Terminator 2 – Tag der Abrechnung (Langfassung) [1991]
Wertung: |
Kritik von Lars Adrian |
Hinzugefügt am 14. Februar 2009
Genre: Action / Science Fiction / Thriller
Originaltitel: Terminator 2: Judgment Day
Laufzeit: 153 min.
Produktionsland: USA / Frankreich
Produktionsjahr: 1991
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: James Cameron
Musik: Brad Fiedel
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Linda Hamilton, Edward Furlong, Robert Patrick, Earl Boen, Joe Morton
Kurzinhalt:
Erinnern wir uns: Im Jahr 2029 wird die Erde nach einer am 29. August 1997 von dem taktischen Abwehrsystem Skynet ausgelösten nuklearen Katastrophe von intelligenten Maschinen beherrscht, die die wenigen überlebenden Menschen entweder töten oder versklaven. Doch unter der Führung des charismatischen John Connor (Michael Edwards) gelingt es der menschlichen Résistance, einen entscheidenden Sieg gegen die Unterdrücker zu erringen. Die Maschinen ersinnen daraufhin einen teuflischen Plan: Sie schicken einen Cyborg mit übermenschlichen Kräften durch die Zeit in das Jahr 1984 zurück: den Terminator (Arnold Schwarzenegger)! Er hat den Auftrag, Sarah Connor (Linda Hamilton), die Mutter Johns zu töten, noch bevor dieser geboren wird. Die Résistance kann ebenfalls einen Soldaten, Kyle Reese (Michael Biehn), in die Vergangenheit senden, der Sarah beschützen soll, und letztendlich sogar der Vater von John Connor werden wird. Der Terminator scheitert und wird zerstört; Sarah bringt ihren Sohn zur Welt und lehrt ihn, sich auf die unheilvolle Zukunft vorzubereiten.
Zehn Jahre später kommt im Jahr 1994 erneut ein Terminator (Robert Patrick) aus der Zukunft in Los Angeles an. Aber diesmal ein weiter fortgeschrittenes Modell, der T-1000. Bestehend aus einer besonderen Metall-Legierung ist es ihm möglich, jede Gestalt anzunehmen, die das gleiche Volumen wie er selbst besitzt. Er soll den nunmehr neun Jahre alten John Connor (Edward Furlong) selbst töten, während dieser noch ein Kind ist, und sich seine Mutter Sarah in einer Heilanstalt für psychisch Kranke unter der Obhut von Dr. Peter Silberman (Earl Boen) befindet. Sarah spürt, dass John in großer Gefahr ist; gleichzetig reift in ihr der Gedanke, dass der Krieg gegen die Maschinen vielleicht verhindert werden kann, und sie die Initiative ergreifen muss. Währenddessen arbeitet Wissenschaftler Miles Dyson (Joe Morton) für die Cyberdyne Systems Corporation mit Hochdruck an den Grundlagen für einen neuartigen Mikro-Chip, der nur wenige Jahre später zur Entwicklung und Inbetriebnahme für Skynet führen wird.
Ein weiterer Terminator (ebenfalls Arnold Schwarzenegger) reist durch die Zeit, Modell 101 der älteren Serie T-800. Seine Mission ist es, John zu beschützen und den T-1000 auszuschalten. Doch obwohl der Original-Terminator mit unvorstellbarer Kraft ausgestattet ist, kann er gegen den übermächtigen T-1000 kaum etwas ausrichten.
Die Frage ist nur, welcher von beiden John zuerst finden wird. Einmal mehr hängt das Überleben der gesamten Menschheit davon ab.
Kritik:
"I'll be back." ("Ich komme wieder.") Selbst weniger filmkundige Leute bringen dieses Zitat automatisch mit Arnold Schwarzenegger in Verbindung. Und in der Tat: Ungefähr sieben Jahre nach dem durchschlagenden Erfolg des mit relativ bescheidenem Budget entstandenen Science-Fiction-Action-Thrillers Terminator, in dem Schwarzenegger den berühmten Satz erstmals sagen durfte, bewahrheitete sich die Aussage auch in Bezug auf die gesamte Terminator-Saga und Terminator 2 – Tag der der Abrechnung startete 1991 weltweit in den Kinos.
Im Laufe der Zeit, die zwischen dem ersten und zweiten Teil verging, bekundeten sowohl Cameron, als auch Schwarzenegger und Linda Hamilton häufig Interesse an einer Fortsetzung; dass es dennoch für Hollywood-Verhältnisse relativ lange ging, bis mit den Vorbereitungen für Terminator 2 begonnen werden konnte, lag einerseits an einem Rechtsstreit zwischen Cameron und dem Science-Fiction-Autor Harlan Ellison (Näheres hierzu können Sie unter der Kritik zu Terminator lesen) und andererseits an Camerons vollem Terminplan. Er drehte zwischen 1985 und 1990 zwar nur zwei Filme (Aliens – Die Rückkehr [1986] und Abyss – Abgrund des Todes [1989]), doch diese waren logistisch und organisatorisch äußerst aufreibend.
Terminator 2 ist dabei überraschenderweise dem grandiosen Vorgänger in allen Belangen mindestens ebenbürtig, ja in manchen Bereichen bietet er sogar noch eine Steigerung. Der Film stellt somit den seltenen Fall dar, in dem die Fortsetzung das Original sogar noch toppt.
Wer die obige Inhaltsangabe liest, kommt nicht umhin, einige Parallelen zur Geschichte des ersten Teiles zu erkennen: Während in Teil 1 Sarah das Ziel eines Terminators war, soll nun John getötet werden. Aber während im ersten Teil die Flucht Sarahs und Kyles vor dem Terminator im Mittelpunkt stand, die Menschen mit Geburt und Überleben von John Connor eine Chance im Krieg gegen die Maschinen bekommen sollten, und notwendige Hintergrundinformationen knapp und bündig in die Dialoge verpackt wurden, verschieben die Drehbuch-Autoren James Cameron und William Wisher hier die Perspektive, denn nun soll der zukünftige Krieg von vornherein verhindert werden. Mit Terminator 2 gelingt es ihnen, der Story merklich Tiefgang und Komplexität zu verleihen und gleichzeitig die Ausgangslage am Ende des ersten Teiles konsequent weiter zu spinnen.
Sarah wird in einer psychiatrischen Anstalt gefangen gehalten, weil sie mutmaßlich terroristische Angriffe auf Cyberdyne verübt hat und ihr niemand die Geschichte einer von Maschinen beherrschten Zukunft glaubt. Dies führte zu einem Mutter-Sohn-Konflikt, da Johns gesamtes Weltbild schon in Jungen Jahren zerbrach, und er als krimineller Minderjähriger, der bei Pflegeeltern aufwächst, nun eine verkorkste Kindheit erlebt. Miles Dyson stellt sich als ambitionierter Wissenschaftler und liebender Familien-Vater heraus – und eben nicht als der skrupellose Kriegsgewinnler, der den üblichen Klischees entsprechen würde.
Kleine Verweise stärken zudem den inneren Zusammenhalt zwischen den beiden Filmen und bieten Fans tolle Anspielungen: So bekommt Polizei-Psychologe Dr. Silberman eine größere Rolle zugeschrieben; ein Chip und ein Terminator-Arm, die in der Fabrik am Ende des ersten Teils offenbar übrig geblieben waren, sind nun für den zweiten Teil von entscheidender Bedeutung; oder es werden Fotos gezeigt, die während des Überfalls des Terminators auf das Polizei-Revier im ersten Film aufgenommen wurden, und man erfährt, dass damals 17 Polizei-Beamte ihr Leben verloren haben.
Der wahre Coup des Filmes ist sicherlich die Neudefinition des von Arnold Schwarzenegger gespielten T-800-Terminators, der John versprechen muss, keinen Menschen zu töten. Dadurch ergeben sich nicht nur einige unerwartet humorvolle Momente, sondern es wird zusätzlich Spannung erzeugt, wie die Tötungsmaschine denn seine Ziele erreicht, ohne zum ultimativen Mittel greifen zu dürfen.
Obwohl das Werk in einem eigentlich gewalttätigen und Action-betonten Genre angesiedelt ist, besitzen die Autoren den Mut, Terminator 2 eine durchaus positive Zukunftsvision und zutiefst humanistische Aussage zu geben: Der Mensch kann sein Leben selbst in die Hand nehmen und sein Schicksal selbst bestimmen und zu etwas Guten führen – gegen alle Widerstände. Er darf nur die moralischen Grundwerte nicht verraten. In einer Zeit, in der nihilistische Selbstjustiz-Machwerke wie Pilze aus dem Boden schießen, ist dies eine wirklich zuversichtlich stimmende Utopie.
Es verwundert in diesem Zusammenhang nicht, dass Cameron ganz bewusst darauf geachtet hat, dass John zwar Schusswaffen in die Hand nimmt und auch Munition nachlädt, in keinem Moment jedoch selbst eine Waffe abfeuert. James Cameron fand es schlicht unverantwortlich, ein Kind zu zeigen, dass den Abzug einer Waffe betätigt.
Bei der Besetzung überließen die Macher nichts dem Zufall. Wo immer es ging, wurden die gleichen Darsteller verpflichtet, die den Rollen schon sieben Jahre zuvor Leben eingehaucht hatten.
Arnold Schwarzenegger verkörpert den T-800 geradezu perfekt; schon seine physische Präsenz genügt, um zumindest den menschlichen Gegnern Respekt einzuflößen. Schwarzenegger nimmt man es problemlos ab, dass er eine Mini-Kanone allein tragen und bedienen kann, für die eigentlich sonst mindestens zwei Personen notwendig wären, oder dass er ein Gewehr mit nur einer Hand nachzuladen vermag – während er gleichzeitig ein Motorrad steuert! Der Schauspieler wusste wohl schon 1990, dass der Terminator die Rolle ist, mit der er sein Leben lang identifziert werden würde. Dafür – und für eine Gage von schätzungsweise rund 15 Millionen Dollar – nahm er sicher gerne in Kauf, an manchen Tagen bis zu zehn Stunden (fünf Stunden vor Beginn und fünf Stunden nach Abschluss der Dreharbeiten) in der Maske zu sitzen und das Make-Up für ein zerstörtes Gesicht anbringen zu lassen.
Nicht minder beeindruckend ist die Leistung von Robert Patrick, der mit seinem Einstand im Terminator-Universum erstmals einem größeren Publikum auffiel und später eine Hauptrolle in den letzten Staffeln von Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI [1993-2002] landete. Patricks Interpretation des T-1000 kommt der ursprünglichen Vision Camerons von einem unscheinbaren, infiltrierenden Terminator vermutlich näher, als es Schwarzenegger mit seiner durchtrainierten Bodybuilder-Figur konnte. Seiner körperlichen Disziplin – zum Bespiel, wenn der T-1000 selbst in schnellem Sprint nicht zu atmen scheint, oder beim Abfeuern von Schüssen kein einziges Mal blinzelt – und der Tatsache, dass seine Mimik keinerlei Gefühlsregung verrät, sind es zu verdanken, dass der Zuschauer das Gefühl hat, sein Charakter könnte für den offenbar körperlich überlegenen T-800 tatsächlich eine Bedrohung darstellen.
Linda Hamiltons Sarah Connor ist der schauspielerische und emotionale Mittelpunkt der Geschichte. Bereits Hamiltons erster Auftritt in Terminator 2 macht deutlich, dass wir es hier mit einer veränderten Sarah gegenüber dem ersten Teil zu tun haben: Ihr ungeschminktes Gesicht verrät die Sorgen und Entbehrungen, die Sarah erdulden musste, um Ihren Sohn auf dessen wichtige zukünftige Aufgabe vorzubereiten, und ihr durchtrainierter Körper lässt erkennen, dass es sich um eine starke, resolute Frau handelt, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen kann. Inhaltlich arbeitet Cameron dies dadurch heraus, dass Sarahs Ausbruch aus der Anstalt sehr wohl auch ohne das Eingreifen durch John und den T-800 von Erfolg gekrönt wäre. Sarah wird erst dann vom Wachpersonal überwältigt, als sie aus Angst vor dem Terminator wieder zurückweicht. Linda Hamilton bereitete sich intensiv auf die Rückkehr in ihre Rolle vor – nicht nur durch Muskelaufbau- und Konditionstraining, sondern auch durch umfangreiche Schulung im Umgang mit Schusswaffen und wie man mit einer Büroklammer tatsächlich ein Sicherheitsschloss knacken kann. Hamiltons Sarah Connor erinnert in vielerlei Hinsicht an einen anderen starken Frauen-Charakter aus einem James-Cameron-Film: Ellen Ripley in Aliens – Die Rückkehr. Sigourney Weaver wurde seinerzeit für jene Rolle für den Oscar nominiert, und James Cameron versuchte leider vergeblich, auch eine Nominierung Linda Hamiltons für ihre Leistung in Terminator 2 zu erreichen.
Edward Furlong, der ursprünglich keinerlei Ambitionen hatte, Schauspieler zu sein, wurde von der Besetzungsagentin Mali Finn zufällig entdeckt und war zu Beginn der Dreharbeiten gerade einmal 13 Jahre alt. Furlong ist ein Naturtalent und er kann mit seinem natürlichen Spiel ohne Schwierigkeiten neben den Darsteller-Profis Linda Hamilton und Arnold Schwarzenegger bestehen, so dass die wichtige Chemie zwischen den dreien sofort stimmt. Da Furlong während der mehrere Monate umfassenden Dreharbeiten in den Stimmbruch kam, mussten zahlreiche seiner zu Beginn gedrehten Szenen später im Studio noch einmal von ihm nachsynchronsiert werden, damit die Zuschauer keine Veränderung an der Stimme mehr wahrnehmen konnten. Es ist schade, dass Furlong nach der Arbeit an Terminator 2 eine größere Schauspiel-Karriere verwehrt blieb; lediglich in dem aufwühlenden Drama American History X [1998] dürfte ein breiteres Kino-Publikum von ihm Kenntnis genommen haben.
Einer der Lieblingscharaktere im Terminator-Universum ist Sarahs Psychologe Dr. Peter Silberman, erneut gespielt von Earl Boen. Im Vergleich zum ersten Teil wurde die Rolle massiv erweitert und sie dient dazu, Sarahs Entwicklung zu erklären, sorgt andererseits aber auch für etwas auflockernde Ironie in der ansonsten weitgehend ernsten Geschichte. Boen hat sichtlich Spaß an seinem Charakter und er erfüllt ihn mit der notwendigen Tiefe. Trotz seiner bisweilen zynischen Kommentare glaubt man dennoch, dass Silberman letzten Endes Sarah wirklich helfen will.
Erwähnenswert sind darüber hinaus noch drei weitere Darsteller: Joe Morton als Miles Dyson hinterlässt einen gewohnt professionellen Eindruck; sein Charakter spielt sicherlich die tragischste Rolle im Film und obwohl der Part nur relativ klein ist, sind die Sympathien des Zuschauers von Anfang an auf seiner Seite. Jenette Goldstein und Xander Berkeley als Johns Pflegeeltern Janelle und Todd Voight haben eigentlich nur zwei Auftritte, doch insbesondere letzterer zählt zu den denkwürdigsten Momenten des Filmes. Goldstein feierte ihr Kino-Debüt in Camerons Aliens als knallharter Private Vasquez, wohingegen Berkeley häufig in Kino und Fernsehen zu sehen ist, meistens allerdings in kleineren Nebenrollen. Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählt die Rolle des George Mason in der zweiten Staffel von Kiefer Sutherlands Erfolgsserie 24 (seit 2001).
Man kann es indes drehen und wenden, wie man will: Mit dem künstlerischen und kommerziellen Erfolg des Filmes – Terminator 2 – Tag der Abrechnung war mit einem weltweiten Einspielergebnis von über einer halben Milliarde US-Dollar der erfolgreichste Film des Jahres 1991 – ist insbesondere ein Name untrennbar verbunden: James Cameron! Mit dem grandiosen Vorgänger legte Cameron den Grundstein für die Fortsetzung und sorgte als Co-Autor und Regisseur für eine entsprechende Umsetzung ganz nach seinen Vorstellungen.
Camerons Inszenierung – zusammen mit den makellosen Arbeiten von Kamera-Mann Adam Greenberg und dem hauptverantwortlichen Cutter Mark Goldblatt (beides Veteranen von Terminator) – geht dabei weit über die übliche Action-Routine hinaus. Jede Kamera-Einstellung, jede Perspektive, jeder Schnitt und jede Zeitlupesind minutiös durchdacht. Wenn John im Abwasser-Kanal auf seinem Moped beispielsweise einem Fahrzeug oder Einkaufswagen ausweicht, passiert der ihn im Truck verfolgende T-1000 genau diese Hindernisse nur eine Einstellung später; oder der Tanklastwagen, der im Finale des Filmes von Beutung sein wird, wird dem Zuschauer schon Minuten zuvor kurz auf der Straße gezeigt. Dadurch wird dem Zuschauer das Gefühl von Einheit und Kontinuität vermittelt, ohne die Illusion auch nur einmal zu durchbrechen – eine Technik, die in krassem Gegensatz zur nervtötenden MTV-Clip-Ästhetik eines Michael Bay mit seinen hektischen Schnitten und permanenter Wackelkamera steht.
Immer wieder setzt Cameron besondere Akzente, die dem Film das gewisse I-Tüpfelchen verleihen: Hier explodiert ein Truck nicht einfach, wenn er mit einem Brückenpfeiler kollidiert; Cameron zeigt zunächst Benzin, das aus dem gerissenen Tank ausläuft, und dann wie ein Funken dieses Bezin entzündet und den Truck explodieren lässt. Die Verwandlung des T-1000 in der Anstalt vom Wächter zurück in die Figur des Polizisten wird nicht durch einen optischen Effekt, sondern lediglich durch Geräusche und eine veränderte Gangart vollzogen. Wenn sich der aus polymimetischen Metall bestehende T-1000 durch Gitterstäbe hindurchbewegt, beibt er kurz mit seiner Pistole an den Stäben hängen, denn diese ist ja kein Teil von ihm. Sarah wird erst dann vom T-1000 im Fahrstuhl verletzt, als sie sich zwischen ihren Schüssen nicht mehr an eine andere Position bewegt. Wenn der T-1000 mit dem Motorrad in das Cyberdyne-Gebäude fährt, streift er zufälligerweise etwas Brennendes, so dass das Schutzblech seines Motorrades ebenfalls kurz brennt. Der Polizei-Truck, mit dem der Terminator, Sarah und John vor dem T-1000 fliehen, überschlägt sich erst, nachdem ein Reifen geplatzt ist. All diese Beispiele sind ein Beleg dafür, dass Cameron auch die Action-Sequenzen konsequent geplant und sorgfältig auf ihren Aufbau geachtet hat.
Dazu gesellen sich immer wieder kleine Anflüge von Humor und Selbstironie: Gleich zu Beginn, nachdem sich der T-800 Kleidung inklusive cooler Sonnenbrille (obwohl es Nacht ist!) besorgt hat, ertönt "Bad To The Bone" von George Thorogood & The Destroyers. Der T-1000 schaut in der Galeria während der ersten Konfrontation mit dem T-800 kurz verwundert auf den silberfarbenen Kopf einer Schaufensterpuppe, als ob er hier einen Kollegen erblicken würde – ein Zusammenhang übrigens, der dem gewöhnlichen Zuschauer erst beim zweiten Anschauen des Filmes bewusst sein dürfte, denn die reine Metall-Form des T-1000 hat er zu dieser Zeit noch gar nicht gesehen. Oder wenn Arnold Schwarzeneggers Terminator lustige Einzeiler wie "Null Problemo" oder "Hasta la vista, Baby" von sich gibt.
Etwas mehr als sechs Jahre später wurde James Cameron (verdientermaßen) mit dem Regie-Oscar für Titanic ausgezeichnet. Es ist schade, dass die Academy of Motion Picture Arts and Sciences seine Arbeit an Terminator 2 nicht ebenfalls zumindest mit einer Nominierung honoriert hat. Es ist schwer, einen Action-Unterhaltungsfilm mit Anspruch abzuliefern, und Cameron schuf hier vielleicht einen der besten aller Zeiten.
Dass Terminator 2 selbst heute noch für die Filmgeschichte von solch großer Bedeutung ist, liegt nicht zuletzt an den für damalige Zeiten bahnbrechenden Spezial-Effekten. Insgesamt kamen acht verschiedene Spezial-Effekt-Studios zum Einsatz, um die großteils realistisch anmutenden Szenarien zum Leben zu erwecken.
Für die Anfangssequenz in der Zukunft, in der die Résistance gegen die Maschinen kämpft, griffen die Macher zum Beispiel wie beim ersten Teil erneut auf "Fantasy II Film Effects" und Rückprojektionstechnik zurück.
"Industrial Light & Magic" (ILM) zeichnete in erster Linie für die digitalen Effekte im Hinblick auf den die Gestalt verändernden T-1000 verantwortlich. Bereits für Camerons Abyss erschufen die Effekte-Künstler mit großem Erfolg eine am Computer erzeugte Gestalt, das Wasser-Tentakel, das sich aus dem Pool erhebt, durch die Unterwasser-Station wandert und später Mary Elizabeth Mastrantonios Gesicht imitiert. Doch für Terminator 2 war die Herausforderung noch erheblich größer. Hätte sich 1989 herausgestellt, dass das Tentakel nicht überzeugend genug aussieht, hätte die komplette Sequenz ohne größeren Schaden aus dem fertigen Film gestrichen werden können. Im Gegensatz dazu hing das Gelingen von Terminator 2 komplett von einem funktionierenden T-1000 ab, und zahlreiche Spezial-Effekte konnten rein konzeptionell auf den altbekannten Wegen nicht umgsetzt werden, mussten also als sogenannte "Computer generated images" (CGI) am Rechner entstehen. Als ILM mit der Arbeit begann, wusste noch niemand, ob Camerons Wünsche überhaupt, geschweigedenn in dem extrem engen Zeitrahmen realisiert werden konnten, zumal ein Großteil der erforderlichen Software von den Spezialisten erst geschrieben werden musste.
Soweit es ging, versuchte der Regisseur deshalb, praktische Effekte am Set oder Miniaturen zu verwenden, und ließ ILM nur solche Einstellungen zukommen, bei denen es keine andere Möglichkeit gab. Aus diesem Grund wurde Stan Winston und seinen Mitarbeitern eine große Verantwortung zuteil. Der im Juni 2008 leider an Krebs gestorbene Stan Winston war in erster Linie für sämtliche Make-Up-Effekte, wie beispielsweise das halbzerfetzte Gesicht des T-800, zuständig, aber auch für die aus dem T-1000 herausgewachsenen Stichwerkzeuge.
Es grenzt an ein Wunder, dass all die verschiedenen Elemente zu einem stimmigen, absolut überzeugenden Ganzen zusammengefügt werden konnten, aber da alle Beteiligten ihr Bestes gaben, wurde Terminator 2 zu einem tricktechnischen Meilenstein der seinesgleichen sucht. So wundert sich der Zuschauer zum Beispiel nicht, wenn ein Hubschrauber-Pilot bereitwillig aus dem sich in einiger Höhe befindenden Hubschrauber aussteigt und in die Tiefe stürzt, nachdem er vom metallenen T-1000 mit dem knappen Satz "Aussteigen" dazu aufgefordert wurde (ohne Frage eine Reminiszenz an eine ähnliche Szene in Teil 1) – wahrscheinlich hätte man es dem Piloten ohne zu zögern gleichgetan. Ob es nun ein sich in tausend Einzelteile zersprengter, wieder zusammensetzender T-1000 oder die beängstigend realistische Vision einer nuklearen Katastrophe sind – T2 wartet mit unvergesslichen Bildern auf, die bahnbrechend und stilprägend für das Filmschaffen im Allgemeinen wurden. Steven Spielberg und Peter Jackson führten in einem Interview vor wenigen Jahren aus, dass es ohne Terminator 2 weder die Dinosaurier aus Jurassic Park [1993], noch die Höhlentrolle aus Der Herr der Ringe [2001-2003] gegeben hätte. Der berühmte Morph-Effekt, beispielsweise, wenn sich ein Gesicht langsam in ein anderes verwandelt, ist mittlerweile in unzähligen Werbespots gang und gäbe, und CGI kommt sogar in TV-Serien mit niedrigem Budget ununterbrochen zum Einsatz.
Während man heutzutage fast ausschließlich kostengünstige Computer-Effekte sieht, stammt T2 noch aus einer prä-digitalen Zeit, in der Filme noch auf einem echten Schneidetisch und nicht dem Rechner montiert wurden. James Cameron hat dabei intuitiv verstanden, dass seine Vision durch eine richtige Mischung verschiedenster Techniken am realistischsten wirkte. Leider fehlt den meisten aktuellen Regisseuren mit wenigen Ausnahmen genau dieses Gespür.
Erstaunlicherweise waren zwei augenscheinlich offensichtliche Spezial-Effekte in Wirklichkeit gar keine: Für die tödliche Begegnung des Wachmanns in der psychiatrischen Anstalt mit seinem vom T-1000 verkörperten Alter Ego wurden die beiden identischen Zwillinge Don und Dan Stanton verpflichtet. Und als der T-1000 während des Showdowns im Stahlwerk Sarahs Gestalt annimmt und letzten Endes dieser gegenübersteht, erklärte sich Linda Hamiltons Zwillingsschwester Leslie Hamilton Gearren bereit, den Produzenten teure optische Effekte zu ersparen. In der Folge wurde Leslie auch in anderen Szenen als Lindas Double eingesetzt.
Austattung und Aufwand von Terminator 2 sind immens; wo immer es ging, führten die Macher Außendrehs durch.
Es verwundert kaum, dass dies der erste Film war, dessen Budget über 100 Millionen US-Dollar betrug, und der Zuschauer sieht schon angesichts des ungeheuren Material-Aufwands, wohin jeder Cent geflossen ist.
Für die musikalische Untermalung des Filmes sorgt wie schon beim Vorgänger Brad Fiedel. Wie zuvor handelt es sich um elektronischen Synthesizer-Musik von eher minimalistischer Natur, ohne den für das Genre typischen Melodien-Bombast voller Pathos. Fiedels Score hält sich im Vergleich zu Terminator ein wenig dezenter im Hintergrund und bietet etwas eingängigere Themen, die die zahlreichen Action-Sequenzen, aber auch die ruhigeren Momente optimal unterstützen. Der Komponist ließ es sich nicht nehmen, Vor- und Abspann durch das grandiose Terminator-Thema zu veredeln, aber die vielleicht bewegendste Interpretation ist die langsam gespielte, getragene Verabschiedung der T-800.
Mit dem Kinostart wurde außerdem das Guns-N'-Roses-Stück "You Could Be Mine" mitvermarket. Der Song taucht kurz im Film auf und wird im Abspann ebenfalls gespielt. Die Tatsache, dass der T-800 seine Waffe vor der ersten Begegnung mit John in einer Schachtel mit Rosen versteckt, könnte man als kleine Anspielung diesbezüglich auffassen.
Dieser Rezension liegt die Langfassung von Terminator 2 – Tag der Abrechnung in der momentan in Deutschland wohl besten Veröffentlichung, der "Ultimate HD-Edition" auf HD-DVD von Kinowelt Home Entertainment, zu Grunde.
Diese Version des Filmes wurde von Regisseur James Cameron um ungefähr 17 Minuten verlängert, und sie enthält sowohl einige neue Sequenzen, als auch Erweiterungen zu bekannten Szenen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang insbesondere eine Vision Sarahs in der psychiatrischen Anstalt, in der sie von Kyle Reese – erneut verköpert von Michael Biehn aus dem ersten Teil – gedrängt wird, Etwas zum Schutz Johns zu unternehmen. Darüber hinaus kann man eine auch tricktechnisch aufwändige Sequenz bestaunen, in der der Schädel des T-800 geöffnet und sein Zentral-Prozessor so umgestellt wird, dass der Terminator neue Erfahrungen abspeichern kann. Nicht zuletzt wird das Privatleben von Miles Dyson näher beleuchtet, und einige zusätzliche Einstellungen während der finalen Konfrontation mit dem T-1000 machen deutlich, dass selbst diese ultimative Tötungsmaschine durchaus Schäden davon getragen hat.
Im Gegensatz zu den Langfassungen von Camerons Aliens – Die Rückkehr oder Abyss – Abgrund des Todes wird durch die neuen Momente die Film-Erfahrung jedoch nicht grundlegend verändert, sondern es werden lediglich weitere Aspekte der Geschichte herausgearbeitet. James Cameron sieht in der Langfassung von Terminator 2 deshalb folgerichtig auch nicht – wie häufig irrtümlich behauptet wird – seinen "Director's Cut" (diesen stellt nachwievor die Kinofassung dar), die "Special Edition" ist für Cameron vielmehr ein Geschenk an die zahlreichen Fans des Filmes, die einfach noch mehr aus dem Terminator-Universum sehen wollten.
Mittlerweile ist T2 auch in Deutschland auf High-Definition-Blu-ray-Disc (einschließlich eines Modells des Terminator-Endoskelett-Kopfes) erschienen. Diese sogenannte "Skynet Edition" enthält erstmals alle drei bekannten Fassungen des Filmes auf einer Disc – also Kinofassung, "Special Edition" (Langfassung) und "Extended Special Edition" (Langfassung einschließlich zweier integrierter nicht-verwendeter Szenen). Im Vergleich zur HD-DVD-Veröffentlichung wirkt das Bild jedoch etwas "weicher" und ein Großteil des auf der HD-DVD enthaltenen vollständigen Bonus-Materials fehlt bedauerlicherweise.
Fazit:
Terminator 2 hat Alles, was einen großen Unterhaltungsfilm auszeichnet: Eine mitreißende, spannende Geschichte, dezent eingesetzter Humor, unter dem niemals die Atmosphäre leidet, phänomenale Action mit waghalsigen und faszinierend durchchoreographierten Stunts, bahnbrechende Spezial-Effekte, charismatische, bestens aufgelegte Darsteller und eine optimistische Botschaft.
Gleichzeitig erweist sich T2 als eines der besten Sequels aller Zeiten; die im ersten Teil begonnene Reise wird konsequent weitererzählt, um neue Facetten bereichert und zu einem stimmigen und keine Wünsche oder Fragen offen lassenden Abschluss geführt.
James Cameron lieferte als hauptverantwortlicher Autor und alle Fäden in der Hand haltender Regisseur einen makel- und zeitlosen Science-Fiction-Action-Thriller ab, der als Meisterwerk in die Filmgeschichte einging und vielleicht sein bislang bestes Werk darstellt. Für viele Filmliebhaber, mich eingeschlossen, ist Terminator 2 schlicht perfekt, nicht mehr und nicht weniger!