The Help [2011]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 30. September 2012
Genre: DramaOriginaltitel: The Help
Laufzeit: 146 min.
Produktionsland: USA / Indien / Vereinigte Arabische Emirate
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung
Regie: Tate Taylor
Musik: Thomas Newman
Darsteller: Emma Stone, Viola Davis, Bryce Dallas Howard, Octavia Spencer, Jessica Chastain, Ahna O'Reilly, Allison Janney, Anna Camp, Chris Lowell, Cicely Tyson, Mike Vogel, Sissy Spacek, Brian Kerwin, Wes Chatham, Aunjanue Ellis, Ted Welch, Shane McRae, Roslyn Ruff
Kurzinhalt:
Skeeter Phelan (Emma Stone) kehrt nach Jackson, Mississippi zurück, um dort einen weiteren Zwischenstopp auf ihrem Weg zur Journalistin oder Schriftstellerin einzulegen. Für eine lokale Zeitung darf sie dabei eine Haushaltskolumne übernehmen. Zu Gast bei ihrer Jugendfreundin Elizabeth Leefolt (Ahna O'Reilly) fragt sie deren farbige Haushälterin Aibileen (Viola Davis), ob diese ihr bei der Kolumne helfen könnte. Doch insgeheim hat Skeeter mehr mit Aibileen vor. Zu sehen, wie Elizabeth, Hilly Holbrook (Bryce Dallas Howard) und die übrigen mit ihren Hausmädchen umgehen, setzt Skeeter schon deswegen zu, weil sie von ihrer Nanny, Constantine (Cicely Tyson), quasi aufgezogen wurde. Beflügelt von der aufkeimenden Bürgerrechtsbewegung, möchte Skeeter ein Buch zusammenstellen, das die Sicht der farbigen Haushälterinnen auf den Alltag in den Häusern der weißen Familien zeigt.
Doch selbst bei Aibileen stößt sie aus Angst vor den Konsequenzen dabei zuerst auf Ablehnung. Nachdem ihre Freundin Minny (Octavia Spencer) von Hilly gefeuert wurde – gegen den Willen von Hillys Mutter Missus Walters (Sissy Spacek) –, scheint Aibileen die einzige, die sich dafür einsetzen würde, die Missstände, mit denen sie jeden Tag konfrontiert sind, aufzudecken. Als Skeeter bei ihrer Mutter Charlotte (Allison Janney) nachbohrt, was mit Constantine vorgefallen ist, ist sie ebenso überrascht wie Minny, die bei der unvoreingenommenen Celia Foote (Jessica Chastain) eine ganz andere Persönlichkeit als Hilly kennenlernt ...
Kritik:
Sieht man sich die Farben, Frisuren, Automobile und die hoffnungsvollen Erwartungen an die Zukunft an, dann müssen die 1950er und 60er-Jahre insbesondere in den USA eine fantastische Zeit gewesen sein. Vorausgesetzt, man hatte eine Hautfarbe, die in der Gesellschaft akzeptiert war. The Help nimmt sich dem Thema der Rassentrennung in den amerikanischen Südstaaten von einer unerwarteten Seite an. Dabei erinnert Tate Taylors Drama im positiven Sinn immer wieder an Miss Daisy und ihr Chauffeur [1989], lenkt jedoch den Blick weg vom Wandel einer einzelnen Person hin zu einem gesellschaftlichen Missstand, der zwar offengelegt, aber letztlich nicht verändert wird.
Wie gut dies Taylor gelungen ist, spiegelt sich nicht nur in den insgesamt vier Oscarnominierungen wider, die The Help erhalten hat. Es gelingt ihm, aus seinem aus Frauen unterschiedlichen Alters bestehenden Cast einige der besten Darbietungen derer jeweiligen Karrieren zu fördern. Selbst bei der ebenso sympathischen wie wandlungsfähig charismatischen Emma Stone, die als Skeeter Phelan die Rahmengeschichte für The Help bietet. Als angehende Journalistin möchte sie sich für eine bekannte Verlegerin empfehlen, doch die schickt sie wieder fort, sie soll zuerst Erfahrung sammeln und über Themen schreiben, die sie beschäftigen. Zuhause in Jackson, Mississippi, sieht sie ihre Altersgenossinnen, die sich in vornehm eingerichteten Häusern zu Bridgeclubs verabreden, in Wohltätigkeitsbällen Geld für afrikanische Kinder sammeln und ihre Ehemänner darauf drängen, Toiletten außerhalb des Hauses einzurichten, damit die farbigen Hausmädchen nicht dieselben Badezimmer benutzen, wie sie selbst. Selbst wenn nach den einschneidenden Geschehnissen in Little Rock, Arkansas Vieles anders sein sollte, tatsächlich hat sich wenig verändert. Von Abteilen in öffentlichen Verkehrsmitteln, in denen sich die Afroamerikaner ausschließlich aufhalten durften, bis hin zu Wohnsiedlungen, in die sie ziehen durften. Dabei hat Skeeter ein anderes Verhältnis zu den Bediensteten, immerhin wurde sie von Constantine aufgezogen, auch wenn sich Skeeters Mutter Charlotte um eine Aussage drückt, weswegen die beinahe 30 Jahre lang angestellte Dame gehen wollte.
Die Bürgerrechtsbewegung verleiht Skeeters Vorhaben weiter Auftrieb, die Geschichten der Dienstmädchen zu sammeln und zu veröffentlichen und so die Sicht auf die Welt der wohlhabenden Weißen aus ihrer Perspektive zu zeigen. Immerhin ziehen sie Generationen von weißen Kindern groß, die meist genauso ablehnend werden wie ihre Eltern, während ihre eigenen Kinder allein zuhause aufwachsen. Doch die Dienstmädchen wollen sich Skeeter nicht anvertrauen, aus Angst, was mit ihnen geschehen könnte, wenn herauskommt, was sie zu sagen haben. Erst, nachdem Aibileen und Minny sich mit ihr zusammensetzen, kommt der Stein ins Rollen. The Help nimmt sich für ein solches Drama erstaunlich viel Zeit, die Atmosphäre jener Zeit auferstehen zu lassen, doch die Laufzeit von beinahe zweieinhalb Stunden fällt überraschenderweise kaum auf. Es finden sich immer wieder Momente, die einem aus anderen Erzählungen jener Zeit bekannt vorkommen, gleichwohl sie immer noch betroffen machen. Doch insbesondere die Unterhaltungen von Aibileen und Minny sorgen zusammen mit der unbeschwerten Celia Foote für heitere Augenblicke. Dass ausgerechnet Jessica Chastain eine der schwierigsten Momente zufällt, ist in der Tat überraschend. Es spricht ebenso für das Skript wie die Romanvorlage von Kathryn Stockett, dass kaum eine der über einem Dutzend Figuren vergessen wird.
Wodurch es Tate Taylor letztlich gelingt, einen sehr sehenswerten Beitrag zu dem ebenso wichtigen wie schwierigen Thema beizusteuern, ist seine erlesene Besetzung. Viola Davis veredelt zwar ohnehin jede Produktion, in der sie mitwirkt, doch eine solche Hauptrolle fordert die ausstrahlungsstarke Darstellerin auf eine packende Weise. Nicht minder gelungen unterstützt wird sie von der hierfür mit dem Oscar geehrten Octavia Spencer, deren vielleicht kraftvollster Moment gar nicht im Film, sondern nur als gelöschte Szenen auf der Heimvideoveröffentlichung zu sehen ist. Sie werden von Bryce Dallas Howard in einer ungewohnten Rolle ergänzt, die hierfür ebenfalls eine Auszeichnung, oder zumindest Oscarnominierung verdient hätte.
Getragen von starken Frauen zählt The Help zu den besten Beiträgen jenes Themas, der sich jedoch an ein anspruchsvolles Publikum richtet. Dieses sollte in der Lage sein, den vielen Figuren zu folgen und vor allem, sich emotional ansprechen zu lassen. Dies geschieht mitunter in Situationen, in denen man es am wenigsten erwarten würde.
Fazit:
Es gibt viele sehenswerte Beiträge zum Thema Ungleichbehandlung von Farbigen in den Südstaaten zur Mitte des letzten Jahrhunderts. Doch das macht The Help weder weniger wichtig, noch weniger aktuell. Der Ansatzpunkt, das Geschehen aus der Sicht der Dienstmädchen zu zeigen nimmt dem Heile-Welt-Klischee, das man mit diesem Anblick meist verbindet, die Unbeschwertheit und trifft dabei ebenso sehr bekannte wie ungewohnte Aussagen. Auch dass die weißen Familien nicht grundsätzlich verteufelt werden, macht das Gezeigte greifbar.
Wovon Tate Taylors Film am meisten lebt ist seine eindrucksvolle, charismatische und gleichzeitig facettenreiche Besetzung. Nicht nur, dass sie viele verschiedene Aspekte jener Zeit zum Ausdruck bringen, sie bewahren die einzelnen Szenen davor, in Klischees abzudriften. Kraftvoll zum Leben erweckt, erstaunlich kurzweilig und doch überzeugend ausbalanciert, berührt The Help, wenn man am wenigsten damit rechnet.