Pitch Black - Planet der Finsternis [2000]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 10. Mai 2003
Genre: Science Fiction / Action / Horror

Originaltitel: Pitch Black
Laufzeit: 108 min.
Produktionsland: USA / Australien
Produktionsjahr: 2000
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: David Twohy
Musik: Graeme Revell
Darsteller: Vin Diesel, Radha Mitchell, Cole Hauser, Keith David, Lewis Fitz-Gerald, Claudia Black, Rhiana Griffith


Kurzinhalt:
Das Transport- und Passagierraumschiff Hunter/Gratzner muss auf einem Planeten notlanden. Aus dem Wrack ist nicht mehr viel zu holen, und so machen sich die Überlebenden auf die Suche nach Wasser und einem Weg runter von der öden und verlassenen Welt, die von drei Sonnen aufgeheizt wird.
Unter ihnen sind Carolyn (Radha Mitchell), der Kopfgeldjäger Johns (Cole Hauser) und dessen Gefangener, Richard B. Riddick (Vin Diesel). Letzterer muss mit den anderen Überlebenden zusammenarbeiten, um von diesem Planeten entkommen zu können.
In der Nähe der Absturzstelle wird ein altes Forschungscamp entdeckt, das seit 22 Jahren verlassen steht. Mit Hilfe einer dort gefundenen Rettungskapsel hoffen die Gestrandeten, entkommen zu können, doch dafür brauchen sie Energiezellen aus ihrem eigenen abgestürzten Raumschiff.
Wie sich allerdings herausstellt, sind sie nicht allein auf dieser unwirtlichen Welt, eine drachenähnliche einheimische Spezies hat die Besucher wider Willen buchstäblich zum Fressen gern. Zwar sind die Menschen im Licht vor ihnen in Sicherheit. Doch gerade jetzt bahnt sich eine große Sonnenfinsternis an, die ewig dauern könnte.


Kritik:
Mit Pitch Black wurde der Hauptdarsteller Vin Diesel endgültig zum Star und konnte seither seine Gagen von einem Film zum anderen kontinuierlich steigern; für die derzeit in Produktion befindliche Fortsetzung Riddick [2004], quasi dem zweiten Film aus der Chronicles of Riddick-Reihe, soll der großgewachsene Muskelprotz gar elf Millionen Dollar und eine Einspielbeteiligung erhalten. Nicht schlecht für jemanden, der seinen Einstand ins Filmgeschäft mit einem 20-minütigen Kurzfilm feierte: Multi-Facial [1994] wurde von Diesel geschrieben, produziert, inszeniert und er selbst übernahm auch die Hauptrolle. Als der Film 1995 in Cannes gezeigt wurde, weckte er das Interesse eines der mächtigsten Männer der Traumfabrik: Steven Spielberg.
Doch es dauerte ganze drei Jahre, bis er den Darsteller in einem seiner Filme unterbrachte, Der Soldat James Ryan [1998]. Wenig später folgte Pitch Black und erst letztes Jahr sein bisher größter Erfolg: xXx – Triple X [2002]. Ihn aufgrund seiner Rolle im Science-Fiction-Action-Horror-Film Pitch Black allerdings in den Kultstatus zu hieven, ist sicherlich übertrieben, denn dafür ist seine Rolle nicht facettenreich genug. Eines dafür umso mehr: Cool.

Diesel gehört zu den wenigen Stars, die ebenso viele Fans wie "Hasser" besitzen, wohlgemerkt obwohl die allermeisten ihn noch gar nicht persönlich getroffen haben. Sein rüpelhaftes Aussehen und seine doch recht unverblümte Ausdrucksweise in Interviews haben ihm das Image eines typischen Bad Boys von Hollywood eingebracht und lassen dabei gerne vergessen, dass er sich seine Karriere hart erarbeitet hat und diese auch mit vielen Enttäuschungen gespickt war. Vor allem machte er sich seit jeher dafür stark, die Diskriminierung und den Rassismus zu bekämpfen, auch wenn er in Interviews nie zugibt, welcher Herkunft er eigentlich genau ist. "Ich habe etwas Farbe in mir, aber vor allem bin ich Mensch", so sein Kommentar.
So viele Fans und Anhänger der Darsteller inzwischen gewonnen haben mag, es gibt ebenso viele, die ihn auf den Tod nicht ausstehen können und die seine Kinofilme meiden und sofort umschalten, sobald er auf dem Fernseher zu sehen ist; für alle diejenigen ist Pitch Black die denkbar schlechteste Wahl, denn auch wenn er hier nicht allzu viel Dialogzeilen hat und alles andere als einen liebenswerten Charakter spielt, ist er dennoch der Star des Films und wird von Regisseur David Twohy angemessen in Szene gesetzt.

Mit dem geringen Budget von 23 Millionen Dollar war der Horrorfilm verhältnismäßig billig und spielte weltweit über das Doppelte seiner Kosten ein. Den größten Reibach machten die Produzenten allerdings mit der Videovermarktung, dort ging der Film weg wie warme Semmeln. Kein Wunder also, dass inzwischen bereits eine ganze Trilogie an Fortsetzungen angekündigt ist.
Eines sollten die jedoch definitiv besitzen: Ein ausgefeilteres Drehbuch.

Selbiges ist nämlich das Hauptmanko des Films, der den Zuschauer zwar schnell in das Geschehen befördert, dafür insbesondere in den ersten 30 Minuten die Einführung der Charaktere schmerzlich vermissen lässt. Fliegende Schauplatzwechsel machen es zudem nicht einfach, dem genauen Ablauf der Handlung zu Beginn zu folgen. Im einen Moment findet ein Gespräch zwischen zwei Figuren statt, einen Schnitt später ist eine der beiden Personen an einem ganz anderen Ort. Auffallend auch, dass sich die Charaktere schon nach kürzester Zeit mit den Vornamen anreden, ohne dass man als Zuschauer selbst weiß, wie sie heißen, geschweige denn die Vorstellung miterlebt hätte.
Hier sollten die Autoren beim nächsten Mal definitiv mehr Zeit nehmen, denn der zusammengewürfelte Haufen an Überlebenden hat durchaus seinen Reiz. Allen voran sicherlich die Co-Pilotin, die bereit gewesen wäre, die Passagiere während des Absturzes zu opfern, um sich selbst aus der Schlinge zu ziehen; Riddick bietet genügend Potential, weil man als Zuschauer bis zum Schluss des Films nicht weiß, wie man ihn einschätzen soll.
Die Grundgeschichte selbst ist äußerst interessant geraten und wird nach dem etwas behäbigen Anfang auch straff erzählt; den Autoren gelang es hierbei wirklich gut, die Situationen zuzuspitzen und die Spannung durch immer neue Rückschläge bei der Flucht vom Planeten zu steigern. Witzige und einprägsame Sprüche gibt es zuhauf, die aber nicht alle zünden können. Längere Wortwechsel sucht man jedoch vergebens. Insgesamt bietet das Skript trotzdem eine gute und durchaus ausreichende Basis für den Film.

Die Darsteller werden von der Geschichte zwar nicht übermäßig gefordert, genügen allerdings den Ansprüchen.
Radha Mitchell gibt die Co-Pilotin überzeugend zum Besten, reagiert in einigen Szenen allerdings so stark, dass man als Zuschauer ihre Gefühlsausbrüche nicht ganz nachvollziehen kann.
Anders hingegen Cole Hauser, der den ganzen Film über eher blaß bleibt, was vielleicht auch an seiner klischeehaften Rolle liegt.
Mit Keith David verpflichteten die Macher jemanden, der sich in dem Genre gut auskennen sollte, immerhin spielt er in einem der besten Filme dieser Art, Das Ding aus einer anderen Welt [1982], eine im Gedächtnis bleibende Rolle.
Der Star des Films ist zweifelsohne, Vin Diesel, der hier seinem Baddy-Image Nachdruck verleiht und in Gestik, Mimik, Dialog und Handlung einen richtig durchtriebenen, wenn auch undurchschaubaren Bösewicht verkörpern darf. Ursprünglich sollte sein Charakter den Film gar nicht überleben, doch die Macher sahen in ihm ein größeres Potential und wollten sich die Chance auf eine Fortsetzung offen halten. Seine darstellerische Leistung erfordert zwar kein umwerfendes Können, aber coole Sprüche liefert in Pitch Black keiner so gut wie er.

Die Inszenierung von David Twohy ist auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, mittels einiger sehr seltsamer Zwischenschnitte und Verzerrungen erzeugt er jedoch eine gute Atmosphäre, obwohl nicht alle dieser Szenen richtig zusammenpassen wollen. Auch seine Farbfilterwahl ist zunächst etwas fremdartig, ermöglicht es aber sehr gut, den Schauplatz in einen außerirdischen Planeten zu verwandeln. Gerade in den spannenden Szenen sind Kamera- und Schnittarbeit gut geraten und kosten die jeweilige Sequenz voll aus, hier beweist der Filmemacher wie schon in The Arrival - Die Ankunft [1996], dass er sein Handwerk gelernt hat und das ihm zur Verfügung stehende Budget auszureizen vermag. Insbesondere The Arrival hat seinen Ruf als eher mittelmäßige Videoproduktion nicht verdient.

Das geschickte Jonglieren zwischen Wüstensets, Farbfiltern und Spezialeffekten hat sich in Pitch Black gelohnt, die Effekte-Crew, die den Absturz des Raumschiffs zu Beginn inszenierte (sie heißt übrigens gleich wie das Raumschiff im Film selbst), darf auf ein gutes Ergebnis zurückblicken, Feuereffekte und Modellarbeit machen einen sehr guten Eindruck. Das Highlight der Computereffekte sind jedoch die sich aufbauende Sonnenfinsternis und der dabei zu sehende Ring-Planet, sowie die unzähligen Kreaturen, die auf dem Planeten beheimatet sind.
Die schiere Masse und die Qualität der Effekte sind wirklich beeindruckend und vermitteln den Eindruck eines deutlich höheren Budgets. Mehr ist hier definitiv nicht möglich gewesen. Zwar sind nicht alle Effekte überragend, im Direktvergleich mit einem Film wie Supernova [2000], der immerhin fast das Dreifache gekostet hat, muss man aber eindeutig sagen, dass Pitch Black optisch aufwändiger und überzeugender geraten ist.

Eine Überraschung ist darüber hinaus die Musik von Graeme Revell, der ein eingängiges und interessantes Motiv für den Film komponierte, das sich über die gesamte Lauflänge findett, ohne sich ständig zu wiederholen; einige Actionpassagen sind wirklich sehr gut musikalisch untermalt, allerdings klingt sein Score in den etwas bombastischeren Abschnitten zu sehr nach Synthesizer. Hier wäre ein richtiges Orchester schöner gewesen. Dennoch ist die Musik gut geworden und zählt angesichts anderer Arbeiten des Komponisten in den vergangenen Jahren zu den deutlich besseren.

Ein leidiges Thema ist die deutsche Synchronisation, die zwar prinzipiell für diese Art Film ganz akzeptabel ist, allerdings besonders beim Hauptdarsteller einige Mängel aufweist.
Martin Kessler synchronisiert neben Vin Diesel hierzulande meist auch Nicholas Cage (The Rock – Fels der Entscheidung [1996], Con Air [1997]), zumindest in den actionreicheren Filmen – doch so bekannt die Stimme auch sein mag, sie hat den großen und nervtötenden Hang dazu, übermäßig arrogant zu klingen. Und eben das passiert in Pitch Black allzu oft.
Abgesehen davon wurde der Film für die deutsche Veröffentlichung hinsichtlich der Kraftausdrücke wie so oft deutlich entschärft.
Gerade auf dem Independent-Film-Sektor gibt es zugegebenermaßen aber deutlich schlechtere Synchronarbeiten. Die Sprecher sind großteils bekannt und mit Bettina Weiß für die weibliche Hauptrolle (als Sprecherin von Sandra Bullock bekannt) hat man eine gute Grundlage geschaffen.

Eine unangenehme Überraschung erlebte Darsteller Vin Diesel gleich am ersten Drehtag, an dem er seine Kontaktlinsen tragen musste; nicht nur, dass er zuvor nie welche getragen hatte, der Film wurde an denselben Orten wie Mad Max [1979] gedreht und verständlicherweise bekam Diesel viel Sand in die Augen. Als die Kontaktlinsen am Abend entfernt werden sollten, mussten die Macher feststellen, dass es nicht ging – am Ende musste ein Arzt eingeflogen werden, der die dünnen Linsen entfernte. Unter dem Namen "Shine Job" waren die Kontaktlinsen nach den Dreharbeiten sogar kurz im Handel erhältlich – für den kommenden zweiten Teil wurden allerdings neue entwickelt, um Komplikationen vorzubeugen.
Interessant ist zudem, dass Vin Diesel sich bei den Dreharbeiten für die Crew tatsächlich am Set die Schultern ausrenkte, wie in einer Film-Szene beschrieben, auch wenn er keine Handschellen trug; die Szene im Film ist allerdings separat gedreht und mit einigen Spezialeffekten aufgemöbelt worden.

Eine Director's-Cut-Version ist seit einiger Zeit im (amerikanischen) Handel erhältlich und präsentiert sich mit drei Minuten mehr Szenen; dass dadurch der zu schnell erzählte Anfang etwas ruhiger angegangen wird, ist somit unwahrscheinlich. An Ekeleffekten geizt der Film übrigens nicht, auch wenn die Spannung hauptsächlich aus der Atmosphäre heraus entsteht.
Herausgekommen ist ein Science Fiction-Film, der deutlich teurer aussieht, als er ist, und der einige sehr gute Ideen anschaulich erzählt präsentiert. Zwar kein Meilenstein in der Filmgeschichte, aber dennoch unterhaltsam und für einen Filmabend (bei entsprechendem Interesse am Genre) genau das Richtige.


Fazit:
Es ist wie bei allen Filmen mit Vin Diesel, wenn man den grobschlächtigen Hünen nicht ausstehen kann, wird man an dem Film tausend Dinge auszusetzen haben.
Wer sich allerdings auf Pitch Black einlässt, wird feststellen, dass der Film atmosphärisch dicht erzählt ist, mit ein paar wirklich guten Spezialeffekten aufwarten kann und die Hintergrundgeschichte sich spannend zum Finale hin zuspitzt.
Die Darsteller sind überzeugend, obwohl nicht übermäßig gefordert, und auch wenn die Dialoge deutlich mehr Feinschliff hätten vertragen können, ist der Film insgesamt betrachtet ein unterhaltsamer Science-Fiction-Horror, aus dem mit diesem Budget nicht mehr zu holen war.