Und wieder 48 Stunden [1990]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 7. Juli 2019
Genre: Action / Komödie / Thriller

Originaltitel: Another 48 Hrs.
Laufzeit: 93 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1990
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Walter Hill
Musik: James Horner
Darsteller: Eddie Murphy, Nick Nolte, Brion James, Kevin Tighe, Ed O’Ross, David Anthony Marshall, Andrew Divoff, Bernie Casey, Brent Jennings, Ted Markland, Tisha Campbell-Martin, Page Leong


Kurzinhalt:

An sich hätte Ganove Reggie Hammond (Eddie Murphy) schon vor Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden sein, doch seine Haftstrafe wurde verlängert. Zu allem Überfluss hat sich Polizist Jack Cates (Nick Nolte), dem er vor sieben Jahren bei einem Fall geholfen hat, seit langer Zeit nicht mehr gemeldet. Als Jack nach Reggies Entlassung vor dem Gefängnis steht, ist dieser umso wütender, immerhin braucht Jack seine Hilfe und knüpft sie als Bedingung daran, dass er Reggie das Geld zurückgibt, das er für ihn verwahrt hat. Gegen Jack selbst ermittelt die Dienstaufsicht und er hat nur zwei Tage, um einen Drogendealer genannt „Iceman“ ausfindig zu machen, ehe ihn die Staatsanwaltschaft wegen Totschlags anklagen wird. Reggie ist der einzige der ihm helfen kann, immerhin hat der Iceman Killer angeheuert, um ihn zu töten …


Kritik:
Ganze acht Jahre, nachdem mit Nur 48 Stunden [1982] der Grundstein des modernen Buddy-Films gelegt wurde, präsentiert Regisseur Walter Hill eine Fortsetzung, die auf plastische Weise verdeutlicht, welch negativen Einfluss Studios auf Filme haben können. Selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, klingt die Story mehr wie ein Remake denn wie ein Sequel und bedenkt man, dass im selben Jahr Total Recall - Die totale Erinnerung [1990] und Stirb langsam 2 - Die Harder [1990] in den Kinos zu sehen waren, dann muss Und wieder 48 Stunden selbst damals wie ein Relikt einer vergangenen Zeit gewirkt haben.

Was sich die Macher, basierend auf einer Story, die Hauptdarsteller Eddie Murphy unter Pseudonym eingereicht hat, bewahren, ist die politische Unkorrektheit. Die vielen Sprüche und verbalen Schlagabtausche zwischen den Hauptfiguren Reggie Hammond und Jack Cates sind oftmals frauenfeindlich oder sexistisch, mitunter rassistisch und würden so heute niemals von einem großen Studio auf die Leinwand gebracht werden können. Zumindest nicht, ohne eine Protestwelle und Boykottaufrufe heraufzubeschwören. Erneut benötigt Polizist Jack die Hilfe des Ganoven Reggie, der im ersten Film nicht weit von seiner Haftentlassung entfernt war, aber offensichtlich weitere Jahre dazu bekommen hat. Hier kommt er nun endlich aus dem Gefängnis frei und hofft darauf, dass Jack ihm wie versprochen Geld, das er verwahrt hat, übergibt. Doch gegen Polizist Jack läuft eine interne Ermittlung und er hat nur zwei Tage, um denjenigen, den er für verantwortlich hält, einen Drogendealer mit dem Spitznamen „Iceman“, zu finden.

Dass Jack nur zwei Tage bleiben, muss man sich erschließen oder dem Trailer zum Film entnehmen, denn die Szene ist im Film selbst nicht enthalten. Wie – nach Berichten von Darsteller Brion James – viele andere Abschnitte ebenfalls nicht. Die ursprüngliche Filmfassung dauerte demnach weit über zwei Stunden, wobei die für die Kinoveröffentlichung vorgesehene Version bei der magischen 120 Minuten-Marke lag. Hiervon entfernte das Studio kurz vor Veröffentlichung nochmals mehr als 20 Minuten. Es erklärt, weshalb der Filmtitel keinen rechten Sinn ergibt, und das Finale, in dem mehrere Figuren im Mittelpunkt stehen, die zuvor kaum in Aktion zu sehen waren und deren Beteiligung an den Haaren herbeigezogen scheint. Betrachtet man Und wieder 48 Stunden nüchtern, wiederholt der Film die Wegstationen des ersten Teils bis hin zu den ausdauernden Schusswechseln und den vielen Dialogen, in denen sich Murphy und Nolte die Bälle zuwerfen. Bedauerlich ist dabei, dass die Figuren selbst nicht weitergebracht werden. Weder Jack, noch Reggie erfahren irgendeine Weiterentwicklung. Nicht im privaten und auch nicht im beruflichen Bereich. Hintergründe dessen, was Reggie im Gefängnis widerfahren ist und weswegen er einem anderen Mitgefangenen Geld versprochen hat, werden nicht einmal geklärt.

Dass Und wieder 48 Stunden inhaltlich auf der Stelle tritt, könnte man dann verschmerzen, wenn die Action packen würde. Aber ein Jahr, nachdem Filmemacher Richard Donner mit Lethal Weapon 2 - Brennpunkt L.A. [1989] nicht nur einen der besten Buddy-Filme überhaupt präsentierte, sondern die Fortsetzung nutzte, um den Charakteren Tiefe zu verleihen und sogar eine gebrochene Figur in den Mittelpunkt zu stellen, scheint Hills Fortführung der Geschichte zu oberflächlich. Dank der sympathischen Beteiligten ist das zwar amüsant und unterhaltsam, aber zu keinem Zeitpunkt so erfrischend wie in Nur 48 Stunden. Dass die Charaktere eine wichtigere Story hätten stemmen können, ist unbestritten und es wäre ebenso interessant zu sehen, was die Beteiligten aus dem lange gerüchteweise gehandelten dritten Teil, der nie umgesetzt wurde, gemacht hätten. Ganz zu schweigen davon, welche Version Filmemacher Walter Hill in seiner ursprünglichen Fassung dieses Films erzählen wollte. Als bloße Fortsetzung ist sie so aber leider überaus enttäuschend.


Fazit:
Nach dem erfolgreichen ersten Auftritt des ungleichen Duos Eddie Murphy und Nick Nolte scheint eine Fortsetzung eine logische Idee. Dass diese inhaltlich mit dem ersten Teil verzahnt werden soll, klingt ebenfalls vielversprechend. Doch leider weiß Filmemacher Walter Hill alledem keine neuen Aspekte abzugewinnen. So erstaunlich langsam der Auftakt des Films, so flott aneinandergereiht ist der Rest der Story, der den Figuren keine Gelegenheit bietet, sich fortzuentwickeln. Die vielen inhaltlichen Lücken sind kaum zu übersehen und sorgen sogar dafür, dass der Filmtitel keinen Sinn ergibt – von den Storywendungen im letzten Drittel ganz zu schweigen. Sieht man Und wieder 48 Stunden als reinen Unterhaltungsfilm für Erwachsene, vermag er als solcher zumindest funktionieren. Aber er ist weder so einfallsreich, noch so charmant wie der Vorgänger. Selbst im Vergleich zu Hills eigenem Red Heat [1988] erscheint die Action zu verhalten. Von anderen Film-Highlights in jenem Jahr ganz zu schweigen.