Suicide Squad (Extended Cut) [2016]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 24. Juni 2017
Genre: Action / Fantasy / Thriller

Originaltitel: Suicide Squad
Laufzeit: 134 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: David Ayer
Musik: Steven Price
Darsteller: Will Smith, Margot Robbie, Viola Davis, Jai Courtney, Jay Hernandez, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Cara Delevingne, Joel Kinnaman, Karen Fukuhara, Jared Leto, Ezra Miller, Scott Eastwood, Ike Barinholtz


Kurzinhalt:

Nachdem Superman für eventuelle Weltrettungen nicht mehr zur Verfügung steht, ersinnt die Geheimdienstagentin Amanda Waller (Viola Davis) einen Alternativplan. Sie will eine spezielle Gruppe begabter Wesen zusammenstellen, die bei einer Bedrohungslage aktiv werden soll. Diese "Task Force X" besteht aus den gefährlichsten Schurken, die auf der Welt bekannt sind. Wallers rechte Hand Rick Flag (Joel Kinnaman) soll die Gruppe anführen und kontrollieren. Dessen große Liebe June Moone (Cara Delevingne), die von der Hexe Enchantress besessen ist, gehört ebenfalls dazu. Als ein nichtmenschliches Metawesen Midway City in Schutt und Asche legt, wird das Team, zu dem Deadshot (Will Smith), die Joker-Freundin Harley Quinn (Margot Robbie), der pyrotechnisch begabte Diablo (Jay Hernandez), Killer Croc (Adewale Akinnuoye-Agbaje) und der mörderische Einbrecher Captain Boomberang (Jai Courtney) gehören, entsandt. Aber nicht nur, dass sie nicht wissen, wem sie sich gegenübersehen, kann man diesen Schurken die Rettung der Welt anvertrauen?


Kritik:
Wem es angesichts der wahren Flut an Comic-Verfilmungen inzwischen schwerfällt, den Überblick zu bewahren, wer auf wessen Seite kämpft, für den wird Suicide Squad keine Erleichterung bringen. Filmemacher David Ayer (End of Watch [2012]) scheint in seinem Bösewichts-Team-Up verzweifelt darum bemüht, das Flair von Marvel's The Avengers [2012] einzuholen. Aber nicht nur, dass die Figuren aus dem DC-Comic-Universum hier großteils nicht so zugänglich ausfallen, der Film leidet unter einer zu großen Anzahl an Figuren, die dem Publikum in der Form bislang nicht bekannt sind und das in einer Story, die nicht wirklich interessiert.

Die Geschichte setzt nach Batman v Superman: Dawn of Justice [2016] an. In einer Post-Superman-Welt steht die Frage im Raum, wie man sich allein gegen etwaige Aggressoren von anderen Planeten wehren würde. Batman allein wird sie nicht aufhalten können. Amanda Waller ersinnt den Plan einer "Task Force X", eine Einheit der schlimmsten Verbrecher des Planeten. Diese sind zum Teil Metawesen, besitzen somit übernatürliche Fähigkeiten, und sollen das Unmögliche schaffen können. Um sie zu kontrollieren, behält sich Waller ein Ass im Ärmel und hat mit ihnen gleichzeitig einen Sündenbock, sollte eine Mission nicht erfolgreich beendet werden.
Comic-Fans werden bei den Namen der Mitglieder des Himmelfahrtskommandos zweifellos ins Schwärmen kommen: Deadshot, Harley Quinn, Captain Boomerang, Diablo, Killer Croc und Enchantress sind darunter. Da keine dieser Figuren einem breiten Publikum bislang jedoch bekannt ist, gilt es, die Zuseher mit ihnen vertraut zu machen.

So besteht gefühlt das erste Drittel von Suicide Squad aus mehreren langen Einführungsphasen, angefangen von dem Profikiller Deadshot, gespielt von Will Smith, über die Freundin des Jokers, Harley Quinn, bis hin zu June Moone alias Enchantress. Letztere ist eine Hexe, ein uraltes Wesen, das vom Körper der jungen June Besitz ergreift und über unvorstellbare Macht verfügt. Damit erweitert Filmemacher Ayer das bislang im Kino gezeigte DC-Comic-Universum, in dem man lediglich Superman, Batman und Wonder Woman kennen gelernt hat, nicht nur um gut ein Dutzend für die Story wichtige (Bösewichts-)Figuren, sondern um ein Fantasy-Element, das den Film nur noch schwerer zugänglich macht.

Dass sich das Skript auf Deadshot und Harley Quinn konzentriert und ihre Hintergründe genauer beleuchtet als die der übrige Squad-Mitglieder, ist auch auf Grund der Besetzung eine gute Wahl. Will Smith macht seine Sache gewohnt gut. Als Harley Quinn ist Margot Robbie eine regelrecht Entdeckung. Sie verleiht der ehemaligen Psychiaterin, die dem Joker verfallen ist und von ihm buchstäblich in den Wahnsinn getrieben wird, mehrere Facetten, die man bei der Figur nicht vermuten würde. Ihre betont aufreizende Art gehört ebenso dazu wie die irrsinnige Brutalität, der beinahe verletzlich ruhige Momente gegenüberstehen.
Dass die übrigen Mitglieder nicht ansatzweise so stark beleuchtet werden, macht es nur umso schwieriger, ihre Anwesenheit überhaupt zu rechtfertigen. Diablo und Killer Croc dürfen wenigstens ihre Fähigkeiten einmal unter Beweis stellen, Captain Boomerang als Einbruchsspezialist hingegen ist vollkommen überflüssig, obwohl Jai Courtney einen überraschend guten Eindruck hinterlässt.

Vor allem bleibt bei Suicide Squad das Gefühl, als wäre den Machern gar nicht daran gelegen, die Figuren in eine vernünftige Geschichte einzubetten. Immer wieder springt die Erzählung zu einer Erinnerung der Figuren zurück, wenn im Grunde die Spannung für den nächsten Kampf angezogen werden sollte. So verteilen sich die Expositionen der Charaktere bis weit in die zweite Filmhälfte hinein. Die Szene in der Bar, in der die Squad-Mitglieder kurz vor dem Finale verweilen, noch bevor der Elite-Soldat Flag zu ihnen stößt, beinhaltet einen tollen Moment einer Figur, nur verläuft die gesamte Szene nicht ansatzweise so, wie man es sich vorstellen würde und kommt zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt innerhalb der Story. Anstatt das Team zusammenzuschweißen, wird hier erneut Tempo aus der Erzählung genommen.
Diese unverständlichen Entscheidungen gipfeln in einem Bösewicht bzw. einer Bösewichtin, der bzw. die früh ankündigt, eine Waffe zu bauen und großflächige Zerstörung mit sich bringt. Nur wie lange das Wesen für die Waffe benötigt, wird nie klar und auch nicht ,was diese Waffe überhaupt tun soll. Das pulsierende Licht am Himmel ist der große 'MacGuffin' in David Ayers Film. Nur wenn er nicht an seiner eigenen Geschichte interessiert ist, wieso sollte es dann das Publikum sein?


Fazit:
Paradoxerweise gibt es in Suicide Squad nicht wenige überaus gelungene und sehenswerte Szenen, obwohl die Musik nie ansatzweise so episch klingt, wie die Story es bedingt und auch die gesungenen Songs öfter eingestreut werden als es den Momenten guttut. Als Joker gibt Jared Leto eine Interpretation der Figur, die man so auf der Leinwand noch nicht gesehen hat. Seine Momente, so rar sie sind, können durchaus überzeugen und die Entstehungsgeschichte von Harley Quinn ist in tollen Bildern eingefangen. Diablos tragischer Rückblick gehört sogar zu den besten Momenten des Films. Nur ist all das in eine Story eingebettet, die nie wirklich in Fahrt kommt und in einem Finale mündet, das überhaupt nicht mitreißt. In den Zwischenstationen wird Horden von Gegnern der Garaus gemacht, ohne dass die speziellen Fähigkeiten der meisten Squad-Mitglieder wirklich gefordert würden. Vor allem jedoch wiederholen sich diese Momente inhaltlich und wirken somit nur umso träger. Hinzu kommt ein Ende für die Figuren, das angesichts ihrer Leistungen schlichtweg unbefriedigend ist. Möchte man David Ayers Versammlung der Superbösewichte auf ein Wort reduzieren, dann ist es auch das: Unbefriedigend.