After Love [2021]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 8. Januar 2022
Genre: Liebesfilm / Drama

Originaltitel: After We Fell
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Castille Landon
Musik: George Kallis
Besetzung: Josephine Langford, Hero Fiennes-Tiffin, Carter Jenkins, Louise Lombard, Arielle Kebbel, Stephen Moyer, Mira Sorvino, Chance Perdomo, Frances Turner, Rob Estes, Kiana Madeira, Atanas Srebrev, Angela Sari


Kurzinhalt:

Tessa (Josephine Langford) kann kaum fassen, dass ihr Vater Richard (Atanas Srebrev), den sie seit neun Jahren nicht gesehen hat, wieder in ihr Leben getreten ist. Sie nimmt ihn mit zu sich und Hardin (Hero Fiennes-Tiffin), den ein ungutes Gefühl beschleicht. Überhaupt kriselt es immer wieder in der Beziehung zwischen Tessa und Hardin. Der Streit eskaliert, als Tessa mit ihrem Boss Christian (Stephen Moyer) und dessen Frau Kimberley (Arielle Kebbel) nach Seattle geht, um dort etwas Neues aufzubauen. Hardin weigert sich, mitzukommen, ist aber gleichzeitig eifersüchtig und malt sich aus, dass Tessa Affären haben könnte. Als seine Mutter Trish (Louise Lombard) in London ankündigt, sie wolle wieder heiraten, würde Hardin der Zeremonie am liebsten fernbleiben – dabei schwebt über allem ein erschütterndes Geheimnis …


Kritik:
Nach After Passion [2019] und After Truth [2020] geht in After Love die Lovestory um den alkoholsüchtigen Hardin Scott und die gütige Tessa Young in eine weitere Runde. Basierend auf der erfolgreichen Buchvorlage, muss man Castille Landons Film immerhin zugute halten, dass sie im Gegensatz zum zweiten Film nicht erneut die Story des ersten wiederholt. Doch das ist nur ein kleiner Trost in Anbetracht der Tatsache, dass hier im Grunde gar nichts passiert. Vielmehr ist die hauchdünne Story nur eine Vorbereitung auf den kommenden (und hoffentlich letzten) Teil der Reihe.

Nachdem in den letzten Momenten des Vorgängers Tessas Vater aufgetaucht war, setzt After Love mit einem kurzen Rückblick im Jahr 2012 an, in dem Tessas Mutter Carol – nicht mehr gespielt von Selma Blair, sondern von Mira Sorvino – ihren Vater Richard vor die Tür setzt. Als Alkoholiker hat er seinen Job verloren und setzt sich nach dem Rauswurf alkoholisiert selbstverständlich ins Auto und fährt davon. Neun Jahre später ist Richard obdachlos und wird von Tessa aufgenommen, gegen Hardins Bedenken. Er bietet ihm sogar Geld, damit er wieder geht, während Tessa nur wenige Meter daneben steht, ohne etwas davon zu bemerken. Große Auswirkungen hat Richards Auftritt aber nicht, nach nur zwei Nächten packt er erneut seine Sachen und geht. Eine Aussprache oder überhaupt einen längeren Dialog zwischen ihm und seiner Tochter gibt es nicht. Inwieweit die Figur für die Geschichte überhaupt noch relevant wird, muss offenbar der vierte Film klären, denn außer in einem weiteren kurzen Moment ist Tessas Vater gar nicht mehr zu sehen und hat auch keine Auswirkungen auf ihre Entwicklung oder die Beziehung zwischen Tessa und Hardin.

Die bildet nach wie vor den Kern der Erzählung von After Love. Denn obwohl beide zu Beginn des Films glücklich miteinander sind, dauert es nicht lange, ehe es erneut Streit gibt, entweder, weil Tessa nicht will, dass Hardin mit anderen Frauen spricht, oder weil Hardin krampfhaft eifersüchtig auf seine Freundin ist. Umso mehr, da sie nach dem Abschluss für ihren Job nach Seattle ziehen möchte, zusammen mit ihrem Boss Christian Vance und dessen Frau Kimberley, die ebenfalls nicht mehr von den bekannten Darstellern verkörpert werden. Ebenso wenig wie Hardins Stiefbruder Landon.
Dass Rollen zum Teil neu besetzt werden müssen, ist nicht ungewöhnlich, doch es ist durchaus bemerkenswert, dass die Verantwortlichen hier ganze vier Figuren, davon mit Christian und Kimberley zwei entscheidende, mit neuen Gesichtern versehen, anstatt die Figuren vollständig aus der Geschichte zu nehmen. Wer also die vorigen Teil gesehen hat, sich hier aber anfangs nicht zurecht findet, wer diese Charaktere sind, mit denen Tessa und Hardin wegfahren, hat nun die Antwort darauf. Dass Selma Blairs Rolle neu besetzt werden musste, ist in Anbetracht ihrer gesundheitlichen Umstände noch nachvollziehbar, doch wenn bei drei anderen auf Grund der Corona-Pandemie oder genereller Terminabstimmungen keine Zeit für den Dreh gefunden wurde, muss es hierfür andere Lösungen geben, als die Figuren neu zu besetzen.

Es zeigt vielleicht aber auch, dass die Verantwortlichen hinter der Produktion gar nicht daran interessiert sind, eine stimmige, geschweige denn gute Geschichte zu erzählen, sondern lediglich, ihr „Produkt“ zu vermarkten. Und dafür sind eben nur Tessa und Hardin notwendig. Die haben unterschiedliche Auffassungen über die Zukunft, denn während sich Tessa beruflich in Seattle verwirklichen möchte, behauptet Hardin, er hätte dort nichts, obwohl er ein Jobangebot von Christian bekam. Vielmehr wolle er nach London. Nur, um was dort zu tun, verrät After Love ebenfalls nicht. Die Figur von Tessas möglicher Liebschaft Robert hat am Ende keine Bedeutung, der mehrmals erwähnte, aus dem letzten Teil stammende Trevor, ist kein einziges Mal auch nur zu sehen. Die Schwierigkeiten, die Hardin und Tessa in ihrer Beziehung haben, was ihre „große Liebe bedroht“, ist nichts, was man nicht in einem zehnminütigen Gespräch aus der Welt schaffen könnte. Doch gerade dann, wenn sich ein Gespräch anbahnt, wie nach ihrem Liebesspiel im Whirlpool, ergreift eine Figur die Flucht. Was diese zwei Personen anzieht, kann auch Filmemacherin Landon nicht herausarbeiten. So quält sich das Geschehen hier auf unermessliche Art in die Länge, immer wieder unterbrochen durch scheinbar stürmische Liebesakte, die außer den perfekt geschminkten, nie auch nur verschwitzten Gesichtern nichts Sinnliches andeuten. Man könnte diese Szenen, in denen wenigstens eine bzw. einer, wenn nicht sogar beide immer bekleidet sind, ebenso gut ohne Bild und nur mit dem Ton abspielen.

Nimmt man dazu die Inszenierung, die zum Teil aus Schnappschüssen der Social Media-Kanäle der Stars zusammengestellt scheint, während immer wieder Archivmaterial der Städte, in denen die Geschichte spielen soll, dazwischen geschnitten ist, muss man sich doch fragen, an welches Publikum die Verantwortlichen ihre Geschichte richten wollen. Springt die Story immer wieder zu Hardins Apartment und sieht man wieder und wieder dieselbe Einstellung des geöffneten Fensters, die einen erinnern soll, dass was folgt nun im Apartment stattfindet, dann fühlt man sich wie in einer Fernsehserie, die immer wieder dieselben Einstellungen von vorbeifahrenden Autos recyclet, um die Szenen einzuläuten. Der dudelige Soundtrack mit seinen unzähligen Popsongs tut sein Übriges. Zugegeben, das vermittelt wenigstens nicht ein solch rückschrittiges Frauenbild wie die Fifty Shades of Grey [2015-2018]-Filme, aber wenn Hardin befürwortet, wenn Tessa die Anti-Baby-Pille nimmt, weil er dann mehr spürt als wenn sie Kondome verwenden, ist das eben auch nur geringfügig besser.


Fazit:
Kommt die „große Wendung“ am Schluss, ist das nicht nur kaum überraschend, sondern nimmt einen vor allem überhaupt nicht mit. Was die Entwicklung für die Figuren bedeutet, soll der vierte Teil wohl zeigen, der hier mit „Fortsetzung folgt …“ angedroht wird. Die Frage wird eher sein, was denn dann noch kommen soll? Wiederholte der Vorgänger die Ereignisse des ersten Teils, gibt es hier kaum so etwas wie eine wirkliche Story, gar einen dramaturgischen Erzählbogen oder eine Entwicklung der Figuren bzw. eine Reise, auf die sie sich begeben. Die Streitereien zwischen Tessa und Hardin bewegen sich auf demselben Niveau wie zuvor und wie gehabt scheint Hardin im Zweifel darauf aus, Tessa emotional zu verletzen. Eine Analyse toxischer Beziehungen verbirgt sich hier jedoch ebenfalls nicht. Weshalb Hardin sich ändern sollte, wird nicht klar. Dazu gesellen sich mehrere Sex-Szenen, zu denen im Vergleich jede Nachtwäscherubrik eines Versandkatalogs mehr Romantik versprüht, als diese farblose Figuren. Hinzu kommt, dass im ganzen Film nicht einmal ein nackter Hintern zu sehen ist, geschweige denn mehr. Eine entblößte Schulter ist das feurigste, das das Publikum erwartet. Blickt man auf die langgezogenen eineinhalb Stunden zurück, hat man nicht das Gefühl, dass die meisten Szenen einen wirklichen Zweck haben, einen richtigen Anfang und ein Ende. Im Gesamtbild, auch zusammen mit den erstaunlichen vielen Umbesetzungen entscheidender Rollen, hat man bei After Love nicht das Gefühl, als wollten die Verantwortlichen eine eigenständige Geschichte erzählen. Dies ist eine Überleitung, ein Film, der die Lücke zum vierten Teil füllt. Das ist keine wirkliche Verschlechterung zu den Vorgängern – eine Verbesserung aber auch nicht.