The Numbers Station [2013]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 17. Februar 2014
Genre: Thriller

Originaltitel: The Numbers Station
Laufzeit: 89 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA / Belgien
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Kasper Barfoed
Musik: Paul Leonard-Morgan
Darsteller: John Cusack, Malin Åkerman, Liam Cunningham, Richard Brake, Bryan Dick, Finbar Lynch, Lucy Griffiths, Joey Ansah, Victor Gardener, Hannah Murray


Kurzinhalt:
Nachdem der CIA-Agent Emerson Kent (John Cusack) bei seinem letzten Auftrag seine Befehle nicht wirklich befolgt und eine negative psychologische Einstufung erhalten hat, wird er von seinem Vorgesetzten Grey (Liam Cunningham) nach Großbritannien versetzt. Dort wird er einer Zahlenstation zugeteilt, eben jener Einrichtung, aus der auch er zuvor codierte Aufträge über Kurzwellenradio erhalten hat. Für die Umsetzung der Chiffrierung ist in seiner Schicht die Zivilistin Katherine (Malin Åkerman) zuständig. Auch wenn sie der Meinung ist, er sei dort, um sie zu beschützen, sein Auftrag lautet, den Code zu sichern. Das bedeutet auch, dass sie nicht in feindliche Hände fallen darf.
Als sie eines Montagmorgens zur Station kommen, wird ihr Wagen unter Beschuss genommen. Zwar gelingt es ihnen, sich ins Innere des Komplexes zu retten, doch sie sind nicht allein. Wie es scheint, wurde das zweite Team von einer Gruppe unter der Leitung von Max (Richard Brake) angegriffen und mehrere codierte Aufträge an Agenten auf der ganzen Welt verteilt. Als Emerson über die Notrufleitung Hilfe anfordert, erhält er die Anweisung, Katherine zu töten, um den Code zu beschützen. Während er mit seinem Gewissen ringt, bohren sich die Angreifer einen Weg in den Komplex. Den beiden eingeschlossenen läuft die Zeit davon ...


Kritik:
The Numbers Station ist ein Thriller, der keinen Sinn ergibt. Dies beginnt mit der ersten Szene und zieht sich bis zu den letzten beiden Einstellungen durch. Insofern ist er immerhin konsequent. Was immer der verschneite Nachthimmel und die von Autos befahrene Brücke laut Regisseur Kasper Barfoed aussagen sollen, sie behalten ihr Geheimnis für sich. Was bis dahin geschieht hört sich nach einem interessanten, packenden Szenario an, das aber an so viel absurden Entscheidungen krankt, dass man gar nicht anders kann, als sie wahrzunehmen.

Emerson Kent ist ein CIA-Agent. Er erhält seine Aufträge durch speziell chiffrierte Zahlenkolonnen, die über Kurzwellenradiosignale ausgestrahlt werden. Es ist ein Netzwerk, das seit dem Zweiten Weltkrieg verwendet wird und dessen Code bisher nicht geknackt werden konnte. Unter Aufsicht seines Vorgesetzten Grey – wobei es eher ungewöhnlich ist, dass Vorgesetzte bei der CIA mit ihren verdeckten Agenten unterwegs sind – ist Kent darauf aus, einen abtrünnigen Agenten auszuschalten. Der hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen und eine eigene Bar eröffnet. Etwas, das die CIA offensichtlich nicht duldet. Doch statt seinen Auftrag an einem ruhigen, abgeschiedenen Ort zu erledigen, soll Kent sein Ziel in jener Bar ausschalten und die unliebsamen Zeugen gleich dazu.
Weshalb dem so ist, erklärt The Numbers Station nicht und wenn Emerson einem entkommenen Zeugen nach Hause folgt und ihn dort vor den Augen seiner Tochter erschießt, macht ihn das nicht nur unsympathisch, sondern lässt auch jegliche Logik vermissen. Doch das Drehbuch bringt sich erst in Fahrt.

Da es Emerson nicht über sich gebracht hat, auch die Tochter als weitere Zeugin zu liquidieren, wird er nach einer Besorgnis erregenden psychischen Einstufung nach Großbritannien strafversetzt, um dort in einer solchen Zahlenstation Dienst zu tun. Für die Chiffrierung werden zivile Wissenschaftlerinnen eingesetzt. Diejenige, der Emerson zugeteilt ist, Katherine, weiß zwar nicht genau, was sie mit ihren Zahlenkolonnen bewirkt, ist aber davon überzeugt, Gutes zu tun. Als die Station angegriffen wird, erhält Kent den Auftrag, Katherine zu töten, da man mit ihrer Hilfe alle möglichen Befehle an Agenten im Einsatz senden könnte.
So weit so gut, doch wie sich später herausstellt, waren die Angreifer bereits in der Station und haben das andere Team um Wissenschaftlerin Meredith bereits für ihre Zwecke genutzt.

Nun könnte man aus dieser Ausgangslage, insbesondere angesichts der kurzen Laufzeit, einen packenden Thriller stricken. Sei es darum, dass Emerson und Katherine herausfinden müssen, welche Befehle abgesandt wurden (was ihnen im Nu gelingt), oder dass sie diese Befehle rückgängig machen müssen (was sie angeblich versuchen, dann aber ewig lange über andere Dinge diskutieren), oder dass sie sich gegen die Angreifer zur Wehr setzen müssen, die sich von Außen Zugang verschaffen wollen. Weshalb der gut informierte Trupp die Station überhaupt verlassen hat, anstatt drinnen auf Emerson zu warten, verschweigt der Film ebenso, wie weshalb ein angeblich ausgezeichneter Scharfschütze, der zu einer Eliteeinheit gehört, ein stehendes Objekt aus weniger als 50 Meter Entfernung wiederholt verfehlt. Oder weshalb explosive Stoffe nicht gegen diejenigen eingesetzt werden, die man loswerden möchte.

Stattdessen gibt sich das Drehbuch Mühe, den Anführer der Angreifer, Max, noch böser als böse aussehen zu lassen, indem er in Rückblicken vor den Augen Merediths deren Bewacher misshandelt und tötet. Dass er damit sein einziges Druckmittel aus dem Weg räumt, hat zwar seinem Erfolg keinen Abbruch getan, ergibt aber erneut keinen Sinn.
Wenn den eingeschlossenen eigentlich die Zeit verrinnt, da sie auf keine Hilfe von Außen hoffen können und die Schurken sich beständig durch die Absperrung bohren, sollte normalerweise Spannung entstehen, oder das Erzähltempo angezogen werden. Keines von beidem ist der Fall. Statt sich auf den Angriff vorzubereiten, schlagen Emerson und Katherine mit abgedroschenen Dialogen die Zeit tot. Es ist beinahe, als wären sie von The Numbers Station selber gelangweilt.


Fazit:
Wenn Filmemacher Kasper Barfoed auf ein bildliches Gedankenspiel von Emerson Kent setzt, anstatt diese Überlegung, sein Zögern, durch John Cusacks Blick auszudrücken, hat er entweder nicht genug Vertrauen in dessen schauspielerische Fähigkeiten, oder befürchtet, dass Cusack mit seinem Mindesteinsatz zu einem vielschichten Spiel nicht in der Lage ist. In jedem Fall unterstreicht es, dass The Numbers Station ein Film ist, mit dem kaum einer der Beteiligten so wirklich glücklich scheint.
Auch wenn Malin Åkerman mehr spielen darf, als ihr Kollege mit festgefahrenem Blick, die Rolle bietet nur wenig Substanz und einen Moment, in dem Katherine über sich hinauswachsen darf, gibt es nicht. Darum plätschert der Thriller vor sich hin, anstatt irgendwann an Tempo zu gewinnen und drängt damit die vielen Ungereimtheiten dem Zuschauer förmlich auf. Aus der Idee hätte ein unterhaltsamer kleiner Thriller werden können. Nur ist er das eben nicht.