Raus aus dem Teich [2023]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 2. Dezember 2023
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: Migration
Laufzeit: 82 min.
Produktionsland: USA / Frankreich
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Benjamin Renner, Guylo Homsy
Musik: John Powell
Stimmen: Kumail Nanjiani (Elyas M’Barek), Elizabeth Banks (Nazan Eckes), Caspar Jennings (Julius Weckauf), Tresi Gazal, Keegan-Michael Key, Danny DeVito, Awkwafina, David Mitchell, Carol Kane


Kurzinhalt:

Für Entenfamilienvater Mack Mallard (Kumail Nanjiani / Elyas M’Barek) kann alles so bleiben, wie es ist. Zusammen mit Pam (Elizabeth Banks / Nazan Eckes) sowie den Jungtieren Dax (Caspar Jennings / Julius Weckauf) und Gwen (Tresi Gazal) lebt er in bzw. an einem beschaulichen Teich, umgeben von hohen, dichten Bäumen. Hier sind sie sicher und in Gute-Nacht-Geschichten erzählt er seinen Kindern, welche Raubtiere außerhalb des Teichs lauern, weshalb sie lieber hier bleiben sollten. Doch Dax und Gwen ist langweilig an dem Ort, den sie in- und auswendig kennen. Auch Pam will lieber in wärmeren Gefilden überwintern, die Welt sehen und Abenteuer erleben. Als Mack erkennt, dass er nach seinem Onkel Dan (Danny DeVito) gerät, der ebenfalls den Teich nie verlassen hat, inzwischen aber träge und allein ist, ist es für ihn Grund genug, etwas Neues zu versuchen. Also machen sie sich auf, den Teich zu verlassen und nach Jamaika zu fliegen. Auch wenn die Familie stets zusammenhält, sie müssen erkennen, dass die Welt viel größer ist, als gedacht. Und gefährlicher …


Kritik:
Mit ihrem zweiten Film in diesem Jahr nach dem finanziell überaus erfolgreichen Der Super Mario Bros. Film [2023] beweisen die Verantwortlichen der Minions-Filmschmiede Illumination, welches Potential sie in der Lage sind, einer originellen, wenn auch einfach gestrickten Geschichte wie derjenigen von Raus aus dem Teich zu entlocken. Der ausgesprochene Familienfilm wartet mit liebenswerten Figuren und einer Story auf, die sich an Groß und Klein richtet. Das ist beste Unterhaltung für die ganze Familie.

Im Zentrum steht die Stockentenfamilie Mallard, die Zeit ihres Lebens in einem Teich gelebt hat. Vater Mack will den geschützten Ort nicht verlassen. Umso weniger, da er zusammen mit Pam die beiden Küken Dax und Gwen aufzieht. Draußen lauern überall Gefahren und Raubvögel, die ihnen an die Federn wollen. Darum überwintern sie auch im Teich und als eine Familie Zugvögel zwischenlandet und die Kinder Kontakt knüpfen, steht für Mack außer Frage, dass sie sich anschließen und für den Winter in wärmere Gefilde aufbrechen. Doch Pam ist unglücklich. Sie will die Welt sehen, ein Abenteuer erleben und als Mack in dem phlegmatischen Onkel Dan vor Augen geführt wird, wohin ihn seine Haltung führen kann, willigt er ein, den Zugvögeln nach Jamaika hinterher zu fliegen. Auf ihrer Reise treffen sie tatsächlich Raubvögel, aber in New York City auf eine viel größere Gefahr.

Was sich genau dahinter verbirgt, sei an dieser Stelle nicht verraten, außer, dass es einen speziellen Koch betrifft. Die Sequenz in seinem Restaurant ist eine der packendsten des Films und überzeugt durch eine tolle Choreografie, die sich auch in der Musik widerspiegelt. Das erste, wovon das Publikum bei Raus aus dem Teich jedoch mitgenommen wird, ist der überragende Look des Films. Die herbstlichen Farben der Bäume beim Teich vermitteln eine fantastische Stimmung und sieht man die Familie hoch über den Wolken oder zwischen den Wolkenkratzern New Yorks fliegen, ist das gleichermaßen einladend wie schwindelerregend. Hinzu kommen Figuren, die sich – zumindest überwiegend – wie wirkliche Tiere bewegen, aber trotzdem die allermeisten Dinge tun können, die sie tun. Gwen insbesondere wirkt dabei derart knuffig, dass es schwerfällt, sich ihrem Charme zu entziehen. Mack und Pam ergänzen sich gelungen, sie neugierig sowie offen für Neues, während Mack anfangs überängstlich selbst seinem Sohn Dax nichts zutrauen möchte. Zu sehen, wie er sich entwickelt, die Initiative ergreift und zum Anführer dieser Familie wird, ist schön mitanzusehen.

Auch, weil die Filmemacher Benjamin Renner und Guylo Homsy Raus aus dem Teich immens temporeich in Szene setzen. Die weniger als eineinhalb Stunden Laufzeit vergehen so wie im Flug, wozu auch der leicht zugängliche Humor beiträgt, der selbst die ernsteren Momente nie zu düster geraten lässt. Die aktuellen, gesellschaftlichen Bezüge sind zurückhaltend eingewoben und bieten damit eine Ebene, die sich beim wiederholten Ansehen eher erschließen wird. Doch diese Aspekte unterstreichen alle lediglich, dass Illumination ein immens unterhaltsames und herrlich anzusehendes Animationsabenteuer gelungen ist, das sich an die ganze Familie richtet. Ein junges wie ein älteres Publikum kann hier Botschaften für sich entdecken, oder sich schlicht von den putzigen wie charmanten Figuren auf diese Reise mitnehmen lassen. Die deutsche Synchronfassung mit Elyas M’Barek und Nazan Eckes trägt ihr Übriges dazu bei. Man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen daraus lernen und bei Animationsfilmen eher auf professionelle Sprecher bzw. Schauspieler statt auf Influencerinnen und Prominenz setzen. Das war zuletzt leider nicht immer der Fall.

Die Geschichte mag nicht wirklich wichtig sein und auch der inhaltliche Verlauf ist allzu erwartbar, doch das ändert nichts daran, dass einen die Story mit einem warmen Gefühl zurücklässt. Optisch eindrucksvoll und tadellos zum Leben erweckt, ist Raus aus dem Teich ein überraschend warmherziges Abenteuer, das dank einer tollen Atmosphäre und hörenswerten Aussagen stets den richtigen Ton trifft. Einige tolle Sequenzen machen das ebenso sehenswert wie die charmanten Figuren, denen man auf ihrer Reise gerne folgt. Für die Jüngsten ein buntes Fest und für alle anderen gelungene Unterhaltung.


Fazit:
Dass Mack zuerst lernt, dass nicht jede Situation so ist, wie sie scheint, seine Befürchtungen damit übertrieben sind, ist ebenso lohnenswert, wie dass sich später seine schlimmsten Erwartungen bestätigen. Die Regisseure Benjamin Renner und Guylo Homsy finden einen tollen Bösewicht und vor allem Momente, die unglaublich viel Tempo entwickeln und das Publikum mitreißen. Nichtsdestoweniger ist es die Leichtfüßigkeit, die die Erzählung auszeichnet, zusammen mit einer Präsentation, die einen stellenweise Staunen macht. Malerisch und fantastisch farbenfroh, ist dies einer er wärmsten und schönsten Animationsfilme des aktuellen Kinojahres. Mit seiner passenden Botschaft um den Zusammenhalt der Familie für alle Altersklassen, fällt allenfalls auf, dass die Geschichte keine großen Überraschungen bereithält. Der Stimmung schadet das nicht und die unbeschwert knuddelige Atmosphäre ist ebenso ein Pluspunkt wie die Herzlichkeit, mit der Raus aus dem Teich als so witziger wie flotter Familienfilm beste Unterhaltung bietet. So ertappt man sich selbst dabei, wie man das Lächeln auf den Lippen kaum mehr ablegen kann. Schön!