Terminator – Die Erlösung [2009]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. Juni 2009
Genre: Action / Science Fiction

Originaltitel: Terminator Salvation
Laufzeit: 115 min.
Produktionsland: USA / Deutschland / Großbritannien / Italien
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: McG
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Christian Bale, Sam Worthington, Moon Bloodgood, Helena Bonham Carter, Anton Yelchin, Jadagrace, Bryce Dallas Howard, Common, Jane Alexander, Michael Ironside, Ivan G'Vera


Kurzinhalt:
Im Jahr 2018 kämpfen die Überlebenden des dritten Weltkrieges gegen ein Heer von Maschinen. Kontrolliert werden sie von Skynet, jenem Computerprogramm, das vor Jahren den Weltkrieg auslöste, um sich gegen die Menschheit zu wehren. John Connor (Christian Bale), wurde von seiner Mutter Sarah Zeit seines Lebens auf diesen Krieg vorbereitet und im Kindesalter von einer Maschine bedroht, einem Terminator, der aus der Zukunft zurückgesandt wurde, um ihn zu töten. Denn Connor gehört zum menschlichen Widerstand und könnte eines Tages für einen Sieg der Menschen sorgen.
Doch die Welt und der Krieg entwickelt sich nicht so, wie Connor dies von seiner Mutter erzählt bekam. Zwar scheint es, als hätte die Resistance einen Weg gefunden, die Maschinen abzuschalten, der geplante Großangriff auf Skynet hätte jedoch zur Folge, dass unzählige Gefangene der Maschinen dabei ihr Leben lassen müssten.
Darunter auch Kyle Reese (Anton Yelchin), der eine wichtige Rolle in Connors Existenz spielt. Als ihm von Marcus Wright (Sam Worthington) Hilfe angeboten wird, Skynet zu infiltrieren, muss Connor sich entscheiden, ob er das hoffnungslose Unterfangen allein versucht, oder Wright vertraut. Doch dieser birgt ebenso wie Skynet ein Geheimnis, das der Widerstand erst zu spät erkennt ...


Kritik:
Egal welcher Künstler es ist, ein jeder möchte mit seinem Werk eine Aussage treffen. Es gibt keinen Komponisten, keinen Autor und keinen Filmemacher, der mit seiner Arbeit nicht einen Sinn und Zweck verfolgt. So auch James Cameron, der mit Terminator [1984] vor 25 Jahren vor einer Zukunftsvision warnte, in der Maschinen nicht nur den dritten Weltkrieg begannen, sondern sich fortan der Vernichtung der Menschheit verschrieben. Mit Terminator 2 - Tag der Abrechnung [1991] betrachtete er dieselbe Thematik aus einem anderen Blickwinkel und stellte dabei gleichzeitig Figuren vor, die in ihrem Bestreben, den Krieg zu verhindern, ebenso seelenlos zu werden drohten, wie die Maschinen, deren Existenz sie verhindern wollten. Sarah Connors Kredo "Kein Schicksal" kam in jenem Film erstklassig zur Geltung.
Damit war für den Filmemacher das Kapitel um die Terminatoren abgeschlossen. Und wenn man sich nun Terminator 3 [2003] oder Terminator - Die Erlösung ansieht, scheinen die Produzenten und Autoren seither keine wirkliche Geschichte mehr erzählen zu wollen. Sarah Connor am Ende des aktuellen Films erneut zu zitieren klingt beinahe schon ironisch, denn ganz gleich wie viele Menschen sich in der Filmreihe opfern, um John Connors Schicksal zu ändern, er scheint dazu verdammt, seine Bestimmung zu erfüllen. "Kein Schicksal" scheint also nicht mehr als eine hohle Phrase.

Regisseur Joseph McGinty Nichol, besser bekannt als McG, tut dabei sein Möglichstes, den vierten Teil der Reihe (und angeblich den ersten einer neuen Trilogie) mit seiner düsteren Bildkomposition und der schmutzigen, postapokalyptischen Welt im Jahr 2018 als einen glaubwürdigen, fiktiven Kriegsfilm zu präsentieren. Das gelingt ihm nicht zuletzt dank der vielen erstklassigen Spezialeffekte, der aufwändigen Ausstattung und der menschenleeren, verwüsteten Landschaften sehr gut. Und auch wenn es eine Weile dauert, ehe man sich in die Lage von John Connor als wissenden und doch als falschen Propheten verschrieenen Erlöser hinein zu versetzen vermag, der Charakter selbst ist gut getroffen, wenn auch nicht so interessant wie Marcus Wright. Letztere Figur wurde zwar durch die verräterischen Trailer zum Film um die einzig wirkliche Überraschung der Geschichte betrogen, doch nicht zuletzt dank des charismatischen und überzeugend agierenden Sam Worthington bleibt Wright in guter Erinnerung.
Er begegnet der zerstörten Erde im eisernen Würgegriff der Maschinen ebenso unvorbereitet, wie das Publikum, akzeptiert diesen Zustand allerdings ebenso schnell, als hätte er die letzten Filme der Reihe gesehen. Die Geschichte von Terminator - Die Erlösung wirkt dabei darauf ausgelegt, Wright in möglichst kurzer Zeit eine Vielzahl von unterschiedlichen Tötungsmaschinen vorzuführen. Von den tumben T-600 mit ihren Miniguns, bis hin zum haushohen Sammler samt den eingebauten motorisierten Terminatoren ist alles vertreten. Selbst die schwimmende Variante bekommt er zu sehen und tritt wie John Connor – passend unterkühlt verkörpert durch Christian Bale – auch dem sagenumwobenen T-800 gegenüber. In schöner Regelmäßigkeit bekommt man neue und unbekannte Maschinen zu sehen, die eine nach der anderen besiegt oder umgangen werden müssen. Nur bekommt dadurch der eigentliche Widersacher Skynet kein wirkliches Gesicht und die Bedrohung scheint ebenso wie bei einem Computerspiel durch eine kontrollierte Steigerung an Bösewichten und ihrer Fähigkeiten vorhersehbar.

Über den Auftritt des "Gouvernators" Arnold Schwarzenegger wurde dabei im Vorfeld häufig spekuliert, bis klar wurde, dass die Filmemacher das Gesicht des ursprünglichen Terminators für den neuen Film digitalisieren und in die bestehenden Szenen hineinkopieren durften. Soviel sei verraten: Der Einsatz jener Filmikone ist nicht nur gelungen, sie ist auch überzeugend. Dass die Macher dabei auf das Aussehen Schwarzeneggers im Jahr 1984 zurückgriffen, verleiht dem Moment zudem ein ganz besonderes Flair. Selbst die gefällige instrumentale Untermalung durch Danny Elfman kommt im rechten Moment mit dem bekannten Cyborg-Thema zum Einsatz.
Und das ist ebenso gut gelungen wie Details der Autoren, die beispielsweise John Connors Narbe im Prolog von Terminator 2 erklären, oder bekannte Musiktitel, die angespielt werden. Das Drehbuch wartet mit einigen Anleihen für Filmfans auf und auch die Grundidee, den Krieg in der Zukunft so zu erzählen, bietet zumindest einen neuen Ansatz. Nur fehlt Terminator - Die Erlösung eine neue Aussage, oder überhaupt eine. Der Film fügt dem bekannten Szenario keinen neuen Aspekt hinzu und verstrickt sich in Absurditäten, die allenfalls Schaueffekten dienen, aber keinen Sinn ergeben. Wo der Film denn nun tatsächlich anzusiedeln ist und ob Terminator 3 wie ursprünglich angekündigt, ignoriert wird, bleibt ebenso ein Geheimnis, wie die Tatsache, weswegen der T-800 früher selbst nach einer Kollision mit einem Lastwagen beschädigt wurde, nun aber unbesiegbar erscheint und selbst mit Mitteln, die den T-1000 zur Strecke brachten, nicht lahm gelegt werden kann. Weshalb sich eine solche Maschine außerdem auf einen Faustkampf mit einem Menschen einlassen muss, anstatt ihm kurzerhand den Garaus zu machen, darüber sei ohnehin kein Wort verloren. Überhaupt zeigt Terminator - Die Erlösung weder den Beginn des Krieges, noch das Ende, sondern schildert nach eigenen Worten lediglich "eine Schlacht" aus dem Krieg gegen die Maschinen. Da man jedoch den Ausgang und den Auslöser bereits kennt, stellt sich die Frage, ob sich hier eine Geschichte finden lässt, die unbedingt hätte erzählt werden müssen? Allem Unterhaltungswert zum Trotz muss man leider sagen, notwendig war ein weiteres Kapitel sicher nicht.

Fans der Reihe erhalten mit der Heimvideoveröffentlichung einen erweiterten "Director's Cut", der insgesamt knapp drei Minuten länger ist und einige Figuren vertieft, die in der Kinofassung etwas kurz kommen. Nennenswertes ist hier nicht dabei, und auch der ohnehin nicht zimperliche Gewaltgrad wird nicht merklich weiter in die Höhe geschraubt. Dafür allerdings verstecken sich hierbei Anspielungen, die Fans wiedererkennen werden. Es spielt somit keine große Rolle, in welche Fassung man eintaucht, wenngleich es mit Sicherheit keine falsche Entscheidung darstellt, der Vision des Regisseurs etwas näher kommen zu wollen.


Fazit:
Vielleicht sollte man es als Pflichtüberlegung von Hollywood-Autoren einführen, dass diese sich insbesondere bei Fortsetzungen vorab überlegen müssen, was sie mit ihrem Skript zu einer bestehenden Filmreihe beisteuern wollen. Welche neuen Facetten wollen sie entdecken, welche Aussage erwartet den Zuschauer? Bei Terminator - Die Erlösung scheint die Motivation hinter dem Projekt eindeutig, und diese war leider nicht, dass die Macher etwas gefunden hatten, was sie unbedingt erzählen wollten. Vielmehr kalkulierte man mit dem bekannten Universum einen finanziellen Erfolg, ohne dabei selbst tatsächlich inhaltlich etwas beitragen zu müssen.
Der Erfolg ist dabei erstaunlich verhalten ausgefallen und das, obwohl sich hinter McGs routiniert umgesetztem und hervorragend gemachten Actionfilm einer der besten der letzten Jahre verbirgt. Düster erzählt fallen zwar einige Storyideen aus dem Rahmen, doch insgesamt sorgt der vierte Terminator-Film für gute, laute Abendunterhaltung und das nicht zuletzt dank der Besetzung.
Die ersten beiden Filme allerdings zeichnete aus, dass sie eben mehr boten als nur das. Und hier enttäuscht der vierte Teil der Reihe trotz der großspurigen Ankündigungen.