The Opposite of Sex – Das Gegenteil von Sex [1998]
Wertung: | Kritik von Jens Adrian | Hinzugefügt am 29. August 2002
Genre: Komödie / UnterhaltungOriginaltitel: The Opposite of Sex
Laufzeit: 105 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1998
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Don Roos
Musik: Mason Daring
Darsteller: Christina Ricci, Martin Donovan, Lisa Kudrow, Ivan Sergei
Kurzinhalt:
Kaum ist Dedees (Christina Ricci) Stiefvater beerdigt, macht sich die erst 16jährige mit Randys (William Lee Scott) Hilfe auf den Weg zu ihrem schwulen Halbbruder Bill (Martin Donovan). Der lebt mit seinem Lebensgefährten Matt (Ivan Sergei) in einem großen Haus, das Bills letzter Lebensgefährte Tom – der an AIDS erkrankte und starb – ihm hinterlassen hat. Toms Schwester Lucia (Lisa Kudrow) geht in dem Haus ebenfalls ein und aus, ist sie doch insgeheim in Bill verliebt.
Dedee nistet sich in dem Haus ein, spannt Bill seinen schwulen Freund Matt aus und wird auch noch schwanger. Mit einem Teil von Bills Geld setzt sie sich (zusammen mit Matt) ab. Dann erpresst Jason (Johnny Galecki), ein möchtegern Liebhaber von Matt, Bill mit einer Anzeige, dass Bill ihn sexuell belästigt habe – er wäre allerdings bereit, seine Klage zurückzuziehen, wenn Bill ihm den Aufenthaltsort von Matt nennt, den Bill gar nicht kennt. Sheriff Carl Tippett (Lyle Lovett) ist in die prüde Lucia verliebt und fährt ihr und Bill hinterher, als die beiden sich auf die Suche nach Dedee und Matt begeben. Aber Dedee hat noch mehr auf Lager, als man ihr zunächst zutrauen würde.
Kritik:
Es gibt Filme, die von der Kritik geliebt und von Zuschauern verschmäht werden – und es gibt genau das Gegenteil: Filme, die das Publikum liebt, aber Kritiker nicht verstehen und genießen können.
Aus allen Richtungen (Zuschauer und Kritiker) war immer zu hören, wie herrlich makaber und schwarz die Komödie The Opposite of Sex sein soll – also dachte ich, dass dem wohl auch so sein wird. Aber entweder war die deutsche Synchronisation noch erbärmlicher, als sie sich nur angehört hat, oder ich habe den falschen Film gesehen.
Christina Ricci, meiner Meinung nach eine wirklich tolle Schauspielerin, soll darin als durchtriebenes Biest auftreten. Vor meinem geistigen Auge hatte sich dabei immer ein Bild ähnlich dem von Sarah Michelle Gellar in Eiskalte Engel [1999] eingestellt. Nicht nur jener Film, besonders Gellars Darstellung des verzogenen Biests hat mir damals gefallen. Bei The Opposite of Sex fehlte mir aber schon das, was ich bei jedem Charakter eines Films voraussetze: die Motivation.
Dedee schien einfach keine zu haben, als wäre sie eines morgens aufgestanden und hätte sich vorgenommen, das Leben von so vielen Menschen wie möglich zu zerstören.
Doch von vorne: das Drehbuch wartet mit einigen wirklich interessanten Charakteren auf; da ist Bill, der nach dem Tod seines Freundes nicht glaubt, jemals wieder Liebe finden zu können; Lucia, die ihren Bruder sehr geliebt hat und sich hinter ihren prüden Werten versteckt, in der Hoffnung, dass ihr das nicht passiere, was ihrem Bruder Tom passierte – oder Bill. Auch Matt, der sehr wohl weiß, dass Bill nicht mit ihm auf Grund seines Intellekts zusamm ist, bietet einiges Potential.
Auf der anderen Seite gibt es Dedee, die mit 16 von zuhause ausreißt und sich jedem an den Hals wirft, der zeugungsfähig aussieht.
Mehr Hintergrund besitzt sie eigentlich nicht.
Insofern konzentriert sich die Geschichte für mich schon auf die völlig falsche Person. Von haarsträubenden aber dennoch vorhersehbaren Storywendungen ganz abgesehen.
Die Darsteller sind durchweg gut besetzt, besonders Christina Ricci scheint in der "Schlampen-Rolle" aufzugehen. Aber auch Lisa Kudrow und Martin Donovan spielen wirklich überzeugend. Allerdings haben alle bereits bessere Rollen verkörpert und ihre Filmcharaktere scheinen sich den Film hindurch auch nicht zu verändern, egal, was einem die Dialoge weismachen wollen.
Kamera und Schnitt sind unauffällig, ebenso die Musik. Auch hier hat man schon bedeutend besseres gesehen.
Mir hat der Film einfach nicht gefallen. Ich würde nicht sagen, dass er schlecht ist, er war mir gleichgültig, besonders die Charaktere (die zum Teil auch noch unverständlich handeln) haben mich nicht berührt. Da verliert der schwule Lehrer Bill die Liebe seines Lebens, seine Halbschwester brennt mit seinem neuen Lebensgefährten durch, und er tut nichts, sondern macht immer noch gute Miene zum bösen Spiel.
Da kann ich nur sagen, es geschieht ihm recht, wenn er das mit sich machen lässt.
Sicher hat der Film seine Fans gefunden. Auf mich wirkt er wie ein "reiß-aus-lebe-dein-Leben"-Machwerk im Stile von Sex and the City. Sobald Frauen Jeans tragen, fluchen und Männer als Zeitvertreib benutzen, wird alles in den USA zum Kult erklärt.
Was für ein Bild eine solche Anti-Heldin aber in den Köpfen von jungen Leuten entstehen lässt, darüber scheinen sich die meisten keine Gedanken zu machen.
Die Quintessenz des Filmes war (wenn man die ständigen, nervenden Off-Kommentare richtig deutet): Ja, es ist in Ordnung, wenn man als junge Frau mit jedem x-beliebigen Typ ins Bett steigt. Alkohol, Rauchen (vermutlich auch Drogen) während der Schwangerschaft sind ebenfalls empfehlenswert (schon allein, um cool zu wirken) und wenn das Kind da ist, kann man's ja weg geben. Hauptsache ist, man fängt ein Jahr später wieder von vorne und sagte allen, die es hören wollen "ich habe daraus gelernt und bin nicht mehr dieselbe Person".
Ich kann über einen solchen Stuss nur den Kopf schütteln.
Die Macher wollten wohl auf Krampf einen Film fernab der "Political Correctness" drehen.
Fazit:
Eine handvoll Witze zünden – die meisten sind bekannt, die anderen vorhersehbar. Auch die guten Darsteller können mich nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film schlicht und einfach vollkommen überflüssig ist.
Ich war maßlos enttäuscht angesichts der zähflüssigen Erzählweise und des gekünstelt kultigen Hauptcharakters. Christina Ricci hat bedeutend bessere Filme gemacht, die bedeutend unterhaltsamer sind. Den anderen Darstellern geht es da nicht anders.