Peter Hase™ [2018]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 10. März 2018
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: Peter Rabbit
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: Großbritannien / Australien / USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Will Gluck
Musik: Dominic Lewis
Darsteller: James Corden (Christoph Maria Herbst), Domhnall Gleeson, Rose Byrne, Margot Robbie (Heike Makatsch), Daisy Ridley (Anja Kling), Elizabeth Debicki (Jessica Schwarz), Colin Moody, Sia, Fayssal Bazzi, Sam Neill, Christian Gazal, Ewen Leslie, Marianne Jean-Baptiste


Kurzinhalt:

Gerade als Peter Hase (James Corden / Christoph Maria Herbst), seine Schwestern Flopsi (Margot Robbie / Heike Makatsch), Mopsi (Elizabeth Debicki / Jessica Schwarz) und Wuschelpuschel (Daisy Ridley / Anja Kling) glauben, sie hätten nach dem Ableben des alten Mr. McGregor (Sam Neill) ihre Ruhe, steht mit Thomas McGregor (Domhnall Gleeson) sein Erbe in dessen Gemüsegarten, den die Hasen für sich beanspruchen. Auch Thomas kann den Eindringlingen nichts abgewinnen, wohl aber seiner Nachbarin Bea (Rose Byrne). Die Künstlerin beschützt seit Jahren Peter und seine Freunde und so bemüht sich Thomas ihr zuliebe. Doch für Peter ist Bea seine Ersatzmutter, die er mit Thomas nicht teilen will. Es beginnt ein Kampf zwischen dem Hasen Peter und dem Menschen Thomas, sowohl um den Garten als auch um Bea, bei dem es am Ende nur Verlierer geben wird – wenn sie beide nicht lernen, sich mit dem anderen zu vertragen …


Kritik:
Seit mehr als einem Jahrhundert begeistert das halbe Dutzend Abenteuer von Peter Hase der britischen Autorin Beatrix Potter Kinder auf der ganzen Welt. Trotz unzähligem Merchandising, Angeboten von Walt Disney und abgesehen von einer kurzlebigen TV-Serie, blieb die Figur selbst großteils unverändert. Mit Peter Hase™ wird der bekannte Stoff als Mischung aus Real- und Animationsfilm nun neu aufgelegt. Damit einher geht nicht nur ein modernisiertes Äußeres im 3D-CGI-Look, sondern auch ein deutlich höheres Erzähltempo. Mehrere Figuren werden unter Strom gesetzt und Dynamit wird gezündet – aber dennoch verbirgt sich dahinter eine kindgerecht dargebrachte Aussage, und die Geschichte hat das Herz am rechten Fleck.

Dass die Filmemacher darum bemüht sind, sich gegen die für Kindermärchenfilme übliche Formel eines Musicals zu wehren, sieht man gleich am Anfang, als ein angespielter Song jäh abgewürgt wird. Dies wird nur einer der Running Gags im Film. Im Zentrum der Erzählung stehen die Abenteuer von Peter Hase, seinen Schwestern Flopsi, Mopsi und Wuschelpuschel, ihrem treuen Cousin Benjamin und ihren Freunden, den Wildtieren. Sie alle sind anthropomorphe Wesen, das heißt sie tragen Kleidung, gehen mitunter auf zwei Beinen, unterhalten sich und tun, was Menschen für gewöhnlich tun. Sie leben auf einem Grundstück neben dem Anwesen des alten Mr. McGregor, der immer mürrisch ist und die Hasen von seinem gepflegten Garten fern­hal­ten möchte. Dass er Peters Vater auf dem Gewissen hat, wird in einem wortlosen, „handgezeichneten“ Rückblick geschildert. Insofern scheint es nur gerecht, wenn der alte Mr. McGregor gerade, als er Peter in die Hände bekommen hat und ihm den Garaus machen will, einen Herzinfarkt erleidet.

Das klingt hart, aber Peter Hase™ nimmt was das Schicksal der menschlichen Figuren angeht, beinahe sarkastische Züge an. Als sich die Tiere in Sicherheit glauben und im Haus des Verblichenen eine große Party veranstalten, trifft dessen Erbe, Thomas McGregor, ein. Und wenn eines in der Familie liegt, dann die Abneigung gegen Tiere im häuslichen Umfeld. So entbrennt zwischen Thomas und Peter ein erbitterter Kampf um die Hoheit über das Anwesen, der sich alsbald jedoch mehr um Thomas’ Nachbarin, die gutherzige Künstlerin Bea, dreht. In die hat sich Thomas verliebt, aber weil sie so etwas wie eine Ersatzmutter für Peter darstellt, ist dieser nicht gewillt sie zu teilen.

Auf was diese Konfrontation am Ende hinauslaufen wird, wird kaum einen Erwachsenen im Publikum überraschen. Doch die sind auch nicht das Zielpublikum. Peter Hase™ ist weniger ein Familienfilm in dem Sinne, dass er Elemente besitzt, die sich ausdrücklich einem älteren Publikum erschließen, während die Geschichte selbst auch eine ebenso wichtige Ebene für die ganz jungen Zuseher hat. Das Animationsabenteuer eignet sich ganz eindeutig eher für Kinder, die Slapstickhumor auch – oder gerade – dann noch lustig finden, wenn er zum fünften Mal in einer Minute wiederholt wird (was hier häufiger geschieht, gerade bei den verabreichten Stromschlägen).
Der Schlagabtausch zwischen Peter und Thomas, der immer weiter eskaliert und am Ende sogar mit Dynamit ausgefochten wird, ist mitunter arg albern und besitzt von beiden Seiten eine Bösartigkeit, wie man sie in einem Cartoon erwarten würde. Doch da er sich mehr gegen Thomas als Peter wendet, ist er nie zu düster für die jungen Zuschauer, die ja mit Peter mitfiebern.

Glücklicherweise gerät der Humor nie zotig und bleibt immer auf einem Niveau, den man Kindern auch bedenkenlos zumuten kann, obwohl einige Dialoge und Anspielungen wie das Durchbrechen der vierten Mauer, wenn sich Peter augenzwinkernd an das Publikum richtet, eher von älteren Zusehern verstanden werden wird. Die Figuren sind allesamt putzig animiert und fügen sich gelungen in die wirkliche Welt ein, selbst wenn sie nie völlig realistisch aussehen. Doch das wird das Publikum kaum stören, denn dafür ist in Peter Hase™ immer etwas geboten. Das Erzähltempo ist auch dank der kurzweiligen Laufzeit angenehm flott und gerät allenfalls in denjenigen Momenten, in denen die Action aus der Perspektive der Hasen geschildert wird, etwas hektisch.
Vor allem lernen sowohl Peter als auch Thomas am Ende der Geschichte ihre Lektion. Sieht man, dass sich die Kinder im Publikum bis dahin amüsiert und viel gelacht haben, dann hat der Film alles erreicht, was er soll.


Fazit:
Auch wenn die Zeichentrickelemente, die auch zu Beginn des Abspanns nochmal zu sehen sind, mehr Charme besitzen, die digitalen Figuren sind zugegebenermaßen durchaus knuffig. So wird auch die Faszination der Kinderbuchreihe begreiflich, die ganze Generationen verzaubert hat. Trotz einiger trauriger Momente ist die Stimmung positiv und die Aussagen um Toleranz, Verständnis und die Tatsache, dass man Verantwortung übernehmen muss für das, was man tut, gehen glücklicherweise über das universelle Thema „Familie“ vieler anderer aktueller Kinderfilme hinaus. Die Witze sind oft absehbar und wiederholen sich etwas zu häufig, doch das wird das Publikum kaum stören. Als Erwachsener mag man sich fragen, weshalb so bekannte und renommierte Darsteller hier vertreten sind, die doch nur Stichwortgeber für Peter und seine Freunde bleiben, aber ohne sie würde dem tierischen Abenteuer etwas fehlen – und im Kino ärgern werden sich auch Eltern nicht.
Peter Hase™ ist ein Kinderfilm mit Herz und ein großer Spaß für die „Kleinen“. Gerade mit der schönen Botschaft und der nie langweiligen, flotten Erzählung ist das mehr, als viele andere Filme des Genres zu bieten haben. Insofern: Für Kinder eine klare Empfehlung. Zu Ostern allemal.