Monk: "Mr. Monk mal zwei?" [2006]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 04. September 2006
Genre: Krimi / KomödieOriginaltitel: Monk: "Mr. Monk and the Actor"
Laufzeit: 42 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2006
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Randall Zisk
Musik: Jeff Beal
Darsteller: Tony Shalhoub, Traylor Howard, Ted Levine, Jason Gray-Stanford, Stanley Tucci, Susan Ward, Greg Grunberg, Stanley Kamel, Andrea Bogart, Peter Weller
Kurzinhalt:
Eigentlich befindet sich der neurotische Adrian Monk (Tony Shalhoub) auf dem Weg der Besserung, sein zwanghaftes Verhalten macht schließlich Fortschritte und er fühlt sich in seiner Haut merklich wohler. Doch bei dem neuen Fall, zu dem er und seine Assistentin Natalie Teeger (Traylor Howard) durch Captain Leland Stottlemeyer (Ted Levine) hinzugezogen werden, ermittelt Monk nicht allein. Während Lieutenant Randy Disher (Jason Gray-Stanford) von dem Gedanken, dass ein TV-Film basierend auf einem alten Fall der Ermittler entstehen soll, und daher der Darsteller, der Monk verkörpern soll, den Polizisten außer Dienst bei der Arbeit beobachten darf, völlig hingerissen ist, muss Monk mit ansehen, wie der bekannte Mime David Ruskin (Stanley Tucci) immer mehr in Monks Haut schlüpft und dabei all diejenigen Eigenheiten annimmt, die für Monk bereits alltäglich sind.
Mehr noch, Ruskin geht in seiner Rolle so sehr auf, dass er auch die Traumata erfährt, die Monk zu dem gemacht haben, der er ist – nur dass Ruskin diesem Druck nicht gewachsen scheint ... und Adrian Monk all jene Erinnerungen an den Tod seiner Frau erneut durchleben muss ...
Kritik:
Wie gut es den Autoren von Monk gelungen ist, ihre Hauptfigur sympathisch zu gestalten, erkennen sie am leichtesten daran, dass die Zuschauer mitunter vor Scham die Augen schließen, wenn sich der schrullige, aber sympathische Ermittler von einer peinlichen Situation in die andere katapultiert. Und doch hat der unter dem OCD leidende Held in letzter Zeit etwas von seinem Charme eingebüßt, was nicht daran liegt, dass seine Assistentin gewechselt hat.
Es ist vielmehr das eingetroffen, was manche Fans bereits nach den ersten zwei Jahren angedeutet haben: Statt die Figur wirklich weiter zu entwickeln und auch neue Wege gehen zu lassen, wird Adrian Monk nach jedem Fortschritt wieder zwei Stufen tiefer geworfen, so dass er seinem Trott und seinem Zwangsverhalten letztlich nicht entkommen kann. Gleichzeitig scheinen die Autoren der Serie darum bemüht, den Ermittler zudem nicht weiter auszuleuchten, anders lässt es sich nicht erklären, dass man seit langem auf eine Episode wartet, die Monks Vergangenheit weiter beschreibt oder neue Charakterzüge des ungewöhnlichen Protagonisten enthüllt.
Auch wenn es bei "Mr. Monk mal zwei?" zunächst so aussehen mag, als würden die Drehbuchautoren Hy Conrad und Joe Toplyn endlich die Gelegenheit ergreifen, Monk einen Spiegel vorzuhalten und ihn neue Wege gehen zu lassen, entpuppt sich Monks Begegnung mit seinem Alter-Ego David Ruskin weniger als eine Selbsterfahrung, als vielmehr eine erneute Schilderung der Zwickmühle, in der sich der brillante Geist jener Hauptfigur befindet, der unfähig ist, zu vergessen und loszulassen, aber gleichzeitig nicht in der Lage scheint, den einen Fall zu lösen, den er lösen muss, um Frieden zu finden.
Kennern der Serie ist jene Thematik allerdings hinlänglich bekannt, wurde sie doch in zahlreichen Episoden bereits aufgegriffen. So verkommt der Staffelauftakt zur fünften Season weniger zu einer Charakterzeichnung Monks, als vielmehr zu derjenigen des Schauspielers, der sich vollkommen in seiner Rolle verliert – nämlich der von Stanley Tucci verkörperte Ruskin.
Der Kriminalfall interessiert dabei nur am Rande, ist auch nicht wirklich komplex oder spannend geraten, ganz im Gegenteil: Für Monk-Verhältnisse ungewohnt ist vielmehr, dass Opfer wie Täter so gut wie gar keine Rolle spielen. Stattdessen konzentriert sich das Skript auf die beiden Hauptfiguren, von denen eine im Laufe der 40 Minuten zur anderen wird, ohne dabei jene Selbstbeherrschung zu besitzen, die diese Existenz überhaupt erst ermöglicht. Neue Erkenntnisse gibt es dabei allerdings keine und auch das Storygerüst mit der TV-Produktion innerhalb der Serie und dem "Wer spielt wen?"-Moment scheint arg weit hergeholt.
Dafür überzeugt jedoch einer der besten und beeindruckendsten Gastdarsteller, die bislang in der Krimiserie zu sehen waren. Stanley Tucci fährt hier mit einer Leichtigkeit sein Können auf und ahmt die Sonderheiten und Verhaltensmuster des immerhin seit Jahren darin erfahrenen Tony Shalhoub nach, dass einem mitunter seltsam zu Mute wird. Den beiden mehrfach ausgezeichneten Mimen bei der Arbeit zuzusehen ist eine Freude und entschädigt auch für das eher maue Drehbuch, das jenem Aufgebot nicht gerecht wird.
Dass dagegen die übrigen Akteure wie Traylor Howard oder auch Ted Levine und Jason Gray-Stanford kaum ins Gewicht fallen, erklärt sich von selbst, auch wenn die letzten beiden immerhin einige nette Szenen zugeschrieben bekommen.
Von der übrigen Besetzung fällt allenfalls noch Greg Grunberg (bekannt aus Alias – Die Agentin [2001-2006]) auf, der hier aber in einem so kurz gehaltenen Auftritt vergeudet wird, dass man sich fragen muss, ob er mit einer größeren Rolle in einer anderen Episode nicht besser zur Geltung gekommen wäre.
Der übrige Cast mimt routiniert, ohne aber überragende Momente bieten zu können – andererseits ist das angesichts der Präsenz von Tucci auch kaum möglich.
An der handwerklichen Umsetzung von Regisseur Randall Zisk gibt es wie gewohnt nichts zu bemängeln, der Fall ist routiniert inszeniert und auch entsprechend geschnitten – ebenso ergeht es der musikalischen Untermalung von Komponist Jeff Beal, die sich gerade in den ruhigeren Momenten zwischen Monk und seinem "Doppelgänger" mit leiseren Melodien und dem für Monks Ehefrau Trudy bekannten Thema sehr einfühlsam präsentiert.
Dass sich die Beteiligten hier keine Blöße geben würden, war zu erwarten, und die Kritikpunkte, die sich Monk in letzter Zeit gefallen lassen muss, liegen auch nicht daran, wie die einzelnen Fälle erzählt werden, sondern vielmehr, was für Fälle die Macher aufgreifen. Statt die Figuren weiterzuentwickeln, scheinen die Autoren sehr darum bemüht, ihre Charaktere nicht in eine Richtung zu verändern, die sie ihren bisherigen Charakteristika entfremden würde. Wer also darauf hofft, dass Adrian Monk zumindest mit seinen Neurosen zu leben lernt, manche überwindet und andere als unüberwindbar akzeptieren muss, wird bislang enttäuscht, denn nach jedem Fortschritt (wie gerade in "Mr. Monk mal zwei?") kommt ein Rückschritt, nach jedem kleinen Sieg erneut eine Niederlage.
Dass dies gerade in Verbindung mit den zuletzt wenig einfallsreichen Fällen eine ungünstige Kombination darstellt, zeigen auch die Stimmen der Fans, die darauf hoffen, dass zumindest Monks Ermittlungen im Mordfall Trudy wieder aufgegriffen werden. Doch auch dies ist im Staffelauftakt der fünften Staffel nicht der Fall – bleibt abzuwarten, ob die Autoren dies in den kommenden 15 Episoden dieser Season noch aufgreifen werden.
Fazit:
Auch nach vier Jahren gehört die Krimiserie Monk immer noch zu den beliebtesten Formaten im US- wie im internationalen Fernsehen. Hauptdarsteller Tony Shalhoub brachte die Rolle dabei nicht nur zahlreiche Preise, sondern vor allem auch die Möglichkeit ein, sich seine Projekte frei aussuchen zu können. Weswegen er dann allerdings bei seiner Paraderolle nicht stärker darauf drängt, den Charakter des Adrian Monk weiterzuentwickeln, ist schleierhaft.
Für Fans hält "Mr. Monk mal zwei?" abgesehen von einigen netten Gastauftritten (darunter Greg Grunberg) und einem mit sichtlichem Elan agierenden Stanley Tucci vor allem eine Wiederholung der gesamten Geschichte des tragischen Helden bereit und man bekommt anhand von Ruskins Zusammenbruch eindrucksvoll demonstriert, wie Monk sich verhalten würde, besäße er nicht jene unbeschreibliche Selbstdisziplin.
Der Fall selbst ist hingegen nebensächlich und auch nicht wirklich spannend, die Idee mit der TV-Serie in der TV-Serie so alt wie TV-Serien überhaupt sind, und auch die übrigen Figuren werden kaum eingebunden. So bekommt man als Kenner zwar einige Monk-Momente geliefert, die aber alle bekannt waren und nicht wirklich neue Impulse liefern. Dahingehend hätte man sich einfach mehr erwartet, und für einen Staffelauftakt auch mehr erhofft.