Arrival [2016]

Wertung: 6 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. November 2016
Genre: Science Fiction / Drama

Originaltitel: Arrival
Laufzeit: 116 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Denis Villeneuve
Musik: Jóhann Jóhannsson
Darsteller: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Michael Stuhlbarg, Tzi Ma, Mark O'Brien, Larry Day, Max Walker, Christian Jadah, Frank Schorpion, Julia Scarlett Dan, Abigail Pniowsky, Jadyn Malone, Carmela Nossa Guizzo, Leisa Reid


Kurzinhalt:

Als Colonel Weber (Forest Whitaker) im Büro der Linguistikexpertin Dr. Louise Banks (Amy Adams) steht, ahnt sie bereits, weshalb. Zwei Tage zuvor sind ein Dutzend muschelförmige Objekte verteilt über den Planeten erschienen. Sie sind jeweils beinahe einen halben Kilometer hoch und schweben über der Erdoberfläche. Ein Kontakt mit den Fremden, die ganz offensichtlich nicht von dieser Welt stammen, scheitert daran, dass keine verständliche Form der Kommunikation möglich ist. Hier soll Dr. Banks helfen. Zusammen mit dem Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) beginnt sie, das über Montana schwebende Schiff zu untersuchen, zu dem die Fremden in einem bestimmten Intervall Zugang gewähren. Aber selbst, wenn es gelingen sollte, Kontakt herzustellen, würde die Menschheit den Außerirdischen mit einer Stimme antworten können? Und was sind ihre Absichten?


Kritik:
Denis Villeneuves
Arrival ist einer der seltenen Science Fiction Filme, denen es nicht nur gelingt, eine neue Idee zu präsentieren, sondern vor allem, ein Gefühl des ungläubigen Staunens zu erzeugen, angesichts der Ereignisse, die sich auf der Leinwand abspielen. Dieses Gefühl hält sich bis zum Schluss und nimmt im letzten Drittel immer mehr zu. Das ist sicher der beste Science Fiction Film des Jahres, vielleicht aber auch eine der besten Geschichten in diesem Kinojahr.

Dass die Story davon handelt, dass 12 unidentifizierte Flugobjekte über die Erde verstreut auftauchen, geht auch aus den erfreulicherweise schweigsamen Trailern zum Film hervor. Die von Amy Adams fantastisch gespielte Sprachexpertin Dr. Louise Banks wird hinzugezogen, um Kontakt mit den Außerirdischen herzustellen. In welche Richtung sich die Geschichte von diesem Moment an entwickelt, sollten interessierte Zuseher jedoch für sich entdecken.
Es soll genügen zu sagen, dass Arrival eine hoffnungsvolle Botschaft für uns als Spezies beinhaltet und der größte Kniff der Idee sich in der Präsentation so geschickt wiederfindet, dass man den Twist nicht kommen sieht.

Das nuancierte und einfallsreiche Drehbuch entwirft die Hauptfigur retrospektiv, wenn das Sinn ergibt. Filmemacher Villeneuve, der bei seinen letzten Filmen Prisoners [2013] und Sicario [2015] das Beste aus seinen Darstellern herausgeholt hat, lässt die oft unterkühlte Figuren spielende Adams hier auf eine zerbrechliche und doch starke Art und Weise aufblühen, dass man mit der Figur mitfiebert und mitleidet, obwohl man das Meiste, was man über sie zu wissen glaubt, nur aus ihrem Verhalten abliest. Jeremy Renner und Forest Whitaker sind dabei als unterstützende Darsteller gefordert und gewohnt toll besetzt. In den gemeinsamen Szenen mit Amy Adams scheinen sie sich zurückzunehmen, als wären sie sich selbst nicht ganz bewusst darüber, welche Rolle sie in der Geschichte spielen.

Ein wichtiger Teil der Erzählung ist die fremdartige und sehr basslastige Musik von Jóhann Jóhannsson, die die Wirkung der Aliens ebenso definiert wie die grandiose Optik. Wie Steven Spielberg mit seinen Monstern, hält sich Villeneuve mit den Fremden lange Zeit zurück und steigert so merklich die Spannung. Die wohl komponierten und ausdrucksstarken Bilder finden dabei so einzigartige Perspektiven, dass man sich die Bildersprache in Standbildern nochmals genauer ansehen möchte.

Anstatt mit hektischen Schnitten eine Erwartungshaltung oder ein Gefühl der Bedrohung zu erzeugen, schwelgt der Filmemacher in Eindrücken, die in die Gedankenwelt der Figuren blicken lassen.
Dem angemessen ist Arrival kein actionlastiges Weltuntergangsszenario, sondern ein kluges, inhaltlich faszinierendes Science Fiction-Drama mit einer tollen Botschaft und Einblicken in einen Charakter, der seine eigene Stärke erst noch entdecken wird.


Fazit:
Kaum ein Genre weist so viele Variationen etablierter Ideen auf, wie Science Fiction. Regisseur Denis Villeneuve erzählt von einer ersten Begegnung mit Außerirdischen, die sich so grundlegend von bisherigen unterscheidet, dass man sich als Zuseher fragen muss, ob unsere Welt in unserer heutigen Zeit mit den vielen Streitigkeiten der Länder untereinander überhaupt eine Chance hätte. Arrival ist aus der Sicht von Louise Banks, einnehmend und vielschichtig gespielt von Amy Adams, erzählt. Ihr auf dieser Reise zu folgen, ist teils tragisch und doch, insbesondere in Hinblick auf ihre letzte Entscheidung ermutigend. In der hervorragenden Optik kann man sich verlieren, die Geschichte selbst regt zum Nachdenken an und ist inspirierend zugleich. Gerade das zeichnet hervorragende Science Fiction aus, dass die Ideen dahinter nicht an das Genre gebunden sind. Arrival ist ein ruhiges, überlegtes Meisterwerk, das Unheimliche Begegnung der dritten Art [1977] dieses Jahrzehnts.