Drachenzähmen leicht gemacht [2025]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. Juni 2025
Genre: Fantasy

Originaltitel: How to Train Your Dragon
Laufzeit: 125 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Dean DeBlois
Musik: John Powell
Besetzung: Mason Thames, Nico Parker, Gerard Butler, Nick Frost, Julian Dennison, Gabriel Howell, Bronwyn James, Harry Trevaldwyn, Ruth Codd, Peter Serafinowicz, Murray McArthur


Kurzinhalt:

Als Sohn des überlebensgroßen Stammesoberhaupts Haudrauf (Gerard Butler) hat es Hicks (Mason Thames) nicht leicht. Der Wikingerjunge ist kein großer Kämpfer, auch wenn er sich nichts anderes wünscht, als seinen Vater stolz zu machen und ein großer Drachentöter zu werden. Denn das Dorf, in dem sie wohnen, wird regelmäßig von Feuer speienden Drachen heimgesucht. Bei einem nächtlichen Angriff gelingt es Hicks sogar, einen sagenumwobenen Nachtschatten vom Himmel zu holen, den noch nie jemand gesehen hat. Doch als er den verletzten Drachen findet, sieht er in den Augen der schwarzschuppigen Kreatur dieselbe Angst, die er selbst verspürt. Hicks bringt es nicht über sich, den Drachen, den er Ohnezahn tauft, zu töten, doch das kann er im Dorf ebenfalls niemandem erzählen. Vor allem nicht Astrid (Nico Parker), für die Hicks schwärmt. Während Haudrauf seine tapfersten Männer versammelt, um das Drachennest zu finden und der Bedrohung durch die Drachen Einhalt zu gebieten, freundet sich Hicks mit Ohnezahn an und beginnt zu hinterfragen, ob sich die Drachen nicht nur gegen die Menschen verteidigen. Dabei soll ihn der Waffenschmied Grobian (Nick Frost) an sich im Drachentöten ausbilden, was Hicks nun gar nicht mehr möchte …


Kritik:
Alles, was an Dean DeBlois’ Realverfilmung von Drachenzähmen leicht gemacht gelungen ist, kennt das Publikum bereits aus dessen eigener, charmanter Fantasyanimationsfilmadaption aus dem Jahr 2010. Zwar wurde die Geschichte in manchen Aspekten erweitert, bleibt der Vorlage jedoch mitunter wörtlich treu. Das ist am Ende handwerklich aufwändig gemacht, selbst wenn die Flugszenen allzu offensichtlich getrickst sind, aber es bietet keinen Grund, nicht doch eher zum Original zu greifen.

Erzählt wird die Geschichte von dem Wikingerjungen Hicks, der in dem kleinen Dorf auf der abgelegenen Insel Berk lebt. Das Leben ist hart und die Wikinger stur, aber die eigentliche Herausforderung ist das „Ungeziefer“, wie Hicks es eingangs nennt: Drachen. Die suchen das Dorf regelmäßig heim, stehlen das Vieh wie das Essen und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Anstatt wegzuziehen, hat der Wikingerstamm unter Oberhaupt Haudrauf den Drachen den Kampf angesagt. Doch der Winter steht vor der Tür und der Feuerkraft wie der Zerstörung der Drachen haben die Wikinger nichts entgegen zu setzen. Hicks’ sehnlichster Wunsch ist es, einen Drachen zu töten, auch, um sich seinem Vater Haudrauf zu beweisen. Doch Hicks ist schmächtig und kein Kämpfer. Seine Stärken bringt er beim Waffenschmied Grobian ein, wo er auch Geschosse entwickelt, mit denen er einen sagenumwobenen Drachen erlegen will, den noch niemand gesehen hat, den Nachtschatten. Bei einem neuerlichen Angriff der feuerspeienden Ungeheuer kann Hicks tatsächlich einen Nachtschatten vom Himmel holen. Aber nicht nur, dass er es nicht über sich bringt, den Drachen, den er Ohnezahn nennt, zu töten, er entdeckt etwas, das das Leben im Dorf für immer verändern könnte.

Die Story folgt, basierend auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Autorin Cressida Cowell, der Animationsfilmvorlage und begleitet dabei Hicks, der sich langsam mit dem nach seinem Abschuss verletzten Nachtschatten anfreundet, während er gleichzeitig im Dorf an Prüfungen teilnimmt, die ihn zum Drachentöter ausbilden sollen. Dass ihm zunehmend Zweifel kommen, ob die Reaktion des Dorfes auf die Bedrohung durch die Drachen die richtige ist, vertraut er niemandem an und selbst die im Kampf gegen die Drachen talentierte Astrid, für die Hicks schwärmt, weiht er bezüglich Ohnezahn nicht ein, auf dem er sogar lernt, zu fliegen. Im Kern erzählt Drachenzähmen leicht gemacht von den Erwartungen der Eltern an ihre Kinder und wie diese versuchen, ihren eigenen Weg zu gehen. Gleichzeitig aber auch von Toleranz und Verständnis sowie einer ungewöhnlichen Freundschaft. Immerhin hätte Hicks allen Grund, die Drachen zu hassen, dennoch fragt er sich, ob sie sich nicht nur selbst verteidigen, nachdem die Menschen sich in ihrem Revier niedergelassen haben. Diese Themen sind richtig und wichtig, so bekannt sie klingen. Aber sie sind auch mit Dialogen zum Leben erweckt, die man nicht nur in der Vorlage bereits gehört hat. Was die Fantasymär dabei ausmacht, sind die Titel gebenden Drachen, von denen es zwar einige gibt, aber keiner das Franchise – dem Animationsfilm folgten bislang zwei Fortsetzungen und drei TV-Serien – so geprägt hat, wie der Nachtschatten Ohnezahn.

Diesen aus dem Animationsfilm in die wirkliche Welt zu übertragen, ist Filmemacher Dean DeBlois herausragend gelungen. Obwohl Mimik und Gestik weniger überzeichnet sind, als bislang, der wortlose Drache bringt seine Emotionen und seine mitunter verspielte Seite derart greif- und spürbar zur Geltung, dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen. Doch dadurch fällt auch auf, wie blaß Hicks-Darsteller Mason Thames an seiner Seite wirkt. Erst zum Ende hin darf der überhaupt den Gewissenskonflikt zum Ausdruck bringen, zwischen den Erwartungen seines Vaters einerseits, ein großer Drachentöter zu werden, und seiner Freundschaft zu den Drachen andererseits. Die übrige Besetzung ist ohnehin kaum gefordert, mit Ausnahme von Gerard Butler in der Rolle des Stammesführers Haudrauf. Was Hicks an emotionaler Aussagekraft fehlt, scheint er dabei ausgleichen zu wollen. Doch auch das hilft wenig, eine überzeugende Welt von Wikingern und Drachen zu erzeugen, wenn Dialoge fallen wie „Los, Baby!“ und „Ich bin super total sicher“, während andererseits von nordischen Göttern und schweren Prüfungen gesprochen wird. Drachenzähmen leicht gemacht weiß nicht so richtig, ob nun die ernsten Aspekte der Story im Vordergrund stehen sollen, oder der sanft zeitgemäß modernisierte Humor. Die letztliche Mischung mag das junge Zielpublikum unterhalten, aber sie eignet sich kaum, ein in sich stimmiges, überzeugendes Fantasy-Universum zu erschaffen.

Das hindert die Verantwortlichen allerdings nicht daran, die Realverfilmung des nächsten Teils der Reihe bereits vorzubereiten, der in einer ganz kurzen Szene nach dem Abspann angedeutet wird und in zwei Jahren in die Kinos kommen soll. Doch es ändert nichts daran, dass Drachenzähmen leicht gemacht zwar den Charme der Animationsfilmvorlage heraufzubeschwören versucht, ihn aber weder vollends einfängt, noch ihm etwas hinzuzufügen hat. Das schmälert nicht den grundsätzlichen Unterhaltungswert, denn die Geschichte ist so eingängig wie mit schönen Botschaften versehen. Nur gibt es keinen Grund, nicht eher zum inzwischen 15 Jahre alten, für den Oscar nominierten Animationsfilm zu greifen. Der mag keine so schönen Landschaftsaufnahmen geboten haben, dafür schienen die Flugszenen dort allerdings, als wären sie wenigstens aus einem Guss gewesen.


Fazit:
Dass Dean DeBlois’ Realfilmadaption seiner eigenen Vorlage funktioniert, liegt zum großen Teil daran, dass diese für sich genommen so stimmig war. Sieht man zu Beginn, wie die Drachen bei einem merklich dunklen, nächtlichen Angriff das Dorf verwüsten, fragt man sich noch, was diese Wikinger so widerstandsfähig macht, dass sie nicht schon lange die Segel gestrichen haben. Doch die Gemeinschaft erkundet der Film nicht, sondern fügt stattdessen Hauptfigur Hicks mehr Facetten hinzu, die aber angesichts der zurückhaltenden Verkörperung doch kaum zur Geltung kommen. Die offensichtlichen Trickeffekte bei manchen Landschaftsaufnahmen im Hintergrund fallen angesichts der künstlichen Flugszenen kaum mehr ins Gewicht. Die sind zwar temporeich umgesetzt, auch dank der tollen Musik, überzeugend sehen sie jedoch nicht aus. Anders verhält sich das mit den Drachen selbst, die durchweg gut gelungen sind. Die Geschichte um einen Vater, der von seinem Sohn etwas anderes erwartet, als dieser selbst in sich sieht, ist nicht neu, dafür jedoch mit absehbaren Dialogen gespickt. Dies klingt negativer, als es gemeint ist, denn Drachenzähmen leicht gemacht ist kein schlechter und ein sichtlich aufwändig gemachter Film. Doch der Mehrwert gegenüber der Vorlage hält sich spürbar in Grenzen und die Magie einer Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Drachen mag nicht wirklich überspringen. Spätestens das wird auch dem ganz jungen Zielpublikum auffallen.