Vertical Limit [2000]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 27. Juli 2015
Genre: Thriller / Action / Drama

Originaltitel: Vertical Limit
Laufzeit: 124 min.
Produktionsland: USA / Deutschland
Produktionsjahr: 2000
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Martin Campbell
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Chris O'Donnell, Robin Tunney, Scott Glenn, Izabella Scorupco, Bill Paxton, Steve Le Marquand, Ben Mendelsohn, Nicholas Lea, Robert Taylor, Alexander Siddig, Stuart Wilson, Augie Davis, Temuera Morrison


Kurzinhalt:

Jahre nach einem tragischen Unglück treffen sich die Bergsteigergeschwister Peter (Chris O'Donnell) und Annie Garrett (Robin Tunney) im Himalaya-Gebirge wieder. Während Peter inzwischen als Fotograf arbeitet, wird Annie ein Filmteam begleiten, das den Aufstieg des bekannten Elliot Vaughn (Bill Paxton) auf den K2 dokumentiert. Um einen wirkungsvollen Publicitystunt umsetzen zu können, muss Vaughn zu einem bestimmten Zeitpunkt am Gipfel sein und drängt seinen Bergführer Tom McLaren (Nicholas Lea) zum Aufstieg, auch wenn der behauptet, es sei nicht sicher. So geschieht, was geschehen muss und wenig später werden die Bergsteiger in eine Spalte verschüttet. Als Lebenszeichen ans Basislager dringen, startet Peter eine Rettungsmission ...


Kritik:
Vertical Limit ist ebenso weit davon entfernt, ein sehr guter Film zu sein, wie er entfernt davon ist, das Bergsteigen in extremen Höhen realistisch darzustellen. Zündete wenige Jahre zuvor Sylvester Stallones Cliffhanger - Nur die Starken überleben [1993] vor ähnlicher Kulisse ein Actionfeuerwerk, versucht sich James Bond 007 - GoldenEye [1995]-Regisseur Martin Campbell an einem Drama mit Thriller-Elementen. Nur hat er weder die Figuren, noch die Story dafür.

Das zeigt sich bereits in den ersten Minuten, in denen das übliche Klischee dieser Art Film vorgestellt wird und setzt sich wenig später mit dem reichen Geschäftsmann fort, der glaubt, er könne sich über die Naturgesetze stellen. Was immer man von Vertical Limit erwartet, hat der Film zu bieten, inklusive einiger offensichtlicher Trickaufnahmen.
Doch fällt all das nur bedingt negativ auf und selbst wenn der Wow-Faktor der Stunts in den 15 Jahren seit Veröffentlichung inzwischen nachgelassen hat, stört zumindest Chris O'Donnells Darbietung nicht mehr ganz so sehr wie damals.

Er spielt Peter Garrett, der sich Jahre nach den Geschehnissen der ersten Momente seinen Lebensunterhalt als Fotograf des National Geographic verdient. Als er erfährt, dass seine Schwester Annie, mit der er zuletzt kein Wort mehr gewechselt hat, die Reisegruppe des publicitysüchtigen Geschäftsmannes Elliot Vaughn auf den Gipfel des K2 begleiten wird und ihr Camp in der Nähe ist, fliegt er zu ihr.
Wie nicht anders zu erwarten, schlägt Vaughn Warnungen über einen Wetterumschwung buchstäblich in den Wind und wenig später sind er, Annie und der erfahrene Bergsteiger Tom McLaren in einer Spalte in über 8300 Metern Höhe verschüttet. Also startet Peter zusammen mit vier weiteren Bergsteigern und dem erfahrenen, von Scott Glenn gewohnt rau verkörperten Montgomery Wick einen riskant rasanten Aufstieg, da die Verschütteten in weniger als zwei Tagen an einem Lungenödem auf Grund der Höhenluft sterben werden.

Für einen kurzen Moment spricht Vertical Limit sogar die offensichtliche Absurdität an, die diese Rettungsmissionen mit sich bringen: Um drei Menschen zu retten, deren Gesundheitszustand ohnehin fraglich ist, ziehen sechs Menschen los – als Zuschauer weiß man bereits, dass nicht alle den Aufstieg überleben werden. Aber statt hierauf Konflikte unter den Figuren aufzubauen, wird dieser Umstand sofort wieder verdrängt.
Nachdem der Rettungstrupp von einem Helikopter so hoch wie möglich abgesetzt wurde, kann Filmemacher Martin Campbell seine Stärken ausspielen: Die lebensbedrohenden Situationen, in die der Trupp gerät, entwickeln trotz der absurden Ideen (so sollen die Eingeschlossenen mit Nitroglycerin freigesprengt werden) ein gutes Tempo und da man bis auf wenige Ausnahmen in der Tat nicht weiß, wer den Abspann erleben wird, bleibt es auch spannend. Trotzdem ergeben viele Momente in Vertical Limit beim Nachdenken nur wenig Sinn und bis zum Schluss gewinnen die Charaktere nicht an Tiefe.

Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt einen unterhaltsamen, nie langweiligen Überlebensthriller vor einer tollen Kulisse geliefert, der zwar nie sein Potential ausschöpft und bei dem das Schicksal der Figuren nie so interessiert, wie es das eigentlich sollte. Dafür gibt es ein paar tolle Sequenzen zu sehen anhand derer man es sich zweimal überlegt, ob man selbst je auf einen so hohen Berg steigen wird.


Fazit:
Es wäre interessant gewesen zu sehen, was aus Vertical Limit geworden wäre, wäre Annie diejenige, die Peter retten wollte. Sie scheint zumindest zu Beginn die stärkere Figur, was sicher auch an Robin Tunneys überzeugt forschem Auftreten liegt. Chris O'Donnell ist immer noch der größte Schwachpunkt, wenn auch einer, der im Gesamtbild nicht so stark ins Gewicht fällt.
Dafür überzeugen die wohl aufgebauten und tadellos umgesetzten Actionszenarien zu sehr. Martin Campbell gelingt ein Film, der trotz der Unmöglichkeiten genügend fesselt, dass man nicht abschält. Das macht ihn immer noch nicht zu einem guten Thriller, reicht aber mühelos als empfehlenswerte Abendunterhaltung.