Thirteen Days [2000]

Wertung:  5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 2. Juni 2002
Genre: Thriller / Drama

Originaltitel: Thirteen Days
Laufzeit: 145 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2000
FSK-Freigabe: ab 12

Regie: Roger Donaldson
Musik: Trevor Jones
Darsteller: Kevin Costner, Bruce Greenwood, Steven Culp, Bill Smitrovich


Kurzinhalt:
Im Oktober 1962 wurde die Welt durch die Kubakrise an den Rand des dritten Weltkriegs geführt. Dieser Film schildert die Ereignisse aus amerikanischer Sicht und somit der Männer, die das Geschick der westlichen Welt in ihren Händen hielten: John F. Kennedy (Bruce Greenwood) und seine Berater, darunter Kenny O'Donnell (Kevin Costner).
Während Kennedy keinerlei Risiko eingehen möchte und die Situation nicht eskalieren lassen will, versuchen manche Militärs z.B. mit unangekündigten Waffentests, genau das zu erreichen.


Kritik:
Thirteen Days zeigt einmal mehr, dass niemand so gute, spannende und abenteuerliche Geschichten schreiben kann, wie das Leben selbst. Die Kubakrise war eine der gefährlichsten Situationen der jüngsten Geschichte, und zu sehen, wie nahe die Welt am Rand des Abgrunds stand, ist erschreckend, furchteinflössend und faszinierend zugleich.

Das Geschehen wird aus der Sicht des amerikanischen Präsidenten Kennedy und seines Beraters Kenny O'Donnell gezeigt, auf dessen Buch der Film letztendlich auch basiert. Zwar ist seine Rolle im Film größer geraten, als sie in Wirklichkeit war, aber das sollte den Zuschauer nicht stören.

Im Gegensatz zu dem berühmten Film JFK – Tatort Dallas [1991], haben sich die Macher hier hauptsächlich an Fakten gehalten, weswegen dem Film auch kein Erfolg vergönnt war.
Es gibt keine heldenhaften Amerikaner, die mit wehenden Fahnen die Freiheit der westlichen Welt gegen den tief roten Kommunismus verteidigen. Dafür wird sehr schnell und sehr klar deutlich, dass die beiden Staatsoberhäupter Kennedy und Kruschtschow nicht nur gegen die Unkenntnis des Gegenübers, sondern auch gegen Saboteure aus den eigenen Reihen kämpfen müssen. Das berühmte Rote Telefon, der direkte Draht zwischen Russland und den USA, wurde erst auf Grund der Kubakrise eingeführt, damit sich ein solch kolossales Missverständnis nicht wiederholt.

Gespielt wird der charismatische JFK von Bruce Greenwood, der damit erneut beweist, dass er Besseres verdient, als die unzähligen B-Filme, in denen er bisher oft mitgewirkt hat. Nicht nur, dass er gut spielt, er scheint auch trotz der äußerlichen Unterschiede zu Kennedy die perfekte Besetzung des Präsidenten. Kenny O'Donnell wird von Kevin Costner dargestellt, der erneut ein tolles Schauspiel an den Tag legt; wieso die meisten Zuschauer ihn dennoch nicht sehen wollen, ist mir unverständlich. Er spielt glaubhaft und natürlich zugleich. Der von vielen amerikanischen Kritikern so verhasste Bostoner Akzent wird von beiden durchgehend gesprochen (natürlich nur in der englischen Sprachfassung), wofür die Darsteller wochenlang Sprechunterricht genommen hatten, was meines Erachtens viel zur Authentizität des Filmes beiträgt.

Kamera, Schnitt und Musik passen sich dem Geschehen dynamisch an, ohne es zu ersticken. Vor allem diese "saubere" Inszenierung sucht man in den letzten Jahren vergebens in den großen Hollywood-Filmen. Daran erkennt man auch, dass bei diesem Film Leute am Werk waren, die ihr Handwerk verstehen, und die wissen, dass auch heute noch das Wichtigste an einem Film das richtige Handwerk und Können sind.

Mit Thirteen Days lief eines der besten Historienthrillerdramen seit langem in den Kinos (und inzwischen auf Video und DVD), wieso nur haben das die meisten Zuschauer nicht gesehen? Der Aufwand, der von den Machern betrieben wurde, ist immens: Originalaufnahmen aus den 60ern wurden von Hand aufbereitet und koloriert, damit sie sich nahtlos in den Film einfügten. Die Spezialeffekte sind vom Rest des Films nicht zu unterscheiden und gerade deshalb so gut. Der Spannungsbogen wird kontinuierlich gehalten und verspricht beste Unterhaltung bei interessantem und wichtigem Inhalt.
Es ist ein Jammer, dass dieser Film weder vom breiten Publikum, noch von der Oscar-Academy gewürdigt wurde. Er sucht in seinem Genre sicherlich seinesgleichen.


Fazit:
Was in diesen 13 Tagen alles entschieden wurde, was alles auf der Kippe stand, und auch, welche Entscheidungen untergraben wurden, zeigt Roger Donaldsons Film mit einem enormen Unterhaltungswert und sehens- und wissenswertem Inhalt, in großartigen zweieinhalb Stunden, die wie im Flug vergehen.