Edmond Hamilton: The Return of Captain Future: "Die Rückkehr von Captain Future" [2012]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 08. Juli 2012
Audiobook-CoverUrheberrecht des Covers liegt bei Highscore Music. Verwendet mit freundlicher Genehmigung.
Autor: Edmond Hamilton

Genre: Science Fiction

Originaltitel: The Return of Captain Future
Originalsprache: Englisch
Gehört in: Deutsch
Ausführung: Hörbuch
Laufzeit: 75 min.
Erstveröffentlichungsland: USA
Erstveröffentlichungsjahr: 1950
Erstveröffentlichungsjahr der Ausgabe: 2012
ISBN-13-Nr. der Ausgabe: 978-3943166026

Regie: Sebastian Pobot
Musik: Christian Bruhn
Sprecher: Helmut Krauss (Erzähler), Hans-Jürgen Dittberner (Captain Future), Jochen Schröder (Professor Simon Wright), Wolfgang Völz (Otto), Friedrich Georg Beckhaus (Grag), Marie Bierstedt (Joan Landor), Klaus Dittmann (Ezella Garnie), Rüdiger Schulzki (Linide)


Kurzinhalt:
Seit Jahren wartet die Welt auf die Rückkehr von Captain Future und seiner Mannschaft. Sie waren in die Andromeda-Galaxis aufgebrochen, um den Geheimnissen des Universums auf den Grund zu gehen und die Ursprünge der Menschheit zu erforschen. Doch es scheint, als wären sie auf etwas gestoßen, dem selbst sie nicht gewachsen waren. Marshall Ezella Garnie und die Agentin Joan Landor, die schon lange in Future verliebt ist, fassen den Schluss, dass die Errungenschaften und Geheimnisse, die in dem Mondlabor der Crew schlummern, nicht ungenutzt bleiben, aber auch nicht in falsche Hände fallen sollen. Darum machen sie sich auf zum Mond.
Dort entdecken sie, dass Captain Future, das lebende Gehirn Simon Wright, der Androide Otto und der Roboter Grag gar nicht mehr verschollen sind. Doch sie haben ihre Gründe, ihre Rückkehr geheim zu halten. Denn was sie gefunden und mitgebracht haben, besitzt eine Macht, die beinahe so umfassend und alt ist, wie das Universum selbst ...


Kritik:
Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass die Anime-Serie Captain Future [1978-1979] eine ganze Generation junger Fernsehzuschauer geprägt hat. Nicht ohne Grund wurden Kinoaufführungen der TV-Episoden besucht, oder aber hat sich die DVD-Box der Serie so gut verkauft. Produziert in Japan fand die Serie 1980 den Weg auf die heimischen Bildschirme, doch während sie ursprünglich für ein jugendliches bis erwachsenes Publikum gedacht war, ging man hier andere Wege: Aus den 13 Episoden, die aus jeweils vier 30 Minuten-Episoden bestanden (insgesamt also 13 Filme à 120 Minuten) schnitt das ZDF je drei Episoden mit einer Laufzeit von je ungefähr 25 Minuten (also Filme à 75 Minuten), die im Nachmittagsprogramm ausgestrahlt wurden. Da man sich entschied, die Episoden zu kürzen, bevor sie synchronisiert wurden, gibt es keine deutschsprachige, ungekürzte Fassung.
Dass die Serie trotzdem Kultstatus erlangte, liegt einerseits an den Synchronsprechern, deren Stimmen damals wie heute markant klingen, und an der von Christian Bruhn neu komponierten Musik, die einen erfrischend modernen, sogar futuristischen Klang besitzt. Wie erfolgreich jener Soundtrack ist, erkennt man spätestens, wenn man sich vor Augen führt, dass beinahe zwei Jahrzehnte später der Produzent und DJ Phil Fuldner einen Remix von Bruhns Musikstück "Feinde greifen an" in die Top Ten brachte.

Die Fernsehserie Captain Future basiert auf der Pulp-Roman-Serie von Autor Edmond Hamilton, die in den Jahren 1940 bis 1946 insgesamt 20 Bücher hervorbrachte. Wenig später erschienen in der Reihe der Startling Stories sieben weitere Kurzgeschichten, so genannte Novelets, die mit einer veränderten Stimmung aufwarteten.
Produziert von Sebastian Pobot veröffentlichte das Label Highscore Music im Frühjahr 2012 das erste von vier Hörbüchern, welche die deutschen Sprecher der TV-Serie mit den Geschichten der Novelets vereinen. Unter dem Banner The Return of Captain Future erzählt die erste Episode Die Rückkehr von Captain Future nach. Dabei halten sich die Macher an die im Golkonda Verlag 2010 erschienene Fassung Captain Future – Die verschollenen Abenteuer 1: Die Rückkehr von Captain Future.

Für Fans und Kenner beider Ursprünge, also der TV-Serie und der Romane/Kurzgeschichten, hält das Hörspiel ein freudiges Wiederhören mit den bekannten Stimmen bereit, aber mit Wehmut muss man auch feststellen, dass die letzten 30 Jahre nicht spurlos an den Sprechern vorüber gezogen sind – und damit an den Hörern wohl ebenfalls nicht.
Die Geschichte beginnt damit, dass die Mannschaft um Captain Future – das lebende Gehirn Professor Simon Wright, der Roboter Grag und der Androide Otto – seit Jahren verschollen ist. Sie waren in die Andromeda-Galaxis aufgebrochen und seither nicht zurückgekehrt. Um die Geheimnisse, die in ihrem Mondlabor vor sich hinschlummern ranken sich Gerüchte, so dass die Agentin Joan Landor und der Marshall Ezella Garnie den Plan fassen, dorthin aufzubrechen, um sicherzustellen, dass diese genutzt und nicht von Kriminellen missbraucht werden können. Der Titel Die Rückkehr von Captain Future deutet bereits an, was dann geschieht, auch wenn es einen triftigen Grund gibt, weshalb Curtis Newton, so Futures richtiger Name, bislang seine Rückkehr geheim gehalten hat.

An der Geschichte des Hörbuchs gibt es nichts zu rütteln, überraschend melancholisch klingt nicht nur Captain Future, sondern auch die Aussage der Kurzgeschichte spiegelt eine nüchterne und abschließende Erkenntnis wider, die wenig Hoffnung macht.
Einen bedeutenden Pluspunkt erhoffen sich die Produzenten des Hörbuchs mit den Sprechern, wobei der Erzähler Helmut Krauss den größten Anteil besitzt. Der erste Schock kommt für Fans allerdings gleich zu Beginn, denn Joan und Ezra, welche die ersten 20 Minuten alleine meistern müssen, werden nicht wie bekannt von Anita Kupsch und Michael Chevalier gesprochen, sondern von der hörbar jungen Marie Bierstedt und dem betagt klingenden Klaus Dittmann. An letzterem wird eines ebenso deutlich, wie später an Hans-Jürgen Dittberner, der Captain Future einen merklich weicheren, beinahe schon lethargischen Klang verleiht. Beide scheinen betont langsam zu sprechen, so dass auch in der spannenden zweiten Hälfte des Hörbuches keine Dringlichkeit in ihrer Stimme erklingt.

Jochen Schröder als Simon Wright scheint sich ebenso wenig verändert zu haben, wie Wolfgang Völz als Otto, und auch Friedrich Georg Beckhaus erkennt man sofort. Was die anderen, nicht ganz so überzeugenden Sprecher auffängt, ist die Musik von Christian Bruhn, die hier auch wieder zum Einsatz kommt. Lizenzrechtliche Gründe haben verhindert, dass der Text der Kurzgeschichte stärker abgewandelt werden konnte, darum sollten Interessenten auch nicht enttäuscht sein, dass es sich um ein Hörbuch und nicht um ein Hörspiel handelt. Dass Einschübe des Erzählers bei Dialogpassagen wie "sagte Curtis", oder "sprach Simon Wright" grundsätzlich unnötig sind, wenn verschiedene Sprecher die Rollen verkörpern, versteht sich von selbst. Nur ließ es sich offensichtlich nicht umgehen.


Fazit:
Wie bereits der zugrundeliegenden Kurzgeschichte gelingt es auch der Hörbuchfassung von Die Rückkehr von Captain Future in relativ kurze Zeit viele Science-Fiction-Aspekte zu packen, deren Bedeutung einem erwachsenen Publikum mehr philosophische, wenn auch melancholische Gedanken mitgibt, als einem kindlichen. Der Mix der bekannten Stimmen aus der TV-Serie zusammen mit der reiferen Geschichte der Romanvorlage klappt schon deshalb gut, weil man die Kernstimme eben nicht mehr als die ursprüngliche Captain-Future-Stimme erkennt. Dadurch akzeptiert man die ernstere Geschichte leichter und kann sich trotzdem gut in dem bekannten Universum verlieren. Doch genau das wird viele Fans auch enttäuschen, denn Hans-Jürgen Dittberner hat klanglich kaum etwas mit der Person gemein, die er vor über 30 Jahren sprach.
Der Story schadet dies indes nicht, und sieht man über manch inhaltlich holprige Passage hinweg, die so eben schon in der englischen Vorlage zu finden ist, erwartet einen ein gutes, interessant und aufwändig umgesetztes Hörbuch, das allenfalls etwas schneller hätte gesprochen werden können, um mehr von der Spannung der Kurzgeschichte beizubehalten. Kenner von Captain Future kommen zweifelsohne auf ihre Kosten, auch wenn man im Hinterkopf behalten sollte, dass viel Zeit seit der Serie vergangen ist – und dass nicht die kindliche Vision des ZDF hier Pate stand, sondern das Novelet von Edmond Hamilton.