Suicide Kings [1997]
Wertung: | Kritik von Jens Adrian | Hinzugefügt am 29. August 2002
Genre: Thriller / Komödie / DramaOriginaltitel: Suicide Kings
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1997
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Peter O'Fallon
Musik: Graeme Revell
Darsteller: Christopher Walken, Denis Leary, Henry Thomas, Sean Patrick Flanery, Jay Mohr, Jeremy Sisto, Johnny Galecki
Kurzinhalt:
Als Avery Chastens (Henry Thomas) Schwester Elise (Laura Harris) entführt wird, beschließen er und seine Freunde Max Minot (Sean Patrick Flanery), Brett Campbell (Jay Mohr) und T.K. (Jeremy Sisto) den Mafiapaten Charlie Barret (Christopher Walken) zu entführen. Sie halten ihn in dem Haus von Ira Reders (Johnny Galecki) Vater fest und wollen ihn über seine Kontakte zwingen, das Mädchen frei zu bekommen.
Anfangs scheint auch alles gut zu gehen, Charlie setzt Lono Veccio (Denis Leary), einen seiner Handlanger auf die Sache an. Doch obwohl der Mafiaboss an einen Stuhl gefesselt ist, erlangt er immer mehr die Kontrolle über seine Lage und er beginnt, die fünf Jugendlichen gegen einander auszuspielen. Als deutlich wird, dass einer der fünf mit den Entführern von Elise zusammenarbeitet, eskaliert die Situation.
KurzKritik:
Kommerziell war diese kleine Produktion mit einem Budget von gerade einmal fünf Millionen Dollar sicher kein Erfolg – sie spielte nicht einmal zwei Millionen ein. Doch angesichts der Tatsache, dass der Film eine Balance zwischen Drama und Komödie finden möchte, und ihm das vor allem zum Ende hin sehr gut gelingt, ist er meiner meiner Meinung nach zumindest ein künstlerischer Erfolg.
Die Geschichte mutet wie eine Mischung aus Teaching Mrs. Tingle [1999], der Mafia-Serie Die Sopranos und einem geschickten Kammerspiel an. Sicher ist die Story zum Teil arg konstruiert und am Schluss gingen mir einige Wendungen zu schnell, aber im großen und ganzen ist das Drehbuch (das auf einer Kurzgeschichte basiert) gut geraten.
Manche Szenen entwickeln eine Komik, bei der dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken bleibt. In anderen muss man hilflos, aber amüsiert, mit anschauen, wie der Mafiapate die Jugendlichen gegen einander aufbringt und ausspielt. Besonders die Abschnitte mit Denis Leary sind hingegen recht brutal und erinnern den Zuseher immer wieder daran, dass es sich trotz der teils skurrilen Dialoge und witzigen Szenen doch um einen ernstzunehmenden Thriller handelt.
Geholfen hat es dem Film allerdings nicht, in Deutschland kam er gar nicht erst ins Kino, sondern wurde nur für den Videomarkt veröffentlicht. Glücklicherweise merkt man das aber der deutschen Synchronisation nicht – wie sonst üblich – an, diese ist nämlich überzeugend und bringt die Szenen und die Dialoge der Charaktere glaubhaft zur Geltung.
Die Darsteller sind durch die Bank gut gewählt, insbesondere die Jungdarsteller, die zum Teil auch noch unbekannt sind. Christopher Walken spielt den Mafiapaten mit dem für ihn bekannten Funkeln in den Augen; Denis Leary hat abgesehen von vielen coolen Sprüchen auch ein paar witzige Szenen. Beinahe jeder der Clique bekommt ebenfalls eine Szene, in der der jeweilige Schauspieler zeigen darf, was er kann. Wenn ich mir hier Sean Patrick Flanery ansehe und anschließend seine Mitwirkung in dem völlig verkorksten Einfach unwiderstehlich [1999], dann könnte man nicht meinen, dass das ein und dieselbe Person sein sollen. Auch Jay Mohr, der nicht zuletzt in der angepriesenen Fernsehserie Action völlig versagte, hat hier viele gute Szenen. Henry Thomas, der seit seinem Kindheitserfolg E.T. - Der Außerirdische [1982] nie wieder auch nur annähernd so viel Erfolg hatte, kann ebenfalls vollkommen überzeugen.
Kamera und Schnitt warten mit einigen sehr interessanten Einstellungen und Schnittfolgen auf, besonders dann, wenn Erzählungen der Personen dargestellt werden. Auch die Musik von Graeme Revell unterstützt die Spannung und Atmosphäre eindrucksvoll, auch wenn mir gerade zum Finale hin die Musik zu laut wirkte.
Gute Darsteller, eine teils witzige, sehr interessante Geschichte, die auch ohne weiteres von Quentin Tarantino stammen könnte und eine solide Umsetzung – was kann man mehr erwarten?
Ansich nicht viel. Ich würde den Film allen empfehlen, die mit harten aber witzigen Mafiageschichten etwas anfangen können. Fans der Serie Die Sopranos sollten ebenso wenig an dem Film auszusetzen haben wie einschlägige Tarantino-Fans. Dennoch ist der Film sicher nichts für ein breites Publikum, dafür sind einige Szenen doch zu bizarr.
Fazit:
Ein Film, aus dessen Story man nicht viel mehr hätte herausholen können. Witzig und gespickt mit vielen guten Darstellern (auch wenn manche nur in Nebenrollen zu sehen sind), bietet der Film alles, was den Zuschauer 100 Minuten perfekt unterhalten sollten.
Wäre das Ende nicht mit drei (!) Finalen zu kompliziert (und dennoch für den Zuschauer unbefriedigend) geraten, wäre auch noch eine bessere Wertung möglich gewesen.