The Huntsman & The Ice Queen [2016]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 5. September 2016
Genre: Fantasy / ActionOriginaltitel: The Huntsman: Winter's War
Laufzeit: 120 min. (erweiterte Fassung)
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Cedric Nicolas-Troyan
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Chris Hemsworth, Charlize Theron, Jessica Chastain, Emily Blunt, Nick Frost, Rob Brydon, Sheridan Smith, Alexandra Roach, Sope Dirisu, Sam Hazeldine, Sam Claflin, Sophie Cookson
Kurzinhalt:
Als Kind wurde Eric (Chris Hemsworth) von der Armee der Ice Queen Freya (Emily Blunt) entführt, ebenso wie Sara (Jessica Chastain). Sie waren Teil der "Huntsmen", der stärksten Krieger, mit denen die Königin die Kinder im Land "befreien" wollte. Doch Eric und Sara widersetzten sich und bekamen Freyas Zorn zu spüren. Jahre später, nachdem die finstere Königin Ravenna (Charlize Theron) – Freyas Schwester – besiegt scheint und Snow White ein glückliches Königreich regiert, wird der Huntsman Eric beauftragt, den magischen Spiegel, der Ravennas Kräfte nährte, in Sicherheit zu bringen. Doch auch Freya ist auf ihn aufmerksam geworden und mit der Macht des Spiegels wäre sie nicht mehr aufzuhalten ...
Kritik:
Es klingt zynisch, wenn man behauptet, dass man aus den Fehlschlägen anderer mindestens so viel lernen kann wie aus ihren Erfolgen – vermutlich sogar mehr. The Huntsman & The Ice Queen als Fehlschlag zu bezeichnen scheint dabei etwas harsch, sieht man sich Cedric Nicolas-Troyans Film für sich genommen an. Doch betrachtet man die Ambitionen, die mit dem Projekt verbunden waren und den ungemein interessanteren, packenderen und die Fortsetzung überhaupt erst ermöglichenden Snow White and the Huntsman [2012], dann ist er es ganz offensichtlich.
Was dem Vorgängerfilm, der das Märchen von Schneewittchen und den Zwergen als geradlinige Fantasyinterpretation erzählte, so gut gelang, war die Erschaffung der lebendigen, magischen Welt. Auch The Huntsman & The Ice Queen zeigt Anzeichen dieses Universums, doch die Erzählung, die vor den Ereignissen aus Snow White and the Huntsman beginnt, um nach einem beinahe 30 Minuten dauernden Prolog in die Zeit nach dem ersten Film zu springen, wirkt hier in sich nie stimmig und ständig auf der Suche nach einem Rhythmus.
Ein Erzähler lädt ein, dass es noch eine Geschichte vor "Snow White" gab, in der die finstere Königin Ravenna eine Rolle spielt. Ihre Schwester Freya entdeckte darin nach einer schrecklichen Tragödie ihre magischen Kräfte als "Ice Queen" (und spätestens hier wirkt die Entscheidung der deutschen Synchronisation, mit den englischen Namen fortzufahren vollkommen unpassend). Sie wurde zu einer gefürchteten Königin im Norden, die Kinder ihren Eltern entriss, um sie zu Soldaten einer unbesiegbaren Armee heranzuziehen. Ihre Motivation mag dabei, je länger man darüber nachdenkt, eine gewisse Tragik beinhalten, wirkt aber in der dargebrachten Form eher konfus.
Trotz der schwachen Charakterisierung zählt Emily Blunts Eiskönigin zu den größten Stärken des Films, ebenso wie Charlize Theron, mit der es als gefürchtete Ravenna ein unerwartetes Wiedersehen gibt. Jahre später, als Snow White ein strahlendes Königreich regiert, wird der Huntsman – der hier nur einer von vielen "Huntsmen" ist – damit beauftragt, den magischen Spiegel an einen sicheren Ort zu bringen. Von ihm geht eine böse Macht aus, die diejenigen übernimmt, die ihn ansehen. Das erweckt ein wenig den Eindruck von Frodos Aufgabe in Der Herr der Ringe [2001-2003] und nicht nur die hinzugefügte Szene nach dem Abspann in der erweiterten Fassung lässt erahnen, dass die Macher wohl hoffen, eine Filmreihe zu begründen.
Dass die von Kristen Stewart gespielte Königin Snow White nicht mehr zu sehen ist, ist sehr bedauerlich. Im Zentrum der Erzählung steht hier der von Chris Hemsworth erneut verkörperte Huntsman, dessen Vorname nun Eric ist. Er war in die ebenfalls von Freya im Kindesalter entführte Sara verliebt. Der etwas zu lange Beginn bemüht sich durchaus, das düstere Flair eines Märchens zu entwickeln und auch das Finale überrascht mit guten Ideen und ist gut umgesetzt. Auf dem Weg dorthin kommt The Huntsman & The Ice Queen jedoch vom Kurs ab.
Interessanterweise würden die gelöschten Szenen im Film bedeutend mehr Sinn ergeben als die erweiterten, der knapp sechs Minuten längeren Filmversion.
Wirken Anfang und Schluss wie ein düsteres Fantasy-Abenteuer, das in einer gewöhnlichen Umgebung spielt, ist es der Mittelteil, der uns wieder in einen Wald entführt, der an die Märchenwelt des Feenlandes im ersten Film erinnert. Visuell ist es, als wollte Regisseur Nicolas-Troyan hier alles hineinpacken, was er dem Publikum zuvor vorenthalten hat. Schlimmer ist aber, dass in diesem Moment der Ernst der Geschichte einer erzwungenen Komik weicht, die durch vier Zwerge und einen ständig geskriptete Onliner von sich gebenden Huntsman dargebracht werden. Allein sprachlich klingt das nicht, als würde man Figuren aus jener Zeit und jener Welt hören, sondern Jugendliche in einer Straße in der Großstadt beobachten. Die Ausdrucksweisen sind so weit ab vom Ton des Films, dass es wundert, wie sie es überhaupt in die Endfassung geschafft haben.
Fazit:
Weicht die beliebige Fantasy-Stimmung dem Märchenelement, wird es verkrampft lustig mit Dialogen, die nicht zum Rest des Films passen wollen. Filmemacher Cedric Nicolas-Troyan präsentiert einen Abenteuerfilm, dessen Actionhöhepunkte nie die letzten Schritte gehen, um wirklich mitzureißen und die genau so aufgebaut sind, wie man es erwarten würde. Dass die magische Welt es wert ist, weiter erkundet zu werden, macht The Huntsman & The Ice Queen durchaus deutlich und dank der beiden Hauptdarstellerinnen Charlize Theron und Emily Blunt gibt es sehenswerte Momente. Jessica Chastains Sara stolpert von einem Klischee zum nächsten, während Chris Hemsworth von vielen Momenten selbst nicht überzeugt erscheint. Schade.