Birds of Prey (Pilotfilm) [2002]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Dominik Starck  |   Hinzugefügt am 17. Dezember 2002
Genre: Fantasy

Originaltitel: Birds of Prey
Laufzeit: 47 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2002
FSK-Freigabe: unbekannt

Regie: Brian Robbins
Musik: Mark Snow
Darsteller: Ashley Scott, Dina Meyer, Rachel Skarsten, Shemar Moore, Ian Abercrombie and Mia Sara


Kurzinhalt:
Gotham City. Wenn die Nacht über die Metropole hereinbricht, entflammt stets aufs Neue der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen dem legendären Batman (Bruce Thomas) und seiner Erz-Nemesis, dem diabolischen Joker (Roger Stoneburner / Mark Hamill). In einer jener Nächte kam es zu einer finalen Konfrontation, die der Joker verlor. Doch seine Rache kam schnell und war grausam. Mit dem Ziel, Batman in den Wahnsinn zu treiben, griff er die Menschen an, die er liebte. Einer seiner Handlanger tötete Selina Kyle, besser bekannt als Catwoman, während der Joker persönlich Batgirl Barbara Gordon (Dina Meyer) einen Besuch abstattete. Er schoss sie nieder und verschwand hiernach ebenso von der Bildfläche wie Batman, der die Stadt unter mysteriösen Umständen verließ.
New Gotham, sieben Jahre später:
Barbara, seit dem Angriff des Jokers an den Rollstuhl gefesselt, und Helena Kyle (Ashley Scott), die Tochter von Bruce Wayne und Selina Kyle, bekämpfen als Oracle und Huntress das Böse in den dunklen Schluchten der riesigen Stadt, seit der Dunkle Ritter sie verlassen hat. Eines Tages begegnen sie dabei Dinah Lance (Rachel Skarsten), einem Mädchen mit seherischen Kräften, die vor sieben Jahren bereits in ihren Träumen die harten Schicksalsschläge der beiden Frauen gesehen hatte. Die Suche nach ihnen hat sie schließlich nach Gotham geführt.
Zusammen bekommen es die drei mit einer Reihe ominöser Selbstmorde zu tun, hinter denen mehr steckt, als es auf den ersten Blick scheint …


Kritik:
Nachdem jüngst das Superman-Universum um eine neue Teenager-Serie über die Jungendabenteuer des Kryptoniers bereichert wurde und sich als erfolgreich erwies (Smallville), braucht es im Grunde niemanden zu verwundern, dass weitere Comic-Helden folgen. Während die Konkurrenz von Marvel Comics mit Mutant X eine Gruppe X-Men-ähnlicher Mutanten ins Gefecht um die Zuschauergunst schickte wurde neben Superman ein weiterer DC-Comic-Charakter für eine Serie adaptiert.
Birds of Prey ist eine im Batman [1989]-Universum angesiedelte Reihe, auch wenn Batman selbst keine wirklich große Rolle mehr spielt, da er nicht Bestandteil des Cast ist. Vielmehr behandelt diese neue Warner-Brothers-Serie die Welt in New Gotham nach Batmans Verschwinden aus der Stadt und damit sein Erbe.

Dennoch gibt es bereits in der Pilotepisode als Highlights kurze Flashbacks in den Showdown zwischen Batman und dem Joker. Auch sieht man kurz Catwoman in voller Montur, ebenso natürlich das Batgirl in ihrem Kostüm, welches der Comic-Vorlage wesentlich näher kommt als die Version aus dem Film Batman & Robin [1997].
Der Joker wirkt hingegen nicht sonderlich beeindruckend. Scheinbar wollte man den Vergleich mit Jack Nicholsons genialer Darstellung aus Batman erst gar nicht zur Diskussion stellen und zeigte ihn deshalb nur sehr kurz und ließ mehr seine Stimme zur Geltung kommen. Das Wiedersehen mit weiteren bekannten Batman-Charakteren braucht man jedoch sicher nicht ausschliessen.

Im Mittelpunkt von Birds of Prey stehen aber zunächst einmal drei starke Frauen.
Zum einen die Tochter von Polizeichef Gordon, Barbara, die als Protege von Batman als Batgirl in Aktion trat und nun unter dem Namen Oracle von ihrem Rollstuhl aus die Führung übernommen hat. Barbara Gordon wird von der wunderbaren Dina Meyer Leben eingehaucht, die wohl am ehesten durch ihre Rolle der Dizzy in Paul Verhoevens kontroverser Science-Fiction-Satire Starship Troopers [1997] bekannt ist, die aber auch in Dragonheart [1996] und einer Reihe unbekannterer Filme eine gute Figur machte (u. a. Stranger Than Fiction [1999]).
Den Actionpart übernimmt die Huntress alias Helena Kyle. Sie weiß zwar, dass Bruce Wayne ihr Vater ist, ihm selbst ist jedoch nicht bekannt, dass er Nachwuchs hat. Ihre Mutter Selina starb bei der Racheaktion des Jokers in ihren Armen, ein Trauma, welches die junge Frau noch heute nicht loslässt. Ashley Scott mimt die mit übermenschlichen Kräften ausgestattete, manchmal etwas rüde Heldin. Scott könnte den Zuschauern durch ihren Part der Asha in der zweiten Staffel von James Camerons kurzlebiger Sci-Fi-Action-Serie Dark Angel ein Begriff sein.
Dritte im Bunde ist die noch relativ unbekannte Rachel Skarsten als seherische Dinah, die sich jedoch recht wacker schlägt und mit den beiden anderen Damen ein tolles Team abgibt, bei dem die Chemie schon von Anfang an einfach stimmt.

Selbstverständlich verfügt auch Birds of Prey über den obligatorischen, gleichermaßen neugierigen wie (zumindest vorläufig) bei seiner Ermittlung erfolglosen Polizisten, der versucht hinter die teils geheimnisvollen Vorgänge in der Stadt zu kommen. Detective Jesse Reese wird von Shemar Moore gespielt während Bruce Waynes treuer Butler Alfred nicht mehr von Michael Gough sondern Ian Abercrombie verkörpert wird.
Ein "Wiedersehen" gibt es allerdings mit einem anderen, den Batman-Fans nicht unbekannten Darsteller. Wie auch in den Trick-Serien leiht nämlich Star Wars-Veteran Mark Hamill dem Joker seine markante Stimme.

Was die Atmosphäre der neuen, in Widescreen gefilmten Serie angeht, so orientierte man sich eher an den düsteren ersten beiden Batman-Kinofilmen von Tim Burton als an Joel Schumachers regenbogen-bunten Teilen drei und vier, die dementsprechend auch immer erfolgloser wurden.
Dennoch handelt es sich natürlich um eine Fantasy-Serie, die in erster Linie ein jugendliches Publikum ansprechen soll. Dementsprechend gibt es auch genug Tageslicht und Humor.
Darüber hinaus hat man sich offensichtlich Mühe gegeben, auch die Wurzeln in den Comics nicht zu vergessen. So sind etliche Szenen wie die Realität gewordene Darstellung eines Comic-Heftes aufgebaut, was der Serie durchaus zugute kommt.

Die Musik ist stimmungsvoll und bedient sich hin und wieder auch Elementen aus dem vertrauten Batman-Score, allerdings driftet sie manchmal etwas zu sehr in eine übertrieben offenkundig technische Richtung ab. Verantwortlich für die akustische Untermalung zeichnet Mark Snow, dessen bisher größter Erfolg sicher die Arbeit an der Mystery-Serie Akte X war.
Abgerundet wird das Ganze durch eine Auswahl moderner Pop-Songs, die allerdings passend gewählt sind und nicht den Eindruck vermitteln, man sei mitten in einer kitschigen Grown-Up-Serie gelandet.

Die Action im Pilot hält sich angenehm in Grenzen und ist recht gut in Szene gesetzt. Lediglich bei den Rückblenden in der letzten Begegnung von Batman und Batgirl mit dem Joker wünscht man sich unweigerlich, der Regisseur hätte die auf Nahaufnahmen ausgerichtete Wackel-Kamera weggelassen und dem Zuschauer eine Totale gegönnt.
Abgesehen davon lieferte Brian Robbins jedoch eine ordentliche Leistung ab, was sich besonders bei der Inszenierung vieler Szenen zeigt, die als Hommage an die Comics gedacht sind, und darüber hinaus beim in schwarz/weiß gefilmten Finale in Helenas Geist.
Die Bauten von New Gotham sind natürlich nicht ganz so spektakulär wie in Batman oder Batmans Rückkehr [1992] geraten, im Rahmen eines TV-Serien-Budgets aber durchaus beachtlich, wenngleich man auch oft zu computergenerierten Tricks griff. Die sind in den meisten Fällen aber sehr zufriedenstellend geworden. Die Kamerafahrten durch die Straßenschluchten von Gotham wissen jedenfalls zu überzeugen, wobei man hier glücklicherweise die übergroßen Statuen und ähnliche Geschmacklosigkeiten aus Batman Forever [1995] und Batman & Robin eliminierte.
Das Hauptquartier des Trios, der Gotham Clock Tower, ist zwar nicht Wayne Manor, doch wird man sich sicher mit der Zeit an dieses Set gewöhnen können.

Neben den vielen Verweisen auf die Comics bzw. die Kinofilme, gab es wie bei den meisten Umsetzungen einer gezeichneten Vorlage auch in diesem Fall einige Modifikationen.
So ist zum Beispiel der Charakter der Dinah Lance ursprünglich selbst eine erwachsene Frau und Kämpferin für das Gute, nämlich die an der Seite von Barbara Gordon kämpfende Black Canary, was bereits im Vorfeld zu einigen negativen Stimmen im Fandom des Franchise führte.
Auch gibt es ein paar andere Ungereimtheiten in der nicht gerade umwerfenden Story, und es stellt sich unter anderem die Frage, wieso es auf einmal keine die Identität verbergenden Masken mehr gibt. Detective Reese zum Beispiel hat gleich in der ersten Folge eine Auge-in-Auge-Begegnung mit der Huntress in Aktion, womit ihre "Tarnung" praktisch nicht mehr vorhanden ist.
Doch der Pilotfilm muss diesen Schnitzern zum Trotz als weitgehend gelungen bezeichnet werden.

Nach einem einleitenden Vorwort, in dem Butler Alfred Pennyworth die Ausgangslage der Serie klarstellt, wird man in die sieben Jahre später spielende Handlung versetzt, in der es die Huntress und Oracle mit jemandem zu tun bekommen, der die Menschen mit ihren ureigensten Ängsten konfrontiert und sie damit in den Selbstmord treibt (Es handelt sich dabei allerdings nicht um den bekannten Batman-Schurken Scarecrow).
Nach ihrer Ankunft in New Gotham trifft Dinah natürlich schnell auf Helena, die ihr gleich das Leben retten darf.
Und ebenso selbstverständlich ist, dass Dinah bei der finalen Konfrontation von entscheidender Bedeutung für den Sieg der Guten ist, die mit ihren eigenen Ängsten konfrontiert werden.
Aber dies sind für einen Pilotfilm übliche storytechnische Schwächen über die man einfach hinwegsehen muss.
Auch die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander werden selbstredend nur grob umrissen, wobei schon jetzt klar ist, dass sich Oracle und Huntress nicht immer ganz grün sind und es eine gewisse sexuelle Spannung zwischen Helene und Reese gibt.

Auf jeden Fall machen diese ersten 45 Minuten deutlich, dass in dem Konzept durchaus eine Menge Potential steckt, und dass Birds of Prey für das Batman-Universum das sein kann, was Superman - Die Abenteuer von Lois & Clark vor einigen Jahren für die Welt des Kryptoniers war.
Ein weiterer Lichtblick des Pilots ist die aus dem Fantasy-Film Legende [1985] und der TV-Serie Time Trax - Zurück in die Zukunft bekannte Mia Sara als Doctor Harleen Quinzel.
Kenner der Trickserie und der Hefte wissen natürlich, dass dies niemand anders ist als Harley Quinn, die unsterblich in den Joker verliebt ist. Am Ende zeigt sich, dass sie ihre Hände bei den Aktionen des Killers im Spiel hatte, und es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis sie selbst in Aktion tritt, um Batmans Erben das Leben zur Hölle zu machen für das, was ihrem Liebsten geschehen ist.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf, sind die Therapie-Sitzungen von Helena Kyle auf Quinzels Couch noch um einiges interessanter.


Fazit:
Ein viel versprechender Ansatz in einem sicher nicht fehlerfreien, aber ordentlichen Pilotfilm.
Aktuelle Anmerkung: Leider wurde die Serie inzwischen nach nur wenigen ausgestrahlten Folgen vom Sender Warner Brothers gecancelt. Woran dies gelegen hat, ist mir im Näheren noch nicht bekannt doch muss man sich fragen ob ein Sendezeitpunkt mittwochabends nach Dawson's Creek glücklich gewählt ist – auch wenn der Pilotfilm selbst mit einer durchaus respektablen Quote aufwarten konnte. Eine Übernahme der Serie durch einen anderen Sender erscheint aufgrund der Rechtslage äußerst unwahrscheinlich, jedoch werden die bereits georderten 13 Folgen aller Voraussicht nach zu Ende produziert.
Sollte es dabei bleiben, wäre Birds of Prey ein weiteres trauriges Beispiel von vorzeitig zum Tode verurteilten guten Serien (in jüngster Zeit eine scheinbar sehr beliebtes Vorgehen, man denke nur an die Beispiele Farscape und Dark Angel), während weit schlechtere und anspruchslosere Formate endlos weiter produziert werden. Eine echte Schande.