Southpaw [2015]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 24. Januar 2016
Genre: DramaOriginaltitel: Southpaw
Laufzeit: 124 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Antoine Fuqua
Musik: James Horner
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Rachel McAdams, Forest Whitaker, Oona Laurence, 50 Cent, Skylan Brooks, Naomie Harris, Victor Ortiz, Beau Knapp, Miguel Gomez, Dominic Colón, Jose Caraballo
Kurzinhalt:
Der Boxer Billy Hope (Jake Gyllenhaal) ist amtierender Champion im Halbschwergewicht und hat beinahe alles erreicht. Seine Frau Maureen (Rachel McAdams) ist für ihn seit jeher der Wegweiser und zusammen mit ihrer Tochter Leila (Oona Laurence) wohnen sie in einem riesigen Anwesen. Bis Billy zuerst seine Frau, danach seinen Manager (50 Cent) und schließlich seine Tochter verliert. Ohne Geld oder eine Perspektive wendet sich Billy an den Trainer Tick Wills (Forest Whitaker), der ein privates Boxstudio betreibt. Will er seine Tochter wiedersehen, die in ein Heim gebracht wurde, muss Billy sein Leben wieder in den Griff bekommen ...
Kritik:
Southpaw ist ein insbesondere von Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal aufopferungsvoll gespieltes und tadellos inszeniertes Sportlerdrama. Wäre der Film von Regisseur Antoine Fuqua der erste seiner Art, wäre er überaus bemerkenswert und vielleicht sogar inspirierend. Doch angesichts der Menge an ähnlich gelagerten Geschichten, gerade in Hinblick auf Boxer, die sich aus einem Tief an die Spitze kämpfen müssen, gibt es hier keine Überraschungen. Das heißt nicht, dass das Gezeigte nicht überzeugt, sondern nur, dass man alles schon so oft gesehen hat.
Der einzig erfrischende Aspekt zeigt sich in Form der erst zwölfjährigen Oona Laurence als Tochter Leila von Hauptfigur Billy Hope. Nicht nur, dass die junge Schauspielerin ihre fordernden Szenen überaus gekonnt meistert, die Dynamik zwischen ihr und Gyllenhaal lässt auch erahnen, was dem Film dadurch verloren geht, dass er sich eben nicht auf ihre schwierige Beziehung konzentriert.
Billy ist ein aufstrebender Boxer, der erfolgreicher kaum sein könnte. Bis er mit seiner Frau auch die einzige Person verliert, die ihn immer auf dem rechten Weg gehalten hat. In unvorstellbar kurzer Zeit wird er gesperrt, verliert er seinen Manager, sein Haus und was noch schlimmer ist: seine Tochter, die in die Obhut des Jugendamtes gegeben wird.
Der Look und Ton des Films erinnert nur wenig an die großen und bekannten Boxer-Dramen der vergangenen Jahrzehnte. Unter der vielen, eingespielten Rap-Musik, die Teil der Erzählung wird, geht der Score von Komponist James Horner beinahe unter. Er starb vor Veröffentlichung des Films und übernahm die Verantwortung für den Soundtrack, weil ihm das Projekt am Herzen lag. Auch er scheint das Hauptaugenmerk der Story auf der Vater-Tochter-Beziehung zu sehen und kommt gänzlich ohne pompöse Fanfaren oder kraftvollen Themen aus. Seine Stücke sind behutsam, zurückhaltend und spiegeln gekonnt die Traurigkeit wider, unter der die Figuren beinahe erdrückt werden.
Billy, der von dem Verlust innerlich aufgefressen wird, ist zu wenig für Leila da, um dem Mädchen durch die schwierige Zeit zu helfen. Umso mehr bedauerlich, dass das Skript sie nur wie eine Nebenfigur behandelt. Billy kommt bei dem Trainer Tick Wils unter, der ihm einen Job anbietet und ihn später zu trainieren beginnt. Dass Southpaw auf einen großen Showdown zwischen ihm und seinem Rivalen Miguel Escobar hinauslaufen wird, ist nach den ersten Minuten des Films schon absehbar und wer auf dem Weg dorthin mit den üblichen Training-Montagen rechnet, Bildern der Boxer, die durch die Straßen rennen und Zeitlupen der Schlagabtausche, der wird genau das bekommen.
Das ist auch der einzige Vorwurf, der Filmemacher Fuqua zu machen ist: Seine Umsetzung ist makellos, wenn auch durch die viele, gesungene Musik weniger zeitlos als die großen Klassiker des Genres. Nebenfiguren wie der junge Hoppy scheinen nicht vollends integriert und für die Entwicklung der Geschichte nicht wichtig, während der zweite Pfeiler des Skripts mit Hopes Kampf um seine Tochter, zu wenig im Mittelpunkt steht. So beängstigend und beeindruckend die körperliche Verwandlung von Jake Gyllenhaal für die Rolle ist, so schnell geht auch Billys Wandlung in der zweiten Filmhälfte. Seine Kämpfe reißen trotzdem mit, nur wenn man das Ende lange kommen sieht, ist der Weg dorthin nur halb so spannend.
Fazit:
Southpaw ist ein schnörkellos umgesetztes Sportlerdrama mit einem körperlich vollkommen überzeugenden und veränderten Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle. Er macht seine Sache wie alle anderen gut, auch wenn Oona Laurence die vielleicht größte Entdeckung ist. Regisseur Antoine Fuqua kleidet den Film in chice Bilder, die nichts zeigen, was man in anderen Filmen dieser Art nicht schon gesehen hat.
Dass man mit Billy Hope trotzdem mitfiebert, ist allen Beteiligten zu verdanken, zumal die Kampfszenen packend umgesetzt sind. Lange Einstellungen, einfallsreiche Perspektiven oder unerwartete Momente gibt es hier jedoch nicht. Trotzdem kann man diese Geschichte vielleicht auch nicht unendlich oft erzählen.