The Kill Room [2023]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 5. März 2024
Genre: Komödie / Thriller

Originaltitel: The Kill Room
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Nicol Paone
Musik: Jason Soudah, Jessica Rose Weiss
Besetzung: Uma Thurman, Joe Manganiello, Samuel L. Jackson, Amy Keum, Maya Hawke, Debi Mazar, Dree Hemingway, Jennifer Kim, Candy Buckley, Larry Pine, Mike Doyle, Matthew Maher, Marianne Rendón, Liv Morgan, Tom Pecinka, Alexander Sokovikov


Kurzinhalt:

Gangster Gordon (Samuel L. Jackson) und Auftragskiller Reggie (Joe Manganiello) haben ein Problem. Reggie, der seine Opfer jeweils in einer Plastiktüte erstickt, womit er es bereits zu Podcast-Ruhm gebracht hat, während die Polizei weiterhin ahnungslos ermittelt, ist so erfolgreich, dass sie zu viel Geld einnehmen. Da kommt Gordon eine Idee: anstatt die Einnahmen weiterhin über seinen kleinen Laden zu „waschen“, sollen die Auftraggeber das Honorar künftig in Kunst investieren. Dafür will Gordon die Hilfe der Kunsthändlerin Patrice (Uma Thurman) in Anspruch nehmen, deren kleine Galerie so wenig erfolgreich ist, dass ihr nicht nur Künstlerinnen und Künstler abspringen, sondern Patrice nicht einmal mehr ihren Drogenkonsum finanzieren kann. Um den Anschluss an die High Society nicht zu verlieren, geht Patrice auf den Deal ein, wobei Reggie die Kunstwerke selbst unter dem Künstlernamen „Bagman“ malt. Obwohl diese anfangs krude und unbeholfen sind, erzielen sie durch die Auftraggeber hohe Erträge und machen so in der Kunstszene auf sich aufmerksam. Der plötzliche Erfolg steigt nicht nur Patrice zu Kopf, auch Reggie erfährt, als seine Kunst auch bei normalen Kunstverständigen Anklang findet, endlich für etwas anderes als das Morden Wertschätzung. Doch die Aufmerksamkeit, die der „Bagman“ in der Kunstwelt erhält, beunruhigt nicht nur Gordon, sondern auch Reggies Auftraggeber …


Kritik:
Wäre es nicht um den ersten gemeinsamen Auftritt von Uma Thurman und Samuel L. Jackson vor der Kamera seit Quentin Tarantinos Pulp Fiction [1994], würde Nicol Paones The Kill Room kaum eine Veröffentlichung auf der großen Leinwand zuteil. Nicht, dass die restlichen Beteiligten einen solchen Release nicht rechtfertigen würden, sondern da die Geschichte nie über das Mittelmaß hinauswächst, bei dem man früher im Nachtprogramm hängen geblieben ist, oder das man heute im Streamingkatalog eines der vielen Anbieter wiederfindet. Für diese Gelegenheiten eignet sich die schwarzhumorige Gangsterkomödie auch am ehesten.

Dabei klingt die Story von Paones zweiter Regiearbeit nicht uninteressant. Gangster Gordon hat ein Problem, da Auftragskiller Reggie, der seine Opfer mit Plastiktüten erstickt, so erfolgreich ist. Sie nehmen weit mehr Geld ein, als sie über Gordons Bäckerei & Feinkostladen waschen können. Um am Ende nicht von den Steuerbehörden verhaftet zu werden, brauchen sie eine Lösung, die Gordon in der wenig erfolgreichen Kunstgalerie von Kunsthändlerin Patrice wittert. Auf sie wird er durch einen Drogendealer aufmerksam, der auch die zahlungsunfähige Patrice beliefert. Da Kunst im Auge des Betrachters liegt, wird das Finanzamt keinen Verdacht schöpfen, wenn für Bilder, die Reggie selbst nach jedem erfolgreich ausgeführten Auftrag malt, Unsummen bezahlt werden. Reggie tritt unter dem Künstlernamen „The Bagman“ auf und was anfangs wie eine gute Geschäftsidee klingt, wobei Patrice nicht ahnt, was für Geld sie hilft, zu waschen, entwickelt dank des Eifers von Patrices Praktikantin Leslie alsbald ein Eigenleben. Denn urplötzlich werden die Werke des Bagman auch von normalen Kunstsammelnden nachgefragt und die gestiegene Aufmerksamkeit macht auch Reggies Auftraggeber nervös.

So absurd sich die Ausgangslage auf den ersten Blick anhören mag, dass Kunst ein Mittel der Geldwäsche darstellen kann, erscheint nicht einmal abwegig. Mit Reggie als Künstler wider Willen, der bereits nach kurzer Zeit viel mehr Überlegung in seine Kunstwerke fließen lässt und darin sogar einen Weg sieht, aus seiner bisherigen „Beschäftigung“ auszubrechen, in die er unfreiwillig geraten ist, könnte The Kill Room immerhin eine Stimme der Vernunft ins Zentrum rücken, die die abgehobene Geschichte in gewisser Hinsicht erdet. Allerdings wird weder Reggie, noch irgendeine andere Figure in ausreichendem Maße ausgearbeitet, dass man sich tatsächlich für sie interessieren würde. Auch spielen zahlreiche Ansätze keine große Rolle im restlichen Verlauf. Bedenkt man, dass Reggies erster gezeigter Mord so prominent vorgestellt wird, könnte man meinen, dass dies irgendwann noch eine Rolle spielt, doch dem ist nicht so. Auch dass er offenkundig die Aufmerksamkeit genießt, die seine Morde bei den Ermittlungsbehörden hervorrufen, und sogar Podcasts über sich anhört, entwickelt sich nicht dazu, dass Reggie eine narzisstische Seite zeigt, die ihn in der Rolle des späteren Künstlers auffliegen lässt. Selbst Patrices Drogensucht ist irgendwann kein Thema mehr und über den von Samuel L. Jackson gewohnt routiniert verkörperten Gordon erfährt man überhaupt nichts.

Was The Kill Room zudem in den ersten zwei Dritteln vollkommen abhanden kommt, ist der Thriller-Aspekt. Anstatt eine Ermittlungsgruppe vorzustellen, die dem Plastiktütenmörder auf den Fersen ist, oder gar einen Konkurrenten von Reggies Auftraggebern, konzentriert sich Filmemacherin Paone auf die Kunsthändlerin Patrice, die außer durch ihren Drogenkonsum allenfalls durch ihren Ehrgeiz definiert wird, dass sie endlich wieder zu den großen Kunstgalerien zählen und zu entsprechenden Partys eingeladen werden will. Die Fehde mit ihrer Konkurrentin ist inhaltlich ebenso fruchtlos, wie die Kundinnen, die ihr abspringen, bevor sie mit den Bagman-Bildern durchstartet. Nichts davon führt irgendwo hin, nicht einmal ein Moment, in dem zwei Polizisten in der Galerie stehen. Hier verbergen sich so viele Ideen, wie beim Finale Potential, wenn ein weltfremdes Verständnis von Kunstbegeisterten in den Mittelpunkt gerückt wird, die nicht verstehen, wann Kunst Leben imitiert, oder das Leben – bzw. der Tod – die Kunst.

Die Geschichte bietet sich in diesen Belangen für satirische und böse Gesellschaftskommentare förmlich an, doch versucht das Drehbuch gar nicht, die Momente entsprechend zu nutzen. Stattdessen werden die Figuren erzwungen fluchend in Szene gesetzt, während der Inhalt vor sich hinplätschert, wobei erst im letzten Drittel so etwas wie ein Ziel der Story überhaupt skizziert wird. Bis dahin erscheint The Kill Room regelrecht orientierungslos. Entsprechend wenig reißt das Gezeigte auch mit und der zahme Humor entlockt zwar gelegentlich ein Schmunzeln, wirklich witzig oder bitterböse sind die Dialoge aber nie. Hinzu kommt eine Inszenierung, die gerade in den Gesprächen auffallend statisch gerät und die miteinander sprechenden Figuren zum Teil einzeln, frontal in die Kamera blickend zeigt, als wenn es keine Interaktion zwischen ihnen gäbe. Das klingt deutlich negativer, als sich der erstaunlich blutleere Gangsterfilm vor allem dank der Besetzung anfühlt. Uma Thurman und Samuel L. Jackson scheinen durchaus ihren Spaß zu haben und ihnen zuzusehen, ist nicht der schlechteste Zeitvertreib. Es würde nur dem Publikum auch mehr Spaß machen, wäre der Hintergrund, vor dem sie agieren, nicht so uninspiriert und zäh.


Fazit:
Sieht man sich die ziellose Geschichte an, die spürbar vor sich hin mäandiert und selbst in den Dialogen nie die notwendige Scharfzüngigkeit oder Spritzigkeit entwickelt, drängt sich das Gefühl auf, als wäre das Drehbuch einige Überarbeitungen davon entfernt, so bissig oder düster zu sein, wie es selbst für sich beansprucht, sein zu wollen. Das schleppende Erzähltempo weiß zwar die Besetzung zumindest ein wenig aufzuwiegen, doch es ist unübersehbar, dass hier mehr Potential ungenutzt bleibt, als ausgeschöpft wird. Gerade im letzten Drittel gibt es ein paar Ideen, mit denen die Oberflächlichkeit der betuchten Kunstbegeisterten aufgedeckt werden könnte. Doch so weit kommt es nicht und die Inszenierung vermag ebenso wenig in irgendeiner Form mitzunehmen, was nicht nur beim Finale überdeutlich wird, das sich cleverer gibt, als es ist. Nicol Paones The Kill Room ist kein schlechter Film. Er ist nur in keiner einzigen Hinsicht beachtenswert. Wäre er ein Gemälde in einer Kunstgalerie, man würde nicht stehen bleiben, weil man völlig in seinen Bann gezogen ist, noch sich verwundert die Augen reiben, wie wenig die Komposition funktioniert. Man würde vielmehr nach einem flüchtigen Blick einfach weitergehen, ohne es zu bemerken. Das ist gerade in Anbetracht der dahinter stehenden Künstlerinnen und Künstler durchaus schade.