Skyscraper [2018]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 11. Juli 2018
Genre: Action / Thriller / Drama

Originaltitel: Skyscraper
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Rawson Marshall Thurber
Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: Dwayne Johnson, Neve Campbell, Roland Møller, Chin Han, Noah Taylor, Kevin Rankin, McKenna Roberts, Noah Cottrell, Byron Mann, Matt O'Leary, Adrian Holmes, Pablo Schreiber


Kurzinhalt:

In Hongkong soll der Sicherheitsexperte und ehemalige FBI-Agent Will Sawyer (Dwayne Johnson) den größten Wolkenkratzer der Welt, die von Zhao Ming Zhi (Chin Han) gebaute „Pearl“, begutachten. Das moderne Gebäude soll in Kürze vollständig eröffnen. Wills Frau Sarah (Neve Campbell) und ihre gemeinsamen Kinder Georgia (McKenna Roberts) und Henry (Noah Cottrell) sind derzeit bereits im Wohnbereich nahe des 100. Stocks untergebracht, als ein Feuer in der 96. Etage ausbricht. Verantwortlich dafür ist Kores Botha (Roland Møller), der es auf den an der Spitze des Hochhauses mit seinem Berater Mr. Pierce (Noah Taylor) isolierten Zhao abgesehen hat. Will ist zum Zeitpunkt des Ausbruchs nicht im Gebäude und muss erst einmal einen Weg hinein finden. Nachdem sich Zhao in seinem Panikraum verschanzt hat, versucht Botha, Sarah und die Kinder in seine Gewalt zu bringen, um Will zur Zusammenarbeit zu zwingen. Dabei greift das Feuer immer mehr in sich …


Kritik:
Es gibt einen Moment in Rawson Marshall Thurbers Action-Thriller Skyscraper, in dem sich Dwayne Johnson alias Hauptfigur Will Sawyer mit Klebeband an Händen und Füßen als improvisierter Fassadenkletterer mehrere Hundert Meter über dem Boden an der Außenwand eines brennenden Hochhauses entlanghangelt. Zuvor meint er selbst „Das ist total bescheuert“ und trifft damit die Gedanken des Publikums haargenau. Aber so absurd allein die Idee ist, sie ist so leichtfüßig dargebracht und der Film glücklicherweise nie ernst erzählt, dass es immens viel Spaß macht, zuzusehen. So, wie es ein Sommer-Popcorn-Film auch sollte.

Die Geschichte setzt 10 Jahre zuvor an und stellt den ehemaligen Elite-Soldaten Sawyer als FBI-Agent vor, der bei einem Einsatz schwer verletzt wird. Dabei verliert er sein linkes Bein und ist danach selbständig als Berater tätig, wobei er die Sicherheit von Hochhäusern bewertet. Sein aktueller Auftrag führt ihn und seine Familie nach Hongkong, wo der Wohnbereich des modernsten und mit 220 Stockwerken höchsten Wolkenkratzers der Welt, die „Pearl“, kurz vor der Einweihung steht.
Wie bei Katastrophenfilmen üblich, werden zu Beginn alle notwendigen Informationen zum Gebäude selbst vorgestellt, die das Publikum brauchen wird, um sich im Lauf der Geschichte darin zurecht zu finden. Dabei ist es bei Skyscraper nicht weniger seltsam als bei anderen Filmen, wenn Will dem Mann hinter der „Pearl“ alle möglichen Details erzählt, die dieser ohnehin bereits kennt. Dass außer Will, seiner Familie bestehend aus seiner Frau Sarah und ihren beiden Kindern Georgia und Henry, sowie „Pearl“-Architekt Zhao im Grunde nur die Schurken in Erscheinung treten, zeigt bereits, dass dies kein klassischer Katastrophenfilm ist.

Von seinem früheren Kollegen verraten, findet sich Will außerhalb der „Pearl“ wieder, als der Bösewicht Kores Botha (Roland Møller) im 96. Stockwerk des Gebäudes ein Feuer legt. Da er zuvor die Sicherungsmaßnahmen und den Brandschutz außer Funktion gesetzt hat, breitet sich der Brand nach oben aus, wo außer Wills Familie nur Zhao und ein paar seiner Vertrauten festsitzen. Im Fadenkreuz der örtlichen Polizei, muss Will erst einmal einen Weg in das brennende Gebäude finden, ehe er seine Familie befreien kann. Skyscraper ist somit gewissermaßen eine Mischung aus Flammendes Inferno [1974], Stirb langsam [1988] und Auf der Flucht [1993], wobei Filmemacher Thurber merklich weniger Stirb langsam präsentiert, als man sich mit Dwayne Johnson in der Hauptrolle vorstellen oder wünschen würde. Es dauert gefühlt sehr lange, ehe Will wieder in der „Pearl“ angekommen ist und es mit den Schurken aufnehmen muss. Die nutzen schließlich, wenig überraschend, Wills Familie als Druckmittel, um ihn zur Kooperation zu zwingen, da er sich intensiv mit der „Pearl“ beschäftigt hat.

Dass es hierbei zu allen möglichen unmöglichen Actionszenen kommt, ist der Natur der Story geschuldet. Kaum ein anderer aktiver Genredarsteller wird dabei so sehr mit dem Inbegriff des Testosteron versprühenden Superhelden verbunden, wie der hünenhafte Johnson. Angesichts von Situationen wie einer Szene, in der Will seine Frau und Sohn Henry rettet, die über eine einstürzende Brücke klettern, indem er mit seiner Muskelkraft die Träger der Brücke stützt, während im Hintergrund die Flammen emporschießen, scheint ihm die Rolle auf den Leib geschrieben. Doch er verkörpert die Figur auf eine so sympathische und nahbar zugängliche Art, dass es Spaß macht, ihm dabei zuzusehen. Zugegeben, inhaltlich ist das nicht sehr innovativ, aber toll ausgestattet und tadellos inszeniert. Vor allem ist sich Skyscraper stets bewusst, dass er seinen großen Vorbildern nicht das Wasser reichen kann. Da sich die Geschichte zu keinem Zeitpunkt zu ernst nimmt, ist das als Unterhaltungsfilm trotzdem eine Empfehlung.


Fazit:
Anstatt ein konsequentes Remake eines bekannten Klassikers zu erzählen, strickt sich Autor und Regisseur Rawson Marshall Thurber aus deren Ideen eine eigene Story, die hinsichtlich des Einfallsreichtums jedoch nicht an die Originale heranreicht. Dass sein Katastrophen-Action-Thriller dennoch insgesamt gelingt, liegt gleichermaßen an der routinierten Umsetzung und der sympathischen Besetzung. Bei letzterer bleiben vor allem der charismatische Dwayne Johnson und Neve Campbell in Erinnerung. Schon ihretwegen wäre nichts gegen ein weiteres Abenteuer von Will Sawyer und seiner Familie einzuwenden. Ja, Skyscraper wärmt mehr Klischees wieder auf, als dem Film gut tun, weshalb er nur selten überrascht und daher nicht durchgehend mitreißend ausfällt. Dafür gibt es einige überaus spannende und humorvoll aufbereitete Momente, so absurd sie inhaltlich auch sein mögen. Nicht zuletzt dank der augenzwinkernden Umsetzung ist das beste Popcorn-Unterhaltung, solange man nicht mehr erwartet.
Nur auf das unnötige 3D sollte man im eigenen Interesse möglichst verzichten, damit das Bild nicht noch dunkler wird.