New York Taxi [2004]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. Dezember 2004
Genre: Komödie / Action

Originaltitel: Taxi
Laufzeit: 94 min.
Produktionsland: USA / Frankreich
Produktionsjahr: 2004
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Tim Story
Musik: Christophe Beck
Darsteller: Queen Latifah, Jimmy Fallon, Henry Simmons, Jennifer Esposito, Gisele Bundchen, Ana Cristina De Oliveira, Ingrid Vandebosch, Magali Amadei, Ann-Margret, Christian Kane


Kurzinhalt:
Polizei-Officer Washburn (Jimmy Fallon) kann nicht Auto fahren; aber obwohl er dieses Leid mit vielen Menschen auf unserem Planeten teilt, ist es für ihn besonders tragisch, dass sein letzter Undercover-Einsatz mit einem zerstörten Dienstfahrzeug, einem verwüsteten Geschäft, einem toten Papagei und einem angeschossenen Partner endet. In der Folge entzieht ihm seine Vorgesetzte Lieutenant Marta Robbins (Jennifer Esposito) die Fahrerlaubnis.
Als Washburn anschließend zu einem Banküberfall gelangen möchte, nimmt er dafür das Taxi der feschen Möchtegern-Nascar-Fahrerin Belle (Queen Latifah) in Anspruch. Nach einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd mit den Bankräubern, die sich als ebenso attraktive, wie gefährliche Frauen (Gisele Bundchen, Ana Cristina De Oliveira, Ingrid Vandebosch und Magali Amadei) entpuppen, steht Washburn noch schlimmer vor seiner Vorgesetzten da, und auch Belle steht im Regen: Nicht nur, dass Robbins ihr das Taxi entzieht, Belles Freund Jesse (Henry Simmons) hat von ihren ständigen Verspätungen die Nase voll und setzt sie vor die Tür.
So müssen Belle und Washburn zusammenarbeiten, denn nur wenn sie die Bankräuberinnen fassen, haben sie Chancen, ihre alten Jobs wiederzubekommen.


Kritik:
Mit fast 20 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 800 Quadratkilometern (New Jersey und Connecticut eingeschlossen) ist New York City die größte Stadt der USA. Wer hier Taxi fährt, hat entweder ein gutes Navigationssystem, oder jahrelange Erfahrung mit dem Stadtbild – und tatsächlich: Wenn man in New York Taxi die Straßenzüge zu sehen bekommt, wird man auch als europäischer Großstädter nachdenklich, wie die Menschen das dort überhaupt und in solch großer Zahl überleben können. Wie bereits in Nicht auflegen! [2002] nutzen die Macher die Innenstadt, um dem Film ein authentisches Flair zu verleihen, und Regisseur Tim Story drehte seinen vierten Film offensichtlich überwiegend in der Millionenmetropole.
Und doch scheint das Filmteam Mühe mit der Location gehabt zu haben, denn obgleich man das Taxi immer wieder an der Kamera vorbeifahren sieht – einen durchgängigen Eindruck machen die Aufnahmen nie. Vielmehr springen die Szenen von der Innenstadt auf Freeways und zurück, ohne dass die Fahrer jemals eine Abzweigung genommen hätten, oder man einen fließenden Übergang zwischen dem Stadtgeschehen und den weiten Straßen gesehen hätte. Wer eine Collage an ungewöhnlichen und natürlichen Stadtaufnahmen wie in Collateral [2004] erwartet, wird hier zwangsläufig enttäuscht.
Und überraschenderweise auch diejenigen Kinobesucher, die sich auf einen Action-Film eingestellt haben – oder eine Komödie. Mehr als pure, bisweilen arg dümmliche Unterhaltung hat New York Taxi nämlich nicht zu bieten; dass das für die vergebene Punktezahl ausreicht, ist hauptsächlich dem Schauspielgespann Queen Latifah und Jimmy Fallon zu verdanken, von denen gerade Latifah eine gute Vorstellung abliefert und mit ihrem Charisma und Charme für viele Schwächen entschädigt.

Es ist immer wieder überraschend, wie viele Autoren es braucht, um ein derart löchriges, schwaches und großteils dämliches Drehbuch zu verfassen. Im Falle von New York Taxi waren es ganze drei: Ben Garant, Thomas Lennon und Jim Kouf pfuschten an der Vorlage von Luc Besson herum, der auch das französische Original Taxi [1998] geschrieben und produziert hat – um letztendlich mit einer quassi nicht vorhandenen Story, ebenso wenigen Bösewichten und zwei Hauptfiguren "aufzutrumpfen", die nicht einmal einen Auftritt bei der Stand-up Comedy Saturday Night Live [seit 1975] verdient hätten (bei der Fallon im übrigen erste Erfolge feiern konnte).
Wie viel Arbeit die Autoren in ihr Skript steckten, erkennt man schon daran, dass keiner der beiden Hauptcharaktere einen vollständigen Namen besitzt, zwei der Bankräuberinnen haben überhaupt keinen Namen, und hätten manche Figuren keinen Dienstrang inne, könnten sie ebenfalls nicht angesprochen werden.
Mit am meisten ärgert man sich hier, wie bei vielen Komödien-Drehbüchern, über die schiere Ausgangslage des Films. Denn während man nichts gegen eine amüsante Buddy-Komödie mit Action einzuwenden hätte, hapert es schon am Hintergrund der Hauptrollen, um selbige spaßig werden zu lassen. Während sich Belle immerhin als ausgezeichnete Fahrerin erweist, und die Bankräuberinnen nicht nur das Aussehen von Models besitzen, sondern darüber hinaus erstklassige Schützen sind, ist Washburn – na ja, ansich ist er nichts.
Seinetwegen werden am laufenden Band Menschen verletzt, Massenkarambolagen verursacht, sein Partner wird zu Beginn angeschossen, und dass seine Mutter zur Alkoholikerin geworden ist, liegt vermutlich zum großen Teil an seiner allumfassenden Inkompetenz. Washburn hat keinerlei Talent, am wenigsten eines für seinen Beruf. Er setzt Menschen ständig Gefahren aus, die sie ohne ihn gar nicht hätten. Was an einer solchen Figur lustig sein soll, müssen die Autoren wohl erst noch erklären. Auf einen (wie beispielsweise in Scott & Huutsch [1989] mit Tom Hanks) ansich routinierten und fähigen Polizisten zurückzugreifen, der eben eine Schwäche besitzt – in Washburns Fall seine Unfähigkeit zu fahren – und ihn infolgedessen in haarsträubend-witzige Situationen geraten zu lassen, war den Machern wohl nicht genug. Stattdessen präsentieren sie einen Versager, der mit dem üblichen platten Humor (man rate, wozu Lachgas im Film eingesetzt wird) und seinem überkanditelten Verhalten die meisten Situationen nur noch schlimmer macht.
Auf der anderen Seite kommen die übrigen Figuren dennoch zu kurz; der Hintergrund der Bankräuberinnen bleibt ebenso unklar, wie Lieutenant Robbins unterbeschäftigt. Ja, kein einziger Überfall wird in voller Länge gezeigt. Dafür tauscht sich im Verlauf des Films ein Polizist als Geisel ein; ein Verhalten, das allenfalls im Film aber nie in der Realität Anwendung findet.
Mit einer allzu vorhersehbaren und trotzdem konfusen Geschichte versuchen die Autoren, die blassen Charaktere zu übertünchen; wie gut das funktioniert, merkt der Kinobesucher daran, dass er sich am Ende des Films weder an das eine, noch an das andere so recht erinnern kann.

Im Abspann, der mit Pannen vom Dreh gespickt ist und damit die meisten Lacher der ganzen 100 Minuten garantiert, erkennt man, dass die Darsteller dennoch ihren Spaß hatten. Dank ihnen bleibt New York Taxi, trotz der ab und an zotigen Einlagen, ansich durchweg unterhaltsam.
Über allen steht Queen Latifah, die ihren Part mit genügend Humor versieht und dank ihres Charismas zu überzeugen weiß. Mit ihren Rollen in Talking to Heaven [2002] oder Set It Off [1996] ist das freilich nicht zu vergleichen, aber Latifah tröstet über viele Unzulänglichkeiten des Films hinweg.
Ebenso wie Jimmy Fallon, wenn er nicht gerade Grimassen schneidend die Ulknudel aus sich herausquetscht, was wohl auf seine Jahre als Stand-up-Comedian zurückzuführen ist. Sobald ihn Regisseur Story aber unter Kontrolle hat, ist Fallon ein wirklich komischer Zeitgenosse, der mit Latifah vor der Kamera auch gut harmoniert.
Jennifer Esposito (Chaos City [1996-2002], Sag' kein Wort [2001]) ist wie Henry Simmons zwar chronisch unterbeschäftigt und gerade in den Schluss-Einstellungen fehlplatziert, beide spielen ihren Rollen allerdings durchaus ansprechend.
Das Gleiche gilt für Gisele Bundchen, die als Bankräuber-Anführerin Vanessa nicht nur eine gute Figur abgibt, sondern (und das glaubt man kaum) bisweilen fast schon furchteinflößend toll aussieht. Zusammen mit Ana Cristina De Oliveira, Ingrid Vandebosch und Magali Amadei erfüllt sie ihren Zweck im Skript angemessen.
Die übrige Besetzung agiert so überdreht, wie es die Szenen erfordern, wächst über den Rahmen ihrer spärlichen Charaktere aber nicht hinaus. Einen übermäßigen Einsatz sieht man leider vor gar keinem Beteiligten.

Inszenatorisch gibt sich Timothy Kevin Story großteils solide und gefällt mit bisweilen interessanten Kamera-Positionen und -fahrten durch den Großtstadtdschungel.
Das größte Manko der handwerklichen Umsetzung offenbart sich schon nach wenigen Minuten, und bleibt auch bis zum Schluss bestehen: Während viele Szenen außerhalb des Taxis spielen, gibt es beinahe ebenso viele Einstellungen, die die Personen innerhalb der Fahrerkabinen zeigen. Kein einziger dieser Momente wurde vor realem Hintergrund in der Stadt aufgenommen; alle Szenen, in denen die Darsteller in den fahrenden Autos zu sehen sind, entstanden vor einem (schlecht gemachten) "Blue Screen". Das Hin- und Herschütteln der Auto-Karosserien und der Schauspieler wurde im Studio erzeugt und sieht dementsprechend mies aus. Wer dachte, ein solch billige Technik wäre seit den 1970er Jahren nicht mehr verwendet worden, wird hier eines Besseren belehrt. Obwohl die Erfolgsserie 24 [seit 2001] auf dasselbe Aufnahme-Verfahren setzt, machen die "Blue Screens" dort einen viel überzeugenderen Eindruck.
In New York Taxi enttäuscht das ständig künstliche Flair der Aufnahmen aber gerade deshalb, weil dadurch viel Authentizität verloren geht und die Figuren so nie in wirklicher Gefahr scheinen. Was sich die Macher dabei dachten, einen Film in einer Großstadt spielen zu lassen und keine einzige (!) Wagenaufnahme mit den Darstellern tatsächlich in der Stadt zu drehen, verstehe wer will. Dafür gibt es Punktabzug, ansich sollte man die Verantwortlichen dafür glatt ohrfeigen.
Bereits aus dem französischen Original bekannt, ist der an den "Super Pursuit Mode" aus Knight Rider [1982-1986] angelehnte Schnell-Fahrer-Modus des Taxis. Während die Veränderungen am Taxi vor sechs Jahren allerdings noch mechanisch herbeigeführt wurden, sind die sich verändernden Stoßstangen, ausfahrenden Spoiler und zurückziehenden Radkappen in New York Taxi völlig per CGI erstellt, und der Effekt sieht dementsprechend billig aus. Man mag sich nun damit trösten, dass der Film mit nur 25 Millionen Dollar verhältnismäßig günstig war (das französische Original verschlang seiner Zeit sogar nur acht), es mag aber vielleicht auch daran liegen, dass Produzent Luc Besson bis auf seinen Namen keine Arbeit in seine Projekte investiert – wie auch, produzierte er 2004 doch sieben Filme – 2005 sind es gar 13! Dass dabei keine Zeit für einen zweiten Blick bleibt, ist zwar verständlich, aber trotzdem ärgerlich für den Zuschauer.
So überzeugt Tim Storys Inszenierung zwar mit einer grundsätzlich sauberen Kamera-Arbeit, die aber beim Schnitt gerade daran krankt, dass in den zahlreichen Verfolgungsjagden keine rechte Spannung aufkommen will. Die Mängel bei der Technik mit CGI und Blue Screen en masse machen das Ganze nur noch schlimmer.

Musikalisch setzt Christophe Beck auf einen Mix aus gesungenen und instrumentalen Stücken, die einander jedoch sehr ähneln. Umso weniger verständlich, dass es bislang keinen Soundtrack zum Film gibt, der sicher einen Absatz gefunden hätte.
Beck, der sich bislang hauptsächlich durch TV-Projekte (darunter die Antwaltsserie Practice - Die Anwälte [1997-2004]) und kürzlich seinem Score zu Garfield [2004] einen Namen gemacht hat, gelang ein beschwingter und flotter Soundtrack, der gleichzeitig Identität vermissen lässt. Hört man sich beispielsweise seine Suite beim Abspann an, erkannt man zwar allerlei Melodien, die in einen temporeichen Sommerfilm passen (so auch in New York Taxi, wo die Musik meist unaufdringlich eingespielt ist), aber ebenso austauschbar sind. Hin und wieder erinnert das an David Arnolds Themen zu den jüngsten James Bond-Filmen, dann wieder ein wenig an Randy Edelman, und grundsätzlich würde sich die Musik sogar für aktuelle Video-Rennspiele eignen, ein eindeutiges Thema hört man dabei dennoch nicht heraus. So mag der Score angemessen sein, bleibt allerdings gesichtslos und verblasst sehr schnell wieder.

30 Tage benötigte Luc Besson, um die Vorlage für den originalen Taxi-Film zu schreiben. Man kann nur hoffen, dass die Autoren des US-Remakes New York Taxi das in einem Zehntel der Zeit geschafft haben – alles Andere wäre bloße Zeitverschwendung gewesen.
Selbiges vom Anschauen des Films zu behaupten, ist sicherlich übertrieben, immerhin gibt sich Tim Storys Film deutlich leichtfüßiger, unterhaltsamer und filmisch besser umgesetzt als das französische Pendant, krankt aber großteils an denselben Schwächen – seien es nun die schwachen Charaktere, eine nahezu nicht-existente Story, oder aber die aufgesetzten Comedy-Einlagen, die den Machern wichtiger erscheinen, als ein paar sehenswerte Verfolgungsjagden oder gar ein gut ausgeführter Banküberfall.
So liegt das Gewicht des Remakes ebenso falsch wie das des immerhin schon sechs Jahre alten Original-Films, und wer selbigen aufgrund des französischen Humors zu schätzen wusste, wird hier sicher leer ausgehen. Alle anderen können sich auf 100 unterhaltsame, aber sinnentleerte Minuten einlassen, die den Kino-Ticket-Preis sicher nicht wert sind und höchstens im Fernsehen lohnen.


Fazit:
Auf den ersten Blick mögen Queen Latifah und Gisele Bundchen nicht viel gemeinsam haben, und doch sind sie jeweils ein durchschlagendes Argument für New York Taxi.
Während Bundchen schlichtweg eine ausgezeichnete Figur macht und mit ihren Mitstreiterinnen zumindest die männliche Zuschauerschaft bei Laune hält, tröstet Queen Latifah ihre Fans über die dümmlichen Dialoge, die unausgegorenen Szenen und die nicht vorhandene Geschichte hinweg. Dabei spielt Jimmy Fallon eher eine untergeordnete Rolle und wirkt (eigentlich anders als beabsichtigt) mehr wie eine Sidekick zu Latifah, denn als gleichberechtigter Schauspielpartner. Wer aber mit dem Charme und dem Charisma der Sängerin und Schauspielerin nichts anfangen kann, wird mit Tim Storys Film kaum glücklich werden und darf von der Wertung gern noch einen oder zwei Punkte abziehen.
Dafür bietet das Remake nämlich zu wenig Action, zu wenig Witz und zu wenig von allem dazwischen. Klischeebeladen und vorhersehbar können weder die Verfolgungsjagden, noch die Innenaufnahmen der Fahrzeuge überzeugen; und wenn die Bösewichte à la Speed [1994] zum Riesensprung ansetzen, erinnert sich der Zuschauer, dass jener Film zwar inhaltlich ebenfalls nicht allzu viel zu bieten hatte, aber bedeutend mehr Spaß gemacht hat – wie viele Filme, von denen manche auch jetzt noch im Kino laufen.