The Beekeeper [2024]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 10. Januar 2024
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: The Beekeeper
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 18 Jahren

Regie: David Ayer
Musik: Jared Michael Fry, David Sardy
Besetzung: Jason Statham, Emmy Raver-Lampman, Josh Hutcherson, Bobby Naderi, Phylicia Rashad, Jeremy Irons, Jemma Redgrave, David Witts, Minnie Driver, Michael Epp, Taylor James, Don Gilet, Sophia Feliciano


Kurzinhalt:

Adam Clays (Jason Statham) einzige Beschäftigung und Leidenschaft ist die Bienenzucht. Den Honig gewinnt er in der Scheune von Eloise Parker (Phylicia Rashad), einer pensionierten Lehrerin, die ebenso zurückgezogen und allein lebt wie er. Dass sie sich um ihn kümmert, berührt ihn mehr, als er sich eingestehen mag. Doch dann wird Eloise Opfer einer Onlinebetrugsmasche einer Firma, die tagtäglich zahlreiche Menschen um all ihr Erspartes bringt. So kehrt Adam in ein Leben zurück, dem er an sich bereits lange den Rücken gekehrt hat, denn er war ein „Beekeeper“, Teil einer Geheimorganisation, der es abseits von Recht und Gesetz aufgetragen ist, für Ordnung zu sorgen. Eloises Tochter Verona (Emmy Raver-Lampman), selbst FBI-Agentin findet bald heraus, dass die Spur der Zerstörung, auf die sie aufmerksam wird, von Adam stammen muss, der weiter dem Geldfluss folgt. Denn verantwortlich für die unvorstellbar große Betrugsmaschinerie ist Derek Danforth (Josh Hutcherson), der wiederum in die höchsten Kreise vernetzt ist. Als der Leiter der Sicherheitsabteilung Wallace Westwyld (Jeremy Irons) erfährt, dass Derek ins Visier eines Beekeepers geraten ist, mobilisiert er eine ganze Privatarmee, wohl wissend, dass sie Clay kaum wird aufhalten können …


Kritik:
Fans brachialer Jason Statham-Action kommen bei The Beekeeper auf ihre Kosten. Doch abseits des Hauptdarstellers entpuppt sich David Ayers gleichermaßen generischer wie gerade deshalb viel versprechender Thriller als wechselnd belanglos und grausig. Nicht auf Grund der handwerklichen Umsetzung, die einen weiteren Pluspunkt darstellt, sondern weil man das Gefühl nicht loswird, als wäre die Drehbuchvorlage von einer pubertierenden Künstlichen Intelligenz geschrieben worden.

Der schweigsame und zurückgezogen lebende Adam Clay züchtet Bienen und lässt keine Gelegenheit aus, bei den wenigen Gesprächen, die er mit anderen führt, auf das Leben und Wirken der in einem Bienenstock um die Königin organisierten Insekten hinzuweisen. In einer Scheune der pensionierten Lehrerin Eloise Parker gewinnt er den Honig der Bienenvölker, die er auf ihrem Anwesen züchtet. Dabei ist Clay auch in anderem Sinne ein „Beekeeper“, denn er ist Teil einer so benannten und niemandem unterstellten Geheimorganisation, deren einziges Ziel es ist, die Ordnung im Bienenstaat der Gesellschaft aufrecht zu erhalten und Unrecht zu beseitigen. Als Eloise Opfer eines Phishingangriffs wird, bei dem sie all ihr Erspartes sowie das Vermögen einer Stiftung, die sie verwaltet, an über das Internet agierende Betrüger verliert, sieht sie keinen Ausweg. Clay nimmt sich der Sache an und begibt sich auf einen erbarmungslosen Feldzug, die Verantwortlichen hinter dem Betrugsgebilde zur Rechenschaft zu ziehen, die bis in die höchsten politischen Kreise vernetzt sind.

Das klingt im Grunde wie viele andere Actionthriller und inhaltlich bietet The Beekeeper nichts, was man nicht bereits gesehen hätte. Dass das wenig originelle Skript um eine Nebenhandlung betreffend Eloises Tochter Verona erweitert wird, die sich als FBI-Agentin an Clays Fersen auf seinem kompromisslosen Feldzug heftet, ist ebenfalls wenig originell. Unerwartet ist, wie wenig das von Kurt Wimmer (Equilibrium - Killer of Emotions [2002]) verfasste Skript auch nur darum bemüht scheint, als Figuren Menschen aus Fleisch und Blut zu präsentieren. Erleidet Verona einen unermesslichen Verlust, ist sie weder ergriffen, noch fassungslos. Schon einen Moment später hat sie wieder einen lockeren Spruch auf den Lippen und Schurken jeden Alters in der Geschichte werfen mit Dialogen um sich, als würde man jugendlichem Imponiergehabe zuhören. Dabei muss man auch akzeptieren, dass sich Halbstarke wie der für ein betrügerisches Call Center verantwortliche Garnett mit einem bis an die Zähne bewaffneten Schlägertrupp umgeben.

Inhaltlich ergibt The Beekeeper keinen großen Sinn, wobei der Story zugute zu halten ist, dass Clay darum bemüht ist, Zivilisten und rechtschaffene Einsatzkräfte aus dem Kreuzfeuer herauszuhalten, was den geradezu abstrusen Auftritt einer anderen Beekeeperin nur umso unpassender erscheinen lässt, ist sie doch gerade darauf aus, möglichst viel in Schutt und Asche zu legen. Es ist ein Moment, in dem es so scheint, als wollte David Ayer die John Wick-Filme nachahmen und tatsächlich präsentiert er eine so geheime Geheimorganisation nebst mit altertümlichen Computern operierendem Kommandozentrum und eigenem Kodex, dass dennoch die meisten Personen bereits davon gehört zu haben scheinen. Der Abschnitt soll wohl die Tür für ein eigenes erzählerisches Universum öffnen, doch er unterstreicht lediglich, wie hemmungslos und teils überaus ungelenk sich der Actionfilm bei sämtlichen Genrevertretern bedient.

Das heißt nicht, dass man Jason Statham nicht gern dabei zusieht, wie er in der für ihn bekannten Manier wenig zimperlich unaufhaltsam die Schurken vor sich hertreibt. Dass es Betrügerinnen und Betrüger trifft, die mitunter die Schwächsten der Gesellschaft ausbeuten, macht es noch einfacher, sich auf seine Seite zu stellen, selbst wenn man über ihn als Figur ebensowenig erfährt wie über sämtliche andere. An einer solchen Charakterbildung ist Regisseur Ayer nicht interessiert und dank Stathams rauer Stimme reicht es aus, wenn dieser sagt, dass sich außer Eloise noch nie jemand um ihn gekümmert hat, dass man ein Bild vor Augen hat, was für ein unbarmherziges Leben er wohl geführt hat. Dass der Darsteller in der deutschen Synchronfassung von Thomas Nero Wolff gesprochen wird, ist umso mehr ein Gewinn, da vor allem die Nebenfiguren der Bösewichte mitunter geradezu grausig synchronisiert sind. Sieht man darüber ebenso hinweg wie über die geradezu aufdringlichen Bienenzuchtreferenzen, die auf verkrampfte Art und Weise eine Mythologie etablieren sollen, kann man sich von der kompetent in Szene gesetzten und eindeutig an Erwachsene gerichteten Action durchaus unterhalten lassen. Doch The Beekeeper hätte nicht nur mehr sein können, sondern wollte das augenscheinlich auch. Vor der Kamera ist alles versammelt, um ihn zu einem soliden Genrefilm zu machen. Hätten die Verantwortlichen doch nur ein Drehbuch in die Hand bekommen, das den Aufwand auch rechtfertigen würde.


Fazit:
Vom Vorspann, der die Bienenzucht mit historischen Bildern und Auszügen aus Textbüchern dem Publikum nahebringen will, bis hin zu allen möglichen Anekdoten um die sechsbeinigen Honigsammler, ist Filmemacher David Ayer geradezu versessen darauf, seinen Thriller in ein filmisches Universum einzubetten. Vor allem dank Jason Statham könnte das gelingen, denn ihm dabei zuzusehen, wie er das Call Center der Betrüger dem Erdboden gleich- oder sich aufmacht, die Hintermänner zu finden, ist durchaus unterhaltsam. Aber nicht nur Nebencharaktere wie Jeremy Irons oder Minnie Driver sind völlig unterfordert, selbst der eigentliche Bösewicht Josh Hutcherson wirkt beinahe gelangweilt. Viele Figuren stellen sich selbst oder andere in einem Monolog aus Exposition vor und vor allem die Schurken erscheinen durch ihr pubertierendes Verhalten wie eine Karikatur. Handwerklich kompetent umgesetzt, sind vor allem die Action und die Zweikämpfe solide inszeniert, selbst wenn es lange dauert, bis Adam Clay nicht als unverwundbarer Superheld vom Platz geht. Doch inhaltlich bleibt das dürftig wie vorhersehbar und mit solch furchtbaren Dialogen gespickt, dass es nur hilft, den Verstand vor dem Vorspann bei der Garderobe abzugeben. Als sinnfreie, brutale Unterhaltung bietet The Beekeeper genau das. In Anbetracht der Beteiligten ist der Film dennoch völlig verschenkt.