Ich - Einfach unverbesserlich [2010]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 06. Februar 2010
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: Despicable Me
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Pierre Coffin, Chris Renaud
Musik: Heitor Pereira, Pharrell Williams
Stimmen: Steve Carell (Oliver Rohrbeck), Jason Segel (Jan Delay), Russell Brand (Peter Groeger), Miranda Cosgrove (Friedel Morgenstern), Dana Gaier (Derya Flechtner), Elsie Fisher (Sarah Kunze), Julie Andrews (Kerstin Sanders-Dornseif), Will Arnett (Axel Lutter), Kristen Wiig (Nana Spier), Pierre Coffin, Chris Renaud, Jemaine Clement


Kurzinhalt:
Die Welt ist geschockt, die große Cheops-Pyramide wurde gestohlen und Superschurke Gru (Steve Carell / Oliver Rohrbeck) ... war es nicht! Für den in die Jahre gekommenen Bösewicht ist es ein schwerer Schlag, zumal ihm die Bank des Bösen kein Geld für seinen neuesten Coup leiht, mit dem er garantiert in die Geschichtsbücher eingehen würde: er möchte den Mond mit einem Schrumpfstrahler schrumpfen und dann stehlen.
Als er den Strahler aus einer geheimen Einrichtung gestohlen hat, wird ihm das Gerät vom jungen Vector (Jason Segel / Jan Delay) abgejagt, der außerdem für den Diebstahl der Pyramide verantwortlich ist. Doch in dessen Festung ist kein Eindringen und so fasst Gru den Plan, die drei Waisen Margo (Miranda Cosgrove / Friedel Morgenstern), Edith (Dana Gaier / Derya Flechtner) und Agnes (Elsie Fisher / Sarah Kunze) zu adoptieren und sie als Keksverkäuferinnen in Vectors Haus einzuschleusen. Währenddessen bereitet er zusammen mit Dr. Nefario (Russell Brand / Peter Groeger) und seiner untergebenen Armee der Minions den größten Diebstahl in der Geschichte der Menschheit vor ...


Kritik:
Wer der Meinung ist, Superhelden hätten es heutzutage schwer, der sollte mal die Superschurken genauer unter die Lupe nehmen. Ich - Einfach unverbesserlich verlagert die Perspektive weg von einem Helden zu Gru, der sich vielmehr zum Ziel gesetzt hat, seine Spuren auf der Erde als erfinderischer Bösewicht zu hinterlassen. Dass er damit zu kämpfen hat, die hochgesteckten Erwartungen seiner Mutter nicht zu erfüllen, eine Armee von gelben Untertanen ihm das Leben schwer macht und er zu allem Überfluss auch nicht jünger wird, worauf ihn seine Geldgeber immer wieder hinweisen, macht die Sache nicht leichter. Der beiden Regisseure Pierre Coffin und Chris Renaud der in internationalen Animationsstudios entstandenen Trickkomödie stellen dabei ihren Protagonisten als das vor, was er ist: ein fieser Kerl, dem es nicht reicht, dass ein kleiner Junge weinend am Straßenrand steht. Er bringt ihn erst zum Strahlen, um ihm dann dieses Glückgefühl wieder zu nehmen. Als müsste er jeden Tag eine böse Tat vollbringen.
Dass der Familienfilm dabei nicht ernst zu nehmen ist, wird nicht nur den größeren Zusehern auffallen. Das überzeichnete, bunte Design, die ulkig anmutenden Proportionen bei Gru selbst und anderen Figuren machen zusammen mit den bunten Farben Despicable Me – der Originaltitel bedeutet eher "Ich - Verachtenswert" – zu einem sehr comicartigen Animationsfilm, der aber in vielen Einstellungen einen Detailgrad aufweist, der sich vor den Produktionen der übrigen Studios nicht zu verstecken braucht.

Gru bekommt, obwohl er mit dem grandiosen Plan, den Mond zu stehlen, endlich seinen großen Coup gelandet hat, Probleme mit den bösesten aller Bösen: den Bankern. Denn auch wenn sie aus nichts lieber Profit schlagen als aus niederträchtigen Geschäften, Grus bisherige Erfolgsgeschichte spricht nicht gerade für ihn. Die Seitenhiebe auf die Finanzwelt richten sich fraglos an das Erwachsenenpublikum, sind deshalb aber nicht weniger gelungen. Zudem verliert Gru einen für seinen Plan notwendigen Schrumpfstrahler an den Bösewicht Vector und scheint nicht in der Lage, in Vectors Festung einzubrechen. So kommt Gru auf die Idee, die drei Waisenkinder Margo, Edith und Agnes zu adoptieren und sie als Keksverkäuferinnen in Vectors Anwesen einzuschleusen. Da er Kindern ebenso warmherzig aufgeschlossen ist wie dem Rest der Menschheit, könnte er sogar mit Kollateralschäden leben. Was mit seinem harten Kern geschieht, wenn er die drei Mädchen erst einmal um sich hat, wird niemanden verblüffen.
Dieser Teil der Story bringt mit, was jeder familientauglichen Komödie anhaften sollte: eine Wärme, die von Herzen kommt. So vorhersehbar die Entwicklung Grus ist, wenn ihn Margo und die anderen beiden auf Trab halten, er ihnen vorlesen soll und ihr Kinderzimmer von Mal zu Mal, dass man es sieht, liebevoller einrichtet, die Beziehung der unnatürlichen Vaterfigur zu den Kindern berührt trotzdem. Nicht zuletzt durch ihre Offenheit ergeben sich auch ein paar lustige Momente. Doch für den Humor sorgen vor allem die Minions, die geklonte Armee von Grus gelbhäutigen Untergebenen, die so vielseitige Einsatzmöglichkeiten finden, dass es einem Spaßverderben gleichkommen würde, möchte man an dieser Stelle etwas über sie verraten. Beginnt jedoch das zweite Drittel des Films und werden die gelben Helfer stärker in die Geschichte eingebunden, steigert sich der Unterhaltungswert von Ich - Einfach unverbesserlich auch für die größeren Zuseher. Auf den Heimvideoveröffentlichungen finden sich neben dem Hauptfilm auch drei Kurzfilme, von denen Der 1. Tag und Banane ausschließlich von den Minions handeln. Man könnte beinahe behaupten sie sind lustiger als der Film.

Viele neue Ideen sind in dem überraschend erfolgreichen Animationshit nicht zu finden. Auch verblüfft die Geschichte nicht wirklich. Allenfalls, wie gut das bewährte Konzept trotzdem funktioniert. Die herzliche Story bringt genügend Wärme mit, um die menschliche Botschaft dem Zuschauer nahe zu bringen. Und die unförmigen, slapstickartigen Minions tun ihr Übriges, um Ich - Einfach unverbesserlich gerade in der zweiten Filmhälfte ein paar der besten Momente zu bescheren. Für die erwachsene Zuschauerschaft ergeben sich bei genauem Hinsehen allerdings viele versteckte Anspielungen. Sei es der Name der bösen Bank, bei der Gru sein Geld leihen möchte, die Nummer auf seinem Ticket der Schulaufführung, die das Datum der ersten Mondlandung widerspiegelt, oder auch die Gemälde, die sich im Schlafzimmer der Mädchen an den Wänden befinden. Das ist bei weitem nicht so vielschichtig wie vergleichbare Geschichten aus dem Hause Pixar, aber nichtsdestoweniger einfallsreich und in vielerlei Details erfrischend fantasievoll.


Fazit:
Gru hat es nicht leicht. Sein Ziel, endlich als Superschurke in die Geschichtsbücher einzugehen, liegt in greifbarer Nähe, doch scheinen ihm alle Steine in den Weg zu legen. Hoffte er, mit den drei Waisenmädchen seinen Widersacher austricksen zu können, hat er das Trio und dessen Wirkung auf ihn einfach unterschätzt. Ich - Einfach unverbesserlich ist in der Erzählung nicht wirklich überraschend, aber durchweg unterhaltsam. Die Story um den Schurken, der sein Herz entdeckt, ist ebenfalls nicht neu, aber charmant dargebracht.
Wirkliches Highlight sind jedoch die Minions, die für sehr viele Lacher sorgen. Der Rest richtet sich eher an ein junges Publikum, ist jedoch mit Anspielungen gespickt, die nur Erwachsene verstehen werden. Das macht die Trickkomödie zur gelungenen Familienunterhaltung, der man allenfalls fehlenden Tiefgang vorwerfen könnte.