Alarmstufe: Rot [1992]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 26. Oktober 2014
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Under Siege
Laufzeit: 103 min.
Produktionsland: USA / Frankreich
Produktionsjahr: 1992
FSK-Freigabe: ab 18 Jahren/Keine Jugendfreigabe

Regie: Andrew Davis
Musik: Gary Chang
Darsteller: Steven Seagal, Tommy Lee Jones, Gary Busey, Erika Eleniak, Colm Meaney, Patrick O'Neal, Andy Romano, Nick Mancuso, Damian Chapa, Troy Evans, David McKnight, Lee Hinton, Glenn Morshower


Kurzinhalt:
Nach ihrem letzten offiziellen 'Auftritt' anlässlich des 50. Jahrestages von Pearl Harbor nimmt der Navy-Kreuzer USS Missouri seine letzte Fahrt auf. Kurz danach landet an Deck ein Hubschrauber mit einem Überraschungsgeschenk für Captain Adams (Patrick O'Neal). Doch als sich die gesamte Mannschaft zu dessen Geburtstagsparty versammelt, stellen sich die Kellner als Terroristen heraus, die das Schiff mit Hilfe des ersten Offiziers Commander Krill (Gary Busey) in ihre Gewalt bringen.
Ihr Anführer, William Stranix (Tommy Lee Jones) hat es auf die noch an Bord befindlichen Waffen abgesehen, die er stehlen will. Doch weder er noch Krill haben damit gerechnet, dass der Koch Casey Ryback (Steven Seagal) ein hoch dekorierter Elitesoldat ist. Während die Admiralität Pläne schmiedet, die Missouri zu versenken, macht sich Ryback zusammen mit der Stripperin Jordan (Erika Eleniak) auf, Stranix das Handwerk zu legen ...


Kritik:
Alarmstufe: Rot einen guten Film zu nennen wäre ebenso eine Übertreibung, wie ihn als schlecht zu bezeichnen. Als einer der kommerziell erfolgreicheren Ableger, die das aus Stirb langsam [1988] bekannte Konzept an einen anderen Ort übertragen, besitzt er durchaus seine Momente, die in aller Regel auf Hauptdarsteller Steven Seagal zugeschnitten sind. Er bahnt sich gewohnt martialisch seinen Weg durch eine Horde Terroristen. Zeit für einen Spannungsaufbau findet Regisseur Andrew Davis dabei nicht.

Die Geschichte klingt so konstruiert, dass es bereits schwer fällt, mit den Figuren mitzufiebern: Terroristen kapern das Schlachtschiff der US Navy, die USS Missouri, die außer Dienst gestellt werden soll. Doch auf ihrer letzten Reise schleust der psychopathische erste Offizier Krill (ebenso überdreht gespielt von Gary Busey) William Stranix mitsamt dreißig seiner Helfer an Bord. Ihr Ziel sind die Nuklearwaffen, die sich an Bord der Missouri befinden. Alle rechtschaffenen Marines werden eingesperrt, bis auf Koch Ryback, an dem es liegt, die Schergen im Alleingang aufzuhalten.

Dass mit der Stripperin Jordan Tate zumindest etwas Humor in den Film findet, ist dabei Hauptdarsteller Steven Seagal zu verdanken, der die Rolle nachträglich ins Drehbuch schreiben ließ. Nur bis auf ein paar nette Sprüche darf Erika Eleniak in der Rolle leider nichts tun, außer sich retten zu lassen. Hier würde man sich mehr Teamarbeit wünschen, umso mehr, wenn Ryback im Lauf des Films einige seiner Kameraden befreien kann und die immerhin beim Finale mehr zum Zug kommen. Bis es soweit ist, entpuppt sich der Koch als Anhänger einer Elite-Einheit, der in allen nur erdenklichen Kampftechniken erfahren ist. Zum Angriff und Verteidigung nutzt Ryback darum nicht nur Schusswaffen und Messer, sondern auch die Schiffseinrichtung, was schließlich die FSK-Freigabe mehr als rechtfertigt.

Wie wenig sich die Vorlage von Alarmstufe: Rot um die Figuren kümmert, wird an den vielen Bösewichtern deutlich. An oberster Spitze steht der von Tommy Lee Jones zuerst kontrolliert, in den letzten fünfzehn Minuten vollkommen verrückt gewordene Stranix. Danach kommt Buseys Krill, der ohne eine besondere Szene verabschiedet wird. Darunter stehen neben Colm Meaney noch weitere Schurken, die aus der Masse der Söldner, mit denen es Ryback aufnehmen soll, herausstehen. Doch auch sie werden ohne großes Aufsehen abserviert. Nicht einmal Ryback scheint ein Charakter aus Fleisch und Blut: Sein Werdegang wird zwar in wenigen Sätzen vorgestellt, doch selbst wenn ihn ein Enterhaken am Rücken trifft, schüttelt er die klaffende Wunde mit etwas Verbandsmaterial locker wieder ab.

Das Hauptaugenmerk scheint Regisseur Andrew Davis auf die Action zu legen, die sich auch unverhohlen bei Stirb langsam bedient, man denke an den explodierenden Hubschrauber samt Rettungssprung. Doch während im Genreklassiker jener Moment auf mehreren Ebenen aufgebaut und die Spannungsschraube angezogen wird, ist in Alarmstufe: Rot alles in zehn Sekunden vorbei. Ähnlich verhält es sich, wenn Ryback, Serienheld MacGyver gleich, eine selbst gebastelte Bombe an einem neben der Missouri schwimmenden U-Boot anbringt. Wo andere Filmemacher auf Spannung setzen, poltert Davis seiner Hauptfigur gleich ohne Rücksicht drauflos. Fans brachialer, kurzweiliger Action dürfte das nicht stören, aber wirklich mitreißend ist es nicht.


Fazit:
Während seine berühmteren Kollegen Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger nach ihrer goldenen Ära weniger oder gar andere Filme als die gewohnten Actionkracher in die Kinos brachten, blieb Steven Seagal sowohl vor, als auch hinter der Kamera kontinuierlich aktiv. Alarmstufe: Rot dürfte dabei sein bester Film bleiben und viele Actionfans halten große Stücke auf Andrew Davis' Film. Aber nicht nur, wenn man seinen nächsten Film Auf der Flucht [1993] ansieht, oder gar den Klassiker, der für diesen hier Pate stand, wird deutlich wie viel Under Siege, so der Originaltitel, versucht, ohne es zu erreichen.
Die Ausgangslage reicht zumindest, um den Materialeinsatz zu rechtfertigen. Die Figuren aber sind so platt, dass nicht einmal die flachen Dialoge hier noch herausstehen und sieht man sich Erika Eleniaks Gesichtsausdruck beim obligatorischen Kuss an, dann sieht es so aus, als würde sie sich selbst fragen, weshalb das nun sein musste. Seagal kann seine Fans mit der gewohnten Mischung aus mönchsgleicher Ruhe und trainierter Fertigkeit mit unterschiedlichen Stichwaffen entzücken, doch täuscht das nicht darüber hinweg, dass es in dem Genre bedeutend bessere Filme gibt. Damals wie heute.