Wing Commander [1999]

Wertung: 1 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 21. September 2002
Genre: Science Fiction

Originaltitel: Wing Commander
Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Chris Roberts
Musik: Kevin Kiner, David Arnold (Themen)
Darsteller: Freddie Prinze Jr., Saffron Burrows, Matthew Lillard, Tchéky Karyo, Jürgen Prochnow


Kurzinhalt:
In der Mitte des 27. Jahrhunderts haben die Menschen den Weltraum für sich entdeckt, doch sie befinden sich gleichzeitig im Krieg mit dem Kilrathi-Imperium. Durch einen heimtückischen Angriff kommen diese bösartigen Außerirdischen in den Besitz der Erd-Koordinaten – der Heimatplanet der Menschen ist in ernster Gefahr.
Der Pilot Christopher Blair (Freddie Prinze Jr.), der die Nachricht an die Föderation der Erdraumschiffe überbringt, wird in den Kampf miteingebunden. Zusammen mit seinem Freund Todd Mashall (Matthew Lillard) und seinem Wing Commander Devereaux (Saffron Burrows) kämpft Blair gegen die Kilrathi und versucht, die Erde vor der Zerstörung zu bewahren.


Kritik:
Wer sich die Geschichte zu einem der wohl berühmtesten aller Science-Fiction-Filme, Star Wars – Episode IV [1977] ansieht, wird keine komplexe und zum Nachdenken anregende Story vorfinden. Doch sie war das Sprungbrett für die erfolgreichste Science-Fiction-Saga aller Zeiten, und die Autoren verstanden es, aus dem Gegebenen das Bestmögliche herauszuholen.

Wing Commander basiert auf der gleichnamigen Computerspielreihe und wurde auch von dem Erschaffer derselben inszeniert – Fans weltweit freuten sich auf den Film, alle anderen beäugten die Umsetzung argwöhnisch: Spieleumsetzung von Hollywoodfilmen gab es damals schon zuhauf, Filme zu Computerspielen hatten keinen guten Ruf, und das zurecht.
Es war Wing Commander, der alle Vorurteile bestätigte und neue schürte. - So gut wie niemand hat noch nicht davon gehört, wie schlecht dieser Film sein soll, und auch wenn es am Anfang nicht danach aussieht, aber diese Gerüchte sind allesamt wahr. Zwar ist es nicht der schlechteste Film aller Zeiten, aber schlecht genug, um allen Beteiligten kollektiv eine Ohrfeige für ihr Mitwirken zu verpassen.

Eine Story sucht man in dem Film großteils vergebens, nicht einmal für eine Mission in einem der Wing Commander-Computerspiele hätte das ausgereicht. Blair kämpft gegen die Kilrathi, die aus irgendeinem Grund mit den Menschen Krieg führen. Wie lange schon, wieso überhaupt – wird nicht erklärt. Wenn man letztendlich die Kilrathi sieht, ist man angesichts der erbärmlichen Puppenarbeit versucht, laut loszulachen. Das Aussehen der Außerirdischen ist einfach zu schlecht, um es zu beschreiben.
Gekämpft wird in dem Film leider auch nicht viel, das Drehbuch versucht sich vielmehr in einer genauen Charakterisierung der Figuren und möchte dies natürlich in anspruchsvollen Gesprächen zum Ausdruck bringen. Die Dialoge sind dabei sogar noch um einiges schlechter als bei Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger [2002] und ich dachte eigentlich, dass das kaum möglich ist. Klischeehaft, vorhersehbar und unvorstellbar hohl – ein Horrortrip für den Verstand des Zuschauers.
Dass bei einem Science-Fiction-Film nicht sehr viel physikalische Realität zu erwarten ist, versteht sich ja von selbst, bestes Beispiel sind zweifelsohne die Geräusche im luftleeren Weltall, aber im Ernst, wer möchte schon stumme Weltraumkämpfe sehen? Wie langweilig ein stilles All ist, bewies der inhaltlich ansich gute, aber viel zu zäh geratene 2001 - Odyssee im Weltraum [1968] eindrucksvoll. Wenn ich allerdings wie in Wing Commander sehe, dass die kleinen Gleiter beim Verlassen des Mutterschiffes nach unten wegsacken, sobald sie die Rampe verlassen haben (als ob die Schwerkraft wirken würde, die im Weltall ja bekanntermaßen nicht vorhandenen ist), kann ich als Zuschauer wirklich nur noch den Kopf schütteln.
Als ein Loch in der Schiffshülle einen Sog entstehen lässt, der alles mögliche nach draußen bläst, werden seltsamerweise auch nicht alle Beteiligten davon erfasst – nur eben der Filmheld Blair. Kurioserweise ist in dem Schiff auch genug Luft vorhanden, so dass der Sog minutenlang wüten kann.
Ein weiteres Problem des Drehbuchs ist, dass das Universum, in dem der Film spielt, nicht richtig erklärt wird. Man weiß gar nicht, wo die Erde sein soll, wie weit die Charaktere von der Erde entfernt sind oder was es mit den dutzenden Schiffstypen auf sich hat. In den Kämpfen bekommt man meist nicht mit, wer eigentlich auf wen schießt.

Angesichts dieser dilettantischen Autorenarbeit muss man den Beteiligten schon beabsichtigte Inkompetenz unterstellen.

Nachdem die Spezialeffekte zu Anfang noch ganz nett aussahen, wirken sie nach der ersten halben Stunde eindeutig, als wären sie den gerenderten Zwischensequenzen eines Computerspiels entnommen. Oder mit anderen Worten: wer solche Effekte sehen möchte, kann auch die Sci-Fi-Serien Andromeda oder Farscape einschalten. Kino-Niveau ist das jedenfalls ganz sicher nicht!
Sobald Miniatureffekte oder gar echte Personen in den Effekten zu erkennen sind, sieht das Resultat sogar noch schlechter aus als die nicht gerade berauschenden Effekte der Kampfstern Galactica-Serie von 1978.

Was Story und Effekte allerdings nicht schaffen, besiegeln die Darsteller und die Inszenierung: In den Kämpfen gibt es keine Übersicht, keinen Szenenaufbau, keine Spannung – an den ohnehin nicht überragenden Effekten kann sich der willige Zuschauer nicht einmal erfreuen.
Im Vergleich mit der Finalexplosion in dem spannenden Event Horizon [1997] oder dem genialen und doch zu kurzen Schlusskampf in Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter [1983] ist die Darstellung und die Qualität der Weltraumschlachten in Wing Commander nicht einmal mehr witzig, sondern nur noch peinlich – dem Schnitt sei Undank.

Freddie Prinze Jr. kann man eigentlich keinen Vorwurf machen, er kann einfach nicht spielen. Sogar ein Eiswürfel hat mehr Ausdrucksmöglichkeiten als dieser überschätzte Schönling. Wobei der Eiswürfel wenigstens noch schmelzen kann. Bis auf Augen auf/zu und Mund auf/zu hat Prinze keine, absolut keine mimische Fähigkeiten. Die Macher hätten eine Pappfigur gelb anmalen können und hätten dadurch eine größere Ausstrahlung erreicht als mit diesem Darsteller. Hin und wieder hatte ich beinahe schon Mitleid mit ihm – letztendlich frage ich mich nur, wieso er überhaupt für irgendetwas besetzt wird?
Nicht besser ergeht es dem Darsteller Matthew Lillard, der völlig fehl am Platz wirkt. Zwar ist er nicht so überdreht wie in seinen anderen Rollen, dafür beweist er hier erneut, dass er nicht genug Talent besitzt, um das Wort "hi" in einem Dialog vernünftig vorzutragen; eine glatte Fehlbesetzung. Kaum zu glauben dass er in Scream [1996] tatsächlich überzeugen konnte.

Die anderen Darsteller sind allesamt durchschnittlich bis schlecht – leider auch einmal mehr Jürgen Prochnow, der seltsamerweise trotz seines offensichtlich vorhandenen Talents (siehe Das Boot [1981]) in unzähligen schlechten und schlechteren Filmen mitspielt. Hier darf er sogar einige Sprüche aus seinem größten und bekanntesten Film zitieren "Torpedos, Feuer!" und noch einige andere Zeilen sind eindeutig kopiert worden.

Die Musik von Kevin Kiner ist unauffällig, allerdings hört man klar, welche Themen von David Arnold komponiert wurden. Bei jenen ist das Orchester auch offensichtlich größer. Die ursprüngliche Musik des Films von Robert O. Ragland wurde von den Produzenten nach den ersten Testvorführungen abgelehnt und die beiden neuen Komponisten engagiert.

Fans der Computerspiele-Reihe vermissten Mark Hamill ("Luke Skywalker" in den Star Wars-Filmen IV bis VI), der in den Spielen die Rolle des Christopher Blair übernahm. In der US-Fassung von Wing Commander kann man ihn wenigstens hören, als Computerstimme Merlin von Blairs Starfighter.

Angesichts der deutschen Synchronisation kann der normale Zuschauer nur kapitulieren: so viele Ausdrücke wurden aus dem Englischen übernommen ("Point of no Return", "Message ist online"), dass man den Film billiger als 'Original mit Untertiteln' in Deutschland veröffentlicht hätte.
An der Qualität der überaus peinlichen Dialoge ändert das freilich nichts.

Wing Commander ist zwar nicht ganz so erbärmlich, wie viele Leute ihn reden möchten, aber ich persönlich finde ihn einfach armselig. Am Anfang wirkte es so, als müsse sich die Produktion erst auf einander einspielen, aber nach etwas mehr als 30 Minuten widerfährt dem Film ein Knick und danach begeben sich alle Elemente auf einen kamikazeartigen Sturzflug. Aus der Wing Commander-Spielereihe könnte man wirklich eine gute Filmumsetzung machen – womöglich sollte aber Chris Roberts kategorisch nicht daran beteiligt sein. Und kein anderer der hier engagierten Film- und Schauspielcrew.


Fazit:
Nicht zuletzt dank des unschlagbar schlechten Hauptdarsteller-Teams Prinze und Lillard ein echter Rohrkrepierer. Schlechte Effekte, ein schlechteres Drehbuch und noch viel schlechtere Darsteller besiegeln das Schicksal dieses hoffnungslos in den Sand gesetzten Schrottfilms.
Über einen Mangel an gut gemachten und unterhaltsamen Science-Fiction-Filmen können sich die Zuschauer in den letzten Jahren wirklich nicht beschweren (z.B. Starship Troopers [1997], Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung [1999]). Wing Commander schlägt dagegen auf der Negativskala den ebenfalls enttäuschenden Lost in Space [1998] klar in allen Punkten – und das ist kein Kompliment.
Tipp: in diesen 100 Minuten kann man sinnvollere Sachen machen, wie zum Beispiel nach Zwillings-Schneeflocken Ausschau halten.