The Devil’s Light [2022]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. Januar 2023
Genre: Horror / Thriller / Drama

Originaltitel: Prey for the Devil
Laufzeit: 93 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Daniel Stamm
Musik: Nathan Barr
Besetzung: Jacqueline Byers, Christian Navarro, Posy Taylor, Colin Salmon, Nicholas Ralph, Ben Cross, Virginia Madsen, Lisa Palfrey, Koyna Ruseva, Debora Zhecheva, Cora Kirk, Elizabeth Gibson, Velizar Binev, Yana Marinova, Keith Bartlett


Kurzinhalt:

„Dämonen sind Luzifers Fußsoldaten“, verkündet Pater Quinn (Colin Salmon) bei seiner Vorlesung in einer vom Vatikan gegründeten Exorzismus-Schule den angehenden Exorzisten. Nur Priester dürfen sich hier ausbilden lassen, Nonnen ist es verwehrt. Aber da sie der Überzeugung ist, dass ihre Mutter (Koyna Ruseva) einst ebenfalls von einem Dämon besessen war und sie deshalb misshandelte, schleicht sich die Nonne Schwester Ann (Jacqueline Byers) immer wieder in die Vorlesungen. Sonst kümmert sie sich um Menschen, die in die Einrichtung gebracht wurden, weil sie vermutlich von Dämonen besessen sind, wie das Mädchen Natalie (Posy Taylor). Erst, wenn die Psychologin Dr. Peters (Virginia Madsen) alle natürlichen Ursachen für den Zustand der Opfer ausgeschlossen hat, darf ein Exorzismus versucht werden. Dabei gerät Ann in das Visier der Dämonen, die eine persönliche Verbindung zu ihr zu haben scheinen. So willigt Pater Quinn ein, sie auszubilden und zusammen mit Pater Dante (Christian Navarro) versuchen sie, Natalie zu helfen. Doch die dunkle Macht, die von ihr Besitz ergriffen hat, ist stark und es bleibt kaum mehr Zeit, sie zu retten …


Kritik:
Daniel Stamms routiniert umgesetzter, übernatürlicher Horrorfilm The Devil’s Light liefert dem Publikum am Ende genau das, was die Ausgangslage verheißt. Dass er sich trotz vieler überaus gelungener Elemente kaum von anderen Filmen seiner Art abhebt, liegt an wenigen Entscheidungen, durch welche die Geschichte plakativer erscheint, als sie im Grunde gemeint ist. Dabei gibt es abgesehen von einer bemerkenswerten Darbietung im Zentrum auch neue Impulse, die es wert wären, vertieft zu werden.

Die Erzählung informiert zu Beginn darüber, dass die Katholische Kirche als Antwort auf die gestiegene Zahl von Dämonen besessener Menschen Exorzismus-Schulen außerhalb des Vatikans eröffnet hat, um Priester zu Exorzisten auszubilden. Nonnen dürfen nicht ausgebildet werden, sondern allenfalls als Krankenschwestern mit den Opfern arbeiten. So auch die Nonne Schwester Ann, die überzeugt ist, dass ihre Mutter, die sie in ihrer Kindheit misshandelt hat, von einem Dämon besessen war. Ann ist engagiert und immer noch von ihren Erfahrungen traumatisiert. Als Pater Quinn, der als Dozent die jungen Priester unterrichtet, beobachtet, dass ein Dämon offenbar Ann gezielt angreift, willigt er ein, sie zu unterrichten, damit sie sich selbst verteidigen und anderen helfen kann. Doch Anns Visionen und Begegnungen mit Besessenen werden zunehmend beängstigender, zumal auch die 10jährige Natalie benutzt wird, an Ann heranzukommen.

Die Geschichte klingt vertraut und fügt sich aus zahlreichen bekannten Horror-Elementen zusammen. Auch sind Bilder von Dämonen besessener Kinder, die sich unnatürlich bewegen oder verhalten, Fans des Genres hinlänglich bekannt. Zahlreiche Momente, in denen in Spiegelungen Personen zu sehen sind, greifen Klischees auf, die in unzähligen Filmen bereits zu sehen waren. The Devil’s Light folgt diesen bekannten Mustern von Schreckmomenten sehr früh, nutzt Kameraperspektiven, die Unheilvolles andeuten oder spielt Geräusche ein, die Schlimmes befürchten lassen. Wenn besessene Menschen mit unnatürlicher Stimme sprechen, ihnen lange Zungen wachsen oder sie der Schwerkraft trotzen, ist das nichts, was man nicht bereits kennen würde. Doch das heißt nicht, dass diese Szenen nicht funktionieren würden.

Ganz im Gegenteil, wenn Ann mit unheimlicher Musik im Hintergrund durch die Gänge schleicht, kommt durchaus eine gruselige Stimmung auf und selbst wenn man weiß, dass der laute Schreck jeden Moment kommen wird, erschrickt man trotzdem, schon auf Grund der Geräuschkulisse. Filmemacher Daniel Stamm gelingt insoweit ein überaus effektiver Genrefilm, doch könnte er weitaus mehr sein, denn die Idee, sich nicht auf die Besessenheit an sich zu konzentrieren, sondern die Opfer der Dämonen ins Zentrum zu rücken, zu fragen, weshalb sie diese Macht sich übernehmen lassen, ist überaus interessant. Entsprechend ist auch Anns Versuch, eine persönliche Verbindung zu den Opfern aufzubauen, um sie zu ermutigen, sich gegen die Dämonen zu wehren, ein gelungener Ansatzpunkt. Dass Ann glauben muss, dass ihre Mutter besessen war – wie hätte sie ihr sonst die Gewalt antun können – wäre ein Aspekt, die weiter zu beleuchten sich lohnen würde. Doch die interessanten Themen um Trauma, Schuld und Akzeptanz, die hier angeschnitten werden, verfolgt The Devil’s Light nicht bis zum Schluss.

Es wird zudem nie wirklich klargestellt, welche Grenzen den Dämonen und von ihnen Besessenen auferlegt sind. Kann man sie mit Weihwasser bekämpfen? Auf geweihtem Boden? Lassen sie sich allein durch Gebete und Psalmen austreiben? Das Drehbuch versäumt es bereits, nur einen einzigen erfolgreichen Exorzismus vorzustellen, dass man wüsste, was Ann auf sich nehmen muss, um ihr Ziel in der zweiten Filmhälfte überhaupt erreichen zu können. Pater Quinn erzählt eingangs, dass Dämonen die Exorzisten täuschen würden, ihre schlimmsten Ängste heraufbeschwören, doch davon ist bis zum Schluss nichts zu sehen. Wenn sich die Dämonen selbst in der Einrichtung, in der die Opfer in abgeriegelten Räumen untergebracht sind, frei bewegen können und Ann offenbar in das Visier eines solchen geraten ist, weshalb wird sie dann nicht ständig von zwei Priestern begleitet, sondern muss sich dem angreifenden Dämon ständig allein stellen?

The Devil’s Light ist mehr an den einzelnen Situationen interessiert, als an der Geschichte um sie herum. So kommt es, dass ein versuchter Exorzismus an der Schwester von Priester Dante durchaus gelungen ist, aber die letztliche Auflösung der Besessenheit keine wirkliche Reaktion hervorruft, weil man die Figur nie kennengelernt hat. Die ständig eingestreuten Gespräche, die Schwester Ann mit der Psychologin der Einrichtung führt, scheinen aus einer einzigen Sitzung zu stammen, sind aber über den ganzen Film verteilt, als sollte die darin dargebrachte Information nur nicht zu Beginn verraten werden. Es sind Szenen, die keine wirkliche Relevanz besitzen und obwohl Virginia Madsen als Dr. Peters Teil des Films ist, ist die Figur doch kein wirklicher Bestandteil der Geschichte. Sieht man Stamms Film von der Perspektive, was möglich gewesen wäre, ist das beinahe enttäuschend, denn selbst mit dem begrenzten Raum der Geschichte in der Exorzismus-Schule, wäre hier mehr möglich gewesen.

Die Heimvideoveröffentlichung bei EuroVideo Medien GmbH präsentiert den Film in bestechender Tonqualität auf Blu-ray mit der Originaltonspur in einer kraftvollen Dolby Atmos-Abmischung. Der deutsche Ton liegt immerhin als DTS-HD Master Audio 5.1 vor und auch deutsche Untertitel für Hörgeschädigte sind enthalten. Die Bildqualität ist schwer zu beurteilen, da The Devil’s Light von einer entsättigten Farbpalette geprägt ist und den Bildern mit ihrem sichtbaren Rauschen ein Look der 1970er- bzw. 80er-Jahre anhaftet. Der ist durchweg konsistent und vermittelt selbst in den Studioaufnahmen eine überraschende Natürlichkeit. Unerwartet umfangreich ist das Bonusmaterial der Blu-ray, die neben einem Audiokommentar mit Regisseur Daniel Stamm sowie Hauptdarstellerin Jacqueline Byers mit einem 40-minütigen Making-of sowie einer Featurette zur Musik, einem Vergleich des Aufbaus der Trickeffekte und einem einstündigen Videocall des Drehbuchautors über die Hintergründe aufwartet. Trailer zum Film und weiteren runden das Paket ab, das kaum Wünsche offen lassen dürfte. Dass ein solch verhältnismäßig kleiner Genrefilm eine solche Aufmerksamkeit bekommt, ist überraschend und mehr als willkommen.


Fazit:
Als wäre Anns Kindheitstrauma nicht genug, stellt das Drehbuch im letzten Drittel eine weitere Verknüpfung zwischen ihr und einem Dämon her. Das ist zwar für Fans des Genres absehbar, wird aber nie zuvor auch nur erwähnt und wirkt somit wie ein unnötiger Zusatz, der Komplexität suggerieren soll. So viele gelungene Ideen Daniel Stamms Film vorträgt, so viele Ungereimtheiten gibt es auch. Dass keine der Figuren offen mit den anderen spricht, ist notwendig, damit die Geschichte überhaupt funktioniert. Anstatt wirklich neue Wege zu gehen, nimmt das Drehbuch viele Klischees mit, bis hin zu einem vollkommen unnötigen Schluss, obwohl die Story sich von hier aus in alle Richtungen entwickeln könnte. Nichtsdestotrotz sind die gezeigten Manifestationen auch dank des guten Make-ups und der tadellosen Trickeffekte mitunter durchaus Furcht einflößend. Vom Design der gotischen Architektur und der gelungenen Darbietung von Jacqueline Byers, bis hin zu den zahlreichen beunruhigenden Momenten, ist The Devil’s Light ein handwerklich solide umgesetzter, routinierter Genrefilm, in den spürbar viele Überlegungen eingeflossen sind. Schon deshalb wäre hier mehr möglich gewesen.

Wertung der Blu-ray-Disc:
5 von 6 Punkten

The Devil’s Light-Packshot The Devil’s Light
ist ab 4. Februar 2023 als Video-on-Demand und
ab 16. Februar 2023 als Blu-ray, DVD und TVoD
im Verleih von EuroVideo Medien GmbH erhältlich!
Urheberrecht des Bildes liegt bei
EuroVideo Medien GmbH.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung.