The Fog - Nebel des Grauens [1980]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 03. Januar 2009
Genre: Horror

Originaltitel: John Carpenter's The Fog
Laufzeit: 89 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1980
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: John Carpenter
Musik: John Carpenter
Darsteller: Adrienne Barbeau, Jamie Lee Curtis, Tom Atkins, Janet Leigh, Hal Holbrook, John Houseman, James Canning, Charles Cyphers, Nancy Kyes, Ty Mitchell


Kurzinhalt:
100 Jahre ist es her, dass ein seltsamer Nebel ein grauenvolles Verbrechen vertuschte in Antonio Bay. Doch dieses Geheimnis ging mit der Zeit verloren. Nun jedoch zieht ein mysteriöser Nebel auf, begleitet von unheimlichen Vorgängen in dem Küstenort, der sein hundertjähriges Bestehen feiert.
Die Radiomoderatorin Stevie Wayne (Adrienne Barbeau) beobachtet von ihrem Leuchtturm aus, wie der Nebel Antonio Bay einnimmt und hört am Telefon mit, wie immer wieder Menschen ums Leben kommen. Sie ist wie Nick Castle (Tom Atkins) und die auf der Durchreise befindliche Elizabeth Solley (Jamie Lee Curtis) weder in der Lage das Geschehen zu erklären, noch es aufzuhalten.
Einzig der Priester Malone (Hal Holbrook) hat Hinweise zu den Hintergründen. Doch selbst wenn er sie versteht, kann er verhindern, welcher Blutzoll von den Anwohnern des Ortes verlangt wird?


Kritik:
Kaum ein Name war in den 1970er und 80er Jahren so sehr mit dem Horrorgenre verknüpft wie John Carpenter, das spiegelt sich heute spätestens in der Reihe der Remakes wieder, die überall aus dem Boden sprießen. Minimalistisches Produktionsdesign mit effektvollen, Furcht einflößenden Szenarien zeichneten seine Werke aus. Darunter unter anderem den Genre prägenden Halloween - Die Nacht des Grauens [1978] oder den ebenso bedrückenden Assault - Anschlag bei Nacht [1976]. The Fog reiht sich hier nahtlos ein, auch wenn der Film weit weniger in Erinnerung geblieben ist, als andere de Regisseurs.

Für das Skript war Carpenter einmal mehr selbst verantwortlich, zusammen mit Produzentin Debra Hill. Die sehr bekannt erscheinende Geschichte lebt dabei wie so oft von all jenen Dingen, die man als Zuschauer nicht zu sehen bekommt. Was es mit dem Fluch von Antonio Bay auf sich hat, inwiefern die Wesen im Nebel mit den Stadtgründern in Verbindung standen und weswegen sie ausgerechnet 100 Jahre nach der Tat Rache nehmen wollen, wird dabei erst stückweise im Film geklärt.
Insofern ist es schade, wenn man sich vielerorts die Inhaltsbeschreibungen zu The Fog durchliest und dort die ganze Auflösung verraten wird. Ohne Frage gestaltet sich das Drehbuch nicht preisverdächtig und es sind weniger die Szenen selbst, als wie der Regisseur sie umsetzt, was einen als Zuschauer letztlich fesselt, doch kann man so immerhin ein wenig die Spannung erhalten.
Und das gelingt den Autoren dank eines sehr atmosphärischen Settings ganz gut. Wirkliche Überraschungen sind allerdings sehr wenige zu erwarten.

Die Darsteller, darunter auch die erst mit Halloween entdeckte "Scream-Queen" Jamie Lee Curtis, tun ihr übriges, um die Gruselgeschichte um Antonio Bay zum Leben zu erwecken. Auch wenn sowohl Curtis wie der routiniert agierende Tom Atkins nur sehr wenig gefordert sind. Man könnte beinahe behaupten, sie laufen der Geschichte regelrecht davon.
Anders hingegen Adrienne Barbeau, die übrigens keine gemeinsame Szene mit Curtis absolvieren darf. Sie ist die meiste Zeit allein vor der Kamera zu sehen und muss durch ihre Mimik und ihr Spiel die Zuschauer für sich gewinnen. Dank ihrer natürlichen Ausstrahlung und einer packenden, aber nicht übertrieben wirkenden Darbietung gelingt ihr das auch gekonnt und es verwundert etwas, dass sie inzwischen leider kaum noch auf der großen Leinwand vertreten ist.
Von den übrigen Darstellern, darunter auch der 2004 verstorbenen Janet Leigh (im Übrigen Jamie Lee Curtis leibliche Mutter), ist nicht allzu viel zu sehen. Allenfalls Hal Holbrook ist noch einigermaßen gefordert und macht seine Sache gewohnt gut. Dabei wurde er nur in die Besetzung aufgenommen, weil Carpenters Wunschkandidat Christopher Lee nicht zur Verfügung stand.
Auch wenn die Geschichte keine allzu großen Ansprüche an die Beteiligten stellt, sie alle machen ihre Sache gut und sorgen dafür, dass The Fog nicht wie manche Horrorfilme dieser Art lächerlich oder überzogen wirkt.

Handwerklich überrascht an Carpenters Umsetzung vorweg bereits, dass The Fog - Nebel des Grauens trotz des kleinen Budgets im kostspieligeren Breitbildformat Panavision gedreht wurde. Dies zwar hauptsächlich laut Regisseur, um dem Film jenes bekannte Aussehen von Low-budget-Horrorfilmen zu nehmen, doch ihm gelingt dadurch eine mitunter durchaus bedrückende Optik.
Dank der gelungenen, wenn auch mitunter offensichtlichen Effekte, der beunruhigenden Kostüme der Eindringlinge und des gut abgepassten Schnitts erreicht John Carpenter bereits schon beim Prolog eine gruselige Atmosphäre, die dem Film auch bis zum Schluss anhaftet.
Dass manche Sequenzen erst bei Nachdrehs entstanden, weil der Film bei Testvorführungen als zu wenig Furcht einflößend bewertet wurde und allein schon wegen der geringen Laufzeit von unter eineinhalb Stunden neue Szenen hinzugefügt werden mussten, bemerkt man beim Anschauen nicht. Im Gegenteil, obwohl The Fog nicht so schockiert wie beispielsweise Halloween, hilft die tadellose Inszenierung, über jene Mängel hinweg zu sehen.

Wie so oft bei Carpenters Filmen ist er auch diesmal selbst für die musikalische Untermalung verantwortlich, die erneut durch ein sehr eingängiges Thema überzeugt und ansonsten mit rhythmischen und sehr atmosphärischen Melodien die richtige Stimmung erzeugt.
Dass über die Musik wie so oft Schockmomente erzeugt werden, stört insofern nicht, als dass dies nicht wie mancherorts übermäßig oft eingesetzt wird. Umgesetzt von Komponist Dan Wyman mutet der Score aus heutiger Sicht sicherlich etwas altertümlich an und reicht auch in keinsterweise an das kongeniale Thema zu Halloween heran, bei dem auch 30 Jahre nach der ersten Filmvorführung heute noch die Nackenhaare zu Berge stehen, aber es gestaltet sich überraschend melodisch und fügt sich in den Film erstklassig ein.

The Fog ist ohne Frage kein Horrorschocker im klassischen Sinne und zählt in dem Sinne auch nicht zu John Carpenters besten drei Filmen. Mit Das Ding aus einer anderen Welt [1982] oder Die Klapperschlange [1981] hat der Filmemacher später einfach noch bessere Werke nachgelegt, die in einem Atemzug mit Klassikern wie Halloween und Assault genannt werden. Doch hat die Gruselgeschichte schon deswegen eine Existenzberechtigung, weil sie eben genau das darstellt: eine moderne Form der altbekannten Geistergeschichte. Sicherlich richtet diese sich nicht an Kinder und hätte auch besser umgesetzt sein können, doch aus der Vorlage war mit dem Budget nicht wirklich mehr zu holen.
Dass Geld in diesem Bezug keine Rolle spielt sieht man spätestens daran, wie The Fog - Nebel des Grauens [2005], das genau 25 Jahre nach dem Original entstandene Remake bei Kritikern und Zuschauern durchfiel. Wie viele von John Carpenters Klassiker, deren Remakes regelmäßig durch die Kinos geistern.


Fazit:
Seien es nun Piraten oder Geister verschollener Seemänner, Geistergeschichten über Geisterschiffe und unheimliche Wesen auf See jagen den wenigsten Zuschauern heutzutage Angst ein. Schon deshalb gestaltet John Carpenter seinen Film clever. Angst macht in The Fog, was man nicht zu sehen bekommt. Statt auf schnelle Schnitte oder actionreiche Sequenzen setzt er mit einem betont langsamen Erzähltempo auf einen langsamen Spannungsaufbau.
Dass die Auflösung nicht ganz hält, was man sich davon verspricht, ist zwar schade. Doch letztendlich zählt, wie beunruhigt man sich auf dem Weg dorthin gegruselt hat. Und dank der unheimlichen Atmosphäre, der gut gelaunten Darsteller und der beunruhigenden Musik gelingt dies den Machern sehr gut.
Weniger Horrorschocker wie Gruselfilm überzeugt The Fog ein darauf eingestelltes Publikum abseits der heute leider üblichen Folterszenarien. Zum Glück.