
Bedenkt man die letzten im Universum von DC Comics angesiedelten Superhelden-Verfilmungen wie Man of Steel [2013] oder Batman v Superman: Dawn of Justice [2016], dann ist es allein schon ein Kompliment zu sagen, dass der seit vielen, vielen Jahren erwartete Wonder Woman letztendlich ein ganz „normaler“ Comic-Film ist. Das schließt sowohl die leichtfüßige Unterhaltung als auch viel Vorbereitung zur Titel gebenden Hauptfigur und einen Bösewicht mit ein, der so farblos ist wie das Finale auf Computertricks reduziert. Was Patty Jenkins Film allerdings auszeichnet ist ein Charme, der sich nur schwer mit Worten greifen lässt.
Diesen verdankt Wonder Woman zum großen Teil Hauptdarstellerin Gal Gadot in der Rolle der Amazonentochter Diana. Aufgewachsen unter ihresgleichen kommt der Friede auf ihrer paradiesischen Insel zu einem jähen Ende, als der Spion Steve Trevor in einem Flugzeug notlandet, gejagt von deutschen Soldaten. Erst dann erfahren die Amazonen, deren Aufgabe es ist, die Welt vor dem zerstörerischen Gott des Krieges, Ares, zu beschützen, dass seit vier Jahren ein Krieg wütet, der bislang mehr als 20 Millionen Todesopfer gefordert hat. Diana glaubt, dass dies Ares‘ Werk ist und will handeln, doch die Amazonen unter der Führung ihrer Mutter Hippolyta lehnen ab. So zieht Diana mit Trevor alleine los, um Ares aufzuhalten.
Die Geschichte erinnert an diejenige von anderen Comic-Verfilmungen und stellt die üblichen Verbündeten der Heldin und Helfer des Schurken vor, der lange im Dunkeln bleibt. Überraschend ist allenfalls, dass Wonder Woman nicht wie viele andere Hollywood-Produktionen während des Zweiten Weltkriegs angesiedelt ist, sondern am Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 spielt. Doch statt das Augenmerk tatsächlich auf den inzwischen ein Jahrhundert zurückliegenden Konflikt zu lenken, verlieren die Macher über die Zusammenhänge, Hintergründe oder den Ausgang kein Wort. Dabei würde die nicht alternde Hauptfigur gerade in Hinblick darauf, wie sich die Geschichte wiederholt und das Böse immer wieder die Oberhand gewinnen will, eine einzigartige Perspektive bieten.
Doch aus diesen Möglichkeiten macht das Drehbuch leider herzlich wenig. So wie aus den meisten anderen ebenfalls nicht. Mit Steve Trevor an ihrer Seite könnte Diana schließlich auch als Spionin aktiv werden, die gegnerische Seite infiltrieren und mit ihrer entwaffnenden Art schachmatt setzen. Nur so subtil geht das Skript bedauerlicherweise nie vor.
Dafür gibt es einige Momente, in denen die selbstbewusste Kriegerinnentochter voranpreschen möchte, nur um von der von verstaubt anmutenden Männern dominierten und von der Politik gelähmten Welt ausgebremst zu werden. Solche Szenen sind durchaus amüsant und leben von der aufrichtig erscheinenden Unwissenheit der Amazone, die Gadot nicht mit einem Augenzwinkern, sondern einer unschuldigen Entschlossenheit verkörpert. Diese Naivität im besten Sinne, mit der sie eine für sie fremde Welt entdeckt, behält Diana sich so lange, bis sie auf einem Schlachtfeld in Belgien zur Hoffnung spendenden Ikone „Wonder Woman“ wird. Darf sie im Rahmen dieser Coming-of-Age-Story ihre Kräfte entfalten, wird auch klar, dass ihre Widersacher ihr ohnehin nichts entgegenzusetzen haben.
Doch das ist gleichzeitig ein Manko, das es schwierig macht, mit der Figur mitzufiebern. Eine Achillesferse scheint es bei Wonder Woman nicht zu geben. Was ist ihr Kryptonit? Sie dominiert jeden Kampf mit Leichtigkeit und ihre einzige Schwäche scheint es, dass sie nicht überall zur gleichen Zeit sein kann.
In der Rolle der Wonder Woman ist Gal Gadot toll besetzt. Ihr gelingen die ernsten Momente ebenso wie die heiteren, ganz zu schweigen von den Kampfszenen. Dass Chris Pine als Steve Trevor lediglich eine Nebenrolle bekleidet, scheint ihm wohl bewusst und auch er macht seine Sache gut. Es ist erfrischend zu sehen, dass die Macher es sich nicht nehmen lassen, ihm die Rolle zu übertragen, die für gewöhnlich die weiblichen Nebenfiguren in den meisten anderen Comic-Verfilmungen übernehmen müssen. Das heißt, er ist nicht nur wichtig für die persönliche Entwicklung der Protagonistin, bietet einen Gegenpol zu ihrer impulsiven Vorgehensweise und stellt ihre erste Liebe dar – er muss auch ständig von ihr gerettet werden. Die übrigen Figuren kommen dagegen kaum zum Zug, auch nicht die Helfer der beiden Helden, als diese sich an die Front aufmachen, um Ares zu finden. Einzig Lucy Davis bleibt als Steves Sekretärin Etta in Erinnerung. Es ist der Ausstrahlung der Hauptdarstellerin zu verdanken, dass Wonder Woman schließlich einen so positiven Eindruck hinterlässt. Sie bringt einen erfrischend neuen Wind in das sonst von Männern dominierte Genre der Comic-Filme, deren Helden so oft nur Abwandlungen des immer gleichen Vorbilds sind. Aber so unterhaltsam das ist, es täuscht nicht darüber hinweg, dass die Geschichte viele Klischees bedient und nur wenig Neues bietet.
Fazit:
So sympathisch die künftige Wonder Woman, Diana, bereits ab ihrem ersten Auftritt ist, das Gefühl bleibt beim Zusehen, dass man eine solche Ursprungsgeschichte bereits gesehen hat. Regisseurin Patty Jenkins gelingt das Spiel mit den auf den Kopf gestellten Erwartungen der männlichen Personen im Film gegenüber einer charakterstarken Frauenfigur überaus gut. Sie ist als selbstbewusste, starke und durchsetzungsfähige Heldin damit nicht nur ein Vorbild für das weibliche Publikum, sondern bietet einen willkommenen und notwendigen Kontrast zu den sonst so testosteronschwangeren übrigen Comic-Superhelden. Auch die Actionmomente sind grundsätzlich packend umgesetzt – würden die allzu offensichtlichen und stets eingesetzten Trickeffekte nicht immer wieder aus der Illusion reißen. Dies kostet Wonder Woman trotz der Besetzung und der Mischung aus ernsten und humorvollen Szenen mitunter etwas Spaß am Zusehen. Rechnet man hinzu, dass wie in anderen Superheldenfilmen die Bösewichte kaum beleuchtet werden und bis auf das Finale nur wenig zu tun haben, dann werden dieselben Schwachstellen wie in vielen anderen Genrevertretern offensichtlich. Immerhin bringt dieser hier zumindest einen Hauch Neues mit sich und macht mehr richtig, als dass ihm misslingt. Das ist mehr, als andere Filme dieser Art für sich behaupten können.