Edmond Hamilton: The Return of Captain Future: "Die Harfner des Titan" [2012]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 24. August 2012
Audiobook-CoverUrheberrecht des Covers liegt bei Highscore Music. Verwendet mit freundlicher Genehmigung.
Autor: Leigh Brackett (unter dem Pseudonym Edmond Hamilton)

Genre: Science Fiction

Originaltitel: The Harpers of Titan
Originalsprache: Englisch
Gelesen in: Deutsch
Ausführung: Hörbuch
Laufzeit: 77 min.
Erstveröffentlichungsland: USA
Erstveröffentlichungsjahr: 1950
Erstveröffentlichungsjahr der Ausgabe: 2012
ISBN-13-Nr. der Ausgabe: 978-3943166040

Regie: Sebastian Pobot
Musik: Christian Bruhn, Ambitus ("Masuria Lakes")
Sprecher: Helmut Krauss (Erzähler), Hans-Jürgen Dittberner (Captain Future), Jochen Schröder (Proffesor Simon Wright), Wolfgang Völz (Otto), Friedrich Georg Beckhaus (Grag), Klaus Dittmann (Keogh), Wolf Frass (Dan Harker), Ben Posener (König), Dieter Knust (Alter), Sebastian Kluckert (Dion), Robert Missler (Taras)


Kurzinhalt:
Captain Future und seine Crew bestehend aus Professor Simon Wright – das lebende Gehirn –, dem Roboter Grag und dem Androiden Otto wurden von Keogh auf den Titan gerufen. Sie sollen ihm dabei helfen, einen Krieg zwischen den Menschen und den Ureinwohnern der Stadt Moneb zu verhindern. Dort plant der finstere Taras, die uralten Harfner einzusetzen, um die Menschen zu vertreiben. Er glaubt sich und seine Anhänger sicher, doch Captain Future weiß, dass die Macht der Harfner nicht zu unterschätzen ist.
Für seine Pläne setzt Taras auch den König unter Druck und schmiedet Pläne, Keogh zu ermorden. Nachdem Captain Future, Keogh und die übrigen in einen Hinterhalt geraten, liegt es an Simon Wright, nach einer gewagten Prozedur für den Frieden auf Titan einzustehen. Dafür benötigt er nicht nur die Hilfe von Keoghs Vertrautem Harker, sondern der Professor muss zuerst seine eigene Furcht überwinden ...


Kritik:
Wie tragisch die Wahl der Gastsprecher bei Die Harfner des Titan ist, wird erst 15 Minuten vor Schluss klar, wenn die Geschichte zum eigentlichen Kern ihrer Aussage kommt und der sprachliche Höhepunkt des Hörbuches zusammen mit einer malerischen Melodie die Phantasie der Zuhörer anregt.
Was bis dahin geschieht ist über weite Strecken auch für diejenigen nicht überraschend, die die zugrunde liegende Kurzgeschichte noch nicht gelesen haben. Doch legt es den Grundstein für eine der treffendsten und gleichzeitig traurigsten Charakterisierungen von einer der etablierten Figuren.

Es scheinen sich alle Novelets der Sammlung Captain Future – Die verschollenen Abenteuer 1: Die Rückkehr von Captain Future [2010] auf eine erstaunlich düstere Weise der Figuren anzunehmen, so geschehen sowohl in den ersten beiden Geschichten Die Rückkehr von Captain Future und Die Kinder der Sonne [beide Hörbücher 2012], wie auch hier. Die Story verschiebt diesmal allerdings den Schwerpunkt der Erzählung weg von Hauptfigur Curtis Newton hin zu dem vielleicht interessantesten Mitglied der Future-Mannschaft: Professor Simon Wright, der zusammen mit Captain Futures Vater den Roboter Grag und den Androiden Otto schuf und der inzwischen als lebendes Gehirn in einem Serumbehälter aufbewahrt ist. Wie viel dieser brillante Geist schon gesehen und erlebt haben mag, wird nicht nur auf Grund seines enormen Wissensschatzes immer wieder angedeutet, doch wie er sich losgelöst von seinem Körper fühlt, ungebunden von den menschlichen Belangen und Bedürfnissen, davon handelt Die Harfner des Titan.

Captain Future und seine Mannschaft verharren auf dem unwirtlichen Titan, um einen Mann zu treffen, der sie um Hilfe bat. Der Frieden zwischen den Ureinwohnern und den Erdenmenschen, die dort leben ist bedroht. Doch nach einer langen Wartezeit und einer Tragödie, liegt es an Simon Wright, als einzige Hoffnung auf Frieden auf dem Titan einen Schritt zu wagen, der ihn in seinen Grundfesten erschüttern wird.

Viel mehr sei über den Inhalt hier nicht verraten, außer dass allein schon die letzte Viertelstunde das Zuhören lohnt. Dem Erzähler Helmut Krauss gelingt es dann auf eindrucksvolle und packende Weise, sein Publikum zum Nachdenken anzuregen.
Doch vermag auch er nicht zu überspielen, dass die Gastsprecher leider erneut eine große Enttäuschung sind. Sei es Klaus Dittmann als Keogh oder Wolf Frass als Harker, beide klingen nicht, als würden sie aus einer Situation heraus sprechen, sondern als wären sie bemüht, trotz einer monotonen Stimmlage Emotionen zum Ausdruck zu bringen. Weswegen dies Jochen Schröder als Simon Wright trotz Stimmverzerrer problemlos gelingt, ihnen jedoch überhaupt nicht, ist ein Rätsel. Sie kosten ihre Figuren jede Überzeugungskraft und das gesamte Hörbuch viele Sympathiewerte. Selbst Hans-Jürgen Dittberner leistet sich als Captain Future einen solch ungünstigen Patzer, wenn er in einem Moment statt betroffen oder drängend geradezu fröhlich klingt. Man fragt sich in diesen Situationen durchaus, wie dies solch erfahrenen Sprecher passieren kann, die mehr Zeit mit der Materie verbringen als der Leser, der die Stimmen angemessen im Kopf erzeugt.

Fiel bei Die Kinder der Sonne insbesondere die atmosphärische Abmischung positiv auf, scheint sie hier gewöhnlicher. Deshalb nicht weniger aufwändig, doch sieht man sich die Einspielung der musikalischen Untermalung an, gibt es hier keine Momente, die herausstechen. Dafür überrascht die neu aufgenommene Musik bei den Klängen der Harfner im letzten Drittel mit einer Melodie, die für sich genommen schön klingt, aber in Zusammenhang mit dem begleitenden Text eine viel facettenreichere Bedeutung bekommt. Für die Auswahl kann man den Verantwortlichen nur gratulieren. Doch zeigt Die Harfner des Titan wie die vorherigen Produktionen ebenso viel Licht wie Schatten.


Fazit:
Auch wenn die Abläufe und die Grundzüge der Geschichte nicht überraschen, welche Entdeckungen die Autorin Leigh Brackett – hier erneut unter dem Pseudonym ihres Mannes Edmond Hamilton – in der Gefühlswelt der Figuren macht ist beeindruckend und dank des routinierten und lebendig klingenden Sprechers Helmut Krauss, insbesondere am Ende, eine willkommene und unerwartete Bereicherung der bekannten Charaktere. Hier liegen die größten Stärken von Die Harfner des Titan, das sich vielleicht mehr als die vorgehenden Novelets an Kenner der Reihe richtet.
Doch auch hier trüben Sprecher das Bild, die zwar viel Raum einnehmen, ihre Figuren aber nicht zum Leben zu erwecken vermögen. Sie klingen entweder überheblich oder gelangweilt, aber stets so, als wären sie bei einer Hörbuch- oder Hörspielproduktion darum bemüht, künstlerisch emotional zu klingen. Im Endeffekt hört sich das allerdings so unnatürlich an, dass man das Interesse am Zuhören verliert. Dass der Fokus auf einer anderen Hauptfigur als Captain Future liegt, scheint insbesondere Jochen Schröder zu freuen, dem man gern zuhört. Ihm ist es zusammen mit dem Erzähler, der guten Tonkulisse und der beim Finale äußerst gelungenen, neuen Musik zu verdanken, dass Die Harfner des Titan so gut in Erinnerung bleibt. Kaum auszumalen, was mit passenderen Gaststimmen daraus hätte werden können.