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Der Blog stellt eine Art Internettagebuch dar, in dem die Mitglieder der Redaktion ihre Gedanken mit den Lesern teilen. Er bietet Einblicke in den Alltag und in die Themen, die die jeweiligen Autoren am meisten beschäftigen.
Für den Inhalt sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Auch spiegelt die Meinung eines einzelnen Autors nicht die Meinung der gesamten Redaktion wider.


Die Realität hat viele Schwestern
Treffpunkt: Kritik Es war ein turbulentes 2010 bislang und das in vielerlei Hinsicht. Seien es Politiker, die über frühere Aussagen gestolpert sind und auf Grund dessen ihren Hut nehmen mussten, oder diejenigen, die zwangsversetzt wurden, um ihren Vorgesetzten nicht gefährlich zu werden. Es gab eine Katastrophe in der Natur, die ihres Gleichen sucht, dabei aber von den Verantwortlichen solange zerredet wird, bis sie letztlich gar nie geschehen ist. Und andere Unglücke, die man nie hatte kommen sehen, die im Nachhinein von so vielen aber prophezeit wurden.
Man muss sich mitunter fragen, in welcher Welt die Verantwortlichen leben, wenn sie sich an die Öffentlichkeit wenden mit Äußerungen, die von der Realität nicht weiter entfernt sein könnten. Beinahe, als sähen sie die Wirklichkeit mit anderen Augen. Oder überhaupt eine andere Wirklichkeit.
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Ein König ohne Thron
Treffpunkt: Kritik Es ist ein Leitsatz, den ein jeder gern benutzt, wenn irgendwo etwas nicht so funktioniert, wie man es gerne hätte. "Der Kunde ist König." Oder war es einmal. Oder sollte es zumindest sein. Nur wo ist das heute noch der Fall? Die Kunden werden beim Betreten des Ladens durch die Verkäufer (oder zumindest die Verkaufsleiter, die darin geschult sind) in Kaufkraftgruppen unterteilt. In Geschäften mit einer kundenfreundlicheren Philosophie werden alle Gruppen auf dieselbe Art und Weise begrüßt, aber spätestens, wenn die Kunden weiterverwiesen werden findet die erste Kategorisierung statt. Während sich Menschen mit geringerer Kaufkraft erst einmal selbst umschauen oder in der Wartereihe Platz nehmen dürfen, bekommen Kunden mit vermeintlich höherer Investitionsbereitschaft gleich einen Berater an die Seite gestellt. Immerhin sollen ihnen auch gezielt Produkte vorgestellt werden, nicht dass sie gar noch einen umfassenden Überblick verschaffen. Es ist eine traurige Erkenntnis, wenn man feststellt, dass man selbst in Gedanken eine solche Einteilung vornimmt. Entwürdigend ist es jedoch, wenn man sich selbst in einer solchen Klassifizierung vorfindet.
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Zwischen den Zeilen beginnt die Jagd
Treffpunkt: Kritik Sei es über die Sponsorenvideos vor Ereignissen im Fernsehen, die Markennamen auf Trikots oder die Bandenwerbung auf Bus- und Straßenbahn, wir werden jederzeit manipuliert und gelenkt. Dies geschieht mitunter so subtil, dass es uns nicht auffällt, wie wenn in der Alkoholwerbung im Fernsehen die Fantasie einer feurigen Liebesbeziehung suggeriert wird, oder weniger unterschwellig, wenn der Star eines neuen Kinofilms so lange auf das Handydisplay sieht, bis auch der letzte im Saal den Markennamen entziffern konnte. Die großen Tageszeitungen und Boulevardblätter beteiligen sich ebenfalls an diesem Spiel, bei dem die Gehetzten die Konsumenten sind, der Einsatz die Gedankenfreiheit und der Gewinn die Macht. Wer dabei zwischen den Zeilen liest kann mitunter die Absurdität derselben erkennen und vielleicht gelegentlich aus einem Strudel ausbrechen, von dem die meisten gar nicht wissen, dass er existiert. Dabei sind wir mittendrin.
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Krone der Schöpfung
Treffpunkt: Kritik Vierundfünfzig Tage sind vergangen, seit eine der größten ökologischen Katastrophen durch Menschenhand ausgelöst wurde. Wie lange die Zerstörung weiter wüten wird, und wie viele Tier- und Pflanzenarten ihr zum Opfer fallen werden, ist noch gar nicht abzusehen. Es scheint auch nicht mehr zu interessieren. Schlagzeilen wie dass Gewinnshow-Moderatoren im kommenden Jahr Politsendungen übernehmen sollen, oder dass die jüngst gestartete Fußballweltmeisterschaft durch die lauten Tröten in einem nicht enden wollenden Hintergrundrauschen erdrückt wird, scheinen wichtiger. Sie füllen die Titelseiten der Tageszeitungen. Was sich im Golf von Mexiko abspielt, seien es die Schicksale von Flora und Fauna oder dies der Menschen, die dort unermüdlich darum kämpfen, noch Schlimmeres zu verhindern, ist entweder in die Randnotizen verschoben worden, oder im Internet zu finden. Wenn man denn danach sucht. Oder die Augen davor nicht verschließt.
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Wo die Sonne nicht scheint
Treffpunkt: Kritik Kaum eine Erfindung der letzten fünfzig Jahre hat den Journalismus so sehr verändert wie das Internet. Nicht nur, dass inzwischen Millionen Menschen darauf Zugriff haben, man kann sich (bestimmte Sperren nicht mitgerechnet) in Sekundenschnelle über Länder- und Sprachgrenzen hinweg informieren und in wenigen Momenten an Informationen gelangen, die früher tagelanger Recherche bedurften. Ein Jeder kann seiner kreativen Ader freien Lauf lassen und mit wenigen oder gar keinen Kosten seine Worte der Öffentlichkeit zugänglich machen – wie mit einer Webseite oder einem Blog.
Aber das Internet hat auch ein Bewusstsein in den Menschen geschaffen, dass alles kostenfrei zu haben ist. Insbesondere Nachrichten auf den Internetpräsenzen der Tageszeitungen ist man gewohnt, für lau zu bekommen und wenn wie inzwischen üblich nach den ersten Zeilen ein Link zum Bezahlinhalt zu finden ist, sucht mach weiter – irgendwo wird es die Meldung schon vollständig zu lesen geben. Dabei vergisst man gern, dass diejenigen, die die Zeilen schreiben auch irgendwie bezahlt werden müssen. Richtiger Journalismus kostet Geld.
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Dafür werden keine Filme gemacht
Treffpunkt: Kritik Nach der Krise ist vor der Krise. Wenn ein Leitspruch für unsere Zeit gilt, dann dieser. Dabei hatten die Kinobetreiber gehofft, mit dem Eintreffen von 3D endlich die Krisenzeiten hinter sich zu lassen. Werbespots wie "Dafür werden Filme gemacht" und Selbstbeweihräucherungen angesichts von Rekordumsätzen hatten eines beinahe verdrängt: das Kino ringt um seine Existenz(berechtigung). Nur was tun?
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Willkommen in der Welt von Vorgestern
Treffpunkt: Kritik Wie alt unsere Welt genau ist und wann die eigentliche Zeitrechnung begonnen hat, ist ein Thema vieler Dissertationen. Nach der modernen Rechnung befinden wir uns im Jahr 2010, in einer Zeit, in der es den Menschen wie nie zuvor ermöglicht wird, zu kommunizieren, das Wissen von Jahrtausenden Forschung auszutauschen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.
Aber während sich ein harter Kern strikt darauf konzentriert, den Blick nach vorn in die Zukunft zu richten, scheint sich eine unvorstellbar breite Masse auf die Vergangenheit zu zu bewegen und mit allen erforderlichen Mitteln darum zu kämpfen, dass sämtliche Errungenschaften der vergangenen Jahrhunderte im Sumpf der Vergessenheit verschwinden. Nicht selten wird dieses Vorgehen unter dem Deckmantel des Konservatismus schöngeredet.
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Der Teufel trägt viele Gesichter
Treffpunkt: Kritik Spätestens um zwei Uhr nachmittags, wenn sich geskriptete TV-Psychologen fiktiven Opfern und Tätern stellen, wird man als Zuschauer jeder Altersgruppe mit allerlei Themen konfrontiert, die einen an sich gar nicht interessieren sollten: Inzest, Ehebruch, Psychoterror. Von den kriminellen Energien, die sich wenig später zum Richterspruch versammeln ganz abgesehen. Es wird kurz darauf nicht wirklich besser, wenn sich wohlhabende Familien in Vorabendserien bekriegen, man einander absichtlich betrügt oder eine Vendetta auf dem Rücken Unbeteiligter ausgetragen wird. Wer dies übersteht, nicht zur rettenden Quizsendung flüchtet, dem bleibt das Schlimmste nicht erspart: die Wirklichkeit, die einem als tagesaktuelle Nachrichtensendung präsentiert wird. Sieht man sich einen Fernsehtag in chronologischer Reihenfolge an, möchte man meinen, als würde die Realität die TV-Welt imitieren. Dabei sind die Grenzen doch längst ein fließender Übergang.
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Aggressionen für das Volk
Treffpunkt: Kritik Iustitia, die römische Göttin der Gerechtigkeit, wird nicht ohne Grund sehr oft mit einer Augenbinde dargestellt. Nur wenn sie nicht sieht, kann sie auch unvoreingenommen und unparteiisch urteilen. Wessen Blick, aus welchen Gründen auch immer getrübt ist, wird voraussichtlich falsch entscheiden. Das ist keine neue Weisheit, sondern schon so lange bekannt wie es Menschen gibt. Umso erstaunlicher ist es, und in gleichem Sinne bedenklich, wie häufig heute von einem unparteiischen Standpunkt abgerückt wird, um außerhalb des Rechtssystems selbst für eine eigene Definition für Gerechtigkeit zu sorgen.
Dies leben Staaten vor, welche ohne die Internationale Gemeinschaft zu konsultieren Kriege beginnen, obgleich sie durch die vor Jahrzehnten abgeschlossenen Verträge daran gebunden wären. Oder Videospiele, in denen der Spieler selbst zur Rache nehmenden Figur wird, die sich an seinen Feinden abreagieren kann. Aber auch das Medium Film macht davor nicht halt. Gehörten jene Selbstjustizreißer vor Jahren noch zu einer Randerscheinung, die sich zumeist an ein fragwürdiges Publikum richtete, ist diese Form der passiven Gewalt salonfähig geworden und offensichtlich massentauglich.
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Schlechte Ideen bringen den größten Profit
Treffpunkt: Kritik Wäre es nur eine Erscheinung der derzeitigen Wirtschaftskrise, könnte man die Versessenheit der Menschen, überall etwas "billig" abzustauben noch verstehen. Immerhin muss ein jeder sehen, wie er seine Zukunft sichert. Aber das Motto "Geiz ist geil", das nicht zuletzt eine Elektronikkette so populär gemacht hat, ist keine Modeerscheinung. Es scheint vielmehr in den Köpfen der Menschen seit Urzeiten verankert und dabei, da macht das Schönreden keinen Sinn, sind die Deutschen wieder einmal Spitzenreiter.
Wir fahren bereitwillig 40 Kilometer oder mehr zu einer Tankstelle, bei der das Benzin zwei Cent günstiger ist als bei derjenigen um die Ecke in der Überzeugung, wir hätten was gespart. Wir lassen uns immer wieder von Versprechungen einlullen, die Discounter hätten überall die Preise gesenkt, ohne zu vergleichen, dass die Packungen dabei deutlich mehr geschrumpft sind. Und es wählen aus augenscheinlicher Überzeugung Millionen Menschen diejenige Partei in die Regierung, die seit Jahren in der größten Schrift die Steuersenkung auf ihr Wahlplakat geschrieben hat – auch wenn sie keine Ahnung hat, wie das finanziert werden soll. Ahnungslosigkeit scheint dabei inzwischen tatsächlich eine gültige Ausrede zu sein.
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