Taxi [1998]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 27. Oktober 2002
Genre: Komödie / Action

Originaltitel: Taxi
Laufzeit: 86 min.
Produktionsland: Frankreich
Produktionsjahr: 1998
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Gérard Pirès
Musik: IAM
Darsteller: Samy Naceri, Frédéric Diefenthal, Marion Cotillard, Manuela Gourary


Kurzinhalt:
Daniel Morales (Samy Naceri) hat sich endlich seinen Traum erfüllt und eine Taxi-Lizenz erworben. Doch da sein Fahrstil etwas "unkonventionell" geraten ist und Tempolimits für ihn eher grobe Richtlinien als verpflichtende Angaben sind, gerät er schnell mit der Polizei in Konflikt. Insbesondere mit Émilien Coutant-Kerbalec (Frédéric Diefenthal), einem glückloses Mamasöhnchen, das um seinen Job zu behalten unbedingt die Mercedes-Gang, eine Gruppe Deutscher Bankräuber, hops nehmen muss.
Auch deren Fahrstil richtet sich weniger nach Verkehrsregeln, als nach der Tatsache, dass sie so schnell wie möglich weg müssen. Darum macht Émilien mit Daniel einen Deal: hilft er ihm, die Gang zu fassen, werden alle seine Straftaten aus den Polizeiakten gelöscht.
Doch Daniel hat noch mehr Sorgen: Seine Freundin Lilly (Marion Cotillard) fühlt sich sträflich vernachlässigt – und das gerade jetzt, während Daniel so wenig Zeit hat.


Kritik:
Eines vorneweg: ich stehe französischen Filmen grundsätzlich skeptisch gegenüber. Französische Dramen sind mir meist zu langatmig und mit zuviel Herz-Schmerz-Gejammer, die Komödie besitzen oftmals einen Humor, den ich nicht verstehe und die Actionfilme haben zumeist einen Stil, der mir schlicht nicht gefällt.
Es gibt dahingehend aber auch löbliche Ausnahmen, der Produzent von Taxi, Luc Besson, zeigte beispielsweise mit Léon – Der Profi [1994], dass ein mit großer französischer Beteiligung gedrehtes Thriller-Drama nicht nur unterhalten kann, sondern dass er Schauspieler zu führen und Szenen zu gestalten vermag. Für mich ist Léon ein grandioser Film, der beste von Besson und Jean Reno zusammen.

Leider schafft es Taxi in keiner Sekunde, überhaupt nur an solche Filme zu erinnern – ich sehnte mich als Zuschauer zwar danach, aber was mir dieser überschätze Film hier präsentierte war derart peinlich, dass ich aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr herauskam.

Die Story ist sogar zu dürftig, als dass sie auf ein Konzeptpapier passen würde, die Action rar gesät und dann auch noch schlecht inszniert, die Musik wiederholt sich ständig und wirkt mehr als nur nervtötend, die Dialoge sind haarsträubend, banal, gekünstelt und schon 1000 Mal dagewesen und als wäre das nicht genug, sind die Darsteller durch die Bank schlecht bis erbärmlich.

Doch von vorne.
Ein Taxifahrer, der keinen Cent auf dem Bankkonto hat, hat einen im Stile von Knight Rider aufgemotzten Wagen, der schneller als der Schall fahren kann – offensichtlich keinen Sprit braucht – und verdient sich den Lebensunterhalt damit, durch Paris zu tuckern.
Dann kommt ein Polizist, der so dämlich ist, dass selbst eine Amöbe wie Einstein neben ihm aussehen würde, und arbeitet mit dem Taxifahrer zusammen. Als sie die Gangster entdeckt haben, holen sie keine Verstärkung, sie beobachten viel lieber, wie die bösen Jungs wieder gehen.
Auch die Bösewichte haben eine Rolle in dem Film, die (O-Ton Film:) "Scheißdeutschen", die erneut "Fuß auf französischen Boden gesetzt" haben, müssen natürlich als die Schurken herhalten. Verständlicherweise ist der Anführer blond mit blauen Augen, sonst würden ein paar Franzosen im Kino die Anspielung nicht kapieren.
Sie überfallen Banken, nehmen hin und wieder eine Geisel mit, doch das ist alles nebensächlich, immerhin stehen nicht die Bankräuber im Mittelpunkt, sondern die französischen, fahnenwehenden Helden!
Wie der Banküberfall abläuft, wie sie das Geld herausschmuggeln ... unwichtig. Eine kurze Szene reicht da völlig, wozu sollte man einen solchen Überfall auch in gesamter Länge zeigen? Da würden die Zuschauer höchstwahrscheinlich das Interesse daran verlieren.

Actionszenen beschränken sich darauf zu zeigen, wie das aufgemotzte Taxi (das urplötzlich nicht mehr in den "Super-Pursuit-Mode" geschaltet werden muss) vor der Kamera von rechts nach links und wieder zurückfährt. Dann gibt es noch einen Shootout, der so erbärmlich inszeniert ist, dass der Zuschauer überhaupt keine Übersicht bekommt, wer eigentlich auf wen schießt.
Witze werden schon Minuten vorher angekündigt, dass sie dann auch richtig "zünden" können – nur blieb das bei mir irgendwie aus.
Die Sprüche der Hauptdarsteller gab es in amerikanischen Filmen schon vor 30 Jahren, nun ist Humor wohl offiziell auch in französischen Filmen angekommen.
Nebendarsteller gibt es zuhauf, sei es die blonde, großbusige Deutsche, die den schmächtigen Polizisten mal will, dann wieder nicht will (gespielt von einer Schwedin) und den hilflosen, dafür laut motzenden Polizeichef, der alles will, aber von nichts eine Ahnung hat.
Dagegen wirken die gequälten Auftritte der Hauptdarsteller gerade noch engagiert und talentiert.

Die Musik ist eine Ansammlung von beiläufigem Technokram, der nicht mehr als zwei Töne pro Lied hervorbringt und diese dann endlos wiederholt. Bis auf den Song zur Eröffnungssequenz, der aus Quentin Tarantinos Pulp Fiction [1994] geklaut ist.

Kamera und Schnitt sind in den ruhigen Szenen unwichtig – in den Actionsequenzen jedes Mal gerade noch erträglich bis peinlich. Schnelle Schnitte sollen darüber hinwegtäuschen, dass auf dem Bildschirm ansich nichts passiert.

Eigentlich ist das schon, was Taxi für mich war: 86 Minuten Langeweile mit vorsehbaren Sprüchen, einer nicht vorhandenen Handlung und Darstellern, die bis auf die junge Französin alle unerträglich waren.
In Frankreich erlangte der Film Kultstatus und erhielt bereits einen Nachfolger. Der dritte Teil startet in Frankreich Januar 2003.
Bis auf ein paar nette, aber unwichtige Sprüche und einem interessanten Einfall war der Film für mich eine Enttäuschung, die zu beschreiben fast nicht möglich ist.
Es ist traurig, dass Taxi alle meine Befürchtungen hinsichtlich einer französischen Actionkomödie bestätigt hat. Auch wenn der Film in seinem Heimatland erfolgreich war, für mich eignet er sich ebenso gut für den Export wie die "Delikatesse" der Escargots (Weinbergschnecken). Und schon bei dem Gedanken daran wird mir übel.


Fazit:
Langatmig, gequält, schlecht inszeniert, ein Humor, den wohl nur die Franzosen verstehen und eine Ansammlung peinlicher Klischees, die es außerhalb von Frankreich schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt.
Wenn das wirklich der neue französische Film ist, kann ich mir in Zukunft definitiv viel Zeit und Geld sparen. Ersteres hätte ich bei Taxi schon tun sollen.
Wer wirkliche Autoverfolgungsjagden durch Paris sehen möchte, die buchstäblich ihresgleichen suchen, sollte sich Ronin [1998] ansehen; und wer eine Actionkomödie möchte, der ist mit Lethal Weapon 3 und 4 gut bedient.