Till Death – Bis dass dein Tod uns scheidet [2021]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. Februar 2022
Genre: Thriller

Originaltitel: Till Death
Laufzeit: 88 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 18 Jahren

Regie: S.K. Dale
Musik: Walter Mair
Besetzung: Megan Fox, Eoin Macken, Callan Mulvey, Jack Roth, Aml Ameen, Stefanie Yunger, Julian Balahurov, Lili Rich, Teodora Djuric


Kurzinhalt:

In der vermeintlichen Traumehe zwischen der Fotografin Emma (Megan Fox) und Anwalt Mark (Eoin Macken) kriselt es bereits seit Langem. Doch so unglücklich Emma in der Beziehung mit ihrem beherrschenden Mann auch ist, an ihrem Hochzeitstag fährt sie mit ihm zu dem abgeschieden gelegenen Haus am See, in der aktuellen Jahreszeit eingeschneit und zugefroren. Dort hat Mark alles romantisch dekorieren lassen, aber am nächsten Morgen ist Emma an Mark gekettet und Mark ist tot. All dies war offenbar ein ausgeklügelter Plan von ihm und nicht nur, dass bis auf ihr altes Hochzeitskleid alle Kleidung verschwunden scheint, es gibt keine Gegenstände, mit denen sie die Handschellen lösen könnte. Auch die Telefone funktionieren nicht und wenig später stehen zwei Männer vor dem Haus, die Mark offenbar engagiert hat: Der verurteilte Verbrecher Bobby Ray (Callan Mulvey), der Emma vor vielen Jahren bei einem Überfall schwer verletzt hat, und sein Bruder Jimmy (Jack Roth). Sie sollen etwas aus dem Haus stehlen, doch dafür benötigen sie neben Mark auch Emma. Dabei ist Marks Plan perfider, als Emma zunächst ahnt …


Kritik:
S.K. Dales Spielfilmregiedebüt Till Death – Bis dass dein Tod uns scheidet zeigt viele Merkmale anderer Produktionen, die während der Corona-Pandemie entstanden. Mit offenbar kleinem Budget umgesetzt, ist die Besetzung auf wenige Akteure reduziert und die Handlung auf ein sehr begrenztes Areal beschränkt. Doch diese Einschränkungen weiß der Filmemacher mehr für sich zu nutzen, als viele andere, die grob geschnitzte Geschichten mit großen Hollywoodnamen umsetzen. Das ergibt am Ende einen Thriller, der sich seiner Schwächen wohl bewusst, aber in vielen Belangen so solide umgesetzt ist, dass es mehr als überrascht und unterhält.

Die Story klingt von der Idee her ähnlich dem auf einer Vorlage von Stephen King beruhenden Das Spiel [2017]. Am Morgen nach ihrem Hochzeitsjahrestag wacht Emma in einem abgelegenen Haus am See an ihren entfremdeten Mann Mark gekettet auf, der wenig später tot ist und sich mit einem perfiden Plan an ihr rächen möchte. Doch um die Ausgangslage einordnen zu können, muss man den recht langen Vorlauf verstehen, ehe Mark und Emma in dem Haus am See ankommen. Emma ist offenbar zutiefst unglücklich in ihrer Ehe mit dem Anwalt Mark, den sie damals kennenlernte, nachdem sie bei einem Raubüberfall vor 11 Jahren schwer verletzt worden war. Den Täter, Bobby Ray, konnte sie am Auge verletzen und wird seither immer noch von Angstzuständen geplagt. Doch die anfängliche Traumehe entpuppte sich offenbar als toxische Beziehung, denn Mark ist kontrollierend, besitzergreifend und herrschsüchtig. Nach einem edlen Essen am Hochzeitstag, „entführt“ Mark seine Frau in das Haus am See. Alles ist präpariert für einen scheinbar romantischen Abend. Doch am nächsten Tag erwartet sie ein wahrer Horror, angekettet an ihren toten Mann, der all dies offenbar bis ins kleinste Detail geplant hat.

So findet Emma in dem Haus keine spitzen Gegenstände, die Telefonleitung ist gekappt, das Mobiltelefon ertränkt und das Benzin aus dem Tank des Autos gelassen. Nicht nur, dass das Haus abgeschieden gelegen ist, ist es ist tiefster Winter mit sehr viel Schnee und der See ist zugefroren. Was also tun, ohne die Möglichkeit, Hilfe zu holen und ohne Kleidung oder Schuhe, die Mark ebenfalls beiseite geschafft hat? Glücklicherweise ist Emma nicht nur bedeutend einfallsreicher, als man im ersten Moment vermuten würde, sondern auch taffer. Wie sehr sie mit dieser Ehe bereits abgeschlossen hatte, sieht man am besten daran, dass offenbar nicht der Umstand für sie belastend ist, dass ihr Ehemann, an den sie gekettet ist, tot ist, sondern dass sie an ihn gekettet ist und nicht von ihm loskommt. Doch Mark hat auch hier im Voraus geplant, denn wenig später steht nicht nur Tom vor der Tür, der behauptet, eine Mitteilung von Emma bekommen zu haben, die sich so interpretieren lässt, als hätte sie Mark etwas angetan, sondern auch zwei skrupellose Geschäftspartner ihres Mannes, Bobby Ray und dessen Bruder Jimmy, die etwas stehlen sollen, das vermeintlich im Haus im Safe liegt – zu dem nur zwei Personen die Kombination kennen bzw. kannten.

Inhaltlich klingt das dürftig und weit hergeholt, wobei Till Death durch die knackige Laufzeit von gerade einmal eineinhalb Stunden mit Vor- und Abspann kaum Zeit mit Nebensächlichkeiten verliert. Der Beginn, ehe das entfremdete Paar beim Haus am See angekommen ist, erscheint in der Tat etwas lang, doch findet sich Regisseur Dale erst einmal dort ein, überrascht sein Thriller spürbar durch seine handwerkliche Umsetzung und die Besetzung. In der Rolle der Emma ist Megan Fox nicht nur eine gute Wahl, die Rolle kann man auch als Spiegelbild dessen sehen, was ihr als Frau widerfahren ist. So wurde die attraktive Schauspielerin Berichten nach durch frühere Filmemacher und Produzenten in ihren Rollen meist auf ihr Äußeres reduziert, so dass Marks und auch Bobby Rays Verhalten, die sie nur als Objekt sehen, nicht aus der Luft gegriffen wirkt. Emma als Figur zu etablieren, die sich durch ihren Einfallsreichtum und ihre Stärke gegen Männer durchsetzt, die sie als Eigentum oder als Opfer ansehen, ist so interessant wie gelungen. Fox macht ihre Sache gut, tritt in den richtigen Momenten distanziert, dann verletzlich und je länger sie um sich und ihre Selbstbestimmung kämpft, entschlossen auf. Vor allem jedoch ist all dies handwerklich tadellos umgesetzt. Zugegeben, dass der Film nicht an einem verschneiten See gedreht wurde, sondern in einem Studio (tatsächlich in Bulgarien), ist offensichtlich. Aber nicht nur ist das Studio überzeugender in Szene gesetzt als viele große Hollywoodproduktionen heute, sondern der Aufbau der Szenen gelingt S.K. Dale bemerkenswert gut.

Till Death – Bis dass dein Tod uns scheidet ist spannend inszeniert, mit einem Blick für innovative und gelungene Perspektiven, so dass auch absehbare Momente durchweg überzeugen können. Das Publikum mag Marks Plan schneller durchschauen, als die Figuren hier, doch das ändert nichts daran, dass der Thriller das Meiste aus seiner Ausgangslage zu machen versteht und dabei immer die Sympathien bei der einen Figur im Zentrum zu verorten weiß, die nicht dieselben Fehler begeht, die viele andere Filmcharaktere in ihrer Lage bereits begangen haben. Glücklicherweise sind die Verantwortlichen auch nicht darauf aus, Emma als Opfer zu inszenieren, weshalb die Konfrontation mit den ihr körperlich überlegenen Männern erst sehr spät kommt. Nicht der voyeuristische Ansatz anderer Genrefilm steht hier im Vordergrund, bei denen das Publikum offenbar zuerst die Gewalt, die der Frau angetan wird, unterhaltsam finden soll, ehe sie sich rächt. Vielmehr legt Till Death Wert darauf, dass Emma den Angreifern trotz der beengten Verhältnisse stets einen Schritt voraus bleibt. Deshalb ist das Gezeigte nicht weniger brutal, aber es kommen hier nie Zweifel auf, wer die Täter und wer das Opfer sind. Als wenig zimperlicher Thriller für Erwachsene eignet sich das daher bestens.


Fazit:
Was an S.K. Dales Film auffällt, noch bevor Emma an ihren Mann gekettet wird, ist die gelungene Optik mit Einstellungen, die für sich genommen eine Ästhetik besitzen, mit der sich Filmschaffende gerade in diesem Genre nur selten aufhalten. Sei es zu Beginn bei dem Abendessen im Restaurant, oder der Dekoration des Hauses am See. Die interessanten Perspektiven, die, sobald die übrigen Figuren eingetroffen sind, oft mehr als nur eine Person zeigen und so ein Gefühl der unmittelbaren Gefahr für Emma vermitteln, behält Dale bei und kleidet trotz der Studioatmosphäre, die hier nie stört, seinen Thriller in tadellose Bilder. Der Szenenaufbau ist durchaus packend und Emma dabei zu beobachten, wie sie sich im wörtlichen Sinne von ihrem sie beherrschenden Mann löst, zumindest für ein erwachsenes Publikum spannend unterhaltsam, wenn dieses einen durchaus bösen Sinn für Humor besitzt. Zurecht ab 18 Jahren freigegeben, eignet sich das nicht für ein großes Publikum, ist als (im besten Sinn) fieser kleiner Thriller aber überaus gelungen. Von Megan Fox mit sichtlich Einsatz und greifbar stark gespielt, weiß Till Death – Bis dass dein Tod uns scheidet, was für ein Film er sein will und als solcher ist er ein bemerkenswert guter Vertreter des Genres.