Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning [2025]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 15. Mai 2025
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Mission: Impossible - The Final Reckoning
Laufzeit: 169 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Christopher McQuarrie
Musik: Max Aruj, Alfie Godfrey
Besetzung: Tom Cruise, Hayley Atwell, Ving Rhames, Simon Pegg, Pom Klementieff, Greg Tarzan Davis, Esai Morales, Shea Whigham, Henry Czerny, Angela Bassett, Holt McCallany, Janet McTeer, Mark Gatiss, Charles Parnell


Kurzinhalt:

Das Leben ist die Summe unserer Entscheidungen – und jede Entscheidung hat zu diesem Punkt geführt. IMF-Agent Ethan Hunt (Tom Cruise) ist weiterhin untergetaucht und im Besitz eines zweiteiligen Schlüssels. Die Präsidentin der Vereinigten Staaten Erika Sloane (Angela Bassett) bittet ihn, sich zu stellen, denn die Situation hat sich weltweit weiter verschlimmert. Die Entität, die sämtliche Netzwerke und Computersysteme infiltriert hat und die Wahrnehmung der Öffentlichkeit zu ihren Gunsten beeinflusst, ist darauf aus, die Kontrolle über sämtliche atomaren Abschussprogramme zu erlangen. Während die Präsidentin die Entität immer noch kontrollieren will, ist Hunt darauf aus, sie zu zerstören. Dafür benötigt er die Hilfe der Technik-Experten Luther Stickell (Ving Rhames) und Benji Dunn (Simon Pegg) sowie der neuen IMF-Agentin Grace (Hayley Atwell). Sie alle stellen sich gegen CIA-Direktor Kittridge (Henry Czerny), der sich ebenso an Hunts Fersen heftet, wie der Killer Gabriel (Esai Morales), der die Entität für eigene Zwecke nutzen will, während seine Komplizin Paris (Pom Klementieff) Hunt bei dessen Vorhaben unterstützt. Es ist für alle Seiten ein Wettlauf gegen die Zeit, denn in wenigen Tagen schon wird die Entität in der Lage sein, den Dritten Weltkrieg auszulösen …


Kritik:
Mit Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning kehrt die Genre prägende Agentenreihe nicht nur zu ihren Ursprüngen zurück, sondern bettet verschiedene Storys der Filme in einen großen Kontext ein. Es soll, wie der Titel bereits verrät, ein Finale sein und dem Anspruch wird Regisseur Christopher McQuarrie durchaus gerecht. Doch sein inzwischen vierter Film des Franchise leidet nicht nur an denselben Schwachpunkten wie der Vorgänger Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins [2023], sondern verstärkt sie noch. Das Ergebnis ist nichtsdestoweniger beeindruckend und vor allem in der zweiten Hälfte packend, aber mit sichtbaren Mängeln.

Die Geschichte setzt wenige Monate nach dem Ende des letzten Teils ein, in denen Ethan Hunts Haare sprunghaft gewachsen sind. Der Agent des IMF ist immer noch auf der Flucht und im Besitz des Schlüssels, von dem er zwar nicht weiß, was er genau öffnet, mit dem sich jedoch die Entität aufhalten lassen soll, die sämtliche Netzwerke infiltriert hat und in einer zunehmend digitaleren Welt kontrolliert, was wahr ist und was nicht. Die Präsidentin der Vereinigten Staaten bittet Hunt persönlich, sich zu stellen, denn die Situation ist noch viel schlimmer geworden. Die Entität verschafft sich Zug um Zug Zugang zu den Systemen, mit denen Weltmächte ihre Atomwaffen kontrollieren. Zudem hat sie eine Gefolgschaft um sich geschart, die als Ziel der Entität die Vernichtung der Welt sieht, um der Menschheit einen Neubeginn zu ermöglichen. Ethan und seinem Team um die Technikexperten Luther und Benji sowie der ehemaligen Diebin Grace bleibt nur 72 Stunden, ehe die Entität die Kontrolle über sämtliche Atomwaffen des Planeten erlangt, wobei die zwei größten Atommächte vor einer verheerenden Entscheidung stehen. Um die Entität aufzuhalten und den Dritten Weltkrieg zu verhindern, müssen die Agenten deren Quellcode finden und nur ein Mensch weiß, wo sich der befindet. Der Killer Gabriel hat zuvor mit der Entität zusammengearbeitet, verfolgt aber inzwischen eigene Pläne, um die zu erreichen er vor nichts zurückschreckt.

Die Situation ist also kompliziert und wird dadurch noch komplizierter, dass auch CIA-Direktor Kittridge Jagd auf Hunt und sein Team macht, das die Hilfe von Gabriels ehemaliger Komplizin Paris benötigt, um ihn zu finden. Da die Geschichte unmittelbar mit dem Vorgänger zusammenhängt, rekapituliert Filmemacher McQuarrie dessen Ereignisse nicht nur zu Beginn. Vielmehr baut er über die gesamte erste Filmhälfte, die mit zahlreichen Anspielungen an Ereignisse der vorigen Filme gespickt ist und mehrere Charaktere sogar bis zurück aus dem ersten Mission: Impossible [1996]-Film aufgreift, Rückblenden an diese Filme ein, um einem Publikum, dem die Zusammenhänge nicht präsent sind, diese zu verdeutlichen. Doch diese vielen Anleihen, zusammen mit den Rückblicken und der Tatsache, dass die Geschichte kaum vom Fleck zu kommen scheint, lassen die erste Stunde und 15 Minuten deutlich länger erscheinen, als sie müssten. Und weniger packend obendrein, denn man gewinnt nicht den Eindruck, als würde die Story in eine bestimmte Richtung steuern. Dabei fassen die Verantwortlichen hier schon sehr viel zusammen, so dass nicht nur die Sequenzen bis zum Vorspann regelrecht gehetzt umgesetzt wirken. Da werden Ethan und Grace über einen Zeitraum von kaum fünf Minuten gefangen genommen und können sich wieder befreien, während aber nicht geklärt wird, wie ihr Team sie überhaupt finden konnte.

Solche inhaltlichen Ungereimtheiten bleiben The Final Reckoning auch in der zweiten Filmhälfte erhalten. Sei es, dass der Bösewicht den Helden stets einen Schritt voraus ist, ohne dass man wüsste, weshalb, oder sich die vermeintliche Bedrohungen einer belagerten militärischen Abschirmbasis in Luft auflöst, während Ethan und sein Team auf jede technische Eventualität vorbereitet sind, obwohl sie einmal mehr an Orte reisen, an denen sie nie zuvor gewesen sind. Auch wenn die eigentliche Bedrohung hier technischer Natur ist, dass sie schließlich mit Technik aufgelöst werden soll, die selbst bei Science Fiction-Geschichten als „Techno-Gebrabbel“ verpönt wäre, ist einfach schade. Mehr noch, da es so nichts gibt, bei dem das Publikum den sofortigen Erfolg oder Misserfolg der Mission ersehen könnte. Die Darstellung, die die Verantwortlichen finden, ist hingegen so plakativ, wie sie beim darüber Nachdenken keinen großen Sinn ergibt, zumal die letztliche Auswirkung gar nicht mehr thematisiert wird. Es klingt übertrieben, aber während in Dead Reckoning die digitale Bedrohung in Form von Gabriel körperlich wurde, gibt es hier nun zwei Widersacher des IMF-Teams, von denen einer zu wenig in Erscheinung tritt und der andere kaum greifbar ist.

So amüsant die Anspielungen auf die vergangenen 30 Jahre mit den Mission: Impossible-Filmen dabei sind, die aber beinahe alle erklärt werden, so dass man kaum von Easter-Eggs sprechen kann (sieht man von einem prominenten Datum einmal ab, das hier mehrmals eingeblendet wird, dessen Bedeutung Fans aber sofort ersichtlich ist), sie sind in gewisser Hinsicht nicht mehr als Balsam für Fans der Reihe, da sie für die Erzählung kaum notwendig sind. Umso mehr, da andere Punkte wie das erste Zusammentreffen zwischen Gabriel und Ethan wieder nur angerissen, aber nicht aufgelöst werden. Dies macht den Auftakt von The Final Reckoning überraschend und unnötig zäh, auch wenn inhaltlich viel passiert und die Verweise sowie die Tatsache, dass sich Ethan lange Zeit über allein seiner Mission stellen muss, eben das Gefühl unterstreichen, als sollte der Teil ein Schwanengesang nicht nur auf die Filmreihe, sondern auf Ethan Hunt als Superagent sein. Es lohnt allerdings durchaus, durchzuhalten, denn kommt das Team auf einer abgelegenen Insel an, beginnt das Finale des Films und der gesamten Reihe.

Dessen Auftakt ist eine Suche unter Wasser, die mit Bildern und Ideen aufwartet, die man so noch nicht gesehen hat. Es ist ein Abschnitt, bei dem man selbst unweigerlich die Luft anhält und der schon deshalb mitreißt, da über einen langen Zeitraum nicht gesprochen wird, während Regisseur und Drehbuch-Ko-Autor McQuarrie zuvor, wie im vorigen Film, seine Figuren ständig das Offensichtliche aussprechen und die Missionsziele wiederholen lässt, als wäre das Publikum nicht in der Lage, sich die Bedeutung bestimmter Entwicklungen selbst zu erschließen oder sich über einen Zeitraum von zwei Stunden zu merken, worum es eigentlich geht. Die Unterwassersequenz ist derart klaustrophobisch eingefangen und überragend in Szene gesetzt, dass man sich fragen mag, wie die Verantwortlichen dies für ihren großen Abschluss noch übertreffen wollen. Die Filmvorschau und die Plakate verraten bereits, dass es mit einem Doppeldecker zu tun hat und es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass was Christopher McQuarrie hier auf die Leinwand bringt und was Hauptdarsteller Tom Cruise ganz offensichtlich selbst in schwindelerregender Höhe vollbringt, alles sprengt, was man seit langem mitansehen durfte. Die Stunts, die Cruise auf und an den Flugzeugen vollführt, wird man so nicht nur dieses Jahr nicht nochmal im Kino zu sehen bekommen – so etwas wird es nie wieder zu sehen geben. Zumindest nicht, während man dabei erkennen kann, dass der Hauptdarsteller diese Akrobatik selbst im Flug vollführt. Diese Momente sind es, auf die das Publikum gewartet hat und Mission: Impossible - The Final Reckoning liefert in dem Zuge ebenso, wie die Auflösung, die so hart und mit großen Opfern erkämpft wird, verdient ist. Bei seinem ersten Auftritt wirkt Ethan Hunt müde, beinahe resigniert. Zu sehen, mit welchem körperlichen Einsatz er sich unüberwindbaren Widrigkeiten stellt, selbst für all diejenigen, die nicht an ihn glauben, ist geradezu inspirierend und endet mit einem Moment, einer Stimme aus dem Off, deren Botschaft einen zumindest einen Kloß im Hals spüren lässt.

Nimmt man all dies zusammen, ist Mission: Impossible - The Final Reckoning genau die Art Film, die das Publikum erwartet, doch es dauert spürbar, ehe das Publikum die Früchte der lange aufgebauten Erzählung ernten kann. Insbesondere, da die letzten beiden Filme für sich genommen stringenter sowie von Beginn an mitreißender erzählt waren, und da selbst Mission: Impossible - Rogue Nation [2015] die in sich stimmigere Geschichte aufweist, ist der achte Teil der Reihe inhaltlich aber enttäuschend. Das liegt daran, dass die Verantwortlichen zu viel erklären, ihnen aber am Anfang auf Grund der Fülle an Informationen, die sie aus Dead Reckoning wiederholen, dennoch die Zeit fehlt. Aber auch daran, dass was das Team bewerkstelligen muss, mit so viel Technik versehen ist, dass man kaum versteht, wie all das in der Kürze der Zeit funktionieren soll. Ganz abgesehen davon, dass es zuletzt eben ausmachte, dass Ethan und sein Team Gabriel und der Entität unterlegen waren, sich ein solches Gefühl hier aber nie einstellt. Vielleicht hat man sich nicht den besten Teil für den Schluss aufgehoben, aber das heißt in einer Filmreihe nicht viel, die seit beinahe 30 Jahren regelmäßig mit ihren Bildern für Staunen sorgt. Sehenswert ist das nach wie vor.


Fazit:
Nochmals einige Minuten länger als Dead Reckoning, ist die Geschichte, die im Grunde nur die Auflösung jenes Films darstellt, spürbar zu lang erzählt. So gelungen die vielen Anspielungen an die vorigen Teile der Reihe sind, sie machen die Story oftmals nur länger, ohne sie zu bereichern, und dass alle möglichen Rückblenden auch noch erklärt werden, mag ein Gelegenheitspublikum stärker einbeziehen, wer die vorigen Teile aber gesehen hat, wird sich wünschen, dass es endlich weitergeht. Doch selbst wenn sich die erste Hälfte zieht, es ändert nichts daran, dass was folgt, die vermutlich packendsten und actionreichsten eineinhalb Stunden dieses Kinojahres sind. Mit einem unvorstellbaren Aufwand zum Leben erweckt, wird kaum ein Superlativ den Stunts gerecht, die Regisseur Christopher McQuarrie und Hauptdarsteller Tom Cruise hier abbrennen. Schade ist allerdings, dass der Rest des Teams dabei merklich kurz kommt. Die Story wird dem erzählerischen Anspruch dessen, was die Verantwortlichen offenbar beabsichtigen, nicht ganz gerecht, die emotionale Wucht der Erzählung ist am Ende aber dennoch gegeben. Lässt man sich ab der Hälfte von den packenden Ideen und der haarsträubenden Action mitreißen, bietet Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning genau die Art atemberaubende Unterhaltung, die man handgemacht in dieser Art so gut wie gar nicht mehr zu sehen bekommt. Das allein entschädigt bereits für viel und so ist dies ein zum Ende hin irrsinniges Filmerlebnis für die größtmögliche Leinwand.