Vaiana [2016]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 31. Dezember 2016
Genre: Animation / Unterhaltung

Originaltitel: Moana
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Ron Clements, John Musker
Musik: Mark Mancina, Opetaia Foa'i, Lin-Manuel Miranda
Stimmen: Auli'i Cravalho (Lina Larissa Strahl, Debby van Dooren), Dwayne Johnson (Andreas Bourani), Rachel House (Marion Martienzen), Temuera Morrison (Thomas Nero Wolff, Thomas Amper), Jemaine Clement (Tommy Morgenstern), Nicole Scherzinger (Ricarda Kinnen), Alan Tudyk


Kurzinhalt:

Als Tochter des Stammeshäuptlings, Chief Tui (Temuera Morrison / Thomas Nero Wolff, Thomas Amper), auf der Insel Motunui in Polynesien, ist es Vaiana (Auli'i Cravalho / Lina Larissa Strahl, Debby van Dooren) vorherbestimmt, in seine Fußstapfen zu treten und für ihren Stamm zu sorgen, selbst wenn es sie insgeheim auf das Meer hinauszieht. Doch als die Fischfänge zurückgehen und die Früchte verderben, scheint eine Prophezeiung in Erfüllung zu gehen, die Vaianas Großmutter (Rachel House / Marion Martienzen) ihr erzählt hat. Danach muss der im Exil befindliche Halbgott Maui (Dwayne Johnson / Andreas Bourani) der Göttin Te Fiti ihr "Herz" zurückgeben, ein Artefakt, das Maui einst gestohlen hat. Vaiana ist auserwählt, Maui zu finden und so auch ihren Stamm zu retten ...


Kritik:
Es gibt kaum einen besseren Film als Vaiana – Das Paradies hat einen Haken, um ein Jahr ausklingen zu lassen. Oder um ein neues zu beginnen. Die Disney-Produktion erzählt ihre inspirierende Geschichte auf eine so unnachahmlich charmante und lustige Weise, dass einem das Herz aufgeht angesichts der Reise, auf die sich die Titelheldin hier begibt. Präsentiert wird das in vibrierenden Farben und mit einem Soundtrack, der zum Mitsingen einlädt.

Im Zentrum steht Vaiana, Tochter des Stammeshäuptlings, die vor langer Zeit auf der Insel Motunui in Polynesien lebt. Ihre Aufgabe wird es einmal sein, ihren Vater als Chief abzulösen und die Geschicke des Stammes auf der Insel zu lenken. Als den Fischern der Fang ausbleibt und immer mehr Früchte verderben, erinnert sich Vaiana an eine Geschichte, die ihre Großmutter erzählt hat. Darin stahl der Halbgott Maui der Göttin Te Fiti ihr "Herz", ein Artefakt, mit dem sich Leben erschaffen ließ. Seither breitet sich Finsternis und Verderben im Ozean und an Land aus.

Die Geschichte besitzt bereits im Prolog ein solch mystisches Element, dass man sich fragt, weshalb noch niemand bislang auf die Idee gekommen ist, sie zu erzählen. Vaiana ist auserwählt, Maui zu finden, damit dieser Te Fiti ihr Herz zurückgibt. So soll sich die ausbreitende Finsternis aufhalten lassen. Das klingt im ersten Moment unspektakulär, wären nicht viele Dämonen auf der Suche nach dem Herz und wäre Maui nicht der, der er ist.
Vaiana lässt sich überraschend viel Zeit, ehe sich die erst 16jährige Stammestochter entgegen der Anweisung ihres Vaters auf den Weg macht, das Riff zu überqueren, um dort nach Maui zu suchen. In dieser Zeit stellt der Film Vaiana als junge Frau vor, die gefangen zwischen ihrem Drang, hinaus zu segeln und auf dem Ozean Abenteuer zu erleben, sowie ihrem Wunsch, den in sie gesetzten Erwartungen zu entsprechen, auf der Suche nach der Person ist, die sie sein möchte.

Es ist ein Dilemma, das viele bekannte Disney-Figuren geprägt hat, allen voran Arielle, die Meerjungfrau [1989]. Wie viele Zeichentrickklassiker vor ihm, wird auch Vaiana definiert von lustigen Momenten und solchen, in denen sich einem ein Kloß im Hals bildet. Bei Erwachsenen womöglich noch mehr, als bei jungen Zusehern. In Maui trifft die Heldin auf jemanden, der das genaue Gegenteil von ihr darstellt. Vollkommen von sich selbst und seiner umwerfenden Wirkung auf die Menschen überzeugt, denkt Maui zuerst an sich. Trotzdem gelingt es dem Skript, ihm eine verletzliche Facette zu verleihen, die man so nicht kommen sieht. Auch die tatsächliche Auflösung des lange erwarteten Dämonen am Ende ist mehr als nur gelungen.

Dass sich die Macher vieles offenhalten, um daraus mögliche Fortsetzungen zu erzählen, sei ihnen verziehen. Es würde einen auch nicht überraschen, wenn in Kürze das passende Musical zum Film angekündigt würde. Die Songs und Musik von Mark Mancina, Opetaia Foa'i und Lin-Manuel Miranda sind geradezu ansteckend eingängig, dabei immer inhaltlich wertvoll und im Gegensatz zu Die Eiskönigin - Völlig unverfroren [2013] nicht im Stile der Charthits poppig. So toll der Film klingt, so grandios ist auch der Look. Das Wasser und die Vegetation sehen ebenso fantastisch aus, wie die Figuren warmherzig und liebevoll animiert sind. Die Farben sind schlicht atemberaubend und der gesamte Film so hell und fröhlich, dass einem viele Momente ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Hinzu kommen viele Augenblicke, in denen sich Vaiana selbst nicht allzu ernst nimmt, beispielsweise die Anspielung auf die Titelheldin als Prinzessin oder Mauis selbstironisches Auftreten, das an den Dschinni aus Aladdin [1992] erinnert. Zwei Szenen, die die jüngeren Zuseher vermutlich noch nicht verstehen werden, sind für erwachsene Zuseher umso gelungener: Der Übergang von Vaianas Großmutter, als Vaiana aufbricht und die Hommage bei den kriegsbemalten kleinen Kakamora, deren Angriff unweigerlich an Mad Max: Fury Road [2015] erinnert. Die vielen Details lassen erkennen, wie viel Aufwand in dem Abenteuer steckt. Dass es zugleich eine für die ganze Familie verständliche, tolle Botschaft besitzt, ist das Tüpfelchen auf dem i.


Fazit:
Obwohl die Macher die Mythologie der gezeigten Kulturen nur streifen, sie erscheint so reich und vielschichtig, dass man Vaiana am Ende nicht verlassen möchte. Trotz der Befürchtung im Mittelteil, dass die Geschichte ihren roten Faden aus den Augen verliert, die Regisseure Ron Clements und John Musker finden eine wundervolle Auflösung und einen tollen Abschluss. Vaiana ist ein warmherziger Film, der in den richtigen Momenten berührend traurig wird und am Ende dennoch eine positive Aussage zum Wohlfühlen besitzt. Der Humor funktioniert sowohl für die jungen Zuseher, als auch für die älteren, die viele dezente Anspielungen entdecken können. Zusammen mit dem tollen Soundtrack und den umwerfenden Bildern, ergibt das einen modernen Klassiker, der eine der schönsten Geschichten des Kinojahres erzählt. Das ist für die ganze Familie "besonders wertvoll".