Sonic the Hedgehog 2 [2022]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 31. März 2022
Genre: Komödie / Animation / Fantasy

Originaltitel: Sonic the Hedgehog 2
Laufzeit: 122 min.
Produktionsland: Japan / USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Jeff Fowler
Musik: Junkie XL
Besetzung: Ben Schwartz (Julien Bam, Stimme), Colleen O’Shaughnessey (Stimme), Idris Elba (Stimme), Jim Carrey, James Marsden, Tika Sumpter, Natasha Rothwell, Adam Pally, Shemar Moore, Lee Majdoub, Tom Butler, Elfina Luk


Kurzinhalt:

Nicht ganz ein Jahr sitzt der brillante Dr. Ivo Robotnik (Jim Carrey) auf dem Pilz Planeten fest, als es ihm endlich gelingt, ein Signal auszusenden. Damit lockt er unfreiwillig das Wesen Knuckles (Idris Elba) an, den letzten Echidna, der den blauen Stachel von Sonic (Ben Schwartz / Julien Bam) in Robotniks Hand erkennt, und den Knuckles vernichten will. Während sich Robotnik und Knuckles verbünden, versucht sich Sonic auf der Erde als Held in der Verbrechensbekämpfung – mit mäßigem Erfolg. Gerade, als seine Familie bestehend aus Tom (James Marsden) und Maddie (Tika Sumpter) für ein paar Tage nach Hawaii reist, um die Hochzeit von Maddies Schwester Rachel (Natasha Rothwell) mit Randall (Shemar Moore) zu feiern, wird Sonic zuhause von Robotnik und Knuckles angegriffen. Zu Hilfe kommt ihm Tails (Colleen O’Shaughnessey), der Sonic bereits lange aus der Ferne beobachtet hat und ihn vor der drohenden Gefahr warnen wollte. Als sie erfahren, worauf Knuckles aus ist, wird auch klar, in welcher Gefahr die Erde schwebt, wenn Dr. Robotnik eine Quelle schier unendlicher Macht in die Hände bekommt …


Kritik:
Filmemacher Jeff Fowler bietet mit seiner Fortsetzung zu Sonic the Hedgehog [2020] genau das, was Fans des ersten Films von einem zweiten Teil erwarten würden. Mit halsbrecherisch schnellen Szenen des blauen Igels erzählt und für Erwachsene teils schmerzhaftem Slapstick-Humor versetzt, bietet Sonic the Hedgehog 2 von allem mehr, als der Vorgänger. Mit dabei ist auch wieder eine nette Botschaft, eingebettet in eine nie bösartige Story, die die Figuren zwar etwas erweitert, aber nur wenig entwickelt.

Die Geschichte setzt etwas mehr als ein halbes Jahr nach dem ersten Film an. Der böse Dr. Robotnik sitzt seit 243 Tagen auf dem Pilz Planeten fest, als es ihm gelingt, ein Signal zu senden, mit dem er den letzten Echidna, Knuckles, durch ein Portal anlockt. Knuckles hegt offenbar einen Groll gegen Sonic und so verbünden sich er und Robotnik. Unterdessen verbringt Sonic seine Tage bei seiner Wahlfamilie Tom und Maddie Wachowski, während er nachts als selbst ernannter „Blauer Rächer“ in Seattle Verbrechen bekämpft. Dabei richtet er, wie zu erwarten, ein heilloses Chaos an und als Tom und Maddie für 48 Stunden für die Hochzeit ihrer Schwester nach Hawaii reisen, verwüstet Sonic das Zuhause der Wachowskis auf geradezu spektakuläre Art und Weise. Auch wenn Sonics „Eltern“ eine spürbar kleinere Rolle spielen, als noch im Vorgänger, dass vor allem Tika Sumpter als Maddie stärker gefordert ist, ist eine willkommene Abwechslung. Dafür erhält Sonic neue Gefährten. Sowohl in Form von Knuckles, der dem blauen Igel nicht nur hinsichtlich seiner Geschwindigkeit ebenbürtig ist, sondern auch durch Tails, einen Fuchs mit zwei Schwänzen, die er (oder sie) als Rotorblätter einsetzen und damit fliegen kann. Tails hat sich auf den Weg quer durch das Universum aufgemacht, um Sonic, den größten aller Helden, vor Knuckles zu warnen. Letzterer ist auf der Suche nach dem Master-Emerald, ein Edelstein, der die Macht verleiht, bloße Gedanken wahr werden zu lassen. Sonic sei der Schlüssel hierzu, selbst wenn er es gar nicht weiß.

Von den menschlichen Beteiligten in jeder Hinsicht am stärksten gefordert ist erneut Jim Carrey, der als Super-Schurke mit Welteroberungsphantasien nicht nur viel mit sich selbst spricht, sondern sein mimisches wie körperliches Slapstick-Repertoire zum Besten gibt. Das geht für ein älteres Publikum oftmals über das amüsante Maß hinaus und erinnert in etwa an eine zum Leben erweckte Zeichentrickfigur. Aber wenn er mit seinem übergroßen Schnauzbart zuerst davon spricht, was er dem Helden der Geschichte antun will, nur um dann auf geradezu demütigende Art und Weise von selbigem vorgeführt zu werden, hat das junge Publikum Einiges zu Lachen. So auch, wenn die werdende Braut Rachel, die Tom noch nie leiden konnte, mit ausufernder Gestik und Gesichtsakrobatik Rache nimmt. So offensichtlich der allermeiste Humor sich an Kinder richtet, so verloren wirken die wenigen Wortwitze, die Sonic offenbar für die älteren Zuseherinnen und Zuseher vorträgt und die Jüngere nicht verstehen werden. An wen sich Sonic the Hedgehog 2 richtet, erkennt man nicht zuletzt an den vielen Songeinlagen, die mit Collagen eines sich rasend schnell bewegenden oder Unfug anstellenden Sonic unterlegt sind. Dies gipfelt, wie soll es in einem Kinderfilm heutzutage anders sein, in einem Tanzbattle zwischen Sonic und Tails auf der einen und einer russischen Tanztruppe in Sibirien auf der anderen Seite.

Dass das inhaltlich keinen großen Sinn ergibt, ist eines, es fällt aber auf, wie wenig einfallsreich die Szene aufgebaut oder choreografiert ist. Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass zwei der tragenden Figuren dieses Moments animiert sind, hätten die Verantwortlichen sämtliche Freiheiten gehabt, doch erscheinen die Tanzbewegungen ebenso wie die Umsetzung des Abschnitts beinahe lustlos. Dabei sind die Trickeffekte mitunter besser gelungen als im ersten Teil, stellenweise aber nach wie vor nicht spürbar über dem Niveau von vorgerenderten Sequenzen eines Videospiels. Das Zielpublikum wird sich daran wohl nicht stören, ebenso wenig wie an der Tatsache, dass Aspekte der Geschichte nicht aufgelöst werden. So hängt am Ende die schwierige Liebesbeziehung zwischen Rachel und ihrem Verlobten in der Luft und was Sonic mit den Edelsteinen anstellt, verrät Sonic the Hedgehog 2 nicht. Der Verbleib mancher Figuren ist am Ende ebenfalls nicht sicher und der Umstand, dass Teile von Green Hills buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht werden, sollte einen ebenfalls nicht stören.

Sieht man Jeff Fowlers Fortsetzung mit seinen an Karikaturen erinnernden Figuren als bloße, kindgerechte Unterhaltung, die unter anderem beim vorgelagerten Finale in vielerlei Hinsicht sogar passend an ein Level aus einem Jump’n’Run-Spiel erinnert, kann man sich von der rasanten Inszenierung durchaus mitnehmen lassen. Überraschend oder emotional tiefgehend ist das zwar nie, aber das heißt nicht, dass das Publikum für die mit einer Szene während des Abspanns angedeutete Fortsetzung nicht zurückkommen würde.


Fazit:
Abseits von Dr. Robotnik haben die menschlichen Hauptfiguren bereits so wenig zu tun, dass es nicht wundert, wenn Nebencharaktere wie Robotniks Assistent Stone geradezu einsilbig daherkommen. Dabei sieht man sich einen solchen Film freilich an, um den Titel gebenden, blauen Heldenigel zu bestaunen. Der ist auch gefordert, selbst wenn seine Entwicklung doch nur einen winzigen Schritt umfasst. Vieles ist hier arg albern, dafür das Finale sehr laut und temporeich, so dass die Jüngsten wohl nicht nur durch die spürbar zu lange Laufzeit überfordert sein dürften, obwohl die Gefahr nie wirklich bedrohlich wird. Für eine ältere Zuschauerschaft bietet Sonic the Hedgehog 2 ebenso viel oder wenig wie der erste Teil. Die Kinder im Publikum sind jedoch alle auf ihren Plätzen geblieben und haben immer wieder gelacht. Das ist es, worauf Regisseur Jeff Fowler aus ist und das hat er offenbar auch erreicht. Insofern werden sich junge Zuschauerinnen und Zuschauer trotz des großen Verbesserungspotentials und unnötig überkandideltem Humor amüsieren können. Darauf kommt es letztlich auch an. Die gut gemeinte Botschaft ist da beinahe gar nicht wichtig.