What Happened to Monday [2017]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 27. Juli 2017
Genre: Science Fiction / Action / Thriller

Originaltitel: Seven Sisters
Laufzeit: 124 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA / Frankreich / Belgien
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren (beantragt)

Regie: Tommy Wirkola
Musik: Christian Wibe
Darsteller: Noomi Rapace, Willem Dafoe, Glenn Close, Marwan Kenzari, Christian Rubeck, Pål Sverre Hagen, Tomiwa Edun, Clara Read, Cassie Clare, Lara Decaro


Kurzinhalt:

Es ist das Jahr 2073. Überbevölkerung, Hungers- und Naturkatastrophen haben die großen Weltmächte zusammenbrechen lassen. Der Europäischer Staatenbund hat, um der Situation Herr zu werden, eine rigorose Ein-Kind-Politik umgesetzt, für deren Einhaltung das Kinderzuteilungsbüro umfassende Befugnisse erhalten hat. Behördenleiterin Nicolette Cayman (Glenn Close) lässt diejenigen Kinder, die keine Einzelkinder sind, gefangen nehmen. Sie werden kryonisch eingefroren, um sie wieder aufzuwecken, wenn die Erde ihnen eine Zukunft bieten kann. In dieser Welt wurden die Siebtlingsschwestern Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday und Sunday (alle Noomi Rapace) geboren. Ihr Ziehvater (Willem Dafoe) hat einen Plan erdacht, damit sie alle am Leben teilhaben können: Sie leben das Leben von Karen Settman, jede an dem Wochentag ihres Namens. 30 Jahre lang hat dieser Plan funktioniert, bis Monday eines montagabends nicht mehr nach Hause kommt …


Kritik:
Als ich in Vorbereitung auf diese Rezension meine Notizen aus der Vorführung von What Happened to Monday durchsah, stellte ich mir eine Frage: "Hat mir der Film gefallen?" Nun, das lässt sich nicht leicht beantworten. Ein einfacher Ausweg hierzu wäre "Ich weiß es nicht", aber das ist eine Aussage, die man in der Funktion als Kritiker nicht treffen sollte. Vielleicht sollte man damit beginnen zu sagen, dass auf Grund der Tatsache, dass man im Vorfeld wenig über Tommy Wirkolas europäische Ko-Produktion berichtet hörte, der Science-Fiction-Thriller durchaus überrascht.

Die Geschichte ist angesiedelt im Jahr 2073. Die Überbevölkerung und das sich verändernde Klima haben zu einer Lebensmittelknappheit geführt. Als Resultat hat der Europäische Staatenbund als letzte bestehende, große Nation eine strikte Ein-Kind-Politik eingeführt. Das Kinderzuteilungsbüro hat umfassende Befugnisse, Geschwister werden gefangen genommen und in Tiefschlaf versetzt, um sie wieder aufzuwecken, wenn die Welt ihre Existenzkrise überwunden haben wird. Vor dreißig Jahren gebar Karen Settman Siebenlinge – alles Töchter. Karens Vater entscheidet sich, die Kinder vor der Behörde zu verstecken und gibt ihnen die Namen der Wochentage: Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday und Sunday. Ihre einzige Chance zu überleben ist es, wenn jede von ihnen nur an dem Tag nach draußen geht, der ihrem Namen entspricht.

Die Idee klingt überaus interessant, umso mehr, wenn man bedenkt, was geschieht, wenn Monday an ihrem Abend nicht mehr nach Hause kommt. Dass das Drehbuch, das sich seit mehr als 15 Jahren in Entwicklung befand, auf der renommierten Blacklist in Hollywood stand (eine Liste vielversprechender Drehbücher, die noch nicht verfilmt sind), verwundert nicht. Es ist auch schwer zu sagen, in welche Richtung sich What Happened to Monday hätte entwickeln müssen, um einen besseren Film zu ergeben. Das Endergebnis ist jedenfalls überaus ernüchternd.

Dass die sieben Schwestern in das Visier des Kinderzuteilungsbüros geraten sind, dürfte offensichtlich sein und es gebietet in gewisser Weise das Geschichtenerzählen selbst, dass das Skript einen Blick hinter die Kulissen dieser ominösen Behörde wirft. Dabei überrascht das vermeintlich große Geheimnis der Leiterin Nicolette Cayman nicht in dem Maße, wie einen die Macher gern glauben lassen wollen, doch das ändert nichts daran, dass die Zusammenhänge lange Zeit undurchschaubar bleiben. Die Auflösung besitzt an sich eine ungeheure Tragik, die nur deshalb ohne Konsequenzen bleibt, weil man keinen großen Bezug zu den Figuren aufbaut.

Dass es überhaupt gelingt liegt an Noomi Rapace, für die What Happened to Monday eine Tour de Force ist. Nicht nur, dass sie den sieben Schwestern jeweils eigene Persönlichkeitsmerkmale verleiht, sie opfert sich sichtbar für die Rolle auf, auch wenn der Film den Einsatz nur selten rechtfertigt. Umso enttäuschender ist es, dass manche Szenen mit den Schwestern unnötig grausam ausfallen und den Charakteren damit nicht gerecht werden. Hat man das Schema nach den ersten 30 Minuten durchschaut, verkommt der Science-Fiction-Thriller zu einer Gewaltshow, bei der man sich als Zuseher oft als Voyeur fühlt. Darüber täuschen auch die durchweg guten Trickeffekte und die allermeistens routinierte Umsetzung der ruhigen und actionreichen Momente nicht hinweg. Die Sprache ist teils unnötig (und zu den Figuren unpassend) vulgär, die Brutalität – mitunter bereits von der Idee her – expliziter als sie sein müsste.

Fragt man sich zu Beginn, wohin die Erzählung in dieser gar nicht so abstrusen, dystopischen Gesellschaft führen wird, könnte die Wendung in der ersten gewalttätigen Szene kaum größer sein. Zur Stimmung des Filmbeginns findet der Regisseur danach nie mehr zurück. Sowohl die schwedische Schauspielerin Noomi Rapace, als auch die Hollywoodlegenden Willem Dafoe und Glenn Close in zwei überaus kurzen Rollen, veredeln die Geschichte. Man fragt sich angesichts dessen zu Recht, weswegen das Skript kein Wort über den Werdegang des Großvaters der sieben Schwestern verliert und auch die Behördenleiterin Cayman kaum ausgebaut wird. Sie alle sind allerdings nicht in der Lage, Tommy Wirkolas Film auf das Niveau zu hieven, das er selbst erkennbar angestrebt hat.


Fazit:
Auch wenn das Drehbuch im Prolog die Zukunft im Jahr 2073 grob vorstellt, wie die Gesellschaft funktioniert, wird nicht erklärt. Daraus ergeben sich allerdings Fragen wie beispielsweise, weshalb keine Polizei erscheint, wenn in einem Wohnhaus ganze Schnellfeuergewehrmagazine leergeschossen werden. Auch ergibt sich am Ende ein grundsätzliches Storyloch, das den ganzen Handlungsablauf vollkommen unnötig erscheinen lässt. Das Design überzeugt von Beginn an, die Darsteller, allen voran Noomi Rapace in einer kräftezehrenden Rolle, ohnehin. Doch beginnt die Gewalt, dreht sich die Stimmung des anfangs als Mystery-Thriller präsentierten Films und das auf eine unangenehme Art und Weise. Die Atmosphäre erinnert an Equilibrium - Killer of Emotions [2002], der in manchen Kreisen durchaus Kultstatus besitzt. Auch What Happened to Monday wird sein Publikum finden. Dies ist kein schlechter Film. Aber gefallen hat er mir nicht.