Game of Thrones: Staffel 5 [2015]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 7. Mai 2022
Genre: Fantasy / Drama

Originaltitel: Game of Thrones: Season 5
Laufzeit: 575 min. (10 Episoden)
Produktionsland: USA / Großbritannien
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Michael Slovis, Mark Mylod, Jeremy Podeswa, Miguel Sapochnik, David Nutter
Musik: Ramin Djawadi
Besetzung: Peter Dinklage, Lena Headey, Nikolaj Coster-Waldau, Emilia Clarke, Kit Harington, Sophie Turner, Maisie Williams, John Bradley, Stephen Dillane, Liam Cunningham, Carice van Houten, Iain Glen, Conleth Hill, Alfie Allen, Jerome Flynn, Kristofer Hivju, Gwendoline Christie, Aidan Gillen, Michiel Huisman, Nathalie Emmanuel, Hannah Murray, Dean-Charles Chapman, Indira Varma, Tom Wlaschiha, Natalie Dormer, Michael McElhatton, Iwan Rheon


Kurzinhalt:

Aus Königsmund geflohen, ergibt sich Tyrion Lannister (Peter Dinklage) noch mehr als zuvor der Trinkerei, bis ihm der gut vernetzte Varys (Conleth Hill) eröffnet, welchen Plan er seit langer Zeit verfolgt und wie Tyrion darin eine neue Bestimmung finden kann. Unterdessen schwört Cersei Lannister (Lena Headey) für all ihre Verluste unerbittliche Rache und fordert von ihrem Bruder Jamie (Nikolaj Coster-Waldau), ihre in Dorne lebende Tochter, deren Leben bedroht wird, zurück zu holen. In Meereen wächst der Widerstand gegen Daenerys Targaryen (Emilia Clarke), die nun beabsichtigt, sich mit einem Mann aus hohem Hause der Stadt zu verheiraten, um Frieden einkehren zu lassen, während sich Jon Schnee (Kit Harington) in der Schwarzen Festung durch seine Verbundenheit mit den Wildlingen mehr Feinde in der Nachtwache macht, als er überblicken kann. Arya Stark (Maisie Williams) bemüht sich in Braavos, in die Lehre bei den „gesichtslosen Männern“ zu gehen, während ihre Schwester Sansa (Sophie Turner) von Petyr Baelish (Aidan Gillen) für seine Intrige instrumentalisiert wird. Zu der zählt auch Stannis Baratheons (Stephen Dillane) Vorstoß, Winterfell und damit den Norden einzunehmen. Dafür ist er bereit, der Roten Priesterin (Carice van Houten) jedes nur erdenkliche Opfer zu erbringen …


Kritik:
In Staffel 5 der Fantasy-Serie Game of Thrones, die sich inhaltlich stärker als bislang von George R. R. Martins Romanvorlage Das Lied von Eis und Feuer [seit 1996] löst, erfüllen die Verantwortlichen einige ihrer langjährigen Versprechen. Nicht nur die Bedrohung, die vom ersten Moment an verheißen wurde, wird greifbar, auch die immer wieder vorgestellten Drachen treten in Aktion und nicht zuletzt gibt es epische Schlachten zu bestaunen. Handwerklich beeindruckend, kann die Erzählung dabei dennoch nicht ganz mithalten.

Denn während lange zurückliegende Elemente hier wieder aufgegriffen werden, geraten Erzählstränge wie derjenige um Bran und Hodor vollständig in Vergessenheit. Auch Qyburns Experiment wird beinahe verdrängt und nimmt erst in der letzten Episode der fünften Staffel buchstäblich Gestalt an. Dafür konzentriert sich die Erzählung stärker auf Cersei, die in Königsmund eine radikalreligiöse Reformbewegung zu Waffen greifen lässt, in der Hoffnung, mit einer Intrige ihren jüngst gekrönten Sohn Tommen von Margaery Tyrell lösen zu können. Doch entwickelt dies eine solche Eigendynamik, dass sie nicht in der Lage ist, die Geister, die sie rief, auch zu kontrollieren. Ebenso wenig wie Stannis Baratheon, der sich auf einen Pfad begibt, auf dem er bereit ist, für den Eisernen Thron jedes Opfer zu erbringen – nur um auf diesem Wege alle Menschlichkeit zu verlieren. Ähnlich ergeht es Arya, die der Erfüllung ihrer Rachepläne näherkommt und dabei ein Opfer ihrer eigenen Verblendung wird. Die Konzentration der Geschichte auf weniger Figuren als im letzten Jahr sorgt dafür, dass die persönliche Entwicklung von Charakteren wie Tyrion Lannister, der nach seinen folgenschweren Entscheidungen am Königshof nun mit Varys’ Hilfe ein unwahrscheinliches Bündnis sucht, spürbar vorankommt. Auch Daenerys, der von Seiten der Entmachteten in Meereen immer stärkerer und brutalerer Widerstand entgegenschlägt, wächst nicht in die, sondern in der Rolle als Herrscherin merklich. Zwei weitere große Schauplätze der Staffel sind die Schwarze Festung, auf der sich Jon Schnee zunächst damit durchsetzen kann, Wildlingen einen Ausweg vor der Armee der weißen Wanderer zu bieten, und Sansa Starks Schicksal, das gleichzeitig einen der größten inhaltlichen Kritikpunkte der Staffel ausmacht.

Denn nicht nur, dass der gebrochene Theon Graufreud wieder eine größere Rolle spielt, den Plänen von Petyr Baelish folgend, soll Sansa nach Winterfell zurückkehren. Was sie an ihrem Familienbesitz, der inzwischen in der Hand der Boltons ist, die für das Massaker an ihrer Familie verantwortlich sind, erwartet, ist keine wirkliche Überraschung. Dafür jedoch, was die Drehbuchautorinnen und -autoren der Figur antun. War bislang Theons Werdegang diesbezüglich nur schwer erträglich, der Opfer von physischer, sexualisierter und psychischer Gewalt wurde, konzentriert sich diese Form der Gewalt nun eine zentrale Figur und das ist inhaltlich nicht nur ebenso abstoßend, sondern drängt in der Wahrnehmung des Publikums Frauen in bekannte Opfermuster, anstatt aus diesen auszubrechen. Schlimmer wird dies noch dadurch, dass der Storystrang mit Sansa im Norden kein Bestandteil der Romanvorlage und überdies weiterhin nicht absehbar ist, dass diejenigen, die Wehrlosen hier Gewalt antun, dafür irgendwann zur Rechenschaft gezogen werden. Insofern erscheinen manche Entwicklungen bei Game of Thrones: Staffel 5 weiterhin willkürlich und nicht zielgerichtet, um die Figuren voran zu bringen.

Dabei gelingt den Verantwortlichen eben jener Aspekt spürbar besser, als zuvor. Statt regelmäßig auf das nächste blutrünstige Gefecht zuzusteuern, ist Staffel 5 mehr darauf aus, Verbindungen zwischen den Charakteren zu festigen, selbigen Schattierungen zu verleihen und Orte weiter vorzustellen, die man bereits kennt. Die religiösen „Spatzen“ in Königsmund, angeführt vom Hohen Septon, sind eine der wenigen wirklichen Neuzugänge und auch die Einblicke in das oftmals erwähnte Dorne sind überaus willkommen. Vor allem aber beweist Game of Thrones in diesem Jahr durch zwei Abschnitte, die kaum packender sein könnten, welches Potenzial in der Serie steckt. Trifft Jon Schnee jenseits der Mauer in der Episode „Hartheim“ auf die Armee der Untoten, erhält das Publikum endlich ein Gefühl dafür, welche Bedrohung Westeros erwartet, wenn der Winter tatsächlich hereinbricht. Die Sequenz ist die vielleicht beste der gesamten Serie bislang und die zugehörigen Bilder bleiben in Erinnerung. Gleichzeitig werden in „Der Tanz der Drachen“ selbige endlich entfesselt und selbst, wenn hier nicht alle Trickeffekte restlos überzeugen können, der Produktionsaufwand ist in der gesamte Season unübersehbar und stellt viele Kinoproduktionen dabei mühelos in den Schatten.

Dies gilt auch hinsichtlich der Besetzung, die weiterhin nicht nur bis in die Nebenrollen erstklassig ausgewählt, sondern gleichermaßen gefordert ist. Dass Lena Headey in der Rolle der Cersei Lannister insbesondere für ihre Darbietung im Staffelfinale keinen Emmy erhalten hat, ist eine geradezu sträfliche Vernachlässigung. Aber auch Peter Dinklage, Kit Harrington und vor allem Stephen Dillane als Stannis sind bemerkenswert, von Sophie Turner und Maisie Williams ganz zu schweigen. Game of Thrones: Staffel 5 gibt ihnen allen Gelegenheit zu glänzen und fordert sie gleichermaßen. Doch so bemerkenswert der Verdienst der Serienschöpfer ist, diese vielen verschiedenen Figuren und die Erzählungen weiterzuspinnen, es fällt immer noch auf, dass nicht allen von ihnen gleich viel Raum gegeben wird und sich der Werdegang mancher spürbar in die Länge zieht. Inwieweit Jamies Expedition beispielsweise inhaltlich erforderlich ist, muss sich zeigen, und auch der Erzählbogen um Stannis Baratheon scheint wenig sinnvoll gewesen zu sein. Anders hingegen die Geschichte von Arya, die als Dienerin des vielgesichtigen Gottes ausgebildet werden möchte und mit der man mehr Zeit in Braavos würde verbringen wollen. Man kann weiterhin nur hoffen, dass die Story auch diese Figuren entsprechend wird zu Geltung kommen lassen.


Fazit:
Anstatt manche Personen von einem Kampf zu nächsten hetzen zu lassen, lässt die Drehbuchvorlage vielen Figuren mehr Raum, sich zu entwickeln. Gleichzeitig versanden jedoch manche Charakterentwicklungen, wenn die Figuren urplötzlich aus der Serie geschrieben werden, nachdem sie über Episoden hinweg bestimmte Dinge geplant oder eingeleitet haben. Es gibt wenige dieser letzten Momente, die tatsächlich so erscheinen, als wäre das Opfer der Figuren lohnenswert, oder sie an ihrem Ziel angekommen. Es ist vielmehr ein solcher Augenblick unter zahlreichen. Damit verkleinern die Verantwortlichen die Anzahl an Hauptpersonen, was womöglich künftig den Vorteil einer temporeicheren Weitererzählung der Haupthandlung mit sich bringt. Denn stellenweise kommt die Hintergrundstory nur mühsam voran. Dafür entschädigen unter anderem die letzten drei Episoden der Staffel mit packenden Szenen und Cliffhangern, die die Wartezeit bis zur nächsten Folge umso länger scheinen lassen. Die Erzählung in spannenden Momenten zu vertagen, beherzigt Game of Thrones: Staffel 5 bedeutend besser, als die Serie bislang. Die große Geschichte, die Bedrohung, die jene Fantasy-Welt erwartet, nimmt dabei spürbar Form an, selbst wenn manche Zusammenhänge weiterhin unklar sind. Mit einem kaum vorstellbaren Aufwand produziert, ist Game of Thrones: Das Lied von Eis und Feuer eine beeindruckende Produktion und ein Fest für Genrefans. Nur müssen sich die Opfer der beliebten Figuren irgendwann auch auszahlen und ein Gleichgewicht zu den denjenigen, die menschenverachtende Dinge tun, muss gefunden werden. Das zeichnet sich bislang noch nicht ab. Doch in Anbetracht der letzten Szenen kann man ohnehin kaum erahnen, wie die Story weitergeht.