Special-Kategorie: Diverses  |   von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. August 2009
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Einführung
Technische Details
Erfahrungsbericht
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Einführung:
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Der Sony Reader eBook PRS-505 im Ledereinband
Immer häufiger sieht man sie insbesondere in Großstädten überall auf der Welt. In Deutschland zwar eher zaghaft, doch auch hier scheinen die Käufer langsam Interesse an ihnen zu finden. Die Rede ist von den elektronischen Büchern, den "eBook Readern", wie sie neudeutsch so schön heißen.
Die Idee eines Lesegerätes, das wie ein flacher, kleiner Computer aufgebaut ist und zahlreiche Texte und Dokumente bereitstellen kann, ist dabei nicht wirklich neu. Insbesondere in der Science-Fiction-Unterhaltung gibt es ähnliche Apparate schon seit langem. Seit dem Herbst 2006 versucht Sony, die Zukunft für die Menschen von heute greifbar zu machen und präsentierte im September 2006 in den USA den PRS-500, wobei PRS für "Portable Reader System", also "Tragbares Lesegerät", steht.

Insgesamt gab es bislang fünf Modelle der PRS-Reihe.
Den Grundstein legte der PRS-500, der im Juli 2008 durch den PRS-505 abgelöst wurde. Das neue Modell konnte mehr Graustufen darstellen, war einen halben Zentimeter dünner und hatte eine größere Speicherkapazität im Gepäck. Ergänzt wurde die neue Generation um den PRS-700, den man im Oktober 2008 bereits in den USA präsentierte, und der zusätzlich mit einem Touchscreen, eingebauter Beleuchtung und einer größeren Speicherkapazität aufwartete. Dadurch allerdings war das Gerät auch etwas schwerer.
Im März 2009 erschien der PRS-505 schließlich auch in Deutschland, ob und wann der PRS-700 erscheinen wird, steht in den Sternen. Allerdings wurde im August diesen Jahres die nächste Generation Reader eBooks vorgestellt: der günstigere, dafür aber auch etwas kleinere PRS-300 Pocket Edition soll sich an Einsteiger richten und demnach den PRS-505 ablösen. Das neue Flagschiff mit Touchscreen und Hintergrundbeleuchtung hört auf den Namen PRS-600 Touch Edition. Beide neuen Reader sollen Ende August 2009 in den USA in den Handel kommen.

Wir hatten die Möglichkeit, den in Deutschland erhältlichen PRS-505 intensiv zu testen, und beschreiben später unsere Eindrücke des ersten, massentauglichen und in Deutschland erhältlichen eBook Readers.

 

Technische Details:
 
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Frontansicht des Sony Reader eBook PRS-505
Maße: 175 x 122 x 8 mm
Bildschirmdiagonale: 15,5 cm (6 Zoll)
Bildschirmauflösung: 170 dpi
Graustufen: 8
Bidschirmgröße: 600 x 800 Pixel
Interner Speicher: 256 MB (davon verfügbar 192 MB)
Schnittstellen: USB 1.1 (über Mini-USB-Anschluss)
Lithium-Ionen-Akku für bis zu 6800 Seitenwechsel


Ob man die mitgelieferte Verwaltungssoftware Sony eBook Library installiert oder auch nicht, ist jedem selbst überlassen. Übertragen werden die Texte, Bilder und Musik-Dateien über das in der Packung befindliche, abgeschirmte USB-Kabel, über das der Reader auch mit Strom versorgt wird. Eine Akku-Aufladung dauert knapp vier Stunden, eine Übertragung der Dateien je nach Dateigröße nur wenige Sekunden.
Windows-Anwendern bleibt es überlassen ob sie die Software installieren, oder den Reader in aktuellen Betriebssystemen als Massenspeicher einbinden lassen. Hierzu zählen auch die zwei integrierten Slots für PRODuo und SD-Karten, von denen keine im Lieferumfang enthalten ist. Anwender unter Linux und MacOS müssen entweder auf Drittanbietersoftware ausweichen, oder eben über die Massenspeicheroption ihren Reader betanken.

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Aufgeklappt: der Sony Reader eBook PRS-505
Der PRS-505 unterstützt kopiergeschützte E-Book-Dateien in den Formaten BBeB Book (LRX), Secure PDF und ePub. Dieselben Formate werden verständlicherweise auch kopierschutzfrei unterstützt, wobei PDFs grundlegend im "Reflow"-Verfahren erstellt worden sein sollten, um vernünftige Zeilenumbrüche und Formatierungen zu erlauben. Außerdem kann der Reader TXT- und RTF-Dokumente verarbeiten, nicht jedoch das weit verbreitete Microsoft Word-Format DOC oder OpenSource-Formate wie OpenDocument. Kyrillische Texte werden nicht korrekt wiedergegeben; allerdings gibt es hierfür Updates für den Reader.

Die Audiowiedergabe des PRS-505 setzt auf MP3- und kopierschutzfreie AAC-Dateien. Auch hier bleiben OpenSource-Formate wie OGG leider außen vor. Die Bilddarstellung funktioniert bei GIF, JPG, JPEG, PNG und BMP-Dateien. Animierte Bilddateien funktionieren nicht, beziehungsweise führen zum Absturz des Readers.

Der Reader selbst arbeitet laut Benutzerhandbuch mit MontaVista Linux Professional Edition als Betriebssystem.

Das eigentliche Highlight des PRS-505 ist allerdings die Darstellung der Texte mittels Elektronischen Papiers, dessen Display von der Firma E Ink Corporation entwickelt wurde. Über die genaue Verfahrens- und Wirkungsweise der Komponenten können sich Interessierte in einschlägigen Publikationen informieren. Grob zusammengefasst kann man sagen, dass die Elektronische Tinte mittels Strom angeregt wird, sich in einer bestimmten Formation anzuordnen, also Buchstaben zu bilden, die Anzeige der Tinte jedoch dann keine Spannung mehr benötigt. Darum hält der Akku des Readers auch so außergewöhnlich lange.

Vorteile dieser Technik gegenüber herkömmlichen LCDs sind, dass die Anzeige betrachtungswinkelunabhängig und zusätzlich zum hohen Kontrast kein Flimmern wahrnehmbar ist.
Allerdings ist die erreichte Auflösung mit 170 dpi schlechter als bei heute üblichen Ausdrucken und die dargestellten Bilder dementsprechend grobkörnig. Auch die Grauwertabbildung bleibt mit acht Graustufen hinter dem zurück, was man aus aktuellen Tageszeitungen gewohnt ist.
Zudem benötigt das Display zum Löschen der alten Darstellung und Aufbauen der neuen Seite zwischen eineinhalb und zwei Sekunden.


Erfahrungsbericht:
Das erste, was man unumwunden zugeben muss, wenn man den PRS-505 auspackt ist, dass das flache und handliche Gerät im hellbraunen Ledereinband wirklich schick aussieht. Das matte Aluminium-Gehäuse wirkt dabei nicht nur edel, sondern auch stabil. Die leicht erhobenen Tasten am rechten Rand, die zum Umblättern und der Seitenauswahl dienen, machen keinen störenden Eindruck, auch wenn sich dort leicht Schmutz verfängt, der schwer zu entfernen ist. So griffig und punktgenau die verschiedenen Tasten, beispielsweise zum Zoomen oder Auswählen auch sind, so ungenau sind allerdings die Druckpunkte bei den Steuerkreuzen, deren Sinn und Zweck sich nach dem Einschalten von selbst ergibt.
Ein vollständiger Start des Reader dauert etwas mehr als 40 Sekunden. Die Bedienung und Menüführung, die sich dem Leser dann offenbart ist allerdings selbsterklärend und abgesehen vom Hin- und Herschalten zwischen den Menüs auch für weniger Technik erfahrene Benutzer zu verstehen. Unter den Einstellungen verbirgt sich einerseits eine Option, die Darstellung von vertikal auf horizontal zu setzen (um bei größerer Textdarstellung breitere Zeilen zu ermöglichen), weitere Optionen bezüglich des Schlafmodus beispielsweise finden sich allerdings nicht. Schaltet man das Gerät über den Menüpunkt komplett aus, muss man knapp 15 Sekunden warten, ein Neustart ist dann allerdings ohne Verzögerung möglich. Vom normalen Ruhemodus zum Lesemodus benötigt der Reader keine zwei Sekunden.

Schon auf der ersten Menüseite wird klar getrennt zwischen allem, was mit Büchern zu tun hat, und den Audio- und Bild-Elementen des Readers. Die Bücher kann man sich in verschiedenen Listen anzeigen lassen, entweder nach Titel, Autor oder Datum sortiert. Auch alle aktuellen Lesezeichen kann man sich auflisten lassen, immerhin haben auf dem PRS-505 schon ab Werk über 150 Bücher Platz, mit einer Speicherkartenerweiterung sogar über Zehntausend.
Zeigt man sich die Einstellungen zu einem Buch an, kann man entweder an der letzten Position weiterlesen, oder zur ersten oder letzten Seite springen. Eine Seitenzahl eingeben und dorthin "vorblättern" ist ebenfalls möglich. Auch welche Seiten man sich zuletzt angesehen hat, ist im Verlauf ersichtlich. Lesezeichen werden ebenso vorgestellt, außerdem stehen Informationen zu Dateigröße, Titel und Dateiformat zur Verfügung. Schließlich kann man das Buch direkt über den Reader löschen, ohne eine PC-Verbindung herstellen zu müssen.
Hat man sich mit den Einstellmöglichkeiten erst einmal vertraut gemacht, beginnt schließlich das eigentliche Lesen. Und hier zeigen sich sowohl die Stärken des Reader PRS-505, wie auch seine Schwächen.

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Sony Reader eBook PRS-505 mit optionalem Anklemmlicht
Je nachdem, wie das zu lesende Buch in Bezug auf die Schriftgröße formatiert wurde, muss man sich den angezeigten Schriftgrad erst einmal einstellen. Es gilt zu wählen zwischen klein (S), mittel (M) und groß (L), wobei das Umformatieren zwischen verschiedenen Schriftgrößen bei einem 200 Seiten langen Text circa 35 Sekunden dauert. In dieser Zeit kann der Reader nicht benutzt werden. Wurde der Text bereits einmal formatiert, geht die Umschaltung in Zukunft jedoch deutlich schneller. Interessanterweise betrifft diese Verzögerung nur die einfachen Textdateien im TXT- und RTF-Format. Die professionellen E-Book-Formate sind davon nicht betroffen, beziehungsweise reagieren flotter. Das Lesen selbst fällt dank des nicht leuchtend weißen Hintergrundes erstaunlich einfach und überraschend ermüdungsfrei für die Augen. Nur beim Umblättern muss man sich im ersten Moment umstellen. Die Verzögerung beim Seitenwechsel scheint anfangs unzumutbar, ist jedoch in Wirklichkeit eine Gewöhnungsfrage. Einzig diejenigen Leseratten, die beim Lesen gerne zurückblättern, um einige Informationen nochmals zu vertiefen oder Vergangenes wieder aufzufrischen, werden damit ihre Mühe haben.
In eine ähnliche Richtung geht leider auch die Einschränkung, dass es keine dokumentinterne Suche gibt, oder eine Suche in allen gespeicherten E-Books. Auch wenn dies im ersten Moment nicht zwingend notwendig erscheinen würde, wäre es doch eine enorme Erleichterung und ein Komfort-Plus, das das auf echtem Papier gedruckte Buch eben nicht bietet. Zudem bietet der PRS-505 keine Option, Kommentare oder Notizen beim Lesen abzuspeichern und nach einem Crash, der bei zu schnellen Formatwechseln oder dem Darstellen nicht richtig unterstützter Bildformate doch gelegentlich auftreten kann, sind auch alle Lesezeichen verloren. Einmal mussten wir den Reader während unserer Testphase sogar mittels eines vollständigen Resets am Geräterücken neu starten. Hierfür wird leider auch kein passender Stift mitgeliefert. Stattdessen muss man sich mit einer Büroklammer oder Ähnlichem behelfen.
Die Funktionsmöglichkeit des Reader, Bilder anzeigen zu können, scheint angesichts des niedrig aufgelösten Schwarzweißdisplays eher aus der Not heraus geboren und macht, vom im E-Book abgebildeten Titelbild abgesehen, auch nicht wirklich Sinn. Weswegen der Leser außerdem den eingebauten MP3-Player nutzen sollte, der deutlich mehr Akkuleistung erfordert, wenn separate Player und musiktaugliche Handys seit Jahren Einzug in den Alltag gehalten haben, entzieht sich auch jeder Logik. Auf diese Spielereien hätte man getrost verzichten können und sich stattdessen anderen Punkten widmen sollen.

Denn so sehr sich der Reader für Viel-Leser auf Grund des niedrigen Stromverbrauchs und der einfachen Handhabung auch eignet, für Schüler oder Studenten, die eine Vielzahl an Büchern mit sich führen müssen, oder für diejenigen, die einen praktischen elektronischen Lexikon-Ersatz suchen, ist das Gerät infolge der fehlenden Suchfunktion nur wenig brauchbar. Dagegen spricht das tragbare, elektronische Buch die Technik-Begeisterten an, oder diejenigen, die auf Reisen oder im Urlaub ein Dutzend Bücher verschlingen und so nur noch eines dabei haben müssen.
Doch hier kommt eines zum Tragen, was man in der heutigen Zeit nicht vergessen sollte: Ein modernes Gerät wie der PRS-505 ist nach wie vor ein Wertgegenstand und damit deutlich schneller ein Ziel für Langfinger oder Neider als ein normales Taschenbuch.
Mit einem Kostenpunkt von derzeit 250 Euro ist der Reader ohne Frage eine Investition, die sich laut Sony und Kooperationspartnern wie der Buchhandlung Thalia für den Käufer lohnen soll. Insbesondere E-Books neuer Veröffentlichungen kosten mitunter ein paar Euro weniger als die Printausgabe. Taschenbücher allerdings liegen meist beim selben Preis. Einen Pluspunkt hat der Reader hingegen bei Freunden älterer (zumeist englischsprachiger) Literatur. Über das Projekt Guttenberg sind zahlreiche, copyrightfreie Texte kostenlos verfügbar und können auf den Reader geladen werden.

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Vergrößerungslupe für den Sony Reader eBook PRS-505
Was bei einer objektiven Betrachtung bleibt, ist die Begeisterung, die eine neue Technik in vielen Menschen hervorruft. Auch der Reader PRS-505 macht hier keine Ausnahme. Die dahinterstehende Technologie, insbesondere die Elektronische Tinte, ist beeindruckend und weckt Lust auf mehr. Ärgerlich ist hierbei, dass das in den USA erhältliche Modell PRS-700 hierzulande gar nicht vorgestellt wurde und in Kürze sogar eine weitere Generation veröffentlicht wird, die für den deutschen Markt noch nicht angekündigt wurde. Und auch die Konkurrenz hat einiges zu bieten, immerhin ist Amazons Kindle und dessen Nachfolger, der Kindle 2 schon lange verfügbar und bietet neben einem integrierten Onlinezugang ohne Computer auch Übersetzungs- und Vorlese-Möglichkeiten. Eine Suche ist ebenso integriert, wie eine Kommentarfunktion. Selbst die Darstellung von Tageszeitungen mit täglichem, automatisiertem Download der aktuellen Ausgabe ist möglich. Dafür allerdings ist der Kindle in Deutschland bislang nicht erhältlich und nach Streitigkeiten mit den Mobilfunkbetreibern vorerst auch nicht mehr angekündigt.
Kleinigkeiten, wie ein am oberen Ledereinband angebrachter Magnet, der ein Zuhalten des Einbandes gewährleistet, oder die abgerundeten, nicht scharfen Kanten, die das Verletzungsrisiko minimieren, machen zusammen mit der Bedienung beim Sony-Reader einen durchdachten Eindruck. Optisch ist der Sony Reader eBook PRS-505 nicht nur beeindruckend, sondern schlicht, edel und schön. Dass kein Netzteil zum Laden des Akkus an der Steckdose mitgeliefert wird, sondern lediglich separat erhältlich ist, mag angesichts von allerorts gestrichenem Zubehör bei aktuellen, elektronischen Geräten zwar nicht überraschend sein, bleibt jedoch ärgerlich. Für Viel-Leser ist der Reader insofern eine Erleichterung, als dass man viele Bücher auf einmal dabei haben und gegebenenfalls auch Unterhaltungs- und Sachbuch gleichzeitig mitnehmen kann, ohne eine größere Tasche zu benötigen. Das Display und die Darstellung eignen sich verblüffend gut zum Lesen in der Sonne, aber auch in geschlossenen Räumen und unter Kunstlicht. Dass die Augen nicht wie sonst an Bildschirmen so schnell ermüden oder austrocknen, mag daran liegen, dass hier eine Hintergrundbeleuchtung fehlt und somit das Lesen wie bei einem Buch nachempfunden wird.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass der PRS-505 mit einem schlüssigen Bedienkonzept aufwartet, man aber sicherlich gespannt sein darf, wie diese Technik weiter verfeinert und ausgereift wird. Wer im Anschluss an den Reader ein gebundenes Buch zu lesen beginnt, das deutlich schwerer wiegt, der wird die Vorzüge des Reader zu schätzen wissen. Auch wenn ihm, im Gegensatz zum eben erwähnten, bejahrten Buch jener Geruch alter Papier-Seiten fehlt, die mitunter auch das Flair einer Lektüre bereichern.

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Der Sony Reader eBook PRS-505 - Das neue Buch der Bücher

Links:
Offizielle Seite des Sony Reader eBook PRS-505
E-Books und Reader eBook bei Thalia
Project Guttenberg – kostenlose E-Books


Wir danken für die Bilder und die Bereitstellung des Testmusters Sony Deutschland und der haeberlein & mauerer ag.

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