Sabotage [2014]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 20. August 2016
Genre: Thriller / Action

Originaltitel: Sabotage
Laufzeit: 109 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 18 Jahren / Keine Jugendfreigabe

Regie: David Ayer
Musik: David Sardy
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Olivia Williams, Sam Worthington, Mireille Enos, Joe Manganiello, Josh Holloway, Terrence Howard, Max Martini, Kevin Vance, Mark Schlegel, Harold Perrineau, Maurice Compte, Martin Donovan


Kurzinhalt:

John "Breacher" Wharton (Arnold Schwarzenegger) ist Leiter einer Spezialeinheit der Drogenfahndung. Als nach einem Einsatz 10 Millionen Dollar eines Drogenkartells verschwunden sind, nimmt die Behörde Ermittlungen auf, die jedoch im Sand verlaufen. Ein halbes Jahr später dürfen Breacher, "Monster" (Sam Worthington), Lizzy (Mireille Enos) und die anderen wieder an die Arbeit, doch dann wird einer ihrer Leute grausam ermordet. Als ein zweites Mitglied des Teams getötet wird, beginnt die Polizistin Caroline Brentwood (Olivia Williams) eine Verbindung zu vermuten. Wer so lange gegen Drogenbarone gekämpft hat, hat sich sicherlich Feinde gemacht – nur was, wenn diese innerhalb der Gruppe zu finden sind ...


Kritik:
Seit seiner Leinwandrückkehr ist Action-Altstar Arnold Schwarzenegger so sehr darum bemüht, sich ein neues Image zu verleihen und damit einen ebenso künstlerischen wie finanzielle Erfolg zu landen, dass man ihm allein schon für seine Beharrlichkeit wünschen würde, dass es ihm gelingt. Sabotage von End of Watch [2012]-Regisseur David Ayer ist leider ein derart verkorkster Film, dass es ihm auch hiermit nicht geglückt ist. Obwohl es – wie zuletzt oft – nicht an Schwarzenegger liegt.

Es ist dabei durchaus erstaunlich, dass die Story von Sabotage weder in der endgültigen Filmfassung, noch in einem von den zwei (!) alternativen Enden, die vom Studio abgelehnt worden sind, wirklich Sinn ergibt. Man fragt sich doch durchaus, wie die Verantwortlichen das Drehbuch überhaupt je absegnen konnten.
Arnold Schwarzenegger (während der Dreharbeiten bereits 66 Jahre alt) spielt den Leiter einer speziellen Drogenermittlereinheit, John Wharton, genannt "Breacher". Die wird von der DEA beschuldigt, beim Einsatz einem Drogenkartell 10 Millionen Dollar gestohlen zu haben, doch die Ermittlungen bleiben ohne Ergebnis und nach einem halben Jahr Schreibtischdienst darf das Team wieder seiner eigentlichen Arbeit nachgehen. Bis einer nach dem anderen grausam ermordet wird und die Frage im Raum steht, ist es jemand aus dem Team selbst, oder das bestohlene Kartell?

So erzählt, würde in Sabotage durchaus Potential stecken, nur leider verrät Ayer gleich in den ersten Minuten, ob Breachers Team das Geld gestohlen hat, oder nicht. Anstatt aus der im Raum stehenden, alles entscheidenden Frage, die die Sympathie für die Sondereinheit in die eine oder andere Richtung lenken könnte, den Aufhänger des Thrillers zu machen, nimmt einem das Skript diese Überraschung und ist dann so verkrampft darum bemüht, unvorhersehbar zu bleiben, bis keine Erklärung in irgendeiner Form schlüssig ist.

Geschildert wird der Anfang aus Sicht von John selbst, dessen Familie knapp ein Jahr zuvor von einem Kartell grausam ermordet worden war. Wir sehen, wie das Team nach dem Vorwurf des Diebstahls und der erzwungenen Arbeitspause einander misstraut, bis Breacher es mit einem kleinen Monolog wieder zusammenschweißt, nachdem ihm – und dem Publikum – in der Szene zuvor auch gesagt wurde, dass das Team einander misstraut, weil man es daran, wie sie miteinander umgehen, nicht gemerkt hätte. Nach dem ersten Mord wechselt die Perspektive zur Polizistin Caroline Brentwood und ihrem Kollegen. Wieso wurde denn nicht die gesamte Geschichte aus ihrer Warte erzählt, so dass sie sich in die eingeschworene Gruppe einfinden muss und hinter die stattgefundene Ermittlung kommt? Sabotage weiß nicht wirklich, was er als Thriller eigentlich sein will. Wirkliche Ermittlungsarbeit gibt es kaum und beschränkt sich auf das Sicherstellen zweier Fingerabdrücke (das gefundene Haar, das nicht vom Opfer stammt, wird einfach vergessen). Mit eingeblendeten Namen und bewegten (!) Videokameraaufnahmen von an sich statischen Verhörraumkameras will der Filmemacher wohl gleichzeitig noch einen dokumentarischen Ansatz versuchen, den er aber auch nicht weiterverfolgt.

Alles andere sind Szenen des DEA Special Operations Team, das sich offensichtlich seine Einsätze selbst aussucht und so vollkommen undiszipliniert ist, dass man sich fragt, ob sie nicht alle eine psychologische Evaluation durchmachen mussten. Filmemacher David Ayer springt zwischen den Sichtweisen der Figuren hin und her, verschneidet zwei Mal das Betreten von Tatorten mit vermeintlichen Rückblicken, um vermutlich mehr Spannung zu erzeugen. Das ist nicht nur verwirrend beim Zusehen, sondern ergibt bei dem Schusswechsel in der Waldhütte im Nachhinein auch gar keinen Sinn, wenn man weiß, wer der/die Täter war/waren. Ebenso der angeklebte Epilog, mit dem das Studio wohl verhindern wollte, dass bestimmte Beteiligte zu schlecht wegkommen. Angesichts des inhaltlichen Schlammassels davor, ist ihm das nicht gelungen.


Fazit:
Die Perspektiven, die David Ayer wählt, sind manchmal recht interessant, mitunter fahrig schnell geschnitten und arg verwackelt. Dass es ihm bewusst darum geht, die Gewalt in den Mittelpunkt zu rücken, steht außer Frage – Sabotage ist ein unnötig und arg brutaler Film. Die mehrmals eingestreuten Folterszenen sind angesichts der Beschreibung der Figuren, was geschehen ist, überhaupt nicht nötig, sollen wohl aber ein bestimmtes Publikum ansprechen.
Dem mag es auch egal sein, dass der Thriller inhaltlich verquirlter Mist ist. Aus der eigentlichen Idee, wenn sie denn vernünftig erzählt wäre, hätte man wenn auch keinen innovativen, dann zumindest einen interessanten Thriller machen können. Nur ist das Skript so sehr darum bemüht, falsche Fährten zu legen, bis es sich selbst nicht mehr auskennt. Dass die Filmvorschau die vermeintlich interessanteste Frage nicht verdirbt, der Film selbst aber in den ersten fünf Minuten, spricht dabei Bände. Für die Darsteller, allen voran ein sichtlich bemühter Arnold Schwarzenegger, ist das mehr als schade. Ebenso wie um die hier investierte Zeit.