Gremlins 2 - Die Rückkehr der kleinen Monster [1990]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. April 2013
Genre: Komödie / Fantasy

Originaltitel: Gremlins 2: The New Batch
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1990
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Joe Dante
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller: Zach Galligan, Phoebe Cates, Haviland Morris, John Glover, Robert Picardo, Robert Prosky, Christopher Lee, Dick Miller, Jackie Joseph, Gedde Watanabe, Keye Luke, Kathleen Freeman


Kurzinhalt:
Jahre, nachdem seine Heimatstadt von den Gremlins verwüstet wurde, hat Billy Peltzer (Zach Galligan) zusammen mit Kate (Phoebe Cates) den Sprung in die Großstadt geschafft. Beide arbeiten für Daniel Clamp (John Glover) in dessen Wolkenkratzer, der mit unzähligen Stockwerken ausgestattet die Technik von übermorgen beherbergt. Eines Tages hört Billy einen Postboten eine Melodie summen, die Billy von Gizmo, dem Mogwai, der ihm von seinem Vater zu dem Gremlins-Weihnachtsfest geschenkt wurde, kennt. Als er nachforscht, findet er heraus, dass es Gizmo in ein Genlabor im selben Hochhaus verschlagen hat.
Es gelingt Billy, den Mogwai unentdeckt vor Dr. Catheter (Christopher Lee) zu retten. Doch dann wird er von seiner Vorgesetzten Marla (Haviland Morris) zu einem Geschäftsessen entführt. Noch bevor Kate Gizmo aus Billys Büro holen kann, wird dieser nass und vermehrt sich – und seine Nachkommen führen nichts Gutes im Schilde. Als wenig später eine Horde Gremlins im Hochhaus ihr Unwesen treibt, ist auch Clamps rechte Hand Forster (Robert Picardo) hoffnungslos überfordert. Und sollte es erst dunkel werden, werden die Gremlins über ganz New York herfallen ...


Kritik:
Manche Filme parodieren andere, oder sogar ein ganzes Genre. Selbst Hollywood wird mitunter persifliert, meist durch das Film-im-Film-Element. Gremlins 2 - Die Rückkehr der kleinen Monster ist vom ersten bis zum letzten Moment eine Satire, sowohl auf das Genre, wie auch auf Hollywood – und sich selbst. Dabei ist es insbesondere erstaunlich, wie überdreht der vermeintlich auf Mainstream getrimmte Unterhaltungsfilm von Regisseur Joe Dante ist. Doch wenn ein Film sich selbst als Film entlarvt, wie ernst kann man dann die Figuren oder die Gefahr, die ihnen droht noch nehmen?

Gremlins - Kleine Monster [1984] war sowohl vom Flair, wie auch vom Aussehen her ein Kind der 1980er Jahre. Nicht nur durch grelle Neonfarben oder die Ausstattung mit einem modern-kühlen Hochhaus als Hintergrund, sondern auch mit der Geschichte selbst, ist Gremlins 2 im Jahr 1990 angekommen. So überzeichnet die Zustände im Wolkenkratzer des Firmenimperiums Clamp damals noch gewirkt haben, mit einer lückenlosen Videoüberwachung, Automatismen soweit das Auge reicht und einer Ausrichtung auf Produktivität statt Individualität, wir sind längst in jener Dystopie angekommen. Das beginnt mit einer minutengenauen Abrechnung der Arbeitszeit per Chipkarte und endet bei der Videoüberwachung der eigenen Angestellten, ob sie es nun wissen oder nicht. Für Billy Peltzer, der sechs Jahre zuvor seine ersten Erfahrungen mit den Gremlins in seiner heimeligen Heimat machen musste, ist dies eine Zukunft, wie er sie sich selbst nicht vorgestellt hat, auch wenn er sie mit Kate verbringen darf, wie er es sich wohl gewünscht hat. Soweit hat uns das Drehbuch von Charles S. Haas noch auf seiner Seite. Und auch das Schicksal des kleinen Gizmo, der in die Fänge von Wissenschaftlern in eben jenem Gebäude gerät und bald Stück für Stück auseinander genommen werden soll, weckt unser Interesse. Doch schlüpfen wenig später die bösen Mogwais, die sich nun auch merklich von ihrem "Vater" unterscheiden und haben sie sich erst einmal in die bekannten Gremlins verwandelt, verlieren die Filmemacher das Geschichtenerzählen aus den Augen.

Was folgt ist eine Aneinanderreihung von verschiedenen Gags mit den Gremlins als zentraler Charakter, die alle möglichen Filme und Genres aufs Korn nehmen. Angefangen von Batman [1989] über Rambo [1982], Dracula [1979], Das Phantom der Oper [1943], King Kong und die weiße Frau [1933] und selbst verständlich Gremlins. Sogar die Gremlins-Regel, dass man die Mogwais nicht nach Mitternacht füttern darf, wird genüsslich zerpflückt. Die menschlichen Charaktere werden im Nu zu Randfiguren, die erst dann wiederentdeckt werden, wenn man an Gags schon längst gesättigt ist.
Das bedeutet freilich, dass es deutlich mehr Kreaturen zu sehen gibt, als im ersten Film. Die Vielzahl und die unterschiedlichen Gremlins sind dabei durchaus beeindruckend. Doch während dieser Abschnitt im ersten Film, in dem ebenfalls das Verhalten der Menschen spiegelbildlich durch die Kreaturen überzogen dargestellt wurde, schon sehr lang war, überspannen die Filmemacher es hier nicht nur, sie reißen den Film buchstäblich auseinander. Der Wiedereinstieg versucht schließlich bei einer Story wieder anzuknüpfen, an der wir das Interesse allerdings fast verloren haben und so dauert es, ehe das letzte Drittel uns wieder mitnimmt.

Wie man heute weiß, wollte Regisseur Joe Dante keine Fortsetzung zu Gremlins drehen. Erst, nachdem zahlreiche andere Drehbuchautoren und Regisseure abgesagt hatten, ließ er sich überreden und bekam dafür vollständige kreative Freiheit über das Projekt. Insofern verwundert es nicht, dass er hier ausdrücklich Fortsetzungen und Filmklischees persifliert, und in den letzten Momenten den Merchandising-Wahn der Studios gleich dazu. Die Gesellschaftskritik spiegelt sich im Clamp-Imperium wider, aber neue Impulse setzt der Film dabei nicht. Im Gegenteil, würde man die tatsächliche Geschichte zusammenfassen, könnte man Gremlins 2 auf ein Drittel der Laufzeit straffen. Das heißt nicht, dass der Rest nicht unterhält, nur wird er letztlich von zu wenig zusammengehalten, als dass einen die Figuren interessieren.


Fazit:
Gremlins 2 - Die Rückkehr der kleinen Monster bietet alles, was auf dem Papier für eine erfolgreiche Fortsetzung gebraucht wird: Mehr Kreaturen, mehr Gags und eine größere Bedrohung als beim letzten Mal. Das hätten die Filmemacher durchaus packend umsetzen können, doch entschieden sie sich, den Film durchweg als Persiflage auf Fortsetzungen, Filme und das Show-Business selbst zu erzählen. Dabei gibt es einige bösartige Untertöne und wenn sich Christopher Lee in seiner Rolle selbst auf die Schippe nimmt, ist das für Fans herrlich anzuschauen.
Doch als eigenständiger Film ist Gremlins 2 eine Enttäuschung. Die witzigen Elemente des ersten Films werden kopiert und noch überdrehter umgesetzt, die Menschen verkommen noch mehr als zuvor zu Nebencharakteren, die sowohl dem putzigen Gizmo, wie auch den in einer unvorstellbaren Vielzahl dargebrachten Gremlins zuarbeiten. Handwerklich für seine Zeit tadellos umgesetzt, fehlt der Fortsetzung der Charme des Originals. Das versucht sie, mit einem Angriff auf die Lachmuskeln wett zu machen – doch reißt erst einmal der Film, reißt auch die Spannung.