Final Destination 2 [2003]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Dominik Starck  |   Hinzugefügt am 15. März 2003
Genre: Horror / Thriller

Originaltitel: Final Destination 2
Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2003
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: David R. Ellis
Musik: Shirley Walker
Darsteller: Ali Larter, A.J. Cook, Michael Landes, Terrence "T.C." Carson, Jonathan Cherry, Keegan Connor Tracy, Tony Todd


Kurzinhalt:
Ein Jahr ist seit der Explosion von Flug 180 vergangen, den eine Handvoll Schüler samt Lehrerin dank der Vorahnung von Alex Browning (Devon Sewa) überlebte – nur, um in den folgenden Wochen einer nach dem anderen durch mysteriöse Unfälle zu Tode zu kommen.
Als Kimberly Corman (A.J. Cook) am Jahrestag mit einigen Freunden auf dem Highway 23 fährt, hat sie die schreckliche Vorahnung, dass es zu einer tragischen Massenkarambolage kommt, der viele Menschen zum Opfer fallen - einschließlich Kimberly selbst und ihren Freunden! Aufgrund der beunruhigenden Vision hält sie den Wagen an und blockiert die Auffahrt. Tatsächlich kommt es wenige Augenblicke später zu einem furchtbaren Unfall, den zwar Kimberly und alle von ihr zurückgehaltenen Menschen überleben, der aber natürlich viele andere Todesopfer an ihrer Stelle fordert.
Anfangs halten Kim und die anderen Überlebenden diese unheimliche Wiederholung der Geschichte von Flug 180 für puren Zufall, doch dann stirbt der erste von ihnen nach einem Unfall in seinem Haus, und Kimberly wird klar, dass sie und die anderen, wie einst die Schüler von Flug 180, diese vorbestimmte Katastrophe überlebt haben, obwohl sie eigentlich hätten sterben sollen. Damit haben sie dem Tod einen Strich durch die Rechnung gemacht; etwas, was der Sensenmann jetzt zu korrigieren sucht.
Mit Hilfe von Officer Thomas Burke (Michael Landes), der ihr bei dem Unfall das Leben gerettet hat, setzt Kimberly alles daran, sich selbst und die anderen Überlebenden vor dem scheinbar Unvermeidlichen zu retten, und sucht dabei Hilfe bei der einzigen Überlebenden von Flug 180, Clear Rivers (Ali Larter), die sich selbst in eine Anstalt hat einweisen lassen.


Kritik:
Final Destination war im Jahr 2000 einer der besten, spannendsten und originellsten Filme auf der großen Leinwand, dem dank des überraschungsreichen Skripts von Glen Morgan und James Wong auch ohne große Namen ein beachtlicher Erfolg beschieden war. Völlig ohne Killer, Monster, Psychopathen oder Geister erzeugte der Film eine nervenzerfetzende Spannung, indem er die Charaktere durch ungünstige "Zufälle" an alltäglichen Dingen sterben ließ. Dass nach den Worten der Hauptfigur "der Plan des Todes" dahinter steckte, der all dies auslöste, um einen Fehler wieder wett zu machen, spielte dabei keine Rolle, weil es Regisseur James Wong vermied, dem Tod eine physische Präsenz zu verleihen. Und bekanntlich gibt es nichts, was beängstigender ist, als Dinge, die wirklich passieren können.

Als Gerüchte über eine geplante Fortsetzung des Films das Licht der Filmwelt erblickten, fürchteten nicht wenige (inklusive dieses Rezensenten) das Schlimmste. Je origineller ein Film ist, desto schwächer wird in der Regel leider die Fortsetzung, und gerade in diesem Fall hätte man sich wohl gewünscht, dass die Produzenten es bei einem Film belassen hätten.
Zu allem Überfluss war das Erfolgsduo Morgan / Wong (welches zuvor durch seine guten Arbeiten an Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI [1993-2002], Millennium [1996-1999] und Space 2063 [1995-1996] von sich reden machte) von vornherein nicht mehr an diesem Film beteiligt. Der stattdessen von Wong inszenierte Film The One [2001] mit Hong-Kong-Star Jet Li brachte ihm aber auch kein Glück und floppte trotz interessanter Prämisse.
Selbst Ali Larter, die für Teil zwei ihre Rolle der Clear Rivers aus Final Destination wieder aufnehmen sollte, war lange Zeit nicht von der Idee begeistert, und so brauchte es beinahe drei Jahre und ein umgearbeitetes Drehbuch, um sie von einer Mitwirkung zu überzeugen. Offensichtlich zu Recht, wie man sagen muss.

Final Destination 2 setzt etwas früher an, also 2001 am Jahrestag des Flugzeugunglücks von Maschine 180, und lässt erneut einen Teenager dank einer Schreckensvision einigen Menschen das Leben bei einem schlimmen Unfall retten. Und bereits hier, im Auftakt des Films, ist der Zuschauer sofort gefangen, denn selbst wenn man anfangs Vorbehalte gegenüber einem Final Destination-Sequel haben mochte, ist die Karambolage-Sequenz, die Kimberly als Vision ereilt, eine der spektakulärsten Actionszenen der letzten Monate. Dieser meisterhaft inszenierte Crash raubt dem Zuschauer buchstäblich den Atem, während in einer nicht enden wollenden Verkettung von Überschlägen, Explosionen und Zusammenstößen Menschen sterben, die in den Minuten zuvor beiläufig eingeführt wurden. Doch schon als Kimberly auf den Highway auffährt, hat man irgendwie ein ungutes Gefühl, so als würde gleich etwas Übles geschehen. Aber selbst mit dieser Erwartungshaltung ist man auf einen derartigen Unfall einfach nicht eingestellt. Hiernach sieht man Baum-Transporter garantiert mit ganz anderen Augen!

Nachdem der Zuschauer eine kurze Verschnaufpause bekommen hat, geht es kurz darauf hochspannend weiter: Die Überlebenden werden nach und nach durch eine Aneinanderreihung von scheinbaren Zufällen aus ihrem "geschenkten" Leben gerissen. Wer bereits Final Destination gesehen hat (was sich für das Verständnis durchaus empfiehlt) ist darauf freilich eingestellt, dennoch gibt sich das Drehbuch wirklich Mühe zu überraschen, und gerade wenn man glaubt, man habe sich auf das "Zufalls"-System eingestellt, spielt der Film bereits mit dieser Erwartung und kommt mit einem ganz anderen Unglück daher.
Dabei spart das Skript auch nicht mit überraschenden Wendungen und zunächst verborgenen Verbindungen zu Teil eins. Einiges davon erscheint zwar etwas konfus und irgendwann verliert man zwischen all den "Unfällen" und Rettungen im letzten Moment etwas den Überblick, nach welchem System die Beteiligten nun sterben sollen (etwas, worüber man im ersten Teil noch oft philosophierte, um dem Plan entgegen wirken zu können), aber eigentlich hat man kaum Zeit, länger darüber nachzudenken; und obwohl manche Enthüllung über die Zusammenhänge konstruiert erscheinen mag, ergeben sie tatsächlich einen gewissen Sinn.
Als man sich zum Ende hin in einem Krankenhaus einfindet, gibt es allerdings einen Rundumschlag des Todes, dem gleich zwei Überlebende zum Opfer fallen. Hier muss man sich fragen, weshalb eines der Opfer so völlig außerhalb jeder Reihenfolge erwischt wurde, denn an dieser Stelle ist es einfach offensichtlich nicht "ordnungsgemäß".

Dafür, dass vier verschiedene Autoren an dem Drehbuch schrieben (was in den seltensten Fällen gut geht), ist das gute Ergebnis aber umso überraschender.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Geschichte ist darüber hinaus, dass in diesem Film nicht eine Gruppe Teenager im Mittelpunkt steht, die im Minutentakt dezimiert wird, sondern vielmehr Menschen aller Alters- und Gesellschaftsklassen. Hier kämpfen eine alleinstehende Mutter, ein Lehrer, ein Kind, ein Polizist, ein Lottogewinner und andere grundverschiedene Leute gegen ein gemeinsames, tödliches Schicksal. Dass dabei zwei junge Frauen im Mittelpunkt stehen und nicht etwa ein Mann, spricht ebenfalls für die Autoren, folgt aber sicherlich dem derzeitigen Trend.

Sehr lobenswert ist auch die Inszenierung durch Ex-Stuntman David Ellis, für den – neben vielen Einsätzen als 2nd-Unit-Regisseur – Final Destination 2 erst die zweite Regiearbeit ist. Umso bemerkenswerter sein Gespür für Spannungsaufbau, ungewöhnliche Montage und interessante Kameraperspektiven.
Unterstützung beim Verursachen einer Gänsehaut erhält er von Shirley Walker (Mystery Men [1999]), die schon im ersten Teil für die akustische Untermalung verantwortlich zeichnete. Wie schon vor drei Jahren hat sie ihren Job mit Bravour erfüllt und einen exzellent eingesetzten Soundtrack beigesteuert.
Anerkennung gebührt auch Kameramann Gary Capo (der Regisseur Ellis während der Arbeiten an der ersten Staffel von Baywatch – Die Rettungsschwimmer von Malibu [1989-2001] kennen lernte), der Vancouver, Vancouver Island und Umgebung sehr atmosphärisch einzufangen versteht, sowie dem für den Schnitt verantwortlichen Eric Sears, der für seine Arbeit an Gia – Preis der Schönheit [1998] mit Angelina Jolie den "Emmy" und den "Eddie" erhielt.

Natürlich kann es der Film trotz aller Vorzüge in Hinblick auf Einfallsreichtum nicht ganz mit dem ersten Teil aufnehmen, doch kommt er ihm überraschend nahe.
Während man der Trilogie von Das Omen [1976/1978/1981] nachsagt, sie habe das so genannte "kreative Töten" im Film "salonfähig" gemacht, konnte Final Destination für sich in Anspruch nehmen, mit seinen wirklich beängstigend realistischen Unfalls-Szenarien, einem cleveren Drehbuch und gekonnter Regie weit aus dem Einheitsbrei der durch Scream – Schrei! [1996] ausgelösten neuen Slasher-Welle der ausklingenden Neunziger Jahre herauszuragen.
Das Sequel kommt (wie die meisten seiner Kollegen aus dem Horror- und Thriller-Genre) mit mehr Todesfällen und ausgefeilteren Sterbeszenen daher, doch leider hat man sich dazu verleiten lassen, diese möglichst unappetitlich zu präsentieren. Während die Opfer auch im ersten Teil freilich nicht gerade harmlos sterben, sind die Splatter-Effekte in Final Destination 2 meist schon sehr deftig und unnötig brutal, und sorgen wohl sogar bei Zuschauern mit starken Nerven noch für ein Schaudern. Hier wäre etwas weniger zweifellos mehr gewesen, was besonders deshalb schade ist, da Szenen- und Spannungsaufbau ansonsten sehr sauber und subtil sind, und der Film solche überflüssigen Ekelszenen deshalb eigentlich nicht nötig hätte.

Schauspielerisch gibt es wenig auszusetzen.
Ali Larter (jüngst in Kevin Smith' Jay und Silent Bob schlagen zurück [2001] zu sehen) setzt ihre Leistungen aus Teil eins konsequent fort und macht die aus Angst entstehende Härte von Clear nachvollziehbar. Ihre stärksten Momente hat sie in der Szene, in der Clear noch in der Anstalt sitzt um sich so selbst vor dem Tod zu schützen. Das schreckliche Sterben ihrer Freunde hat sie bis heute nicht verkraftet (wobei das tragische Schicksal von Alex Browning hier nur erwähnt wird).
Die junge kanadische Newcomerin A.J. Cook hatte bereits kurz zuvor Erfahrungen im Horror-Genre gesammelt, allerdings in einem wesentlich schlechteren Film (Wishmaster 3 – Der Höllenstein [2001]). Als Kimberly ist sie durchweg gut, wobei ihre Figur im Gegensatz zum ebenfalls "sehenden" Alex aus dem ersten Teil sogar noch weitere, wenn auch nur bruchstückhafte Visionen erhält, die ihr in Verbindung mit einem guten Ratschlag auch die Lösung zu allen Problemen offenbaren.
Diesen Rat erhält sie von einem zweiten bereits aus Teil eins bekannten Charakter, dem mysteriösen Mr. Bludworth. Auch wenn sein Auftritt nicht größer ist als der letzte, ist "Candyman" Tony Todd hier wieder das unheimliche Salz in der Filmsuppe. Todd, ein gern gesehener Genre-Gaststar, war in den letzten Jahren unter anderem in den ersten Staffeln von Smallville [seit 2001] und Angel – Jäger der Finsternis [seit 1999] zu sehen.
In einer weiteren Hauptrolle tritt Michael Landes als Polizist Thomas Burke auf und liefert eine solide, wenn auch nicht überragende Leistung ab. Landes gab in der ersten Staffel von Superman – Die Abenteuer von Lois und Clark [1993-1997] den Fotografen Jimmy Olsen und war Hauptdarsteller der kurzlebigen "Cops jagen Geister"-Serie Special Unit 2 – Die Monsterjäger [2001-2002].
Der restliche Cast ist ebenfalls ohne negative Ausreißer, einzelne darunter (wie Terrence 'T.C.' Carson als Eugene) sogar sehr löblich.

Damit bleibt noch das Ende des Films zu erwähnen, der einen recht runden Abschluss bietet und im Grunde den Teufelskreis tödlicher Schicksale durchbrochen haben sollte.
Die Schlussszene setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf, ist allerdings schon fast auf karikative Weise überzogen. In jedem Fall kann man sich ein fieses Grinsen sicher kaum verkneifen, auch wenn es etwas unpassend erscheint.
Überhaupt bietet das Drehbuch einigen recht morbiden Humor, so dass man sich öfter mal ein Schmunzeln erlauben kann, obwohl es aufgrund der oft damit verbundenen Todesszenen meist im Halse stecken zu bleiben droht. Auch mit netter Ironie wird nicht gespart, angefangen mit der Fahrt über den Highway 23 während im Radio "Highway to hell" von AC/DC läuft. Wenn das kein Vorzeichen ist…

 
Fazit:
Eine ordentliche Fortsetzung, die für sich in Anspruch nehmen kann, wirklich beängstigend zu sein.
Damit ist der Film auch nur Leuten mit guten Nerven zu empfehlen, die sich von einem Splatter-Effekt nicht aus dem Kino verjagen lassen.
Für das Risiko, dass Sie später überall nach warnenden "Zeichen" Ausschau halten, übernimmt niemand Haftung. Scheinbar alltägliche Missgeschicke erhalten hier jedenfalls (einmal mehr) eine ganz neue Bedeutung.