Small Soldiers [1998]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. Januar 2023
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: Small Soldiers
Laufzeit: 108 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1998
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Joe Dante
Musik: Jerry Goldsmith
Besetzung: Kirsten Dunst, Gregory Smith, Kevin Dunn, Ann Magnuson, Phil Hartman, Denis Leary, Jay Mohr, David Cross, Wendy Schaal, Jacob Smith, Alexandra Wilson, Dick Miller, Robert Picardo;
Nur Stimmen: Frank Langella, Tommy Lee Jones, Ernest Borgnine, Clint Walker, Bruce Dern, Sarah Michelle Gellar, Christina Ricci


Kurzinhalt:

Nachdem der Großkonzern GloboTech Industries die Heartland Spielzeug Company übernommen hat, will GloboTech-CEO Gil Mars (Denis Leary) endlich Spielzeugfiguren sehen, die das können, was sie in der Werbung versprechen. Die beiden Designer Larry (Jay Mohr) und Irwin (David Cross) entwickeln daraufhin die „Commando Elites“ und die „Gorgonites“, die miteinander Krieg führen. Ausgestattet mit dem modernsten Mikroprozessor, wird ihre Geschichte den Figuren eingebläut und als Alan Abernathy (Gregory Smith), dessen Vater (Kevin Dunn) einen Spielzeugladen führt, Archer (Frank Langella), den Anführer der Gorgonites, auspackt, staunt er, dass die Spielzeugfigur sprechen und laufen kann. Alans Nachbarin Christy (Kirsten Dunst), für die Alan schwärmt, will für den Geburtstag ihres Bruders zwei der Figuren kaufen, doch als sie in den Laden kommen, muss Alan feststellen, dass dieser verwüstet ist und alle Figuren verschwunden. Was Alan nicht ahnt, der Commando Elite-Anführer Chip Hazard (Tommy Lee Jones), den er ebenfalls ausgepackt hatte, hat seine Truppe aktiviert und folgt seiner Programmierung – die Gorgonites finden und vernichten. Dabei schrecken die erfinderischen Spielzeuge vor nichts zurück …


Kritik:
Joe Dantes Actionkomödie Small Soldiers ist so unentschlossen wie aus der Zeit gefallen. Doch sorgt letzteres für einen nicht zu leugnenden Charme, der den Film rückblickend spürbar veredelt. Ebenso wie der Mut des Produktionsstudios, das einen augenscheinlichen Familienfilm um fortgeschrittenes Spielzeug präsentiert, das auf den ersten Blick wie die perfekte Merchandising-Möglichkeit scheint – bis die Spielzeugfiguren beginnen, miteinander und den Menschen Krieg zu führen.

Die Idee mutet ein wenig an, wie eine düstere Science Fiction-Variante von Toy Story [1995], die trotz de überzogenen Ideen durchaus gefährliche Momente bereithält. Im Zentrum steht Teenager Alan Abernathy, dessen Vater einen wenig erfolgreichen Spielzeugladen führt. Alan hingegen hat seine Grenzen regelmäßig überschritten, weshalb er bereits mehrmals die Schule wechseln musste. Als er die Verpackung einer neuen Spielzeug-Actionfigur sieht, überzeugt er den Fahrer des Lieferwagens, ihm ein Set zu überlassen, in der Hoffnung, dass Alan die Figuren verkaufen kann, ehe sein Vater von einer Dienstreise zurückkehrt. Was Alan nicht ahnt, die Figuren sind dank eines für das Militär entwickelten Computerchips lernfähig und hoch intelligent. Vor allem aber gliedern sie sich in zwei Gruppen, „Commando Elites“ und „Gorgonites“. Letztere muten wie außerirdische Monster an, sind aber an sich friedliebende Wesen, während es die Aufgabe der Commando Elites ist, die Gorgonites zu vernichten. Als Alan den Anführer der Commando Elites, Chip Hazard, aktiviert, tritt er eine Lawine los, die sich kaum mehr aufhalten lässt.

Man mag sich nun fragen, was für einen Schaden 15 cm hohe Spielzeugfiguren wohl anstellen können, doch spätestens, wenn sie für das Finale die menschlichen Charaktere einkreisen, mit Feuerwerksraketen, brennenden Tennisbällen und zu Geschossen umfunktionierten Sägeblättern angreifen, kommt durchaus ein bedrohliches Gefühl auf. Dabei ist Small Soldiers kein Horrorfilm im Stile von Chucky - Die Mörderpuppe [1988], auch wenn die Spielzeugfiguren durchaus skrupellos bei der Wahl ihrer Mittel sind. Wie es soweit kommt, dass sie überhaupt die Menschen unter Drogen setzen, angreifen und sogar Geiseln nehmen, sei hier nicht verraten. Es soll genügen zu sagen, dass die Eskalation durchaus plötzlich kommt. Dem beizuwohnen, ist für das richtige Publikum amüsant und entwickelt erstaunlicherweise den Charme eines aus den 1980er-Jahren stammenden Unterhaltungs-Sommerfilms, gepaart mit einer handwerklichen Finesse, die auch heutige Produktionen in den Schatten stellt. Selbst wenn Dante bei der Animation der Spielzeugfiguren ursprünglich deutlich mehr auf Modelle und Puppen setzen wollte, die Mischung aus realem Spielzeug und computeranimierten Figuren ist beeindruckend gelungen und trägt ebenso zur Atmosphäre bei wie Jerry Goldsmiths fantastischer Score.

Aber so einfallsreich in den Ideen und so kompetent die Actionmomente umgesetzt sind, sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Small Soldiers inhaltlich unentschlossen erscheint, was wohl dem Entstehungsprozess geschuldet ist. Ursprünglich kompromissloser und für ein älteres, jugendliches Publikum vorgesehen, sollte der Film nach Produktionsstart auch für eine bessere Vermarktung einem breiteren Publikum zugänglich angepasst werden. Das Ergebnis sind viele Momente mit Alan und Christy, für die er merklich schwärmt, oder humorvolle Situationen mit Alans bzw. Christys Familie, die nicht wirklich zu den Explosionen, Geschossen oder dem düsteren Gesamtbild des Finales passen wollen. Auch die Szenen mit den beiden Designern bei der „Heartland Spielzeug Company“, Irwin und Larry, die für das Aussehen und die tödlichen Eigenschaften der Commando Elites und der Gorgonites verantwortlich zeichnen, wirken, als wären die Figuren ursprünglich wichtiger gewesen, ehe die Jugendlichen ins Zentrum der Story gerückt wurden.

Doch nimmt man Small Soldiers als das, was der Film letztlich ist, bleibt er als durchweg gelungene Unterhaltung mit dem Flair eines späten 1980er-Jahre-Films in Erinnerung. Die Action ist trotz der Bedrohlichkeit spaßig und es kommen nie Zweifel auf, dass all dies gut ausgehen wird. Der Weg dorthin ist dank der toll animierten Spielzeugfiguren immer interessant und offenbart viel Augenzwinkern, nicht nur hinsichtlich der gezeigten Memorabilia zu Joe Dantes Gremlins-Filmen. An deren Knuffigkeitsfaktor oder Charme reicht die Geschichte hier zwar nie heran, doch das heißt nicht, dass man hier keinen Spaß haben kann. Ganz im Gegenteil.


Fazit:
Teilweise wirkt Joe Dantes Spielzeuginferno wie ein Monsterfilm aus den 1940er- oder 50er-Jahren. Die unschuldige Vorstadtidylle ist aber nur eine Randnotiz und auch aus der Kritik am schießfreudigen Militär macht die Geschichte nur wenig, immerhin sind die Gorgonites, auch wenn sie Außenseiter sind, die Unschuldigen der Story, während die Commando Elites bereitwillig Kollateralschäden in Kauf nehmen. Es ist, als wäre das Drehbuch ursprünglich deutlich satirischer angelegt gewesen, der Film am Ende aber bewusst weicher gehalten. Entsprechend groß ist der Spagat zwischen dem amüsanten Humor bei Alans Familie oder der Jugendlichen Schwärmerei, im Vergleich zu den durchaus kompromisslosen Ideen beim Sturm der Spielzeuge auf das Einfamilienhaus. Small Soldiers weiß nicht wirklich, in welche Richtung die Geschichte gehen soll und sieht man diese Unentschlossenheit, dann wäre es umso interessanter, die ursprüngliche Vision des Filmemachers zum Leben erweckt zu sehen. Als toll gemachte, unbeschwerte Popcorn-Unterhaltung eignet sich das dennoch und ist in allen Belangen besser gelungen, als viele heutige Produktionen. Vor allem dann, wenn man die vielen Anspielungen an anderes Spielzeug oder Filme einzuordnen weiß (inklusive der tollen Besetzung der Stimmen der Spielzeugfiguren).